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sind die beiden Staaten ersucht worden, darauf Bedacht nehmen zu wollen, daß vas zur Ausfuhr nach der Schweiz bestimmte Holz soweit immer möglich, entrindet werde; für den Fall, daß dessen ungeachtet berindetes Holz eingeführt werden sollte, sind die schweizerischen Grundzollstätten angewiesen, diejenigen Kantone, nach deren Gebiet die Spedition des Holzes stattfindet, davon telegraphisch zu benachrichtigen, damit diese Kantone für eine die weitere Verbreitung des Schädlings möglichst hindernde Lagerung des Holzes Sorge tragen können. Diese Maßregel wirkt insbesondere störend für das württembergische Oberland, welches verhältnismäßig viel Holz nach der Schweiz exportiert.
— Nach der „Frkf. Ztg." faßt sich der Geist der Mac Kinley-Gesetzgebung in der Formel zusammen : Es lebe der Reichtum, Tod den Armen! Hoch die Spekulation, nieder mit dem soliden Geschäft! Die amerikanischen Industriellen, die auf Jahrzehnte großer und rascher Gewinne zurückblicken, sind blasiert. Ihnen genügt es mcht mehr, die reichen Hilfsquellen ihres von der Natur und Geschichte begünstigten Landes zu ihrem Vorteil auszunützen, sie finden nur mehr in ungeheuerlichen Kombinationen, in waghalsigen Spekulationen, in förmlichen Raubzügen ihre Befriedigung. In der neuesten Zollgesetzgebung haben sie ihrem überhitzten Spekulationsgeist eine wahre Orgie bereitet.
— Von der Expedition Emin Pascha's sind wieder Berichte, durch die Vermittlung seines Begleiters, des katholischen Missionars Pater Schynse, eingegangen. Es heißt darin: „Unsere Reise war bisher langsam, aber wir kommen nun rascher vorwärts. Ich denke, in 8—10 Tagen von Kipa Capala wieder zu schreiben. Von dort geht's nach dem Nyanza See, wo Mr. Hirch uns erwartet, um mit einem von uns nach Uganda zu gehen. Das Land hat sich hier gründlich verändert seit einem Jahr. Von Zoll rc. redet man nicht mehr. Die sonst so frechen Wagozo sind sehr zurückhaltend und suchen durch Geschenke Wohlwollen zu erwirken. Die Araber von Tabora und Sike zittern, sie wissen nicht, wie
das Wetter sein wird. Der Europäer kann jetzt hier im Schutz der deutschen Flagge unbehelligt reisen, ohne erst Erlaubnis bei den Häuptlingen zu erbitten. Wasser giebt es jetzt noch genügend."
I)r. Oskar Baümann, der die Strecke für eine Eisenbahn in Deutsch-Ostafrika feststellen soll, hat der Nat.-Ztg. zufolge aus Tanga 2. Sept. an Major Liebert geschrieben, daß Usambara großen Wert habe und sehr kulturfähig sei. Auch Pare sei ein schönes, wasserreiches Gebirgsland, das besonders für Viehzucht geeignet sei und vielfach Urwald habe. Die Massaigefahr freilich dauere fort. Den Abschluß seiner Jnlandreise habe eine Tour durch Nord-Usegua nach Nguru auf größtenteils neuer Route gebildet. Er sei überrascht gewesen über die starke Bevölkerung und den bedeutenden Ackerbau Nord- Useguas: Dorf liege an Dorf und stundenlang wandele man ununterbrochen durch Felder. Weniger versprechend scheine Nord-Nguru, das wasserarm sei. Dort habe er an einem Orte, den nie vorher ein Weißer besucht, zufällig den greisen Psre Machon, den Vorsteher der Mission Monda, getroffen, der zum ersten Mal diesen nördlichsten Distrikt seines Missions- rayons bereiste, dennoch überall von den Eingeborenen mit großer Sympathie begrüßt wurde. Baumann teilt ferner mit, daß er sich gegenwärtig eine kleine Erholung in Tanga gönne und dann werde er die Küste zwischen Tanga und Pangani, sowie das Hinterland bis an den Rand Usambaras bereisen und damit seine - Arbeiten im Umba-Panganiegebiete abschließen. In Bezug auf die Eisenbahnfrage wolle er später ein endgiltiges Urteil abgeben. Schon jetzt glaube er mit Bestimmtheit sagen zu können, daß ernstliche Terrainschwierigkeiten nicht vorliegen und daß nach seiner Ueberzeugung diese Eisenbahn einem, wenn auch nicht sofortigen, so doch sicheren Erfolge entgegengehe.
vermischtes.
— Ein originelles Andenken an seine Militürdienstzeit hat sich der gegenwärtig in Worms als Reservist emgezogene bayerische Unteroffizier Mich.
Metzger dadurch verschafft, daß er mit Verwendung von in manchen Kasernen nicht seltenen Flöhen auf Karton eure Erinnerungsschrift folgenden Inhalts zusammengeklebt hat:
„Kgl. bayer. 3. Jnf.-Regiment Prinz Karl von Bayern Il/71 Vierte Kompagnie Ll 71/84 Zur Erinnerung an 1885 meine Dienstzeit 1888 Unteroffizier Michael Metzger aus Nördlingen ^.Lith. u. Verl, von Ll. Ll."
Zu diesem wunderlichen Machwerk, dessen Anfertigung vier Monate in Auspruch nahm, hat der geduldige Urheber, laut „W. Ztg.", der stattlichen Zahl von 8500 Stück Flöhen bedurft, bei deren Fang ihm seine Kameraden übrigens freundliche Hilfe leisteten. Diese in ihrer Art einzige Arbeit war hier zur Besichtigung ausgestellt.
Jnstanzenzug. Gast: „Kellner, das Beefsteak ist ja so zäh, daß man es kaum schneiden kann." — Kellner (achselzuckend): „Ja, mein Herr, da müssen Sie sich beim Ochsen selbst beschweren." — Gast: „Gut, rufen Sie mir den Wirt."
(Ln Ai-os.) „Wer war denn der alte Herr, den Sie da eben grüßten?" — „Der? Das war ein bedeutender Armeelieferant!" — „So? Darnach sah er mir gar nicht aus." — „Gewiß! Es ist nämlich der Wunderdoktor L., der liefert alljährlich ein bedeutendes Kontingent für die — große Armee!"
Schnell erkannt. Handlungsreisender: Verzeihen Se, mein Name ist Stern. Glaub's gern.
Me erhält man feinen Körper gesund und seine Verdauung in Ordnung? Indem man bei Störungen sofort die ächten Apotheker Richard Brandts Schweizcrpillen, welche in jeder Apotheke L Schachtel 1 erhältlich sind, gebraucht und hierdurch überflüssige, schädliche Stoffe aus dem Körper entfernt. Die auf jeder Schachtel auch quantitativ angegebenen Bestandteile sind: Silge, Moschusgarbe, Aloe, Absynth, Bitterklee, ! Gentian."
Amtliche Bekanntmachungen.
Hahnaöschnitt-Herpachtung und -Herkauf.
Die der K. Württ. Eisenbahnverwaltung gehörigen Grundstücke, sogen. Bahnabschnitte, find auf die 12 Jahre Martini 1890/1902 neu zu verpachten; auch ist die Eisenbahnverwaltung bereit, die für sie dauernd entbehrlichen Grundstücke bei Erzielung angemessener Preise zu verkaufen. Etwaige Kaufsliebhaber werden ersucht, ihre schriftlich zu stellenden Angebote, in welchen der Gegenstand des Angebotes genau bezeichnet sein und der Anbieter sich zur Aufrechterhaltung seines Gebots für den Fall öffentlicher Versteigerung verpflichten muß, spätestens 1 Tag vor dem Verpachtungstermin an das Bauamt einzusenden, oder gelegentlich der Pachtverhandlung an Ort und Stelle persönlich zu übergeben.
Die Pachtverhandlung beginnt für die Strecke Brötzingen bis Station Unterreichenbach am
Donnerstag, den 16. Oktober, morgens 6°/. Uhr, auf der Station Brötzingen; für die Strecke Unterreichenbach bis Calw am Dienstag, den 21. Oktober, morgens 6 Uhr 5»0 Min.,
auf der Station Unterreichenbach; für die Strecke Pforzheim bis Station Neuenbürg am
Freitag, den 24. Oktober, morgens 6°/« Uhr. am Durlacher Straßenübergang bei Pforzheim; für die Strecke Neuenbürg bis Wildbad am
Mittwoch, den 2S. Oktober, morgens 7 Uhr 26 Min.,
auf der Station Neuenbürg.
Pacht- und Kaufsliebhaber sind hiemit zur Beteiligung eingeladen. Die im November stattfindende 10jährige Neuverpachtung der Bahnböschungen auf der Nagoldbahn wird später bekannt gemacht.
Pforzheim, den 11. Oktober 1890.
K. Württ. HisenbaHnbetriebsbauamt.
Schmidt.
Orgeltreter.
Da die Stelle eines Orgeltreters an der hiesigen evangelischen Kirche neu zu besetzen ist, so werden Liebhaber eingeladen, sich bei dem Unterzeichneten zu bewerben.
Calw, 15. Oktober 1890.
Im Auftrag des Kirchengemeinderats:
Stadtpfarrer Braun.
Aufforderung.
An der Steuer pro 1890/91 ist mehr als die Hälfte zur Zahlung verfallen, es werden deshalb die Steuerpflichtigen aufgefordert, den verfallenen Betrag binnen 8 Tagen an die Stadtpflege zu entrichten.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
Bekanntmachung.
Das auf 1. April 1890 durch das Bezirkssteueramt berichtigte Orts-Grund- und Gefällkataster der Stadt Calw ist vom 21. ds. bis 10. November 1890 zur Einsicht der Beteiligten auf dem Rathaus, Zimmer Nr. 14, aufgelegt. Näheres hierüber, insbesondere über das den Beteiligten zustehende Beschwerde
recht ist aus der am Rathaus angeschlagenen Bekanntmachung zu entnehmen.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
Prirmt-Ameigen.
Calw.
Todesanzeige.
Freunden und Bekannten widme ich die schmerzliche Nachricht, daß meine liebe Gattin gestern nachmittag in Tübingen durch sanften Tod von ihrem schweren Leiden erlöst wurde.
Um stille Teilnahme bittet
der trauernde Gatte: Friedr. Knecht, Amtsgerichtsdiener.
Samstag (18. Okt.) Uhr bei Thudium (bad. Hof)
IMLlverviu
(Auch Einziehung der Beiträge.)
Schürze r.
Dienstmädchen gesucht.
Ein braves, williges Mädchen, nicht unter 18 Jahren, von hier, wird gesucht von
Frau Schaufler.
Magd gefacht.
Ein ehrliches Mädchen, das auch melken kann, wird auf Martini gesucht. Von wem? sagt die Red. d. Bl.
Es hat sich ein Enterich und eine Ente, beide dunkelgrau,
verlaufen.
Wer deren Aufenthalt kennt, wird gebeten, den Eigentümer im Compt. d. Bl. zu erfragen.
Gine Huppenstuße
wird zu kaufen gesucht. Angebote an die Red. d. Bl. erbeten.
süße und gestandene, bei
Hugo Rau.
Gutkochende
Erbsen, Linsen» Bohnen,
j sowie schöne Speisezwiebel empfiehlt
8«or»g ^ung.
Ein ordentliches
Mädchen
sucht bis Martini
Moros z. Rappen.
Röthenbach,
Oberamts Calw.
Beraccoröierung von Bauarbciten.
Die beim Neubau eines Wohnhauses vorkommenden Maurer-, Zimmer-, Gipser-, Schreiner-, Glaser-, Schlosser-, Schmied-, Flaschner- und Pflaster-Ar- beiten, sowie die Asphaltwaren- und Falzziegellieferung veraccordiere ich am Montag, den 2«. Okt. d. I., nachmittags 3 Uhr, im Hirsch in Sommenhardt im Wege schriftlicher Submission.
Pläne, lieberschlag und Bedingungen liegen bis 19. ds. Mts. bei Gemeindepfleger Keppler in Röthenbach und am Montag, den 20. ds. Akts., im Hirsch in Sommenhardt zur Einsicht auf.
Hierauf bezügliche Offerte wollen mir bis zum oben bezeichneten Termin portofrei zugestellt werden.
Den 10. Oktober 1890.
Jakob Kugele—Keppler,
Bauer.