130. Arnis und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 65 . Jahrgang.
Erscheint Di-n s ta g , Donnerstag und Samstag. Die EinrückungSgebühr beträgt iin Bezirk und nächster Umgebung » Ps«. di« Zeile, sonst 12 Psg.
Donnerstag, den 6. November 1890.
Abonnementtpreir vierteljährlich in der Stadt Bo Pfg. rnch LS Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Ml. 1. IS, sonst tu ganz Württemberg Mk. 1. SS.
Amtliche Bekanntmachungen.
Calw.
Amtsschadens Umlage pro
Der auf 25 000 ^ sich belaufende Amtsschaden "für die Zeit vom 1. April 1890/91 vertheilt sich auf " die einzelnen Gemeinden in der nachstehend ersichtlichen Weise.
Hiernach ist die Unteraustheilung, wie auch die «Gemeindeschadens-Umlage innerhalb der Gemeinden vorschriftsmäßig zu besorgen, auch darauf zu achten, -daß die Schuldigkeiten rechtzeitig eingezogen werden.
Calw, den 4. November 1890.
K. Oberamt.
Supper.
Gemeinden.
Amtsschaden.
Calw
5449 81
Agenbach
348 24
Archhalden
289 36
Altbulach
381 59
Altburg
501 62
Althengstett
1018 08
Bergorte
775 23
Breitenberg
377 36
Dachtel
412 20
Deckenpfronn
1098 —
Dennjächt
95 21
Einberg
188 88
Ernstmühl
57 08 10992 66
-s
Gemeinden.
Amtsschaden.
Uebertrag —
10992 66
Gechingen
1272 28
Hirsau
1040 26
Holzbronn
275 14
Hornberg
219 93
Liebelsberg
346 27
Liebenzell
882 60
Martinsmoos
297 75
Monakam
232 30
Möttlingen
490 27
Neubulach
318 11
Neuhengstett
Neuweiler
201 46 472 27
Oberhaugstett
338 64
Oberkollbach
185 38
Oberkollwangen
312 01
Oberreichenbach
Ostelsheim
404 39 710 44
Ottenbronn
225 85
Röt6-",b§ch .
259 92
Schmieh
262 52
Simmozheim
786 65
Sommenhardt
348 67
Speßhardt
290 70
Stammheim
1651 51
Teinach
521 92
Unterhaugstett
224 53
Unterreichenbach
368 69
Würzbach
614 64
Zavelstein
174 89
Zwerenberg
277 35
250ÜÜ —
Die Gemeindebehörden
werden aufgefordert, bis 15. d. M. die Aenderunas- verzeichnisse zum Kataster der landwirtschaftlichen Be- rufsgenoffenschaft nebst Beilagen an das Oberamt vorzuleaen.
Die Aenderungsverzeichnifse pro 1889, welche bei Fertigung der Aenderungsverzeichnifse pro 1890 zu berücksichtigen sind, werden den betreffenden Hilfsbeamten demnächst von hier aus direkt zugestellt werden. Calw, den 4. November 1890.
K. Oberamt.
Amtm. Bertsch.
Amtliche Bekanntmachung,
betreffend den Ausbruch der Maul- uud Klauenseuche.
Unter dem Rindviehstand in der Stadt Calw ist des weitern die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.
Calw, den 4. November 1890.
K. Oberamt. Amtmann Bertsch.
Amtliche Kekarmtrnachuug,
betreffend die Maßregeln zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche.
Nach einer Mitteilung des K. Oberamts Nagold ist für den dortigen Bezirk das Durchtreiben von Schweineherden, sowie der Hausierhandel mit Schweinen, Schafen und Rindvieh bis auf weiteres verboten. Calw, den 4. November 1890.
K. Oberamt.
Amtm. Bertsch.
Jeuilleton.
Aas Totenschiff.
Bericht über eine Kreuz- und Querfahrt auf jenem „Der fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des. seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar
von W. Klark Ansfekt.
(Fortsetzung.)
Ich nahm ihre Hand und trat mit ihr in die Kajüte. Die buntfarbige alte Lampe war angezündet. Die Uhr ließ ihr eintöniges Ticktack erschallen und der "Papagei rüttelte und kratzte an seinem Käfig.
„Ach," begann sie, „welch einen gräßlichen Ort hat man Dir zum Schlafen angewiesen! Ich meinte, nun gegen die schrecklichen Flämmchen auf dem Deck und den Seiten abgestumpft zu sein, doch in jenem Kerker schreckten sie mich bis zum Grunde meines Herzens — und dann die unheimlichen Stimmen im Schiffsraum! O, Geoffroy, wie schwer und unerträglich ist doch unser Loos! Werden wir denn überhaupt jemals frei werden?"
„Ja, gewiß, mein süßes Lieb, aber nicht mit Hilfe eines Schiffes, wie ich Dir schon so oft versichert habe. Es muß und wird sich eine Gelegenheit bieten, und sei überzeugt. Jmogene, ich werde ihr gewachsen sein. Wunderbar sind Gotte« Wege! Denke voch nur, Geliebte, daß sogar dieser Fluch, der sich über das Toten- fchiff breitet, soeben zu unserer Rettung geworden ist! Setze doch den Fall, daß dieses Schiff, welches uns jetzt trägt, nicht das wäre, was eS ist, und jene schwarzen mnd weißen Banditen hätten -S geentert, wo würde dann wohl jetzt meine Seele sein? — und wo würdest Du — ach, wahrlich, dieser Fluch hat auch sein Gute«! Es ist ein sündhafter Gedanke — aber ich könnte Vanderdecken fürwahr die Hände drücken für seine Gottlosigkeit, die Dich vor einem Schicksal bewahrt hat, da« in feiner Art ebenso entsetzlich ist wie da« Verhängni«, welche« für Zeit und Ewigkeit auf diesen unglückseligen Geschöpfen lastet."
Sie schauderte und einige verstohlen« Thränen glitten ihr« Wange« hinab,
dann blickte sie mich an mit Augen, die umso Heller strahlten als Tautropfen in ihnen schimmelten, die ich in dieser offenen Kajüte nicht wegzuküssen wagte.
Neununddreißigstes Kapitel.
Wein LeSen ist aöermaks in Hefayr.
Vanderdecken und der Maat traten bald darauf rin und Prius setzte ihnen eine Bowle Punsch vor. Der Kapitän ließ sich in seiner feiert ch gemessenen Weift nieder und der Maat nahm den gewöhnlich von Jmogene innegehabten Sitz mir gegenüber, während mein Liebchen diesmal an meiner Seite saß. Sie stopften ihre Pfeifen und rauchten in tiefem Schweigen, das, mit Ausnahme einer Aufforderung VanderdeckenS, ich solle mir einen Trunk nehmen, ununterbrochen blieb, bis Jmogene endlich begann.
Sie sagte: „Ich hoffe, Kapitän, es ist nicht zu fürchten, daß die Piraten ihren Angriff während der Nacht noch einmal erneuern?"
„Hat Dir Herr Fenton gesagt, eS seien Piraten gewesen?" erwiederte er mit jener Sanftmut in Blick und GesichtSausdruck, wie er sie nur ihr gegenüber anzunehmen pflegte.
„O, es waren zweifellos Seeräuber!" rief sie.
„Nun, mag es so sein, mein Kind," entgegnete er; .aber was hat es zu bedeuten? Sie sind fort — ich glaube nicht, daß sie noch einmal kommen werden."
Außerordentlich begierig, zu wissen, wie er diese« seltsame Abenteuer und den noch seltsameren AuSgang desselben wohl auffaßte, äußerte ich: „Ist cs nicht ausfallend u»d überraschend, Mynheer, daß eine Schar bis an die Zähne bewaffneter Schurken sich augenscheinlich nur darum auf unser Deck schwingt, um im nächsten Augenblick wieder zu verschwinden?"
„Sie hielten un« für Engländer, Herr Fenton." brummte Van Vogelaar spöttisch.
„Kann Jemand annehmen," sagte Vanderdecken, indem er seine groß« Gestalt aufrichtete und mich stolzen Blicke« maß, „daß die Kanonen unserer Admiräle vergeblich gedonnert haben? Sie suchen eine Erklärung für das sonderbare Benehme« der Franzosen? Wahrlich, ich hätte geglaubt, die Engländer wüßten jetzt, daß, wo immer unser« Flagge austaucht, sie Schrecken und Furcht verbreitet. Schon zweimal haben Sie die« zu beobachten Gelegenheit gehabt — zunächst in dem hastigen Rück»