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91. Jahrgang.

Postscheckkonto S113 Stuttgart.

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Mittwoch, des 7. Februar

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Jllustr. Ssnntagsblatt.

1917

m die Mirckl! e

Amtliches.

Agk. Gber-amt Magokd.

Mejenigsn Gemeinden des Bezirke» deren Tchrrlge- haNsstasSsbeiträge am 3i. März d. 3. abiausen, wer­den veranlaß», m DäiLe unter Benützung der vorg« schriebe- ue:; Notizentabells um Neuregelung der Stacttsbetträge Nachzusuchen.

Den 5. Februar 1917. Kommerell.

Betreff: Freiwillige Meldungen für de«

Vater!8adischen Hilfsdienst.

Besonderer Veranlassung Zufolge wird darauf h nge- wiesen, daß in Octm, in denen Truppm oder Milstärdienst- behördm nicht liegen, die Meldungen der der Ortsbehörde zu erfolgen haben. Diese hat die Meldungen an das zu­ständige Bezirnskommando weiterzulsitsn.

Näheres im Aufruf des stsllo. GmsrcrlkomrnMdo vom 16. Dezember 19!6. «Gesellschafter" Nr. 299.

Den 5. Februar 1917. Kommerell.

Wir entnehmen d. mBerliner Lokal-Anzeiger" fol­genden iateressanten Aufsatz:

Ar U-VM-GkspeH ill Englmd.

Bon Carl Hans Stielow.*)

.Liitaumg. rulos tlle vLves"Britannien be­herrscht die Wogeu" daß der K ieg diesem stolzen, jedem Briten in Fleisch und Blut üb-srgegargmen Hymnus rin Ende bereiten würde, wer hätte das dort drüben bei der Kriegserklärung gedacht! Ich erinnere mich, wie bei Aus­bruch des Russisch-Japanischen Krieges in einer Cioema- Vorstellung im großen Alhambra-Theater im Le? cester-Square in London, bei welcher viele interessante Bilder gezeigt wurden, die aus den kommenden Kamps Bezug hotten, zum Sch'utz ein japanisches Schlachtschiff erschien, dessen

*) Karl Hans Stielow, der langjährige journalistische Lon­doner Vertreter desB. L.-A." ist in diesen Tagen ans englischer Ziviloekanaeiischast in seine deutsch? Heimat entli sftn worden.

Geschütze donnerten und gewaltige Rauchwolken über die Wogen smdien. Als es verschwand, sah man seine sieg­reichen Wimpel im Winds flattern, was ungeheure Begei­sterung dem englischen Publikum erregte. Das war damals eine gute Vorahnung der Wirklichkeit diesmal aber, wo es sich um das eigene Schicksal handelte, hat solche Voraussicht gefehlt. Bor meinem geistigen Auge sehe ich folgendes Bild in einem Londoner Cinema-Theater, als England eben den verhängnisvvllm Schritt Vorhalte, sich in diesen Weltkrieg zu stützen. Zuerst dis stolze Armada Großbritanniens, dis gewaltigste Flotte, welche die Welt je gesehen, in ihrer imposanten Ausstellung bei Spithead, das unvergeßliche Panorama der dorr adgenommrncn gro- ßkn Floitenreouen. Plötzlich verschwindet dis Flotte, und man sieht nichts als den weilen endlosen Ozean. Man wundert sich und das Auge sucht nach etwas außerordent­lichem da plötzlich taucht ein Ärmer schwarzer Pur k! auf, der sich vergrößert, b-s der Turm eines deutschen U- Boots sichtbar wird. Schnell hebt sich der Rumpf hervor

wie fthsun es sich ausnimmt, dieses schwarze Fleckchen aus der Wasserrvüfts, wie es herumspäht dann sinkt es wieder nach wenigen Augenblicken ist es verschwunden

wieder nichts als die endlose Meeres fläche! Und dann zum Schluß: Der gebrochene Mast eines englischen Kauf­fahrers und darüber, lustig im Winds flatternd, der deutsche Wimpel!

Wer der, Mut gehabt hätte, so etwas zu zeigen, wäre Wahrscheinlich unter den Trümmern seines Tqeaiers begra­ben worden «der ich -weifte auch, daß ein einziger Mensch in London sdcr in. ganz England die ge­ringste Voraussicht der Gefahr Lisatz, welche dem Prestige der englischen Seehenfchafi und der materiellen Besorgung des Inst l eichs mit Lebensmitteln durch dis deuischen U° Boote drohte. Ich s lbst habe auch von den bestinformier­ten Personen niemals eins Andeutung davon gehört. Alls hoben den höchst«» Respekt vor der deutschen Flotte. Mein leider vechoibkner Freund und Gönner, der geniale früher Unierstaattsekrettir des Beußern und Verfasser von Greater Brilain". Sir Charles Dicke, sagte mir einmal im Lauft: der Unterhaltung, die devischs Flotte sei zwar kleiner als di: ergsische, oder an sich sei sie die beste der Welt. Düke galt bekanntlich als anerkannte Autorität in Heeres- w d Mattv-ffochen DieKibe Ansicht mar auch sonst

in allen Kreisen, mi! denen ich Fühlung hatte, politischen wie journalistischen, gang und gebe. Die Leute wußttn, wie ungeheuer man in Deutschland baren gearbeitet hatte, etwas Gioßes auf dem Wasser zu schaffen, und wie ins­besondere Kaiser Wilhelm mit genialer schöpferische: Tätig­keit auf den Ausbau einer Muste: flotte hrnwirkte, die dem deutschen Heer an U-üLertreffiichkeit gle chkommen sollte. Ja dieser Beziehung gab man sich iu England keinen Täu­schungen hin: es hei r'ctfte jedoch ein Gefühl o llkommener Sich­erheit in dem B.wuß sein, eine an numerischer Stärke ganz be­deutend überlegene Wehimocht zur See zu besitzen, die ver­bünde.: war mit dem noch unerschütterten Vertäuen avf die Tüchtigkeit und unübertreffliche Meisterschaft der cnali chen Führung zur See. Fachleute halten zwar hin und w eder aus die Möglichkei hingcWüsen, daß das U-Voot eine Modifaktton des S-ekriegs herbeisühren könne, und erst der wirkliche Krieg den Prüfstein dafür abgeben müsse, ob der große Echlachtsch fs-Typ bestehen bleiben w-ide. Man hatte jedoch fast nur an die Kämpfe von Kriegsschiffen unter sich gedacht die Möglichkeit einer Blockade Eng­lands durch U-Boote war gar nicht er. sttich in Erwägung gezogen worden. Diese Idee wurde einfach als abenteuer­lich verlacht niemand machte sich Kcp schmerzen darü­ber. So ging das Volk mi! zuversichtlichen Hurras in den Krieg fühlte man sich doch sicher, dch England eine uneinnehmbare Festung sei, daß es die Schrecke-! de» Krieges im eigenen Lande nicht verspüren werde, daß die uneingeschränkte übeis eifchc Zufuhr und der WrlchanLel Englands unantastbar wären und niemand sein Leben im Kriege zu riskieren brauchte, der es nicht wollte.

Me sind alle diese verhängnisvollen Illusionen, die den Weltkrieg verschuldet, Millionen von Menschen das Leben gekostet haben und Europa zu verarmen drohen wie sind sie alle buchstäblich zu Wasser geworden, durch einen kleinen, unscheinbaren, schwarzen Fleck unter der endlosen MeerrsflSche das deutsche U Boot! In ihm hat das deutsche Schwert und d-r deutsche Dreizack, geführt von deurschem Geist und deu.schem Heldenmut, die überra­schende Zauberwaffe gefunden, welche dem anmaßenden Traum einer englischen Welt- und Meerbeh?r,schune> ein Ende bereitete. Und ungeheuer war der Umschwung der Stimmung in England bereits jetzt, als ich cs verließ, r och ebe der verschärfte U-Boot-Krlea e klärt worden war. Dos

Die graue Krau

Roman von A. Hottner-Grefe.

«1

(Nachdruck verboten.)

Es war in diesem Raume ziemlich lichtlos und manche der Kasten, besonders jene an den Seitenwänden, standen völlig im Dunkel. Kurt tastete nach dem Schlüsselloch und sperrte einen der ungeheuren Schränke auf. Dann fuhr er mit vorsichtig tastender Hand über die drinnen hängenden Kleidungsstücke. Großmamas Pelzmantel mußte man ja sofort herausfinden! Hier sollte er sein! Oder war es doch nicht der richtige Schrank? Der Schlüssel sperrte wohl nur zufällig auch dieses Schloß. Hier gab es ja, wie es schien, nichts als Gesellschaftskleider, Helle Seide glänzte ihm entgegen, feines Spitzengeriesel glitt über seine suchenden Hände. Und jetzt streifte sein Arm ganz im finstersten Winkel an etwas Dürres, Raschelndes. Ein Blatt fiel herab, trocken, zerknüllt, aber trotzdem er­kenntlich. Es war noch immer lederartig und die Form i verriet augenblicklich ein Azaleenblatt. Und nun hatte er , wohl den Haken, an welchem eines der Kleider hing, zu < hart gestreift, mit schwerem Rauschen sank es herab.

Hastig bückte sich Kurt und hob das Kleid auf. Der Zwischenfall, der an sich so bedeutungslos erschien, ärgerte j ihn, denn er wußte sich nicht recht zu helfen mit den f knisternden Stoffmassen, und Dittrich herbeirufen oder das ; Dienstmädchen holen, wollte er nicht. Rasch hob er das ° Kleid empor und mühte sich, es wieder an seinen Platz zu bringen, als sein Blick auf den Saum und den Jnnenrand der langen Schleppe fiel. Wie sonderbar! Ein breiter Streiken grauen Staubes bedeckte hier die gelbliche Seide. In dem Gefältel der garnierenden Spitze hatte sich sogar ein großes Spinnennetz verfangen. Einen Moment stutzte Kurt. Das war doch sehr auffallend! Wie kam ein so schönes, neues Gewand zu solchem Saume? Natürlich gehörte es leiner Mama. Aber weshalb ging sie in Abend­toilette an einen so schmutzigen Ort?

Wann hatte Mama doch das Kleid zuletzt getragen? Daß es ihr Eigentum war, schien ihm unzweifelhaft, sie

war ja die einzige jüngere Frau hier im Hause. Aber

wann? Wann?

Da, während er sich mühte, den Haken neuerlich an Ort und Stelle zu bringen, fiel ihm wieder etwas auf die Hand. Diesmal war es eine dunkelrote Blüte, dürr und verstaubt, aber doch eine Azaleenblume, zweifelsohne. Richtig! Und da wußte er es auch, wann Mama dieses Gewand zuletzt getragen. Es war an dem unglückseligen Abend gewesen, der seinem Vater das Dasein kostete. Er erinnerte sich nun ganz genau: In dieser gelblichen schweren Seide stand seine Mutter damals neben dem Totenlager . . .

Kurt? Wo bleibst du?" rief Frau Magdalene un­geduldig am anderen Ende des Ganges. -Findest du den Mantel nicht?"

Wilmar kam herbei.

Beeilen Sie sich, die alte Frau ist so furchtbar er­regt! Wir müssen ihr bald ihren Willen tun, sonst geht sie allein. An und für sich dürfte die Sache wohl völlig nutzlos sein, übrigens, wer weiß! In solchen Fällen kann Nebensächliches unendlich wichtig werden. Also: Kommen Sie! Kommen Sie!"

Nun endlich hatte Kurt in einem der anderen Kästen den Mantel gefunden. Schweigend und sehr nachdenklich folgte er dem aufgeregten Juristen. Und einige Minuten später fuhr ein geschlossener Wagen im scharfen Trab durch die enge Gasse. Frau Magdalene mußte sich in die Kissen zurücklehnen, so tief erschöpft fühlte sie sich plötzlich. Un­willkürlich tastete sie nach der Hand ihres Enkels, welche ihre mageren Finger mit warmem Druck umspannte. Sie hielt sich an ihm fest mit aller Kraft, die noch in ihr lebte. Und er streichelte immer wieder zärtlich und beruhigend über ihre bebenden Hände. Aber er tat es völlig mechanisch, denn vor seinen Augen glitt immer wieder eine Helle Seidenschleppe über staubbedeckten Boden. Sein Kopf brannte, das Blut hämm-rte fast schmerzhaft in den Schläfen.Klarheit! Klarheit!" schrie es in ihm. Der Wirtlichkeit ins Auge sehen, anstatt kämpfen mit Phantomen. In seiner Seele dunkelstem Winkel regte sich plötzlich etwas, wie ein leiser Verdacht, der wie ein Schatten

über dem reinen Bild lag, welches er von seiner geliebten Mutter im Herzen trug. Er scheuchte den Schatten weg, er empfand ihn wie eine Schmach für sie, die ihm etwas Heiliges war. Aber dann sah er immer wieder di- lichte Schleppe und er fühlte, wie dürre Azaleenblätter auf seine tastenden Hände fielen.

11. Kapitel. Die Mutter.

Der Wagen hielt mit einem scharfen Ruck und Kurt Gerhard ließ iählings die Hand der Großmutter fahren.

Wir sind da", sagte Wilmars kühle Stimme und schon hatte der Doktor den Schlag geöffnet und war hinausgesprungen. Die alte Frau folgte ihm. Und nun auch er selbst ...

Niemals in späteren Jahren hätte Kurt Gerhard eS, sagen können, welche eine rasende Angst ihn nun plötzlich j befiel: nie konnte er sich klar darauf besinnen, wie sie, von Wilmar geleitet, durch lange, kahle Korridore schritten,; wie sie endlich zögernd stillestanden vor einer Tür. Er! fühlte nur, wie der Arm seiner Großmutter schwerer,- immer schwerer in dem seinigen lag, und er spürte den ! wilden Schlag ihres Herzens, als Wilmar endlich, kurz! entschlossen, die Tür öffnete. Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, so sehr er auch danach rang, schritt er mit der Greisin der Helle entgegen. Dann drangen, wie von weit her, ein paar hastig geflüsterte Worte an sein Ohr, irgend jemand erhob sich, ein Sessel wurde gerückt, r mit einem scharfen Ton fiel die Tür hinter ihnen inst Schloß. Und nun drang, wie von weit her, eine, ach so wohlbekannte, liebe und vertraute Stimme an sein Ohr: Kurt! Du kommst zu mir? Du?"

Aber Kurt Gerhard war so erregt, daß er noch immer kaum verstand, was um ihn her vorging. Wie ein Nebel wogte es vor seinen Augen. Und nun sprach wieder Wilmar, erläuternd, sachlich, gescheit wie immer. Und jetzt die Großmutter . . . _

(Fortsetzung folgte