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breiten. Popp erbot sich, dasselbe mit semer Maschine zu betreiben. Im Jahr 1889 waren es schon 7839 Uhren, die auf einer Länge von 65 Lm durch einen Motor von einer Zentraluhr aus betrieben wurden. Bald sollten weitere Uhren in den Betrieb eingeschaltet werden, man vergrößerte die Luftdruckstatisn und hatte nun zu viel Lust. Da ergab sich ganz von selbst der Gedanke, diesen Ueberschuß der Industrie zuzuleiten und andere Maschinen damit zu treiben. Und der Versuch gelang vortrefflich. Nun schloß Popp mit der Stadt Paris einen günstigen Vertrag, er bildete eine OompuAnis karisisuns äs l'air oom- xrimö, die mit 13 Dampfkesseln 10 Dampfmaschinen von zusammen 2500 Pferdekräften betreibt und dadurch 22 Luftkompressoren in Bewegung setzt. Diese pressen die Luft in 7 Behälter von je 30 ebm, von welchen dieselbe dann in das Röhrensystem eintritt. Diese Luft wird nun verwendet von den großen und kleinen Fabriken und Werkstätten: die großen treiben damit ihre Dampfmaschinen, ohne selbst einen Kessel Heizen zu müssen, und die kleinen treiben ihre kleinen Maschinen unmittelbar, so Näh-, Stick-, Zuschneide-, Fleischhack-, Schleif-, Preß-, Druckmaschinen, Sägen, Fräsen, Drehbänke u. s. w. Ferner verwendet man die Luft zum Heben von Wasser, Bier, Wein, zu Rohrposten, zur Ventilation, zu Gebläsen, Feuerlöschzwecken und allen möglichen sonstigen Vorrichtungen. Die Nachfrage ist so lebhaft, daß Popp schon eine zweite Anlage mit 22 000 Pferdekräften machen mußte. Dabei ist die Handhabung des Motors von Seiten des Arbeiters oder Handwerkers höchst einfach und gefahrlos, er braucht blos den Hahnen an der bleiernen Zuleitungsröhre zu öffnen, so hat er seine Betriebskraft. Es verbreitet allerdings die ausströmende Luft Kälte, allein diese Eigenschaft macht den Betrieb wieder nützlich für Küche, Keller und Speisekammer; andernfalls kann die Luft durch tragbare Oefen vorgewärmt werden. Man sieht, welch wichtige Entdeckung Popp gemacht hat, die Luftmaschine ist nach dem Urteil der Pariser Gesellschaft „das beste Mittel der Kraftverteilung". Da kann weder Wasser noch Dampf, noch Elektrizität mehr konkurrieren. Daher erstand auch in Berlin unter Führung der Diskontogesellschaft eine „Internationale Druckluft- und Elek- tnzitätsgesellschaft mit einem Kapital von 30 Mill. Mark. Es wird nicht lange anstehen, so folgen andere Gründungen nach.
Das Unglück am Säntis. Es ist nun, so wird der „Magdeb. Ztg." aus St. Gallen geschrieben, leider zur Gewißheit geworden, daß die beiden jungen Leute aus St. Gallen, Otto Leuch und Paganini, welche am 16. Oktober beim schönsten Wetter eine Säntisfahrt unternahmen, dabei aber von einem furchtbaren Sturme überrascht wurden, zu Grunde gegangen sind. Am 23. Oktober war eine Expedition abgegangen, um nach den Vermißten zu suchen. Die acht Männer nahmen Vormittags 10 Uhr ihren Weg von Wildhaus aus, in 6 bis 8 Fuß tiefem Schnee watend und langten unter außerordentlich schwerem Aufstieg zur Klubhütte in Thierwies, wo sie die Vermißten lebend oder tot anzutreffen hofften, allein diese war leer und nirgends Spuren der jungen Männer zu sehen. Schweren Herzens wurde der Rückmarsch angetreten, welcher sich noch gefahrvoller gestaltete als der Aufstieg. Die beiden Jünglinge werden wohl erst im Frühjahre gefunden werden, da in dieser vorgerückten Jahreszeit an ein Schmelzen der Schneemassen nicht mehr zu denken ist.
Zum Abschied des verehrten Herrn Oberamtsrichtcrs Irommann.
Obgleich der heut'ge Abschied Hauptsächlich Calw berührt,
Hat doch der Fall viel Freunde Diesmal hieher geführt.
Denn Hirsau auch möcht zeigen. Wie ihm so lieb und wert Der teure Mann, der heute Den Abschiedsgruß begehrt.
Gar lieb besucht' er öfter Den Ort und dieses Haus,
Und ruht' von den Strapazen — Vom Walde kommend — aus.
Der liebliche Ung st einer Hat ihm die rechte Kraft,
Wenn er sich müd gepilgert. Schnell wiederum verschafft. —
Laßt mich nun auch enthüllen,
WaS für ein Urteil man Von den verschiednen Gästen So zeitweis' hören kann.
Der eine meint: „Es wäre Der Herr zu zahlen nicht.
Ging' er nicht allzustrenge Mit Sündern ins Gericht."
Ein andrer sagt dagegen:
„Streng muß ein Richter sein.
Nur Strenge trägt dem Frevler Die rechte Strafe ein."
Ja Recht und Strenge schützet Den Bürger vor der Wut,
Mit der so mancher Satan Nur immer Böses thut.
So treibe denn auch künftig Der Scheidende sein Werk Im schönen Frankenlande,
Daß man auch dorten merk'.
Wie ihm das Recht alleine Die einz'ge Richtschnur giebt.
Wenn er zum Heil des Bürgers Sein Amt voll Treue übt.
Mög ihm und all den Seinen Es dorten wohl ergehen!
Das wollen wir vom Höchsten Heut noch für ihn erfleh'n. —
Und endlich noch dir Bitte:
Er möge jederzeit
Im Andenken behalten
Uns schlichte Schwarzwaldleut'.
Ja, mög's in künftgen Jahren Den Lieben möglich sein,
Mit freundlichem Besuche Uns recht oft zu erfreu'n!
Hirsau, 31. Okt. 1890.
Fr. Maerkle z. Rößle.
Amtliche Bekanntmachungen.
Revier Liebenzell.
Verpachtung
von landnmtschaftl. Grundstöcken.
Am Freitag, den 7. Nov. d. I., vormittags 9 Uhr, im Adler in Oberlengenhardt: die herrschaftlichen Wiesen am Forstwächterhaus daselbst, und an demselben Tag nachm. 2 Uhr, auf der Reoieramtskanzlei:
Parz. Nr. 81, Lochwiese auf der Markung Dennjächt und Parz. Nr. 616/3, Kugeleswiese auf der Markung Liebenzell.
Sommenhardt.
Die ledige 56 Jahre alte
Eva Wüsterer
von hier ist letzten Samstag abend von ihrem Kostherrn fortgelaufen; dieselbe ist bei Betreten sofort nach Haus zu weisen, nötigenfalls zu transportieren.
Den 3. November 1890.
Schultheißenamt.
Luz.
Simmozheim.
7«« Mark
sind bei der Stiftungspflege zum Ausleihen parat gegen Sicherheit.
Sttftungspfleger Fuchs.
Vrivat-Auzeigen.
Möttlingen.
880 Mk. Ifleggetd
ist gegen gesetzliche Sicherheit in einem oder mehreren Posten auszuleihen und kann mehrere Jahre stehen bleioen. Stiftungspfleger Lauxmann.
Todesanzeige.
Freunden und Bekannten teilen wir die traurige Nachricht mit, daß unser lieber Gatte, Sohn, Bruder und Schwager Ariedrich Schöttle, Briefträger in Heslach, am Samstag abend 9 Uhr von seiner schweren Krankheit erlöst wurde.
Di« traueraäea Hinterbliebenen.
Verloren
ging eine goldene Busennadel; es
wird gebeten, dieselbe gegen gute Belohnung bei der Exped. d. Bl. abzugeben.
Althengstett.
5-6«« Mark
Privatgeld werden sogleich oder bis Martini zu 4'/,°/o gegen gesetzliche Sicherheit ausgeliehen von
Tobias Angerhofer.
Auf Weihnachten findet ein solider, tüchtiger
Pferdeknecht
in einer Mühle gute Stelle.
Näheres bei Hrn. C. Frohnmeyer z. Kanne, Calw.
Simmozheim.
Juchtener.
Von meiner bekannten Raffe habe ich 2 sehr schöne dienstfähige Eber zu verkaufen
Fritz Nutzte.
Gewerbliche Fortbildungsschule.
Der Unterricht in französischer und englischer Sprache kann in den nächsten Tagen wieder ausgenommen werden. Die Anmeldungen der Schüler sind, behufs Festellung der Teilnehmerzahl, ohne Verzug zu richten an den Vorstand.
Professor Haug.
Evangelischer <Kunä
Am Sonntag, den 9 November, nachmittags 3 Uhr,
findet im Thudiu m 'schen - Saale eine Versammlung statt, in welcher Herr Eduard Elben aus Stuttgart einen Vortrag über:
„Die gegenwärtige Lage der Jesuitenfrage"
halten wird.
Auch Nichtmitglieder und Frauen werden freundlich hiezu eingeladen.
Namens des Ausschusses:
Kelfer Kytek.
Jünglingsverein.
Am Dienstag, den 4. AovemSer, avends 8 Ahr,
wird der Bundesagent Herr Pastor Becker, im Vereinshaussaale eine Ansprache halten, zu welcher die Eltern und Lehrmeister sowie alle Gemeindeglieder herzlich eingeladen werden.
Der Vorstand.
Der
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