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287
Donnerstag, den 7. Dezember
1916
MM Mimen.
Von der inneren Rout.
Nachdem der Reichstag am 2. Dezember den Gesetzentwurf über den Bakrtändtschen Hilfsdienst mit erdrückender Mehrheit angenommen hat. kann die Firma „Deutschland" ihren Riesenbetrieb eröffnen. Dem Genie Hinden- durgs ist der Gründungsgedanke entsprungen, der Kriegs- minister und der Leiter des neuen Kriegsamks, General Grüner, sind die beiden ersten Geschäftsführer. Diesen Berufsoffizieren des Heeres treten beratend und helfend zur Veile die Berufsossiziere der Arbeit, dk Kapitäne unseres Wirtschaftslebens und die Führer der organisierten Arbeiterklassen. Der Betrieb der größten und umfassendsten Ar- beits- und Wirtschaftsorganisation, die je ins Leben trat, ist also in die bewährtesten und vertrauenswürdigsten Hände gelegt und berechtig: zu der Hoffnung, daß das große Ziel erreicht wird, dis starken in unserem Volke noch schlummernden Kräfte zu heben, sie in organisierter Arbeit,' für den uns ausgezwungenen Riesend mpf um Deutschlands Daset,!. Deutschlands Zukunft nutzbar zu machen. Granaten und Brol; Munition für unser Feldheer und Nahrungsmittel für das ganze Volk soll die neue Firma liefern. Und das Gesetz, das sie ins Leben rief, soll ,um alle Deutschen ohne Unterschied einen neuen eisernen Reisen schmieden", wie Staatssekretär De. Helfferich sich ausdrückte.
Ohne Eingriffe in die persönlich? Freiheit und die wirtschaftliche S.ldstbesttmmung des einzelnen dann es natürlich nicht abgehen. Ohne Disziplin und willigen Gehorsam sind Massenleislungen n'cht zu erzielen, und in dem Lebenskampf eines großen Volke« müssen alle ihr liebes „Ich" den höheren Zielen der Gesamtheit unterordnen. Während unsere Feldgrauen draußen im Schützengraben unter steten Gefahren für Leib und Leben den eisernen deutschen Wall gegen eine Ueberzahl von Feinden schützen, darf es daheim keine Müßiggänger geben. Immerhn bleibt der Unierschied der Pflichten noch riesengroß zwischen dem Wehrdienstpflichtigen draußen an der Front, der tagaus, tagein unter Lebensgefahr und schwersten körperlichen Anstrengungen für« Vaterland kämpft, und dem Zivildienstpflichtigen, der nur im schlimmsten Fall sein behagliches Heim verläßt, um an anderer Stelle, aber ebenso gefahrlos. dem Daterlande wichtige Arbeit zu leisten. Es ist eigentlich ein so selbstverständliches Gebot staatsbürgerlicher Pflichterfüllung, daß in der höchsten No! des Daterlande« alle Kräfte dem einen Ziel des sieghaften Durchhalten« nutzbar gemacht werden, daß der als letztes Mittel vorgesehene gtsetzliche Zwang sicher nur in Ausnahmefällen wird «ingewendet werden müssen. Nach den bisherigen Kriegs- erfahrungen ist auch zu hoffen, daß das Empfinden: ohne die absolute freiwillige Mitarbeit aller Bolkskreise ist das
Die Kriegsbraut.
Sriginal-Roman von H. Courths-Mahler.
(Fortsetzung.)
Beim aufmerksamen Zählen vergaß sie, den Mund so scharf und herb herabzuztehen, und im Kerzenschein waren die Sommersprossen nicht sichtbar. Auffallend zu der plumpen Gestalt wirkten die schlanken, feinen Hände, und das rotblonde Haar, das unter der Haube heroorquoll, schien sehr üppig zu sein. Hassos Augen suchten dem Freund zu Gefallen, nach Schwester Karola. Dabei ruhten sie auch einen Moment forschend aus dem hellbeleuchieten Gesicht Schwester Magas.
Wie ein Ruck ging es da plötzlich durch Hassos Ge- stolt. Trotz der Derkletdung, trotz der unförmigen Gestalt und dem rotblonden Haar erkannte er sofort Natascha von Kowaleky. Dieses Gesicht hätte er unter tausenden und unter jeüer Verkleidung sofort erkannt. Me ein Blitz durchfuhr ihn die Gewißheit, daß sie sich zu geheimen Zwek- Ken, um zu spionieren, unter der Tracht einer Roten-Kreuz- Schwester hier ins Lager eingeschiichen hatte. Die russische Spionln und Geheimagentin hier im Lager, das war von Bedeutung. Einige Minuten war er sprachlos. Schwester Magda stand noch immer am Tisch und räumte kn den Medizinflaschen herum. Dann trat ein Arzt zu ihr und sprach mit ihr. Sie antwortet« ihm in ihrem reinen Deutsch.
gesteckte Ziel nicht zu errreicheo, nachgerade Gemeingut aller vernünftigen Deutschen geworden ist.
Ueber alle Unterschiedlichkeit der Meinungen hinweg hat im Reichstag der ante Wille, die Anerkennung oater- ländischer Notwendigkeit gesiegt und dis Meinungen in kurzer Zeit in einer Weise zusammenqebracht, wie ea bei diesem schwierigen Stoff, dieser reuen Riesenausgabe, die in so ganz unabsehbare Weiten führt, ansängl ch fast unmöglich schien. Diesen guten W llen wird gewiß auch das deutsche Volk haben. In dem Bewußtsein, daß schwere Ausgaben noch vor uns stehen, wird es den für die Ausführung des Gesetzes verantwortlichen Männern die frei- willige, verständnisvolle Mitwirkung nicht versagen. Wenn General Gröner in der weltgeschichtlichen Sitzung am letzten Sonnabend mit dem Dank an den Reichstag die Ber- sicherung ve:knüps!e, das Kriegsamt werde bsmü t sein, f ine Tätigkeit in einer Weise aufzufasssn, die die Zustimmung des ganzen Volkes finden wird, dann dürfen wir der Erfüllung dieses Versprechens von vornherein sicher sein. Denn es ist nicht deutsche Art, leere Worte zu machen. Das überlasten wir drn Ministern und Generalen unserer Feinde, die nun schon ins drille Lahr hinein die Völker mit Vertröstungen Hinhalten, die noch stets unter den wuchtgen deutschen Schlägen sich als leerer prahlerischer Wortschwall herausgestellt haben.
„Die Saat reift schon", sagte General Gröner. Das Hrer an der Front spürt schon die Rückendeckung, die Wirkung des Gesetzes noch bevor es in Kraft ist. Und auch die Wükung auf die Feinde ist aus ihrer Presse bereits deutlich zu et kennen, cur der Furcht, daß die Deutschen auch durchzusühren imstande sind, was sie nicht als Ziel gesetzt haben. Daria wird es das Volk gewiß nicht fehlen lassen. In der bk her so glänzend bewährten Einigkeit, die uns unüberwindlich gemacht hat, wird alle Selbstsucht hinter den großen Aufgaben und Zielen z -rückgeftellt werden, ein moralrschsr Ruck wird abermals durchs Volk gehen, und alle Glieder werden sich w llig einstigen lasten in die zu einträchtiger vaterländischer Arbeit gebüdeie neue Gemeinschaft, die Firma „Deutschland".
Dev amtliche Tagesbericht.
WTB. Großes Hauptquartier, 6. Dez. Amtl. Tel.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Abgesehen von auch gestern zeitweilig starkem Ärtilleriekamps im Sommegebiet keine besonderen Ereignisse.
Kkft Beherrschung der deutschen Sprache, sowie die Tracht, dix sie sich auf irgend eine Weise verschafft haben mochte, hatten ihr wohl geholfen, sich hier einzuschleichen. Jedenfalls hatte ihr« Anwesenheit hier irgendeine besondere gefährliche Bewandtnis, und Hasto war schnell mit sich im klaren, was er hier zu tun hatte.
Wortlos drängte er Axemberg noch tiefer in den Schatten zurück, damit sie von drinnen nicht bemerkt werden konnten. Axemberg hatte nur nach Rola Ausschau gehalten und gar nicht auf Schwester Magda geachtet. Nun zuckte er zusammen, als Hasto mit jähem Griff seinen Arm faßte. „Hans, sie dir einmal das Gesicht an — da am Tisch bei der Kerze." sagte er leise.
„Welches Gestch», Hasto?" fragte Axemberg zerstreut.
„Das der Schwester, die neben dem Arzt steht und die Medizingläser hält. Sieh es dir genau an. Erkennst du es nicht? Der erregte Ton des Freundes machte Axem- derg aufmerksam. Er blickte prüfend in Schwester Mogrs Gesicht und schüttelte verständnislos den Kops. Er erkannte sie nicht, aber es erging ihm wie Rola — dies Gesicht erinnerte ihn an jemand.
„Mir schwebt eiwas vor. Hasto — aber ich weiß nicht wo ich dies Gesicht hintun soll. Bitte, hilf mir mal auf die Sprünge," sagte er nachdenklich.
„Natascha von Kowalsky." flüsterte er.
Nun zuckte auch Axemberg zusammen. Seine Augen wetteten sich und sahen scharf und prüfend in Schwester Magdas Gesicht. „Wahrhaftig! Die russisch? Spionin. in unserem Lager. Donnerwetter. Hasto, das ist eine inte-
Oestttcher Kriegsschauplatz.
Front des
Generalseldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die Stellungen an der Narajowka lagen unter lebhaftem Feuer russischer' Artillerie.
Front des Generalobersten Erzherzog Joseph.
In den Waldkarpathen griff der Russe nördlich des Tartaren-Paffes und viermal an der Ludova an. Seine neuen Opfer an Menschen brachten ihm keinen Erfolg. Die Gefangenenzahl aus den für uns günstigen Kämpfen am Werch Debry erhöht sich auf 275 Mann, die Beute auf 5 Maschinengewehre und 4 Minenwerfer.
Im Trotosul-Täl wurde starker russischer Druck gegen die vorderste Linie in der vorbereiteten, unweit rückwärts gelegenen 2. Stellung aufgefangen.
Nördlich des Ojtoz-Paffes gelang die Wegnahme eines russischen Stützpunktes bei geringem eigenen Verlust. .60 Gefangene blieben in der Hand der deutschen Angreifer.
Im Bazka-Tal, südöstlich des Beckens von Kezdivasarhely, brachte ein von deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen ausgeführter Handstreich ein beträchtliches Stück rumänischer Stellung mit 2 Offizieren, über 80 Mann und viel dort aufgestapelte Munition in unseren Besitz.
Heeresgruppe des Generalseldmarschalls von Mackensen:
Die siegreich vordringende 9. Armee nähert sich kämpfend der Bahn Bukarest—Ploesti Campine.
Unter Einwirkung dieser Bewegung räumte der Gegner seine Stellungen nördlich von Sinaia, das am Abend von österreichisch-ungarischen Truppen nach Kamps genommen wurde.
Die Donau-Armee hat die aus dem Süduser des Argesul noch von Rumänen besetzten Orte gesäubert. Sie ist im Vordringen auf Bukarest.
restante Entdeckung. .Ihr Hiersein bedeutet nichts Gutes. Wir dürfen sie nicht aus den Augen lassen. Gottlob, daß du mich hiehersührtest. Die Anwesenhe 1 deiner Rola hier im Lager wird uns noch von besonderem Nutzen sein."
„Sollen wir sie nicht sofort festnehmen lasten, Hasto?"
„Laß mich überlegen. Ich möchte ergründen was sie vorhat, ehe ich sie festnehmen laste. Wir postieren uns beide hier am Eingang des Zeltes. Dir wird ja die Zeit nicht lang werden — und mir wahrhaftig auch nicht. Vielleicht kann ich jetzt eine alte Rechnung mit dieser Dame zum Ausgleich bringen." Axemberg drückte ih« stumm den Arm und sie ließen sich vor dem Zelkingang aus dem Boden nieder, neben einem Sanitätswagen.
Natascha war im Hintergrund des Zeltes verschwunden. Ab und zu tauchte ihre plumpe, schwerfällige Gestalt wieder e'nmal suf. und Hasto bemerkte, daß sie aufmerksam auf der Uhr die Zeit kontrollierte. Das war bei einer Krankinpfl geiin nicht« Ausfallendes, ab:r bet dieser fiel es ihm aus.
„Sie hat sich famos unkenntlich gemach«, Hasto." flüsterte Axemberg. „sieh nur die Sommersprosten. Ob sie die Haare gefärbt hat, oder ob sie eine Perücke trägt?"
„Es ist sicher gefärbt. Eine Perücke würde zu sehr ausfallen, auch unter der Schwesterhaube. Und mit so groben Mitteln ardeikt diese raffinierte Person sicher nicht."
„Ob ihr Besuch hier wieder deinem Aeroplan gilt?"
„Schwerlich. Dann hätte sie doch hier zu wenig Gelegenheit, heranzukommm. Außerdem wäre unfern Feinden meine Erfindung jetzt nicht mehr von Nutzen: Selbst wenn