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Illustr. Sonntagsblatt.

«4L' 42 Dienstag, den 20. Februar 1917

Dev SMtLiche Tagesbericht.

WTB. Großes Hauptquartier, 19. Februar. Amtlich. Drahtb.

Westlicher Kriegsschauplatz.

An den meisten Stellen der Front herrschte starker Nebel, der die Tätigkeit von Artillerie und Fliegern einschränkte und nur ErkundungZ- vorstöße zuließ. An der Wachsamkeit unserer Grabenbesaßung scheiterten zahlreiche Unternehmun­gen des Feindes. Unseren Erkundern gelang es, mehrere Gefangene einzubringen.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Nichts Wesentliches.

Mazedonische Front:

Vorpostengeplänkel und vereinzeltes Artillerie­feuer.

2 feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen.

Der Erste Generalquartiermeister:

Ludendorff.

Die Kriegsereigniffe der letzten Woche.

(Abgeschlossen am IS. Febr. 1 17.)

An der Westfront ist es erheblich lebhafter ge- worden. In verschiedenen Abschnitten kam es zu heftigen Arttlleriekämpsen. Die Palroulllemätigketr nahn auch auf der französischen Front zu. Besonders rege waren die Engländer in den Abschnitten westlich Lille, am La-Bafföe- Kanal und vor allem in der Gegend beiderseits der Anc s und blich der Somme. Hier schwoll das Artillertsfeuer zeitweise zu Trommelfeuer an. u d es erfolgten stärkere Angriffe der Engländer, die sich einmal g gen die beherr­schenden Höhen nördlich des St.-Pi rre Bosst-Waldes. be sonders ober gegen die Höhen südöstlich Serre und geg-n unsere vorgrschobe reu Stellungen im Anccs-Grund richteten. Der Ort Gmndcomt. der nunmehr iibrr stu halbes Jahr um- -n, M'b schw^stem A'üilleriefeuer a-n-e - ttai

Me« iei

und der wegen seiner vorsp:lugenden Lage rief im Ancre- Tai aus die Dauer nur unter großen Verlusten zu behaup- ten war, ohne für die Stellung ein- Bedeutung zu besitzen, wurde von uns geräumt. Die Räummg geschah so ge­schickt, daß die gegenüberliegenden Engländer sie erst drei Tage später bemerkten. Sie b-schien die Trümmerstätte des ehemalig n Ortes G an'comt, wo sie sofort von unse- rer Artillerie unter Feuer genommen wurd n. Nördlich der Arcrg gelang es ihn n, ein kleines Stück unserer vor­dersten Linie an der Straße BeaLcomtPousieux zu neh­men. Im übrigen scheiterten ihre mehrfach wiederholten Tag« und Nachtangriffe unter schweren Be lüsten.

Im Osten, wo die strenge Kälte nur langsam weicht, blieb dis kriegerische Tätigkeit hinter der des Westens zu- rück. Immerhin macht sich auch hier eine lebhafte An- grisf-freudigkeii bei unseren Truppen gellend. So be! Po- stawy nördlich des Nawcz Sees und südöstlich Iloczow, wo russische Iagdkomrnandos adgewiesen wurden, und nord- westlich Stanislau, am D y'wszryser. am unteren Stochod sowie Dnestrsiimpsen südnustlich Lemberg, wo unsere T uv- psn, zum Teil in SchnesMänteln. erfolgreich in die russischen Stellungen eindrangen.

Tin bemerkenswerter Erfolg wurde den T'vppen des S-'zh'rzog Josephs zuteil, die an der von den Rasten viel angegriffenen Baleputnastraße dem Feind mehrere stark ausgsdaute Stützpu kte entrissen, 1200 G fangsns mach en und sich gegen heftige Gegenstöße reh upikten.

Auf dem italienischen Kriegsschauplatz haben unsere Berdüideien mehrere erfolgreiche B >:s1SßL ausgeführt. Besonders brmerkenswert waren ihre Angriffe östl ch und südöstlich z. die den It< l enern schwere blu­tige Verluste sowie 15 Offiziere und 650 Mann an Ge­fangenen kosteten.

In Mazedonien stießen wieder deutsche und!'§- lirnische Truppen aufeinander. Nachdem früher schon die Italiener bet Monastir dis Festigk it unserer Verteidigung kennen gelernt hatten, mußten sie jetzt dis Unwiderstehlich­keit uuseres Angriffs erfahren. Im C rnobogen, wo die Italiener dis Serben abg löst hoben, entr-stm ihnen die stürmenden deutschen Truppen die vielumslkistenen Stellun­gen au der Höhe 1050 östl ch Pa alovo und behaupten« sie gegen die mit starker Artillerievorbereitung erfolgten Ge- ae störrs.

Mg VN Bckvg.

In Mesopotamien entwickelten sich die Kämpfe mit immer größerer Heftigkeit. Die Engländer, die ihe aus den Besitz von Bagdad zielenden Operationen mit großen Mitteln vorbereitet haben, stehcn im Kamps gegen die Ti- grtssront, dis sich westlich und östlich von Kitt-el-Bmara längs des Flustes hmzleht. Die Kämpfe, die hier vor -twa 14 Togen erneut einschten, sind noch nicht zum Ab­schluß gelangt.

Der Wortlaut der spanischen Antwortnote.

Berlin, 17 F> br. WTB. Die Antwortnote, die die spa­nische Regierung dem kaiserlichen Boistaster in Mad.id am 6. Fern, überr-lcht hat und de.en richtigg,stcllter T-xr seitens der span. Barschaft in Berlin nunmehr der Kais. Regierung zuge­stellt worden tfi, lautet in der Ueberschung wie folgt:

Die Kal. Regierung har dis Note eir-gch nd gep'llst» dis Ew. Durchlaucht mir am 31. Jan. üb rie cht haben und in der der bestimmte Einschluß der demschen Regie­rung angekündigt wird, vom folgenden Tag? ob jeden Schifssoerk-Hr um Großb starten, Frankreich. Italien und im östlichen Mitielmser ohne weiteres und mit allen Mit­ten zu untrlb echen. Ich muß sagen, daß kh' Inhalt die Kgl. Regierung s hr schmerzlich beruh t hat. Die korrekte neutrale Haltung, die Spanien von Anfang an eingenom­men und dis sie mit unerschütterlicher Fesrigkuit und L»y- alität aufrecht zu erhalten grwuß: hat, gibt ihr das R cht zu oe langen, daß das Leben se ner den Handel zur See treibenden Untenanen nicht in so ernste G stchr ged acht wird. Sic gibt ihm such das Recht zu verlangen, daß der Handcl aus dem genannte G btete weder gestört noch ge­schmälert w rd. auf d m sich die Kais. Regierung genötigt si ht. gemäß ihrer Ani-likdigvr g vrd zur Erreichung ihres Zweckes alle Waffen anzuwenden und alle Bekchrä kungen außer acht zn lassen, d e sich bicher m der Anwendung ihre- Seekriegsmittel aufeilegt hat. Schon bevor die Kats. Regierung dstse Beschränkung aufgcgeben hatte Hai dis Kgl. Regierung protestiert, da sie diese Blsch-Lnkimaen nicht für amreichend erachtete, um dte Elsüllmg h-cr Bestimmungen des internationalen Seekrtegsrechts außer acht zu lassen. Da aber die von Deutschland argelrLndt-tte Kriegführung auf ein unerwartetes und ohne Vorgänge dastehendes Maß gebracht wird, so muß die spanische Re» rn r N 'Stick* dt- Bfl nsck i?'k"rdiffe

Oie graue Krau

Roman von A. Hottner-Grefe.

52) (Nachdruck verboten.)

Vor ihm lag ein kleiner Raum, sichtlich das Arbeits­oder Studierzimmer eines fleißigen Mannes aus alter Zeit. Aber während sonst über der ganzen Wohnung der Hauch der Verlassenheit lag, schien es hier, als wäre der Besitzer des Zimmers erst vor kurzem aufgestanden und hätte sich nur entfernt, um bald wieder zu kommen. Kurt erinnerte sich jetzt auch, einst gehört zu haben, daß Frau Magdalene den Wohnraum ihres verstorbenen Gatten durch den alten Pförtner stets in gleicher Ordnung er­halten lasse, daß nichts gerückt, nichts weggeworfen wurde seit mehr als vierzig Jahren. Kein Zweifel, dies war der Arbeitsraum deshochseligen Herrn Großvaters", wie Dittrich immer respektvoll sagte. Dort, hart an das Fenster gerückt, von dem man weit hinaussab über den glänzenden Strom in die fruchtbare Ebene, stand ja auch der Schreibtisch, ein herrliches, uraltes Stück aus schwarzem Holz mit einer künstlichen Einlegearbeit von Perlmutter verziert. Kurt griff hastig in die Tasche. Ja, da staken d>e Schlüssel, welche ihm dis Großmutter gegeben. Mit emem hörbaren Aufatmen lieb er sich in den Lehnstuhl meder. Sein Blick flog über die Platte. Auch hier i; ' ur schönster, fast pedantischer Ordnung: Schreibgerät, iieme Miniaturen von den Familienangehörigen, sogar ein «traußchen gepreßter Blumen, die schon halb zerfielen, lag dort, zwischen den Blättern eines Buches. Und über "uem jener seine Duft des Längstoergessenen.

Kurt Gerhard fand plötzlich die Luft in dem kleinen Zimmer schwül und riß eines der Fenster auf! Oder war es das Eigenartige, das ihn umgab? Seine Pulse nogen, wie ein Zittern rann es durch seinen Körper. Eine <ahnung kam über ihn, daß er vielleicht vor einem ent­scheidenden Wendepunkt stehen könne und zugleich beschlich ihn eine seltsame Angst. Jetzt erst empfand er es deutlich, wie sehr er mit dem Gedanken gespielt hatte, daß den verworrenen Reden der Greisin ein Teil Wahrheit zu­

grunde liege. Und wenn auch diese Hoffnung ihn trog? Was dann? Was dann?

Mit einer entschlossenen Gebärde wandte er sich ab. und eine Minute später saß er schon vor dem Schreibtisch seines Großvaters, sorgfältig die vielen kleinen, fein­gearbeiteten Schlüssel prüfend.

Der alte Schreibtisch war ein Meisterstück auS dem Anfang des vorigen Jahrhunderts. Man hatte damals, in den unruhigen Zeiten, gern mit kleinen Geheimnissen gespielt. Je mehr Fächer, Laden und Lädchen ein der­artiges Möbel hatte, je mehr geheime Lurchen, Schub- und Drückvorrichtungen, desto besser wurde die Arbeit be­zahlt. Die Schreibplatte ließ sich leicht zurückschieben unter den kastenartigen Aufbau. Die Sonnenstrab en spiegelten sich fröhlich in dem glänzend polierten, schwarzen Holz und dem eigentümlichen Geschnörkel, das durch un­zählige, eingelegte Perlmutter-Plättchen gebildet wurde. Als Kurt den kleinen Schlüssel in das Schlüsselloch steckte, drehte er sich nur mühsam. Hier hatte seit langen Jahren niemand nachgeforscht. Mit einem leisen, knarrenden Ton sprang das Türch n auf. Innen erblickte man zwei Ab­teilungen, und in jeder gab es Laden, Fächer» heimliche Verstecke. Kurt Gerhard mühte sich, um dem Schrank auf all seine Heimlichkeiten zu kommen, das prächtige Erbstück interessierte ihn sehr. Von jeher batte er eine große Vorliebe für derartige Kleinkunst. Er schob und drückte und versuchte, überall einzudringen.

Jedes Fach enthielt kleine Schätze eines längst ab­geschlossenen Menschendaseins. Silhouetten von Personen, die einst gelebt und von denen seit Jahrzehnten keine Spur mehr vorhanden war, alte Briefe, fein sorgsam ge­ordnet, Urkunden, Schenkungen, Familienpapiere aller Art. Da war vieles, was Kurt sehr nahe anging, aber nichts, das Bezug hatte auf die letzten Worte seiner Großmutter. Mit einem Seufzer der Enttäuschung hielt er endlich im Durchblättern inne. Hier war nichts. Die Sterbende hatte wohl nur im Fieber gesprochen.

Also wieder eine Hoffnung, die ihn betrogen! Mit einem zornigen Ruck wollte er das letzte der Türchen zu- wersen, als sein Ärmel au einer kleinen, beinahe unsicht­

baren Erhöhung hängen blieb. Erstaunt fuhr er prüfend mit den Fingern über das blanke Holz. Richtig! Da fand sich eine Art Knopf, den er früher gar nicht beachtet hatte. Ungeduldig drückte er fest darauf. Ein schnarrender Ton flog durch das Zimmer, das Holzwändchen begann sich zu rühren, schob sich auseinander.

Mit hastiger Hand griff Kurt Gerhard hinein. Zwischen seinen Fingern raschelte starkes, vergilbtes Papier. Hastig flogen seine Augen über die altmodischen, steifen Schriftzüge auf dem Umschlag.

Bauplatz zu unserm Hause in Wien. Gezeichnet von Sebaldus Gerhard. Im Jahre des Herrn 17 . ." las der Urenkel halblaut. Dann schlug er den großen Pergamentbogen auseinander. j

Mit einem einzigen Blick überzeugte er sich, daß sein Ahnherr mit höchst ungeübter Hand einen Plan zn dem alten Warenhaus, Kurts Daheim, entworfen hatte.! Künstler war der Urgroßvater sicher nicht gewesen. Aber eine Randbemerkung besagte auch, daßdies nur zu Nutz und Frommen des hochgeehrten Baumeister ausgeschrieben ward". Und weiter unten hieß es:Es ist mein Wunsch, daß alles fein säuberlich nach obiger Anleitung ausgeführt wird. Wenn selbes aber unmöglich, so will ich mich be­scheiden einer besseren Weisheit unterwerfen."

Der Baumeister aber hatte sich sehr genau an die,' freilich nur halbfertige Zeichnung gehalten, das merkte Kurt augenblicklich. Da war die große Vorhalle, hier die Bureaus, dort der schmale Gang, der zu dem Privatkontor führte und hier

Kurt seufzte einen Augenblick. Was war hier, un­deutlich, aber immerhin erkennbar, eingezeichnet? Ein kleiner, dunkler Punkt an der linken Seite des engen Ganges. Und dahinter eine schon fast verlöschte Linie, die aber nicht bis an ihr Ende gezeichnet war.

Mit verblaßter, feiner Schrift stand etwas daneben.

Geheimer Gang. Soll, wenn möglich, eingefügt werden, da solche Zuflucht vonnöten in unserer Zeit..

(Fortsetzung folgte