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Brand aus, der leicht hätte gefährlich werden können. Ein Arbeiter des S. erwachte an einem eigentümlichen Geräusch, das sich bei näherer Untersuchung als das Knistern des in dem Lohschuppen ausgebrochenen Brandes herausstellte. Nachdem sämtliche Arbeiter geweckt waren, machten sie sich daran, das Feuer zu dämpfen, was ihnen nach ungefähr Istündiger Arbeit gelang. Verbrannt ist Loh, rohe Häute und ein größeres Quantum leere Säcke. Der angerichtete Schaden beträgt immerhin einige hundert Marl. Wäre das Feuer nicht noch zeitig entdeckt worden, so hätte die in unmittelbarer Nähe stehende mit Rinde angefüllte Scheuer leicht angesteckt werden können, in Welchem Falle an ein Löschen nicht zu denken gewesen wäre.
Heilbronn, 4. Dez. Nach der Volkszählung vom 1. Dezbr. beträgt die Einwohnerzahl 30229 gegen 28021 I. 1885 und 22446 in 1880. Im Laufe des Sommers waren es 32000 Einwohner, welche Ziffer jedoch infolge eingetretenen Stillstands in der Bauthätigkeit sich auf 30226 herabminderte.
Heilbronn, 5. Dez. Ledermarkt. Der diesjährige Dezember-Markt hatte zwar ziemlich starke Zufuhren aufzuweisen, doch blieben dieselben hinter denjenigen des entsprechenden Marktes im Vorjahre etwas zurück. Durch die eingetretene stärkere Verbrauchszeit entwickelte sich das Geschäft sehr lebhaft, und wir hatten schon lange keinen Markt mit so flottem Absatz, wobei auch teilweise etwas bessere Preise erzielt werden konnten. Das in großer Menge zugeführte Wildleder räumte sich rasch und beinahe vollständig, wobei bessere Sortimente höhere Preise erzielten, geringere Ware wurde zu seitherigen Preisen gehandelt. Auch Schmalleder war bei schwachem Angebot gefragt und hat ca. 5"/« aufgeschlagen. Kalbleder in gangbaren Gewichten fanden coulan- ten Absatz. Sohlleder konnte trotz kleiner Zufuhren dem allgemeinen Gange des Marktes nicht folgen, was zum Teil der gegenwärtigen Wintertrocknung zugeschrieben werden darf. Zeugleder ohne wesentliche Veränderung, ebenso Schafleder bei kaum nennenswerter Zufuhr. Der nächste Ledermarkt, welchem Tags zuvor ein Rindenmarkt vorausgeht, findet Dienstag den 17. Februar nächsten Jahres hier statt.
Heilbronn. Der Dienstknecht Joh. Christian Jauch st etter aus Widdern, welcher schon zweimal wegen Unterschlagung, zweimal wegen Diebstahls und viermal wegen Betrugs bestraft worden ist, hat seit September d. I. seine wieder erlangte Freiheit dazu benützt, aufs neue betrügend im Lande umherzuziehen. Das einemal gab er sich für einen stark beschäftigten Volksschullehrer, das andere mal für einen auf Urlaub befindlichen Dragonerunteroffizier aus; bald hatte er Kartoffeln zu verkaufen, bald hatte er eine Erbschaft zu erheben: überall machte er Schulden, log und entwich sodann ohne zu bezahlen. Zur Abwechselung brach er auch Kleiderschränke seiner Bekannten auf und stahl deren Kleider. Schließlich wurde er in Stuttgart gefaßt und hieher geliefert. Bei seiner Aburteilung vor der Strafkammer am 4. d. M. wurde auf 5 Jahre Zuchthaus, 1050 ^ und 10jährigen Ehrverlust gegen ihn erkannt.
Heidenheim, 29. Nov. Die erste Schaar Schneegänse, die über unsere Gegend zog, wurde gestern beobachtet. Es waren wohl 30 Stück, welche in Form eines Bahnschlittens von Nordost nach Süd
west flogen. Sie flogen sehr hoch, was ein Zeichen von langanhaltender strenger Kälte sein soll.
Ellwangen, 4. Dez. Bei der heute stattgehabten Wahl eines ritterschaftlichen Abgeordneten für den Jagstkreis an Stelle des verst. Frhrn. v. Stetten wurde mit 17 Stimmen Graf Rudolf Adelmann von Adelmannsfelden gewählt.
Ulm, 32. Nov. Am letzten Mittwoch war die jährliche Hauptversammlung des Fischereivereins. Nach dem vom Vorstand Maths. Käßbohrer, Schiffmeister, erstatteten Jahresbericht wurden in der Brutanstalt des Vereins bebrütet 70000 Stück Forellen eier, die teils zur Verfügung der Zentralstelle gestellt, teils an Mitglieder des Vereins um billigen Preis abgegeben wurden. AnRotfisch brut wurden 20000 Stück gewonnen, die als kleine Fisch- chen in der Donau ausgesetzt worden sind. Außerdem wurden eine große Anzahl von jungen Aalen, welche die Zentralstelle dem Verein übergab, in den oberen Altwassern der Donau ausgesetzt. An großen Aalen war für den Bereich des Vereins ein Fang zu verzeichnen von 27 Stück. Im Fischgarten ist zur Zucht von Zandern ein größerer Teich ausgegraben worden. Leider wurde die ganze Zanderbrut durch einen Blitzstrahl, der sich in den Teich entlud, getötet. Bezüglich der Rotfischzucht war nian allgemein der Ansicht, daß ein größerer Erfolg nur dann zu erhoffen sei, wenn das baper. Fischereigesetz gleichwie das württcmb. eine unbedingte Schonzeit dieses Edelfisches anordne.
— Aus Ehingen melden die Blätter: „Fabrikant Trunz von hier, welcher kürzlich das Gerücht verbreiten ließ, er habe an der Spielbank von Monaco 200000 Fr. gewonnen, ist mit der Frau eines Geschäftsfreundes aus Breslau nach Amerika durchgegangen. Er hinterläßt Frau und 3 Kinder sowie viele Schulden."
Berlin, 3. Dezbr. Eine aufregende Ueberraschung wurde, wie der „Nordd. Allg. Ztg."' berichtet wird, einem bei der Volkszählung beschäftig- Zähler, Herrn H., zu Teil, als derselbe in einem ihm zugeteilten Hause der Frankfurter Allee Listen einsammelte. Derselbe begab sich auch zu einem daselbst wohnenden Maurer. Als ihm auf wiederholtes Klopfen nicht geöffnet wurde, der Zähler aber ein lautes anhaltendes Röcheln aus dem Zimmer Hervordringen hörte, glaubte er, daß der Maurer verunglückt sei und holte den Vizewirt. Die Thür wurde gewaltsam geöffnet und man fand den Maurer, dessen Frau vor Kurzem gestorben, an einem Spiegelhaken hängend vor. Auf einem Tische fand H. die ausgb- füllte Zählkarte und auf ihr in noch feuchten L-chrift- zügen in der Rubrik des Familienvorstandes den Vermerk: „Gestorben den 1. Dezember 1890 Mittags." Soweit ist es nun nicht gekommen; der noch rechtzeitig abgeschnittene Selbstmordkandidat erholte sich alsbald wieder, er hat die That, wie er angiebt, aus Gram über den Tod seiner Frau auszuführen gesucht.
— Zur Einbringung des Jesuitengesetzes bemerkt die Nat. Ztg.: Die den Kamps gegen den Protestantismus in sich begreifenden Zwecke des Ordens, seine Kampfweise, seine Morallehren gelten vielen Millionen Deutschen als unvereinbar mit der Aufrechterhaltung des konfessionellen Friedens, während zahlreiche Zeugnisse von katholischer, auch
von hoher kirchlicher Seite darthun, daß er für die- Erfüllung der Aufgaben der katholischen Kirche nicht notwendig ist. Wie groß oder wie gering der Schaden, sein mag, den ein paar hundert Jesuiten in Deutschland zu stiften vermögen, das kann man ganz dahingestellt sein lassen; schlimmer als der mögliche that- sächliche Nachteil, wäre die moralische Wirkung der Aufhebung des Jesuitengesetzes. — Eine große Anzahl evangelischer Männer von Rheinland und Westfalen berufen eine Versammlung auf den 15. d. M. nach Barmen mit folgender Tagesordnung: Prof. Bei, sch lag von Halle: „Darf die Rückkehr des Jesuitenordens ins gegenwärtige Deutschland zugelassen werden, bezw. welche nationalen, praktischen und sittlichen Gründe verbieten diese Rückkehr?" Pfarrer Ino. Weber von M.-Gladbach: „Würveir die zurückgerufenen Jesuiten die Sozialdemokratie, überwinden?"
— Aus Genf berichtet man der N. Zürich- Z. Folgendes: Das korrektionelle Schwurgericht hatte über minderjährige Burschen Recht zu sprechen. Ein 18 Jahre altes Bürschchen aus dem Waadtland, das jüngst durch einen Bettelsack die Aufmerksamkeit der Genfer erregte, hat bereits zwei größere Diebstähle auf seinem Gewissen. Er bestahl voriges Jahr den Staat um 1200 Fr. und entging der Strafe dadurch, daß eine Tante den Schaden ersetzte. Bald darauf gelang es ihm, einem Handelshause 300 Fr. zu entwenden. 6 Monate muß er für diesen Frevel büßen. Ein 19jähriger Bursche heuchelte im Jünglingsverein Frömmigkeit und stahl im Vereinssaal Ueberzieher. Ein Monat Gefängnis. Darauf erschienen zwei hoffnungsvolle Banden, jede aus 6 Bürschchen zusammengesetzt. Die erste giebt ein sehr trauriges Bild von den Folgen mangelhafter Erziehung. Der älteste davon zählt 16 Jahre und ist angeklagt, nicht weniger als 15 Diebstähle begangen zu haben; zwei davon sind 12, einer 13, zwei davon 15 Jahre alt; zum Teil einzeln, zum Teil in Gesellschaft, zum Teil als Stehler und zum Teil als Hehler haben sie ein gemeinsames Gewerbe getrieben: sie eigneten sich an, was sie erreichen konnten: Kleider,. Metalle, Geld, Wolle, Seide, Regenschirme, feine Wein- und Likörflaschen, Tuch, Zuckerwaren. Vier davon wurden als unzurechnungsfähig erklärt; der älteste muß 6 Monate, ein 15jähriger einen Monat lang im Gefängnis bleiben. Die zweite Bande, einen ausgenommen lauter Genfer Kinder, der älteste 20, vier 16 und einer 13 Jahre alt, haben gemeinschaft-- lich an Geld 500 Fr. und außerdem eine schöne Anzahl Flaschen feiner Weine an sich gebracht. Der Häuptling wurde zu einem halben Jahre Gefängnis, verurteilt, die andern ließ man wegen Unzurechnungsfähigkeit laufen. Traurige Erscheinungen! Die Verteidiger thaten die Notwendigkeit einer kantonalen Versvrgungsanstalt für bösartige und verwahrloste. Kinder dar.
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Hand gleiten und hatte dabei scharfen Auges auf Vanderdecken Acht, bis die ganze Länge verschwunden war. Dies erledigt, schleuderte ich mehr nach vorn, wo der Schatten der Besantakelage die Luft verdunkelte.
Ich hatte mich daselbst kaum eine Minute ausgehalten, als Vanderdecken laut nach Van Vogelaar rief. Der Steuermann antwortete vom Vorderdeck.
»Lassen Sie Jemand auf der großen Raa bleiben, um eine Takel in Empfang zu nehmen, da wir sogleich beide Boote aussetzen wollen!"
Ich wandte ihm den Rücken zu, bedeckte mein Gesicht mit den Händen und sandte, hingerissen von dem überwältigendsten Entzücken, ein heißes Dankgebet empor zu dem guten Gott im Himmel für diese besondere Gnade. Das war es ja, was ich mit zweifel- und furchterfülltem Herzen erhofft und herbeigesehnt hatte. Der Befehl war nun gegeben! O, der Freude über die mir jetzt zweifellos sicher erscheinende Rettung! Und wäre ich plötzlich mit Jmogene an Bord eines nach England heimkehrenden Schiffes gebracht worden, meine Seele hätte keine höhere Wonne empfinden können.
Fünfundvierzigstes Kapitel.
Jas Zvetter Segünstigt meinen Man.
Ich will jetzt erwähnen, daß der zweite Fluchtplan, den ich im Stillen mit mir herumtrug, darauf hinauslief, mit Hilfe eines der Boote zu entkommen. Doch hatte ich diesen Elan vor Jmogene verheimlicht, ja kaum gewagt, ihn selbst in ernstliche Erwägung zu ziehen, aus Furcht, daß es mir unmöglich sein würde, mich eines Bootes zu versichern. Wohl mochte ich daraus gerechnet haben, daß Vanderdecken dem Gebrauche seiner eigenen Zeit folgen werde, der darin bestand, daß man, sobald die Anker ausgeworfen, auch die Boote flott machte; indessen war dies nur eine schwache Hoffnung. Und da ich nicht wagen durste, allzu ausschließlich dieser Hoffnung nachzuhängen, hatte ich mich darauf beschränkt, mit Jmogene nur von dem Plane zu sprechen, das Ufer schwimmend zu erreichen.
Aber jetzt, da Befehl gegeben, die Boote hinabzulassen, bestand meine nächste und alleinige Aufgabe darin, eine Gelegenheit abzupassen, wo ich eins von ihnen mit Jmogene besteigen und wir heimlich hinwegrudern konnten.
Um bei ihrer Arbeit genügend Licht zu haben, hingen die Leute an Mitteldeck und Fallreepstreppe mehrere Laternen auf. Die Segeltücher waren geborgen und die Raaen zeichneten sich in dicken, schwarzen Streifen von dem gestirnten Himmel, ab. Die Küste lag pechschwarz vor uns ausgebreitet und der Ozean hob in leisen Atemzügen seine volle Brust. Das kreischende Geräusch der Pumpe erstickte jeden anderen Laut; hätte sie geschwiegen, Gott allein weiß, welch geheimnisvolles Flüstern» welche seltsamen Töne aus Baum und Busch, welche heulenden Rufe aus weiter Ferne ich in gemischten Echos vernommen haben würde. Ueber jenen Teil der Küste, über dem in einigen Stunden der Mond aufgehen mußte, lag ein feuriger Schein; er war ungefähr eine Seemeile entfernt und deutete das Buschfeuer an, dessen Rauch ich am Nachmittage hatte aufsteigen sehen.
Die Boote wurden eins nach dem andern klar gemacht und über das Voll» werkgeländer ins Wasser hinabgelassen, während man die Enden ihrer Fangtaue oder der Leinen, an denen sie hingen, an einem Pflock an der Windvierung befestigte und so beide Fahrzeuge unter der Gilling auf und ab schaukeln ließ. Hierauf gab Vanderdecken Befehl, auch den zwecken Anker auszuwerfen.
Ich glaubte jetzt lange genug aus Deck gewesen zu sein und durch weiteres Herumlungern oder allzu große Beharrlichkeit im Beobachten Argwohn erregen zu können; so stieg ich denn in die Kajüte hinab. Sie war leer. Ich ließ ein gedämpftes Husten vernehmen, und in ein oder zwei Minuten trat Jmogene aus ihrer Kabine. Die Lampe schwankte über dem Tische und das weiße Licht, das ihrer unteren Oeffnung entströmte, fiel auf mein Gesicht.
Bei meinem Anblick rief Jmogene sofort: „Du glühst und siehst ja ganz überglücklich aus! Was ist denn, Geosfroy?" Fortsetzung folgt.