das prächtige Wetter täglich besser, Reifen hatten wir noch keinen und die Weinberge stehen sehr schön.

Göppingen, 13. Okt. In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag wollten zwei Unbekannte in einem Garten an der unteren Lorcherstraße eine rote Fahne mit der Inschrift: Hoch lebe die Sozial­demokratie ! aufpflanzen, sie wurden aber von der Polizei überrascht und die Fahne in Beschlag ge­nommen. Bei der Station Eislingen wurde gestern während des Dormittagsgottesdienstes eine ähnliche Fahne von einem Arbeiter angesichts einer Menge von Zuschauern auf einem hohen Baume angebracht, aber gleich darauf von der Polizei herabgenommen.

Ebingen, 12. Okt. In Tailfingen sind gestern lautSt.-A." vier mittelgroße Wohnhäuser, am Ende des Orts gegen Pfeffingen gelegen, abgebrannt. Das Feuer entstand vor 4 Uhr nachmittags auf dem Bühnenraum eines Hauses dessen Besitzer im Ober­land weilt, während die andern Angehörigen mit Kartoffelausnehmen auf dem Felde beschäftigt waren. Die Entstehungsursache dürfte in Baugebrechen zu suchen sein. Die Abgebrannten sind bis. auf eine Familie versichert.

Tuttlingen, 14. Okt. Der auf heute fällige Viehmarkt in hiesiger Stadt wurde wegen der Maul- und Klauenseuche verboten, ebenso das Durch­treiben von Schweineheerden durch den Bezirk und der Hausierhandel mit Rindvieh, Schafen und Schweinen untersagt. Demzufolge beschränkt sich der heutige Jahrmarkt bloß auf den Krämer- und Obstmarkt, welcher aber von der Landbevölkerung sehr lebhaft besucht war. Der Obstmarkt war fast ausnahmsweise mit Schweizerobst befahren. Zufuhr 200 Säcke. Preis pro Sack 1012 Der Umsatz in Kar­toffeln war ein geringerer. Marktpreis 2 50 -rZ

per Ztr. Die Zufuhr an Schweizermostobst für den Schwarzwald betrug in den letzten 14 Tagen 40 Eisenbahnwagen mit etwa 150000 Lx.

Söflingen, 13. Okt. Wie schwer oft der kleine Bauer" sein Fortkommen findet, zeigt deutlich folgender sehr traurigen Fall. Vergangenen Winter kaufte der Bauer Rudolf Reichardt das über 50 Morgen große Hofgut Butzenthal Gemeinde Söflingen und bezahlte von seinen Ersparnissen einige Tausend Mark an der Kaufsumme ab. Aber trotz des red­lichsten Fleißes und der größten Anstrengung war es ihm nicht möglich, in seinen Vermögcnsverhältnissen weiter zu kommen; er hatte Unglück imStall," verlor mehrere Pferde nacheinander, seine Frau, die 7 Kinder zu besorgen hatte, wurde krank und konnte nichts mehr arbeiten und als nun auch noch durch Hagelschlag ein Teil der Feldfrüchte vernichtet wurde, mußte der fleißige Mann sehen, wie alle seine Mühe und Arbeit vergebens, seine Ersparnisse verloren seien. In seiner Verzweiflung reifte nun in ihm der trau­rige Entschluß, Weib und Kinder zu verlassen. Und diesen Entschluß führte er in letzter Woche aus: unter dem Vorgeben, er wolle für seine kranke Frau bei einem entfernt wohnenden Doktor Rat und Hilfe holen, entfernte er sich von zu Hause. Mit banger Sorge, jammernd und wehklagend harrte die arme Frau mit ihren 7 Kindern, wovon das älteste 12 und das jüngste Jahr alt ist, einige Tage auf die Rückkehr ihres Mannes. Vergebens; vielmehr erhielt sie dieser Tage einen Brief von Hamburg, worin ihr Mann schreibt, er sei auf dem Wege nach Amerika! Wie kann doch ein Mann sein Weib und seine 7 Kinder im Elend und in der Not verlassen, wodurch das Elend und der Jammer nur noch größer wird!

Berlin, 15. Okt., Mittwoch, nachm. Der Reichsanzeiger bringt heute abend folgende Mit­teilung: Anläßlich des 90. Geburtstages des Feldmarschalls Moltke befahl der Kaiser, daß Tags zuvor in sämtlichen Unterrichtsanstalten der regelmäßige Schulunterricht ausfallen und ent­sprechende Schulfeiern stattfinden sollen.

Paris, 15. Okt. Ein junger 14jähriger Schäferknabe aus Guyotmlle (Algier), der, von einem tollen Hunde gebissen, in dem Institut Pasteur be­handelt worden war, ist einen Monat nachdem er dasselbe verlassen hatte, gestern unter furchtbaren Leiden gestorben. Der Knabe rvar allerdings erst am fünften Tage nach dem Unglücksfall nach Paris zu Pasteur gebracht worden.

London, 14. Okt. Aus Kent wird gemel­det, daß an einigen Stellen eine zweite, wenn auch geringfügige. Ernte von Erdbeeren und Birnen in Aussicht steht. Die Erdbeeren haben ungefähr die Größe von Haselnüssen.

vermischtes.

Eine Brieftasche Napoleon's I. Die ZeitungWolhyn" berichtet, daß sich auf einem Gute in Podolien eine Brieftasche Napoleon's I. befindet, welche er beim Uebergang über die Beresina im Jahre 1812 verloren hatte. Der russische Oberst Grqf

Dun in hatte die Brieftasche von dem Finder er­worben und die darin enthaltenen Papiere der Re, grerung übergeben. Im Jahre 1851 bot Napoleon III. dem Grafen Dunin vergeblich 1000 Halbim­perials für die Brieftasche. Durch Erbschaft ist sie jetzt in den Besitz einer Gutsbesitzerin in Podolien übergegangen, welche dieselbe zu verkaufen wünscht, um einen Teil des Erlöses wohlthätigen Zwecken zu widmen.

Eine zärtliche Mutter. Letzter Tage Nachmittags ging in Paris bei strömendem Regen eine junge Frau, mit einem jungen Hündchen auf dem Arme, über einen Steg des Kanal Saint-Martin. Sie hielt einen Regenschirm sorgfältig über das Tier, das eine rote Schleife auf dem Kopfe trug; dabei stieß die Frau mit der rechten Hand ein dreijähriges Kind, das ohne Kopfbedeckung war und zerrissene Schuhe an den Füßen hatte, vor sich her.Geh' doch! Geh' doch!" herrschte die Mutter und zupfte das Kind am Arme. Ein Lastträger, der bei einem Kohlenschiffe arbeitete, sah das, trat auf die Frau zu und sagte:Geben Sie mir ihren Hund und tragen Sie das Kleine über den Steg. Drüben sollen Sie den Köter wieder haben!" Die Frau nahm gern oder ungern an, brach aber in ein Zetergeschrei aus, als der Lastträger mitten auf dem Steg das Vieh in's Wasser hmunterschleuderte.Das wird Sie lehren," grollte er,den Hund im Trockenen zu halten, während Sie das Kind durchnässen lassen!" Die in ihren, Gefühlen Getroffene kreischte dermaßen, daß Stadtsergeanten herbeieilten und das Paar zum Polizeikommissär führten, welcher sich damit begnügte, ein Protokoll aufzunehmen.

Praktisches Bedauern. In einer vor­nehmen deutschen Gesellschaft Newyorks wurde der Unglücksfall einer bekannten Familie, welche sich ohne­dies schon in bedrängten Verhältnissen befand, lebhaft besprochen. Mit Ausnahme eines Amerikaners nahmen alle Anwesenden an der Unterhaltung Teil und Jeder drückte in warmen Worten sein Beileid aus und ver­sprach, helfend eintreten zu wollen. Der Amerikaner schien für die Unterhaltung wenig Interesse zu haben und kannte wohl auch die betreffende Familie nicht, er suchte anscheinend teilnahmslos in seiner Brieftasche herum; plötzlich entnahm er derselben eine Note, legte sie auf einen Teller, den er seinen Nachbar herumgehen zu lassen bat und sagte:Ich bedaure die arme Familie mit 100 Dollars, mit wieviel be­dauern Sie dieselbe?"

Was ein kräftiger Mittagstisch im Jahre 1752 in Berlin gekostet, darüber aiebt kein Geringerer als Lessing in einem Briefe an seinen Vater vom 2. November 1752 Auskunft. Auf die Anfrage des besorgten Vaters, der gehört, daß es dem jungen Litteraten, der gerade seine Stelle als Privatbibliothekar bei Rüdiger ver­loren hatte, schlecht ginge, schreibt Lessing u. a. folgen­des:Der Tisch bekümmert mich in Berlin am aller­wenigsten. Ich kann für 1 Groschen 6 Pf. eine starke Mahlzeit thun!"

Afrikanische Leckerbissen. Ueber einige Gerichte der afrikanischen Küche berichtet Gerhard Rohlfs: Ein bekanntes Essen in den Städten Maroc- cos und Nordafrikas ist die Sfintsch. Man nimmt einen Löffel voll Mehlbrei und gießt ihn schnell ins Oel. Es formen sich darauf große Klümpchen, welche heiß mit Honig gegessen werden. Es ist eine vorzüg­liche Speise, die man sich aber nur in den Städten verschaffen kann. Chlea ist ein äußerst beliebtes Essen, kein Wüstenreisender kann es entbehren. Ham­melfleisch oder Ziegenfleisch wird in kleine, singer­große Streifen geschnitten und dann so lange in Butter gebacken, bis alle Feuchtigkeit aus ihm Heraus­getrieben ist. Auf diese Weise erhält man em köst­liches Fleisch, welches sich monatelang gut hält. Eine andere Art, Fleisch zu konservieren, besteht darin, daß man recht dünne Stücke an der Sonne trocknet. Bei der außerordentlichen Trockenheit, die in der Sahara herrscht, werden die Fleischstreifen innerhalb 24 Stunden vollkommen gedörrt. Ganz roh habe ich nur,in Abyssinien Fleisch genießen sehen, und zwar Ochsenfleisch. Man nennt dieses rohe Fleisch m Abyssinien Brondo. Merkwürdigerweise wird die Vorliebe der Abyssinier für rohes Fleisch von allen dort lebenden Europäern geteilt, auch von den Deutschen. In der Wüste ist man häufig gezwungen, Kamee lfleisch zu genießen. Ich konnte ihm nie Geschmack abgewinnen, weder dem gekochten, noch dem gebratenen. Das Fleisch der Giraffe ist da­gegen ganz köstlich. Ausgezeichnet munden auch die Klfta der Marokkaner. Es sind dies kleine Stück­chen Hammelfleisch und Hammelfett, die, abwechselnd auf dünne Holzstäbchen gedeckt, mit Pfeffer und Salz bestreut über einem Kohlenfeuer gebraten werden. In der Sahara und in Nordzentralafrika wird der Strauß, den man wegen seiner Federn jagt, auch verspeist. Alan kann nur die Schenkel genießen, die

dem. Geschmack nach von Rindfleisch nicht zu unter­scheiden sind. Die Straußeneier werden ebenfalls gegessen. Ein solches entspricht ungefähr dem In­halt von 30 Hühnereiern. Als Rührei oder Omelette zuoereitet, ist es kaum von Hühnereiern zu unter- scheiden. Krokodileiern habe ich keinen Geschmack ab- gewmnen können. Ebenso ich nur mit Wider­streben das Fleisch der Krokodile, während ich das der Dub und Warane für recht gut befand. Ich habe auch häufig am Essen von Schlangen teilgenommen. Sie schmecken ganz wie Aale. Als ich Yoruba durchreiste, sah ich auf den Märkten von Jbadan und anderen Städten Negerweiber sitzen, die vor sich ein sauberes Brettchen hatten, auf dem hübsch ausgebrsitet Raupen lagen. Dieselben wurden von den Städtern eifrig gekauft. Es war die langhaarige Bärenraupe. Die Raupen wurden auf ein Kvhlen- feuer gelegt, die Haare abgesenkt und dann ohne Weiteres gegessen. Einige, und das waren wohl die Reicheren, pflegten die Raupen in Sheabutter (eine Art Baumfett) zu tauchen.

Wie sich ein fideler Student die Alterszulagen denkt.Lieber Alter! In den Zeitungen ist jetzt so viel vonAlterszulagen" die Rede. Mein kolossaler Fleiß erlaubt mir nicht, mich näher darüber zu informieren. Jedoch glaube ich dies Wort nicht anders erklären zu können, als durch Zulagen, welche ein guter Alter seinem Sohne zum monatlichen Wechsel macht." In der Hoffnung, daß Du Dich als Fortschrittsmann der allgemeinen Be­wegung anschließen wirst, verharre ich mit besten Grüßen Dein Sohn Karl."

Auch ein Kunstfreund. Ein.Maler, der das Prahlen liebte, erzählte seinem Freunde, daß er sein neuestes Bild für zehntausend Thaler verkauft habe.Da hast Du sehr unrecht gechan!" ent- gegnete der Freund.Wieso?"Nun ich keime Jemand, der Dir das Doppelte geben würde, nur um es sehen zu können."Das Doppelte! Du. scherzest wohl?"Nicht im geringsten. Der Be­treffende ist nämlich blind."

Moderne Kindermädchen. Mädchen: Sie- suchen ein Kindermädchen, Madame, und ich wäre vielleicht bereit, die Stelle zu übernehmen, aber bitte, zeigen Sie mir erst Ihr Kind. Frau: Mein Kind?' Warum das? Mädchen: Je nun, ich möchte doch erst missen, ob man sich auch damit auf der Straße- sehen lassen kann.

Ovst- rrnv Wcinpreise.

ch Simmozheim. Der Obsthandel war in letzter Zeit sehr lebhaft und wurden große Blassen. Most-Obst nach auswärts verkauft. Die Preise be­wegten sich zwischen 5 ^ 20 ^ bis 5 80

für Aepsel, an welchen noch bedeutende Vorräte vor­handen sind. Für gebrochenes (Tasel-)Obst wurden 78 pr. Ztr bezahlt, auch an solchen ist noch viel vorrätig. Das Obst ist nun völlig ausgereift und recht schön. Bei der Weilderstädter Obstaus­stellung war Simmozheim mit 80 Sorten vertreten.

Die Herren Ortsvorsteher, in deren Gemeinden noch Mostobst oder Brechobst vcrkiiuftich ist, ersuchen wir um Mitteilung. Die Beröffentlichnng an dieser Stelle dürfte von den Produzenten sicherlich als zweck­mäßig erkannt werden. D- Reo.

Brackenherm. Stockheim, 15. Okt. Wein. Einige Käufe meist rauh zu 110 bis 120

Marbach. Großbottwar, 15. Okt. Käufe in Schwarzrißling: 140, 150, 155 pr. 3 Hektl.

Standesamt Kalw.

Geborene:

11. Okt. Theodor Heinrich, Sohn des Christian: S ch ö.n ing, Hirschwirts.

Getränte:

11. Okt. Karl Emil Hepp, stv. Amtmann in Heiden­heini mit Johanna Pauline Federhaff von hier.

16. Karl Georg Wilhem Ludwig H ip p ele in,.

stv. Amtmann in Rottweil mit Klara. Beate Sofie Hutten von hier.

16. Jakob Christian Robert Pflüger, Kaufmann

in Gerabronn mit Luise Wilhelmine Ding- ler von hier.

Gestorbene:

10. Okt. Otto Ernst Säiiler, 5 Monate alt, Sohn des Traugott Schiler, Kaufmanns.

16. Anna Frieda G e n t n c r, 4'/- Monate alt»

Tochter des Heinrich Gentner, Wagners. 16. Georg Wilhelm Harr, Goldarbeiler, 32 I. a..

Gottesdienst

am Sonntag, den 19. Oktober.

Kirchweihfest.

Vom Turm: 28.

Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr Nachm.-Prcdigt Herr Helfer Eytel.