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Samstag, den 26. August
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1916
Mimer der SliWe-SOiht.
Zur NkWrieutierllng
der MrlaildspolM.
In Rußland ist, wie gestern berichtet, ein Buch erschienen, das ungeheures Aussehen erregt. Dieses Buch trägt als Titel die große, schwere Frage an da« Schicksal, an die führenden Männer und das Volk in Rußland: „Warum führen wir Krieg?' Der liberale Politiker — man wolle beachten, daß es keiner vom .schwarzen Hundert" ist — Nikolai Suchanow, der mutige Verfasser des Werkes, beantwort t seine Frage Klipp und klar dahin: .Rußland ist das Opfer Englands geworden! Darum los von England!" Bleiben wir ruhig und halten wir Hoffnungen, die wie feurige Pferds am Zügel zerren, zurück! Eine Schwalbe macht keinen Sommer, und Nikolai Suchanow bringt allein nicht den Frieden. Sr ist aber einer von vielen, deren Zahl zunehmen dürfte. Da ist weiter der wohlbekannte und einflußreiche Dumaabgeordnete Purischkewiisch, ein Mann von der anderen .Couleur", ein Mitglied des Verbandes der echt russischen Leute, der der fremden Katze im russischen Hause die Schelle umhängt. Purischkewiisch vertritt die Ansicht, daß Rußland sich an dem englischen Wirtschaftskriege gegen Deutschland, der nur ein Deckmantel für England fei. um Rußland auszurauden, auf keinen Fall beteiligen dürfe. Rußland habe im Gegenteil die Hoffnung, daß sich nach dem Kriege ein befriedigendes Nachbaroer- hälinis zu Deutschland einstellen werde. Wir legen, wie gesagt, solchen Predigern in der Wüste keine übermäßige Bedeutung bei; aber als Symptom einer kommenden Neu- orieniierung nach dem Kriege wird man diese Tatsachen im Anschluß an das, was an dieser Stelle über die Annäherung Rußlands an Japan gesagt worden ist, wohl beachten dürfen. Es ist die groß« Tragik des russischen Volkes, daß es nicht» zu Ende führen kann. In Rußland hat alles nur einen Anfang «ad kein Ende. So ist es in den Romanen, in den Skandalen, in den Reformen, in den Resolutionen und in den Kriegen, die mit ungelösten Problemen enden. Wir wissen natürlich ebensowenig wie irgendein S'erblicher, wann der Friede mit Rußland kommt; wir rechnen vielmehr noch mit neuen und schweren Kämpfen im Osten. Wir wären aber nicht überrascht, wenn der Friede einmal mit Rußland ebenso plötzlich .ausbrichi". wie der Krieg gekommen ist.
Der Morgenröte einer kommenden Neuorientierung im Osten steht im Westen das Abendrot eines anscheinend unvermeidlichen Niederganges des Franzosenreiches gegenüber. Wie vor fünfhundert Jahren herrschen heute an der Küste der Normandie die Engländer: in Calais, Boulogne, Rouen. Le Havre usw. Wir waren daß erstaunt, als die
Sonntagssegen.
Auf Bergeahöh' der Sonntag stand,
Sein Strahlenbiick segnete rings das Land.
Und aus der Tiefe sonnengleich
Ausleuchiete das Gottesreich...
Im Licht verklärt sich Kampf und Ringen...
Nun heben die Glocken an zu singen.
- Th. KiistN«.
Das Lieb im Kriege.
Das Lied ist immer ein Zeichen der Freude. Der Krieg freilich bringt so viel Schweres; aber er hat uns da- rum den Mund nicht verschlossen. Gott sei Dank: Das stegende Deutschland ist zugleich ein singendes Deutschland.
Ich glaube nicht, daß unser Bold in diesen Jahren weniger gesungen Hai als in Friedenszeiten. Me scholl es bei Kriegsausbruch durch all« Gaue: „Deutschland, Deutschland über aller! ' Und wie erbebten in tiefer Ergriffenheit Deutschlands Söhne, als sie über den Rhein fuhren, und die vielleicht am meisten, die aus dem Osten kamen und ihn nie zuvor gesehen. Das also ist unser Rhein, um den wieder so viel Blut fließt! und wie ein Donnerhall brauste das. Rhetnial herauf und herab das Lied von der „Wacht am Rhein". Gleichzeitig zogen andere ostwärts über die Weichsel und überall ein Klingen und Singen von „Deutsch-
Engländer zu Anfang des Krieges anfingen, an der französischen Kanal- und Nordseeküste Kasernen zu bauen, Spielplätze anzulegen, als sie für Jahre hinaus Häuser und Billen mieteten. Heute erscheint uns, ebenso wie Kitcheners bramarbasierende» Wort von der Dauer des Krieges, das Treiben der Engländer weniger sinnlos, sondern auf eine bestimmte Absicht hinzudeuten, die auf die Dauer auch den Franzosen nicht verborgen bleiben kann. Wir hören, daß der alte Plan einer Untertunnelung des Kanals, der jedem Engländer noch vor wenigen Jahren als Landesverrat erschien, Aussicht aus Verwirklichung und sogar bereits die Zustimmung des Königs gefunden hat. Wenn England die Hand seines König» in Bewegung setzt, dann handelt es sich allemal nur um die Krönung eines Beschlusses, den dir regierende Plutokratke gefaßt hat. Die enge Verbindung des britischen Inselreiches muß also doch, wenn man sie erstrebt, heute im Interesse Englands liegen. Die deutschen Luftschiffe und dis deutschen Unserseeboote haben auf di« Köpfe der Inselbewohner revolutionierend gewirkt. Antwerpen und dir flandrische Küste sind für Älbion verloren — einstweilen nur. hofft man in England. Dafür mutz Ersatz geschaffen werden und England hat ihn gesunden in Calais. „Solange wir Calais behaupten, können wir da» verlorene Antwerpen entbehren," hat nach englischen Blär- iermeidungen der derzeitige englische Marineminister Balfour zu seinem Vorgänger, zu Churchill, der Antwerpen vergeblich für England zu retten versuchte, gesagt. Dieses Wort erhellt wie ein Blitzlicht die Bedeutung der englischen La- gersestung an der französischen Kanalkiiste. England richtet sich in Nordfrankreich häuslich ein und darum will es den Stolz seines Eilandes oblegen und den Tunnel von Dover nach Calais bauen.
Ist denn, so möchte man sagen. Frankreich mit Blindheit geschlagen, daß es dis Gefahr nicht sieht, die ihm riesengroß am Kanal erwächst, eine Gefahr, die unendlich viel größer für das Land ist, als die, der man wie gebannt durch das berühmte „Loch in den Vogesen" seit einem Mrnschenalter entgegenstarrie! Er gibt ein irisches Sprichwort. das lautet: Bor drei Dingen muß man sich hüten, vor dem Horn des Ochsen, vor dem Huf des Pferdes und vor dem Lächeln des Engländers. Die Iren kennen das Lächeln der Engländer und di« Franzosen werden es auch noch kennen lernen. Die tödlich verwundete Eitelkeit Frankreichs scheint ab.r das Schicksal des Landes zu werden, dem es zum Opfer fällt. Die Freundschaft mit Rußland, die aus dem Haß gegen Deutschland gebor.n wurde, hat Frankreich rund 20 Milliarden gekostet. Der Krieg bringt nun das Land in eine finanzielle, wirtschaftliche und politische Abhängigkeit von England, die ungleich kostspieliger und verhängnisvoller ist als die „Alliance" mit dem Zarenland hoch in Ehren", und vom „Guten Kameraden", der mir die Hand nochmal reichen will, und von den „Böglein im Walde", die so wunderschön singen vom Wiedersehen in der Heimat. Was haben wir gesungen, und wie hat uns das Lied begeistert! Da haben wir Gott danken gelernt für das Lied vom Vaterland! — Einige Wochen später lagen wir an einem jener unendlich geraden Kanäle der Pikardie, an denen sich unabsehbare Pappelzeilen hinziehen; wir schauten zum Aisne-Tal hinüber und freuten uns der scheidenden Sonne, die, in wetten Pmpurmantel gehüllt, ihre letzten Strahlen durch die Zweige lugen ließ. Da auf einmal erschall aus dem dämmerigen Dunkel auf der andern Kanalseile, wo irgendwo eine Feldwache stehen mochte, Männergesang: „Goldene Abendsonne, wie bist du so schön!" Das packte uns und wir lauschten ergriffen, als nun ein deutsches Volkslied nach dem andern durch den französischen Abend tönte. Da empfanden wirs, wie Gott unser Volk mit dem Lied gesegnet hat. Gott sei dank, daß wir so singen können.
* « *
Run enthält freilich das Feldgesangbuch keine eigentlichen Volks- und Baterlandsiieder. Das ist auch nicht nötig; die leben und pflanzen sich von selbst fort. In dem Büchlein stehen die geistlichen Lieder unserer Kirche, die Lieder, die wir in stillen Stunden und bei ernsten Feiern fingen. Sind sie uns auch so bekannt und lieb wie die andern? Der Krieg hat auch den Choral wieder zu Ehren
gebracht. Wuchtiger ats tm Frieden erklingen die alten Weisen in den mehr denn je besuchten Kirchen; und draußen
reiche. England schickt sich an. diese Abhängigkeit m't all der Gründlichkeit auszubeuten, die dem englischen Geschäftssinn eigen ist. Für den Kanaltunnel verlangt es „reale Garantien" aus französischem Boden. Diese Garantien hat England jetzt in der Hand und selbst wenn der Turm lbau nur ein Borwand wäre, wird es die Sicherheiten, di; es sich in Nordfrankretch geschaffen hat. schwerlich so leicht aus der Hand geben. In nachdenklichen Stunden muß es den französischen Staatsmännern angst und bang? werden angesichts der Geister, die sie ins Land riesen. Die Ausbootung der Engländer in Calais, in Lissabon, in Saloniki liegt aus derselben geraden Linie, auf der sich die englische Festlandspolttik bewegt und diese Politik har mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in England eine Bedeutung erhalten, die über die Schaffung einfacher Flottenstützpunkte weit hinausgeht.
Wir haben es nun gewiß nicht nötig, uns den deutschen Kops um Frankreichs willen zu zerbrechen. Wenn England aber den englischen Begriff Antwerpen nicht avsgtbt, sondern einfach nach Calais hin verschiebt, so müssen auch die „realen Garantien", die wir nach den Worten des Reichskanzlers nach Westen hin fordern müssen, dieser „Schiebung" Rechnung tragen. Wäre Frankreich nicht so rettungslos in seine Reoancheidee verrannt, so könnte man sich die Möglichkeit denken, daß deutsche und französische Soldaten gemeinsam gegen England in Nordfrankreich Kämpfen. So aber müssen wir den unheilbaren Wahn Frankreichs als eine historische Tatsache hinnehmen, die nun nicht einmal aus der Welt zu schaffen ist. und die notwendigen Sicherungen gegen das neue Gibraltar an der französischen Küste aus eigener Kraft schaffen.
Erfolgreicher Angriff ans London-
Berlin, 25. Aug. WTB. Amtlich. (Tel.) Inder Nacht vom 24. aus 25. August haben mehrere Marine- luftschiffe den südliche« Teil der englische» Ostküste angegriffen und dabei die City und den südwestlichen Stadtteil von Lands». Batterien bei den Marinestützpunkten Harwich und Folkestoue, sowie zahlreiche Schiffe auf der Reede von Dover ausgiebig mit Bomben belegt. Ueberall wurde sehr gute Wirkung beobachtet. Die Luftschiffe wurden aus dem Hin- und Rückmarsch von zahlreichen Bewachungsstreitkräften und beim Angriff von Äbwehrbatterien heftig, aber erfolglos beschaffen. Sie sind sämtlich zurllckgekehri.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
hat das feindliche Land manch heiliges Lied aus deutscher Männerbrust gehört.
Der Choral hat uns durch de ganzen Krieg begleitet. Als am Tage vor der Mobilmachung Tausende sich im Lustgarten zu Berlin drängten und der Kaiser vom Balkon seine« Schlöffe» herab jene tiefernste Ansprache hielt, die uns alle so ergriffen hat, da antworteten ihm seine Deutschen mit dem Gesang: „Ein' feste Burg ist unser Gott!" Man weiß gar nicht, wie es kam. wer angesttmmi hat. Mit einem Male war es da; da hatte Gott seinen Volk das Kciegslied geschenkt. Wenige Tage später feierten wir den großen Bußtag, beugten uns vor dem allgewaltigen Gott, nicht auf unser Verdienst bauend, sondern auf seine Gnade und flehten um seine Hilfe. Wohl noch nie war Luthers Noigesang uns so aus tiefster Seele gekommen, wie damals: „Aas tiefer Not schrei ich zu dir!" „Dein' Hand zu Helsen hat kein Ziel". Biele von denen, die noch einige Tage Zeit hatten, feierten mit den Ihren ein letztes Abend- mahl. Ich vergesse es nicht, wie die Freiwilligen um den Attar standen, „Herz und Herz vereint zusammen", wie sie sich die Hände reichten zu einer Lkebeskette und dann mit dem Pfarrer vor Gott gelobten: „Wir als die von einem Stamme, stehen auch für einen Mann!"
Und dann ging's hinaus. Wenn die sich vielfach überstürzenden Erlebnisse vielleicht vor oder nach hartem Strauß den Kriegern einen Augenblick der Sammlung gestatteten, dann traten sie wohl zu einem Feldgottesdisnst zusammen, um den Pfarrer geschart, oft auch ohne ihn. und Hollen sich Kraft und Trost und Mut aus der Schrift und aus