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91. Jahrgang.

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Beilage«: Plaudristitv. r

Illustr. Sonntagsblaft.

43 Mittwoch, den 21. Februar 1917

M «llkesem ital. ÄilWeillrV. ' . ^ versenkt.

Der amtliche Tagesbericht.

WTB. Großes Hauptquartier, 20. Februar. Amtlich. Drahtb.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Bei der

Armee des

Generalfeldmarfchalls Herzog Albrecht von Württemberg

scheiterte vormittags ein nach Feuervorbereitung einsetzender Vorstoß der Engländer westlich von Messines. 1 Offizier und 6 Mann blieben in unserer Hand.

Heeresgruppe des

Generalfeldmarfchalls Kronprinz Rupp recht von Bayern:

An der Artoisfront wurden einige englische Erkundungsvorstöße abgewiesen. Auf dem Nord­ufer der Ancre überrumpelte eine Streifabtei­lung einen englischen Posten und brachte 7 Ge­fangene zurück.

Nach kurzer Feuerwirkung nahmen unsere Stoßtrupps einen Stützpunkt südlich von Le Lransloy im Sturm und führten die Besatzung von 30 Mann gefangen ab.

Heeresgruppe des Deutschen Kronprinzen:

In der Champagne und in den Vogesen ver­liefen kleine Unternehmungen für die Franzosen ergebnislos. An der Nordwestfront von Verdun gelang uns ein Handstreich gegen eine feindliche Postierung, die bei Hellem Tage aufgehoben wurde.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Front des Generalfeldmarfchalls Prinz Leopold von Bayern:

In einzelnen Abschnitten war die russische Artillerie tätiger als m den Vortagen, besonders

südlich des Driswjaty-Sees und auf dem Ostufer der Narajowka.

Front des Generaloberst Erzherzog Joseph:

In den Karpathen bei Schneetreiben für uns erfolgreiche Streifen. Ein russisches Blockhaus südlich von Smotrek wurde nach Gefangennahme der Verteidiger gesprengt.

Nördlich des Slanie-Tales schoben wir un­sere Kampfstellung nach Vertreibung feindlicher Posten und Abwehr von Gegenangriffen auf einen Höhenkamm vor.

Heeresgruppe des Generalfeldmarfchalls o. Mackensen:

Bei Radulesti am Sereth drangen Sturm­trupps in die russische Stellung und kehrten nach Zerstörung von Unterständen mit 11 Gefangenen und mehreren Maschinengewehren zurück. >

Mazedonische Front:

Zwischen Wardar und Doiransee lag bis zum Abend heftiges Feuer auf unseren Stellungen. Ein Angriff ist nicht erfolgt.

Der Erste Generalquartiermeister:

Ludendorff.

Helsferich über unsere Versorgung.

In der 45. Plenarversammlung des deutschen Land- wirlschafrsrats tm Herrenhaus hielt Staatssekretär im Reich,, amt des Innern Dr. Helsferich eine Rede, der mir folgen, des entnehmen:

Ihre diesjährige Tagung fällt in der Tat in einen Zeitabschnitt so schicksalsschwer und weltentscheidend, wie er in der ganzen Menschheitsgeschichte kaum jemals einem G schlecht beschieden war. Das »n-ieh u s Ri me" ffich-'t

sich in nie geahnter Anspannung aller körperlichen, geistigen und Mischen Kräfte zu dem

Kadkampf,

der Völker hebt und niederwtift und den kommenden Jahr- Hunderten die Bahn vorschretdt. In di.sem Kamps auf Leven und Tod ist der Landwirtschaft eine Aufgabe von entscheidender Bedeutung zugewi. s-n. Der Huncek teg, von England, dem Hüter der Zivilisation und Menschlich» keit, gegen uns heraufbeschworen, hat dem deutschen Volk von Anbeginn klar vor Augen geführt, daß es mit seiner Landwirschast steht und fällt. Der Brite, als er den Hun- per gegen uns avsrief, glaubte sich hoch erhaben über jeder Nahrungsforge. Er hat umgelernt. Bor wenigen Wochen hat der britische Landwirlschaftsminister das Wort ausge- sprachen: .Der Krieg wird auf dem britischen Acker ent- sch eben." Dieses Wort wollen wir f stholten. Es zeichnet den Wandel der Dinge. Bor Jahresfrist noch durste Eng. land wählen, es könne dis Arckrr der ganzen Welt mit ihren unbegrenzten Möglichst iten gegen den dmisch n Acker aufbieten. Heute sieht sich England vor einer neuen in seiner ganzen Geschichte unerhörten Lage. Der Übersee sche Boden schwindet unter seinen Füßen. Dis weiten Gest de aus denen der Brite wie aus dem unermeßlichen Meer glaubte schöpfen zu können, die Bereinigten Staaten und Kamda. Argentinien, Indien und Australien sie find in dies m Jahr mit einer schweren Mißsmte geschlagen. Wo im Borj hr 56 M Honen Tonnen Welzen geerntet wurden. Kamm jetz nur 36 Millionen herein. Bor Jahr und Tag war der Lmfuhrbedars unserer Feinde durch den Ueberschuß dsr Erzeugungbländer weit überdeckt; heute stehen England, Frankreich und Italien bei ungewöhnlich Knappen Eigenbeständen vor eimm unentrinnbaren Fehl« brürrg. 3m vorig n Erntejahr konnte England mehr als 9 Zehnteile seines Einfuhrbrdarfs aus den nächstaeteg-'nen üb rsseischen Ueberschußgebieten beziehen, aus den Bere nig- ten Staaten und Kanada; jetzt liegt ein großer Teil des für die Beisch ffvng verfügbaren Getreides bei unseren An- tipoden in Australien und braucht für den Transport zu unseren Feinden die dreifache Zeit, das heißt den dreifachen Frochtraum wie der Traneport von Nordamerika. Und di se Knappen Zufuh Möglichkeiten, sie werden eine weitere Einschränkung, sie werden eine entscheidende Hemmung er. (obren b»-ch Njp Snerr« di- U"k-r- fist

Oie graue Krau

Roman von A. Hottner-Grefe.

631 (Nachdruck verboten.1

Kurt Gerhard sprang empor und war mit einem Satz beim Fenster. Ein Gang? Ein heimliches Versteck dicht neben dem Kontor seines Vaters? Was hatte die Groß- mutter gesagt:Eine Tür eine sehr alte Tür" Ja, um Himmels willen, da war sie ja! Deutlich stand der dunkle Punkt dort, in der linken Ecke des Korridors. Und wenn dies so war, wenn das alte Haus zwei Eingänge besah, einen allgemein bekannten und einen verborgenen, konnte nicht irgend jemand durch einen Zufall, durch irgendein Nichts auf das Geheimnis gekommen sein? Konnte man sich nicht leicht hier verb rgen, von hier un­gesehen in das Kontor eindringen. War das nun eine Aufklärung, oder war es nur eine neue Enttäuschung?

Das gelbliche Papier zitterte in der Hand des Mannes, der noch immer auf die eine Stelle blickte. Wenn dieser Gang überhaupt bestand wo endete er? Die ungeübte Hand des Urgroßvaters hatte jedenfalls seinem Plan nicht folgen können. Er schien nur eine Andeutung gegeben zu haben und alles andere blieb dem Erbauer überlassen. Und wer weiß, ob dieser überhaupt den Gedanken des Bestellers hatte ausführen können?

^ Also ein neues Rätsel zu den alten.

> Kurt Gerhard griff noch mal hinein in bas ver­borgene Fach. Es schimmerte etwas aus dem Dunkel heraus . . .

Einen Augenblick später hielt er einen sehr kleinen, eigentümlich geformten Schlüssel in der Hand. Die Handhabe war von Bronze. Aber statt des Bartes war uur ein messingenes Röhrchen, dessen Öffnung sicher irgendwo hineinpaßte. Und dann genügte wahrscheinlich em einfacher Druck oder ein Schieben . . .

Mit bebenden Fingern drehte Kurt den sonderbaren Schlüssel hin und her. Erst jetzt bemerkte er ein winziges «lsenbeinplättchen, das daran befestigt war:

Erster Schlüssel" stand dort mit einer Schrift, die so

klein und undeutlich war, kmß es schwer hielt, sie zu entziffern. Und darunter eingeklammert:Geheime Tür."

Geheime Tür." Sie existierte also, sie war irgendwo. Aber wo? UndNr. 1". Es hatte also mehrere, mindestens zwei solcher Schlüssel gegeben. Wer besaß die übrigen? Wer. außer ihm, wußte noch um das Geheimnis des alten Hauses?

Mit einer raschen Bewegung trat Kurt vom Schreib­tisch zurück. Den Plan und den Schlüssel steckte er zu sich. Es litt ihn nicht mehr in der Stille und Ruhe hier draußen. Er mußte nachforschen, mußte seiner Sache sicher werden. Sein Kopf brannte, dre Gedanken flogen in wirrem Durcheinander durch sein Gehirn. Rasch schloß er das Fenster. Dann warf er noch einen letzten Blick auf den wieder verschlossenen Schreibtisch. Im nächsten Augenblick fiel die Tür schwer hinter ihm ins Schloß. Einige Minuten später stand er draußen vor der Planke und ging mit mächtigen Schritten den Berg hinab. Alle seine Gedanken drängten ihn vorwärts, heim.

Und hinter ihm versank das einsame Haus wieder in sein altes Schweigen. Nur die hohen Bäume rauschten, die Strahlen der Abendsonne tanzten auf den moosigen Wegen und der Wind spielte mit den Nebelschleiern, die wie weiße, gespenstige Wimpel herniederwehten. Durch die düsteren Baumgänge glitten breite dunkle Schatten, wie Güster einer längstvergangenen Zeit, die tot war, aber doch noch dann und wann lebendig wurde und mit tastenden Händen hineingriff in das Heute.

Aber es waren doch nur Schatten, die bald wieder zerrannen ins Wesenlose.

15. Kapitel. Auf der Fährte.

Es war an einem schwülen Aprilabend. Am Himmel ballte sich dunkles Gewölk, ein scharfer Wind fuhr dann und wann durch die Straßen und wirbelte den feinen, häßlichen Staub empor, welcher sich wie ein dichter Schleier über alle die Erker, Türmchen und Gesimse der Gebäude legte. Die Dämmerung kroch schon auS allen

Ecken und Winkeln hervor und einzelne schwere Tropfen schlugen hier und da hart an die Feusterscheiben.

In dem alten Gerhard-Hause war es sehr still, fast unheimlich. Da ein Feiertag war, schlief das Geschäft die Läden waren gesperrt, die Kontors vereinsamt. Frau Angela hatte zu Kurts höchstem Erstaunen den Wunsch geäußert, einige Tage in dem alten Hause in Nußdorf zu verleben, ein Wunsch, der noch unbegreiflicher wurde, wenn man ihre stets zur Schau getragene Abneigung gegen diesen Gerhardischen Familienbesitz in Betracht zog. Aber Kurt wunderte sich kaum mehr über irgend etwas. Er sah seine Mutter, sie, die so stolz und verwöhnt ge­wesen, wie sie sich umwandelte in eme fast demütige,' äußerst ruhige, stille Frau, die an nichts mehr im Lebens Freude und Befriedigung zu finden schien, als an ihren, Kindern. Er sah aber auch den Ausdruck eines tiefen l Schmerzes in ihren Zügen, er sah die Müdigkeit ihress ganzen Wesens und er suchte begierig nach Gründen fürs diese Veränderungen, obne sie zu finden. Immer mehr, und mehr ward ihm diese abgöttisch geliebte Mutter zu' einem Rätsel. In den letztnergangenen Wochen hatte er allerdings über seinen Grübeleien auch diese Beobachtungen vergessen. Es freute ihn fast, daß Frau Angela mit der Köchin und Minna, dem Stubenmädchen, für einige Tage ganz aus seinem Gesichtskreise entschwand. Desto bester konnte er all seinen heimlichen Gedanken nachspüren. Auch Heinrich hatte den Tag benutzt zu einem Ausfluge und wollte erst morgen früh heimkehren. So hatte Kurt mit dem alten Dittrichdas Haus gehütet". Und nun hatte er auch diesen Getreuen entfernt, indem er ihn zu einer Besorgung, welche wohl mehrere Stunden in Anspruch nehmen mußte, aussandte. Er wollte allein sein. Allein mit sich selbst und seinen fieberhaft arbeitende» Ge­danken.

(Fortsetzung folgt.)