Unsere tapferen Kolonisten.

Kapstadt. 16. Mai. WTB. (Amtlich.) Bericht aus Lorenzo-Marquez. Die Deutschen griffen mit zwei Maschi- nenaewehren und 100 Eingeborenen am 8 und 12. d. M. den portugiesischen Posten Nhikaa-Rouma-Fluß an. Sie wurden zmückgeschlagen. Die Portugiesen hatten einen Toten. Dom übrigen Rianga-Adschnitt wird Gewehrseuer gemeldet. Die Verluste aus beiden Seiten sind gering.

Berlin, 16. Mai. WTB. Der Empfang unserer Kameruner in Spanien. Die gesamte spanische Presse widmet den Kameruner Truppen Worte der Begrüßung. Die deutschfreundliche Presse schildert den herzlichen Empfang, den die Truppen gefunden haben und beglückwünschen Spanien, dessen Neutralität es gestattet, diesen Helden Auf­nahme und Gastfreundschaft zu gewähren. Der Staats­sekretär des Reichskolontalamtes Dr. Sols richtete an den Gouverneur Ebermaier einen Erlaß, in dem heißt: Ich habe die volle Ueberzeugung, daß nach heldenhaftem Ausharren in Kamerun während 17 Monaten es lediglich die äußerste Not gewesen ist, die Sie bewogen hat, von weiterem Wider­stand gegen die Uebermacht der Feinde Abstand zu nehmen. Ich spreche Ihnen, sowie dem Kommandeur der Schutz- truppe und Ihren Mitarbeitern, den Offizieren und Mann­schaften der Schutztruppe meine volle Anerkennung dasür aus. daß Sie in treuester Pflichterfüllung aus ihrem Posten ausgeharrt haben.

Die Alandsfrage.

Kopenhagen. 16. Mai. WTB. Die Petersburger Rowoje Wremja" schreibt über die Interpellation Steffens bezüglich der russischen Befestigung der Alandsinseln in der schwedischen Ersten Kammer, der Vertrag von 1856 verbiete allerdings Rußland, aus den Alandeinseln Seebefestigungen anzulegen. Der Vertrag sei aber zwischen Rußland einer­seits und England und Frankreich andererseits abgeschloffen. Schweden habe somit kein Recht zum Einspruch.

Stockholm, 16. Mai. WTB. Der Londoner Vertreter vonStockholms Tidningen" meldet, er habe aus Anfrage vom englischen Auswärtigen Amt folgende Erklärung über die Alandsfrage erhalten: Die Agitation, die in der letzten Zeit im Zusammenhang mit der Alandsfrage getrieben wor­den ist, scheint uns hier von nicht ehrlichem und gewisser­maßen unechtem Charakter zu sein. Dies geht aus der Tatsache hervor, daß sich, soweit wir wissen, die schwedische Regierung seit Beginn der Agitation in dieser Frage nicht an die russische Regierung gewandt hat. Hätte di« schwe­dische Regierung dies getan, so sind wir überzeugt, daß die russische Regierung, die in jeder Hinsicht gute Beziehungen zu Schweden wünscht, eine freundschaftliche Auffassung den schwedischen Interessen gegenüber darlegen würde. Die Zeitung bemerkt zu diese: Erklärung, daß der indirekte Tadel, der darin gegen die schwedische Regierung gerichtet werde, diese sogar für die Agitation mit verantwortlich machen will, die gleichzeitig als nicht ehrlich bezeichnet wird. Eine solche Unterstellung muß auf das bestimmteste zurück- gewiesen werden, wie es jeder Schwede mit Sinnen für die Würde seines Landes sehr sonderbar finden wird, daß man im englischen Auswärtigen Amte überhaupt meint, man könne sich in dieser Weise darüber aussprechen, welche An­frage die schwedische Regierung bei einer anoeren Regierung gemacht oder nicht gemacht hat.

Der Prozeß Cafement.

London. 16. Mai. WTB. Reuter. Sir Roger Case- Ment erschien unter der Anklage wegen Hochverrats vor dem Polizeigerichtshof in Bowstreet. Ein Soldat namens Baiby, der gestern in Wandsworth, einem Vorort von London, verhaftet wurde und unter derselben Anklage steht, teilte mit ihm dir Anklagebank. Casement war blaß und abgemagert. Ein großer Teil des kleinen Berhandlungs- saales war von Journalisten besetzt. Für die Vertreter der neutralen Presse waren besondere Sitze reserviert. Der Generalanwalt «öffnete das Verfahren mit einer Schilde­rung von Casements Laufbahn im Konsulardisnst.

Buntes Allerlei.

Das Patenkind der fünfte» Armee"

lautet die eigenhändige Unterschrift des Kronprinzen aus einem Kabinettbilde, das den Kronprinzen mit seiner am E April 1915 geborenen Tochter darstellt. Die Patenschaft »ei der Taufe der Prinzessin Hot der Kronprinz, wie gemel­det, der von ihm befehligten fünften Armee Überträgen und eintragen lassen. Das Bild wurde am Jahrestage der. »leinen Prinzessin jedem Angehörigen der fünften Armee übermittelt. Einzelne dieser Bilder sind als Kriegsandmken von den Feldzugsteilnehmern an ihre Angehörigen in der der Heimat gesandt worden.

Das Hanfbreche». Jetzt, da Hanf und Flachs wieder mehr aufkommen, ist von Interesse, was der be­kannte württembergische Staatsmann A. L. Reyscher in seinen Iugenderinnsrungen über das Hansbrechen in Unter­riexingen bet Baihingen schreibt. Dort war Reyscher am 10. Juli 1902 im Pfarrhaus« geboren. Wenn der Hanf rwd der Flachs in der Sonne gedörrt wäre«, schreibt husche» ln seinen nachgelassene» Erinnerungen, so wurde ^er einem Brechloch geröstet und sodann gleich »uschelweiss auf einer Brechet von den harten unbrauch- Bestandteilen gereinigt. Je rascher und lärmender oas Klapper» der hölzernen Brechet vor sich ging, um so wehr ward auch dasMaulwerk" der Weiber und Mäd- cken in Bewegung gesetzt, die das Holzschwert Hoden und niederdrückten. Wehe da dem Jungen, der den Weibs-

Das Bei hör Sir Roger Casements vor dem Polizei­gerichtshof in Bowstreet in London war. wie dasBer­liner Tageblatt" aus Amsterdam erfährt, die Senation von London. Das Publikum belagerte schon von Mitternacht an das Gerichts gebäude, um Plätze zu erhalten.

Meutereien auf holl. Kriegsfchiffen.

Einer Depesche desBerliner Tageblatts" aus Amster- dam zufolge scheinen die Meutereien auf holländischen Kriegsschiffen vor Batavia immer größeren Umfang anzu­nehmen. Bisher sind über 300 Desertionen vorgekommen. Die Meuterer drohen, das Hospital von Soerabaja in Brand zu stecken. 40 Rädelsführer werden von Batavia nach Amsterdam gebracht werden.

Haag, 16. Mai. WTB. (Amtlich.) Nach Nachrichten von dem Kommandanten der Seestreitkräste in Niederlän­disch Indien ist am 7. ds. Mts. in Soerabaja anläßlich einer unerlaubten Demonstration von Matrosen gegen das Miliiärspital und später auf dem Panzerschiff de Zeven Provincien zu Unruhen gekommen. Der Kommandant hatte sich mit dem Dampfer Aldebaran nach Soerabaja begeben und ist bereits wieder mit demselben Schiff nach Tandjoeng zurückgekehrt. Ein Amsterdamer Blatt meldet dazu, daß 40 Deserteure mit dem Dampfer Rindjai nach Holland zurückgeschickt worden sind. Die Behörden in Indien haben Briefe erhalten, in denen gedroht wird, das Hospital in Soerabaja in Brand zu stecken. Das Hospital wild von den Truppen streng bewacht.

England «ud der Luftkrieg.

London, 16. Mai. WTB Me Times meldet, daß die Regierung beschlossen habe, kein Ministerium für den Lustdienst zu errichten. Dieser Entschluß werde heute dem- Unterhaus bekanr-tgegeben werden. Die Regierung will einen gemeinsamen Rat für das maritime und militärische Lusiwesen einsetzen unter Leitung eines Sachverständigen und mit einem Minister, der im Namen dieses Rats im Parlament austreten soll.

Aus Stadt und Land.

Nagold, 18. Mai 1916.

»tzveuLafeL

Den Friedrichsorden 2. Klasse mit Schwertern ei hielt Lt. d. R. Friedrich Maure r)Sohn des Stadtfieuerbeamten Maurer in Nagold.

Das Eiserne Kreuz erhielt Friedrich Bühler, Sohn des Gottlieb Bühler, Müller von Walddarf.

Kriegsverluste.

Die württ. Verlustliste Nr. 387 verzeichnet: Bolz Johann, Egenhausen, gefallen, Hirth Albert, Utffz., Nagold, verw., Luz Gottlob, Haiterbach, gefallen, Ruoff Kurt, Ltn., Niedereutin, schw. verw.

Uebertrageu: die evangelische Pfarrei Baiersbronn, Dekanats Frcudcnstadt dem Pfarrer Paulus in Grüntal, Dek. Freudenstadt.

Lazarettzng Am Dienstagabend traf wieder ein Lozarettzug hier ein, der 67 leichtverwundete Krieger brachte.

7. Staatslotterie. 5. Klaffe. 7. und 8. Ziehungs­tag. Auf Württemberg gefallene Gewinne: 3000 ^ auf Nr. 187 480, 30 901, 179 945. 1000 auf Nr. 56 803, 175 296, 177 305, 177 543, 178 273, 184 224, 174 948, 177 361, 177 813, 183 758, 187 794. 201099. 500 ^ auf Nr. 30 623. 56 769, 187 315, 189 787. 189 797, 189 940. 31014, 31 771. 175 010, 181 152, 186 598, 186 645, 189 018, 189171. Außerdem 136 und 125 Gewinne zu 240 (Obne Gewähr.)

Die Einheitskleidung der Jngendturner. Der Turnam schuß der Deutschen Turneischaft hat zur Verhü­tung von Verwechslungen mit Uniformen des Heeres und der Marine die Fragen der Abzeichen nachgeprüft und fol­gendes endgültig beschlossen: Alle Jngendturner tragen ein kreisrundes, aus Metall hergestelltes Zeichen (Rosette) tn den deutschen Farben. In der Mitte befindet sich auf weißem Grunde das Tunrerkreuz (vier k). Der 5 Milli-

leuien bei ihrer Arbeit zu nahe kam. Er wurde unbarm­herzig mit den Abfällen überschüttet. Und auch ältere Männer, die in der Nähe vorübergingen, mußten sich, ohne Ansehen des Standes, so verlangte es die Sitte mit einem Geschenke sreikousen, nachdem ihnen zu Ehren der Weg mit Hageln, d. h. mit Abfällen des dürren Hanfs bestreut worden war. Der Kultus, der mit dem Hanf- und Flachs­bau getrieben wurde, letzte sich in den Spinnstuben und bei den Kunkelsesten fort. Auch meine Schwestern und Mutter fanden, wie die altdeutschen Frauen, tn dem Spin­nen keine unedle Beschäftigung und trugen dadurch zu ihrer Aussteuer bki. die so allmählich aus ihrer Hand her- oorging. Ein idyllisches Kulturbild tut sich auf beim Lesen dieser Zeilen. Wenn auch Hanf und Flachs wieder zu Ehren kommen; den alten Bolksfknn und die alte Bolks- sttte bringen sie uns nicht mehr zurück.

Der Spatzenkrieg. Dis Bekämpfung des Sperlings, die gegenwärtig vielseitig gefordert wird hat einen histori­schen Vorgang. Am 8. November 1749 kündigte die Kai- serin Maria Theresia den Spatzen den Krieg an. Die Aus­rottung und Vertreibung der Schadenoögel, die den Unter­tanen nicht nur. wenn die Frucht auf dem Felde steht, sondern auch zur Winterszeit in den Scheuern beträchtlichen und empfindlichen Schaden zufügen, sollte durchgehends und allerorten ernstlich unternommen werden. Zu diesem Zweck soll besonders vor der Brut im Frühjahr entweder mit Aushebung der Nester oder mit Schießen die Austilgung vollzogen werden. Für jeden Spatzenkopf sollen von Licht­meß 1 Kreuzer aus der Gemeinen und Terichtskasse be-

meler breite Rand des Zeichens ist von schwarzer Farbe. Das Ganze mißt 3 Zentimeter im Durchmesser und wird am seitlichen Hutaufschlage befestigt. Auf den Spitzen des Umlegekragens der Zugjacke tragen alle Jngendturner das Turnerkreuz (rot aus weißem Grunde), bestehend aus einem Plättchen von emailliertem Metall, 4 Zentimeter lang und im ganzen 2 Zentimeter breit, den Spitzen des Kragens entsprechend schräg geschnitten. Das Blättchen zeigt einen schwarzen Rand in der Breite von 3 Millimeter. Im Abzeichen für die Vorturner fällt die Achselklappe weg. An ihre Stelle tritt eine weiß-rote Schnur als Einfassung des Umlegekragens am unteren Rande. Die Führer find an einer 12 Zentimeter breiten Armbinde in den Reichssarben, oben und unten mit einer weiß-roten Schnur eingefaßt, kenntlich.

Die Leitung der Deutschen Turnerschast hat sich da­rüber Gewiffenheit verschafft, daß diese vom Turnerausschuß beschlossenen Abzeichen von der Militärbehörde nicht bean­standet werden; sie hofft aber auch. Laß ave willkürlichen Abweichungen von der einzusührenden Gleichtracht und den festgesetzten Abzeichen streng vermieden werden.

Aus de» Nachbarbezirke».

Herrenberg. Ende voriger Woche entwichen fünf von den im Steinbruch bei Haslach beschäftigten russische« Gefangenen. Die Ausreißer konnten bis jetzt noch nicht veigebracht werden.

Calw. Gut besuchte Gemeindeversammlungen wurden gehalten in Neubulach und Neuweiler; hierbei sprachen Redakteur Krug-Stuttgart und Reg.-Rat Bmder-Ealw überdie Pflicht der deutschen Heimat im Weltkrieg". In Neuwrilsr wurde auch noch dieErkrankung des Wald­bodens auf den Höhen des Calwer Waldes und seine Hei­lung" erörtert.

r Horb. Hier konnte Sanitätsrai Dr. med. Rosen­feld aus eine 25 jährige Tätigkeit als Hospital- und Armen­arzt zurückblicken.

r Horb. Von Hospitalverwalter Schanz wurden bei den Felvern an der Altheinerstraße drei russische Gefangene aufgegciffen. Bei Vernehmung der Gefangenen stellte sich heraus, daß sie aus dem Gefangenenlager Mannheim einem Gutshof in Huit bei Breiten zur Arbeit zugewiesen waren.

r Rotteuburg. An dem diesjährigen Psarrkonkurs, der am Dienstag begonnen hat, beteiligen sich 9 Kandidaten.

r Böblingen. Aas Amtsgericht hat gegen die 28 Jahre alte Dienstmagd Marie Eisenhardt von Sindel- fingen wegen Gewerbsunzucht und Diebstahl im Rückfall einen Steckbrief erlassen.

Landwirtschaft, Handel nnd Verkehr.

Nagold, 17. Mai. Dieser Tage konnte ein Waggon Eier von der Stadtverwaltung zum Verkauf gebracht wer­den. Sie wurden ?,u 18 ^ das Stück abgegeben. Ferner wurden auch wieder Kartoffeln zu 4.30 ^6 der Zentner verkauft. Für diese Fürsorge der Stadtverwaltung darf sie der dankbaren Anerkennung der Einwohnerschaft gewiß sein.

Letzte Nachrichten.

lSäminq« s.8.6.)

London, 17. Mai. WTB. Das Unterhaus hat die dritte Lesung des Wehrpflichtgesetzes mit 250 ge­gen 35 Stimmen angenommen.

Amsterdam, 17. Mai. WTB. Ein hiesiges'Blatt meldet aus London: Bon den 35 Abgeordneten, die gegen die Dienstpflichtbill stimmten, gehören 26 der liberale» und 9 der Arbeiterpartei an. Das Gesetz wird in einem Monat tn Wirksamkeit treten.

Frankfurt a. M., 18. Mai. Tel. Die Franks. Z. berichtet aus Wien: Während man sich in Italien rüstet, die Jahreswende der Kriegserklärung festlich z« begehe», wurde für diese» Tag ein Erfolg Cador- nas erwartet. Der General begab sich mit dem ge­samte« Hauptquartier und zahlreichen Reserven vor einiger Zeit an die südöstliche Grenze Tirols. Nun haben unsere Truppen dem General hier eine

zahlt werden. Der Spatzenkrieg derallerhuldreichsten und liebenswürdigsten Monarchin", wie sich die Kaiserin nennen ließ, dauerte über zwanzig Jahre. Er wird 1762 in ver­schärftem Masse geführt und angeordnet, daß alljährlich eine Tabelle, wieviel Spatzen jeden Orts in natura und wieoikl an Geld abgeführt worden, einzusenden ist. Außer­dem muß berichtet werden wieviel Spatzen jeden Orts seit dem Gesetz von 1749 geschaffen oder gefangen und wieviel dasür ausbezahlt worden ist. Die Berichte fielen aber nicht günstig aus. weshalb dis Regierung von Bretsgau aueschreibt, sie haben mit besonderen Mißfallen ersehen wüsten, daß auf den Befolg der Allerhöchsten Verordnung nicht mll der­jenigen 'Verfänglichkeit gehalten werde, wie es dieser Gegen­stand erforderte Deshalb ordnet sie an, daß künftig jedem Untertan, auch ohne Ausnahme des Taglöhners und hiemit Rücksicht auf den Besitz wenig oder vieler Grundstücke. 5 Spatzenköpse für jedes Jahr zur Lieferung fest bestimmt sein sollen. Für jeden nicht gelieferten Kopf muß der Saum­selige 2 Kreuzer aus seinen Mitteln zur Strafe zahlen. Alsleicht und wenig kostbare Art die Spatzen beizrrsangen". wird die empfohlen,die durch Anhängung der an dem Boden durchlöcherten irdischen Häfen an die Häuser be- schiehet." Der Spatzenkrieg ging zu Ende mtt der Kaiserin. DerUlmer Bogel" hat sich früher vermehrt wie der Sand am Meere und die Sterne des Himmels. Run soll ihm wieder von regierungswegen an den Leid gegangen werden. Hoffentlich mit mehr Erfolg als in den Tagen d-raller­huldreichsten und liebenswürdigsten Monarchin".