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90. Jahrgang.

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Montag, den 26. August

1916

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Amüiches.

Kgl. HberamL Wagotd.

Bekauntmachuug

betr. Handel mit Lebens- «ud Futtermittel» und zur Bekämpfung des Kettenhandels.

Unter Bezugnahme auf die oberamtliche Bekannt­machung vom 18 Juli ds. Is. Gesellschafter Nr. 167 werden diejenigen Händler mit Lebens- und Futtermit­teln, deren Handel nicht unter die in Abs. 2 Z. 14 auf- geführten Ausnahmen fällt und die den Antrag auf Er­le lang der Erlaubnis noch nicht eingereicht haben, darauf aufmerksam gemacht, daß sie s:wn vom 1. August ds. Is. ab ohne diese Erlaubnis den Handel mit Lebens- und Futtermitteln nicht mehr weiter be­treiben dürfen.

Angrsügt wird noch, daß das Kriegssrnährungsamt auch nachstehende Gegenstände für Lebens- und Futtermit­tel im Sinne der HF 1 und 2 der Verordnung vom 24. Juni 1916 R-G.-Bl. S. 581 erklärt Hai:

Kaffee, Kakao, Tee uud deren Ersatzmittel, Wein, Schaumwein, Obstwein, Bier, Spirituosen aller Art, Frucht- fäfte, Mineralwasser, Limonaden. Speise- und Backöle so­wie deren Ersatzmittel, getrocknete Früchte aller Art, Mar­meladen, Salz, Fleischextrakt, Pslanzenfleischextrakt. Sup­penwürfel, Puddingpulver, Backpulver, Natrium-Bicarbanat, Hopfen, Kunsthonig, Kunsthonigpulver, Marmeladeapulvec und ähnliche Erzeugnisse".

» Der Handel mit ihnen bedarf daher ebenfalls der Er­laubnis nach § 1 oben angeführter Bekanntmachung.

E laudnispslichtig ist auch der Verkauf durch die Her­steller der Lebens- oder Futtermittel.

Nicht erlaubnkpflicht g ist der Handel mir Tabak, Zi­garren und Zigaretten.

Nagold, den 25. August 1916. K. Oberamt.

Kommsreli.

Bekanntmachung

betr. Beschlagnahme «ud Bestaüdsanfnahme der Fahrradbereifungen.

Unter Hinweis aus die Bekanntmachung des Stellv. Generalkommandns des XlU. K. W. Armeekorps vom 12. Juli 1916 Gesellschafter Nr. 16l werden sämt­liche Fahrraddesitzer des Bezirks, denen die Erlaubnis zur weiteren Benützung ihrer beschlagnahmten Fahrradbereifun­gen nicht erteilt worden ist, darauf aufmerksam gemacht, daß Fahrradscken und Fahrradschläuche, welche bis zum 15. September 1916 nicht freiwillig an die in jeder Ge­meinde errichtete Sammelsteüe (Ortsoorstehcr) abgcliesert

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An Deutschlands Landfrauen.

Vom Präsidenten des Kriegsernährungsamts v. Batocki.

An die deutschen Landfrauen wendet sich mit herzlicher und ernster Bitte der Mann, dem von unserem Kaiser die schwere Verantwortung auserlegt ist, für die Ernährung des deutschen Heeres und des deutschen Volkes aus den Er­zeugnissen deutschen Bodens im dritten Kriegsjahr zu sorgen. An die Landsrauen, ob sie in einem großen Betriebe stehen, oder ob ihr Wirtschaskbrtrieb aus einem Stück Acker, einer Kuh und ein paar Schweinen und Hühnern besteht, an diejenigen Landsrouen, die so glücklich sind, ihren Mann zu Hause zu haben und ihm i.i der Wirtschaft zur Seite zu stehen, wie an die vielen Hunderitausende von Frauen, deren Mann beim Heere steht oder nach Gottes Willen schon sein Leben für die Rettung des Vaterlandes hinge- geben hat.

Die Ernte ist dieses Jahr im allgemeinen reichlich. Das Bteh hat sich nach der Hungerszeit, die im vorigen Winter die Mißernte in großen Tellen Deutschlands ihm gebracht halte, wieder erholt, neue Ferkel sind, wo das Futter es erlaubte, wieder eingestellt, durch junge Legehühner ist der Hühnerbestand wieder vermehrt. Die Ardeitstreue der deutschen Landleute, vor allem der Landsrauen, hat fast überall die Anfechtungen, den Aerger und den Nachteil, den ihnen die durch den Krieg veränlaßten, vielfachen und häuft, wechselnden Anordnungen der Behörden bereitet ha­ben, siegreich überwunden.

worden sind, der Meldepflicht unterliege« und ent­eignet werden.

Für diejenigen Fahrradbereifungen, welche bis zum 15. September 1916 einschließlich freiwillig an die örtlichen Sammelstellen abgeliesert worden, sind werden folgende Preise bezahlt:

Kiaf

e u, sehr gut

Klaffe b, gut Klas s e, noch brauchbar Klasse ä, unbrauchbar Den 21. August 1916.

Decke Mark 4

3 1.50 0.50

Schlauch Mark 3.

2 1.50 0.25

Kommerell.

Me Schlicht m der Sonme.

VH.

Ein Vergleich der Schlacht an der Somme und der Kämpfe bei Berdun drängt sich auf.

Bei Berdun sind wir die Angreifer, in der P cardie befinden wir uns in drr Abwehr. Aber die Verteidigung i Verduns, auf deren Hartnäckigkeit die Franzosen stolz sind und von der sie in aller Welt so viel Wesens zu machen j verstehen, stützt sich auf den wuchtigen Rückhalt der stärksten Festung Frankreichs, ihren doppelten Forigüttel und ein kunstvoll ausgebautes Berbinduugsnetzvon Felsbefestigungen. Schon da« Äagriffsgelände an sich dielet durch sein starkes Ansteigen und dis tiefen Einschritte, die es durchziehen, die überragenden Kuppen, die es schützen, dem Angreifer un­gleich viel höhere Schwierigkeiten ai« die leicht gewellte Ebene der Picardie. Unseren Kämpfern an der Somme stand nur ein schmaler Tüttel von Schützengräben zur Verfügung, deren vorderste Linie, als sie dem Erdboden gleich gemacht war, von der ungeheuren feindlichen lieber- macht nach siebentägigem Trommelfeuer im ersten Anlauf stellenweise überrannt und damit für die Verteidigung viel­fach ausgsschaliet werden krnnts.

Was aber das Släckeoerhäitnis anlangt, so ist es be­kannt, daß bei Berdun die Franzosen uns in einer Urber- lezenheit gegenüberstandeu, die an Infanterie sich za unserer Stärke wie 2: l verhält. Dabei waren wir dort in der Rolle der Angreiser? An der Somme aber stellt sich das Zahienoerhälinis jedenfalls noch weit ungünstiger für uns. Und trotzdem ist der Teländegewinn unserer Feinds im ersten Monat ihrer Offensive noch nicht halb so groß als der unsrige im ersten Monat vor Berdun! (Uebrigens mag darauf hingewiesen werden, daß der Geländegewinn, den die Franzosen erzielen konnten, fast doppelt so groß ist als

Aber mit der Fortführung der Wirtschaft, mit der Pflege von Acker und Vieh, mit der Ausrechterhallu-ng der Erzeugung allein ist es nicht getan. Es gilt, das Erzeugte auch richtig denen zuzusühren, die es brauchen. Millionen von Soldaten stehen an der Front im härtesten Kampf und müssen gut und reichlich ernährt werden, Hundertlau. sende liegen verwundet in den Lazaretten und bedürfen reich­licher und guter Nahrung, um das für das Vaterland ver­soffene Blut wieder zu ersetzen. Aber andere Millionen von Männern und Frauen in den Großstädten, in den Bergwerksgegenden wirken auch in treuer Arbeit für den Sieg. Sie gewinnen die Kohlen und das Erz, sie bear­beiten den Stahl zu Waffen und Geschaffen, sie fertigen die Ausrüstung für die Millionen von Soldaten und alles, was das Heer sonst braucht und ohne das der Sieg nicht errungen werden kann. Und sie haben keine Landwirtschaft, die ihnen selbst Nahrung gewährt, meist nicht einmal ein Stückchen Tarten, das ihnen Gemüse, ein Huhn, das ihnen ein paar Eier gibt. Aber sie wollen wie ihr satt werden, um arbeiten zu können, sie haben wie ihr Kinder, dis weinen, wenn ihnen die Mutter nicht das nötige Esten geben kann, und sie verlieren dadurch den Mut und die Kraft zur Arbeit. Für die Soldaten, wie für die Kämpfer im Arbeitskittel gilt es. Nahrung zu schaffen. Die Pflicht ist desto ernster, je schärfer der Feind jede Zufuhr abschnei- det, jr schwerer die Versorgung der städtischen Bevölkerung auf dem im Frieden üblichen Wege gemacht wird.

Neue unbequeme und leicht als verärgernd empfundene Eingriffe in die Wittschaft des Landmannes und der Land-

derjenige der Engländer, während die Verluste der rrsieren halb so groß sind als die der letzteren.)

Die Schlacht an der Somme stellt selbst gegen die Kämpfe bei Verdun noch eine Steigerung des Einsatzes an Menschen und Munition dar. Sie bildet den Höhepunkt der Krasianstrengung unserer Feinde und der ganzen bis­herigen Kriegsgeschichte. Vergleicht man den Einsatz und die Hoffnungen unserer Feinde mit ihren Erfolgen, so muß sich jedem unbefangenen Beurteiler die Erkenntnis auf- drängen, daß sie unsere Stellung zu erschüttern nicht die Macht besitzen. Zum ersten Mal hat das bisher listig ge­schonte englische Heer gewaltige Verluste erlitten. An den nutzlosen Opfern trägt aber auch diesmal wieder Frankreich weitaus den größten Anteil. Ein weiter blühender Land- strich Frankreichs ist durch die Iulikämpfe in eine grausige Trümmerwüste verwandelt.

Festtage in Bremen.

Am Freitag erfolgte die feierliche Einholung des H.U.-BootesDeutschland". Bremen prangt im schönsten Festkleids. Ueber die Feierlichkeiten erhalten wir folgende Berichte: Gegen ^11 Uhr kam das Wunderschiff unter­halb Blumental in Sicht. Der ihm entgegensahrende Presse- dampser war festlich über die Toppen geflaggt, am Bug die bremische, am Heck die deutsche Handelsflagge und aus dem Vormast das Sternenbanner, aus dem Hauptmast die Farben der Ozeanreederei. Auf beiden Toppen mit mäch­tigen Blumensträußen geschmückt, so zog es heran, eigen­artig in seiner meergrünen Farbe, eigenartig auch in der Form seines Rumpfes, dessen über Wasser erscheinender Teil etwa einem ovalen Schwimmgürtel zu vergleichen ist. Aus dem Kommandoturm stand Kapitän König, eine schlanke, sehnige Gestalt, mit keckem frischem Seemannsgesicht. Auf die dreifachen Hurras, die ihm vom Pressedampfer stürmisch entgegenhallten, antwortete er und seine klare Stimme klang hell über den Strom mit einem dreifachen Hurra auf die neutrale, die verbündete und die deutsche Presse. Die erste war insbesondere durch amerikanische und schwe­dische Zeitungsmänner stark vertreten. Nun ging die ge­meinsame Fahrt stromaufwärts. Ein kleines Geschwader beflaggter und gewimpriter Schiffe, die sich derDeutsch­land" anschloffen. Barkaffen und Sporlruderboole gesellten sich hinzu und so entstand eia wahrhaft festlicher Zug. Ins­besondere bei der Bulkanwerft, bei Vegesack und später bei Langenau war die Begrüßung Überwältigend großartig. Die User waren schwarz von Menschen, aber Zehntausende von winkenden Tüchern huschten wie weiße Tauben darüber her. Immer und immer wieder erneuerten sich die Hurra­rufe, immer und immer wieder wurdeDeutschland, Deutsch- . .. . "

frau werden nötig werden, um neben dem Brot auch die übrigen nötigsten Lebensmittel in ausreichender Menge zu sichern für das Heer, für Munitionsarbeiter und für alle, die sonst zum Stege hinter der Front mitzuhelfen beru­fen sind.

Alles irgend im eigenen Hauehalt Entbehrliche muß die Landbevölkerung dazu herausgeben!Das geht nicht" hat mir mancher Zweifler in den letzten Wochen? gesagt. Du kannst der Bauernfrau, der Eigenkätner- und Land­arbeiterfrau nicht oorschreiben, wieviel Milch, wieviel Butter wieviel Eier sie abltesern soll. Sie ist gewöhnt, darin aus dem Bollen zu wirtschaften, ihren Mann, Kinder und Ge­sinde reichlich damit satt zu machen und nur das dann noch Übrige zu verkaufen".Es muß gehen", habe ich den Zweiflern entgegnet, kein Soldat, kein Verwundeter, kein Munitionsarbeiter, keine deutsche Frau und kein deutsches Kind in der Stadt wird durch die Schuld der deutschen Landsrauen hungern, wenn diesen der Ernst der Lage und der Ernst ihrer Pflicht nur klar wird. Mit Strafandro­hungen ist es freilich nicht gemacht. Das Gesetz schreibt sie vor, und in den seltenen Fällen böswilligen Verhalten« müffen sie rücksichtslos angewendrt werden, aber Mißbrauch mit der Strasgewalt gegen den Landmann ist in solcher Zeit das Unvernünftigste, was man sich denken kann. Auch mit hohem Preisangebot ist es nicht getan. Mir klingt es wie eine Beschimpfung der Landleute, wenn man hier und da sag«, nur durch den Anreiz gesteigerter Preise tst etwas von ihnen herauszuholen. Nein, nicht durch Förderung ihrer Gewinnsucht wild sich die deutsche Land-