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SsrHMecher Nr. 29°
SO. Jahrgang.
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Plauderstiibcheu
und
Illustr. Sountagrbia >.
HL 115
Donnerstag, den 18. Mai
1916
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Li. Hbevarrrt Nagold.
Bekanntmachung, betr. Unterstützung der Sauen (Mutterschweine ) und Ferkelzucht.
Zur Unterstützung der Sauen- (Mu-teischweine-) und Ferkerzucht sind für Württemberg 1200 Tonnen verschiedene Futtermittel, nämlich Nachmchl, inländische und Auslands- Kleie. Mastfutter (Mais, Eicheln. Kartoffelstöcken), Fischmehl, Strohkrastfutler u. a., zur Verfügung gestellt.
Dieselben können nur als M'schfntter abgegeben werden; d-r Preis des Mischfutters läßt sich erst nach Mischung des eisten Wagens genau berechne», er wird aber voraussichtlich den Betrag von 35 Mk. für LOO Lg ad Station Ulm nicht übersteigen. Dis Lieferung des Futters erstreckt sich über den Zeitraum von etwa vier Monaten.
Nach den von d -r Reich Lgstteldestells, Abt. Futterschrot, für die Beschaffung von Futtermitteln zur Unterstützung der Sauen- und Ferkelzucht gestellten Bedingungen darf die Zuteilung des Futters nicht anders als derart erfolgen, daß für die einzelne Sau (das einzelne Mutterschwem). aus ^/z Jahr berechnet, 4 Zentner Kraftfutter als Höchstgabr entfallen und daß auch Zuteilungen in angemessenen Mengen für die Fütterung von Ebern erfolgen können. Bei der Verteilung soll den einzelnen Sauenhaltern nur die für dis Erreichung des Zweckes unbedingt notwendige Menge an Kraftfutter zugewiesen werden, die in vielen Fällen mit Rücksicht auf die Möglichkeit der Grünsütterung und des Wridebttiiebes unter 4 Ztr. wird gehalten werden können.
Bei der Auswahl der Tieihaiter ist darauf zu achten, daß sie nach ihrer Persönlichkeit die Gewähr einer zweckmäßigen Verwendung der Futtermittel bicten und hierin, wenn erforderlich, überwacht werden können.
Don dm Tieren, die für die Zuteilung der Futtermittel genannt werden, müssen d'ejenigen ausgewählt werden, die für die Zucht besonders geeignet erscheinen; es soll damit, was irgend erreichbar ist, trotz der Knappheit der Futtermittel erstrebt werden. Es ist hierbei darauf zu achten, daß Tierhalter, die für ihre Schweine bereits von anderer Seite Futter erhalten haben, nicht zweimal bedacht werden.
' Es wird hiermit zum Bezug des Mischfutters für Mutte cfchweiue uud Zuchteber aufgefordert.
Die Bestellungen wollen von den Herren Ortsoorstehern in eine Liste nach folgendem Muster eingetragen werden:
NrsteLuuge« auf Kutter für Auchtfchweiue.
Name und Beruf des Bestellers
Zahl der zur Zucht verwendeten Mutlerfchweine! Eber
Bestellt werden Zentner
Am Schluffe der Liste ist von dem Octsoorstehcr oder seinem Stellvertreter zu beurkunden, daß-jeder der Besteller die in der Liste angegebene Zahl Mutterschweiue uud Eber zur Zucht verwendet.
Nach dem 28. Mai einkommende Bestellungen könnten nicht mehr berücksichtigt werden.
Den 16. Mai 1916 Kommerell.
Gesteigerte Feuertätigkeit im Maasgebiet.
WTB. Großes Hauptquartier, 17. Mai. Amtlich. (Tel.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Südwestlich von Leus fanden im Anschluß an Mi- ueufprengungeu lebhafte Harrdgrauatenkämpfe statt.
Auf beiden Maasuferu steigerte sich zeitweilig die gegenseitige Feuertätigkeit zu großer Heftigkeit. Ein Angriff der Franzosen gegen den Südhang der Höhe 304 brach in unserem Sperrfeuer zusammen.
Die Fliegertätigkeit war auf beiden Seiten rege. Oberleutnant Jmmelmaun schoß westlich von Douain das LS. feindliche Flugzeug herunter. Ein englisches Flugzeug unterlag im Lustk-rmpse bei Fournes. Me Insassen, zwei Offiziere, wurden unverwur.dei gefangen.
Oeftlicher Kriegsschauplatz:
Nichts neues.
Eine im Vardargrbiet gegen unsere Stellung vor- geheuds schwächere feindliche Abteilung wurde ab- gewieserr.
Oberste Heeresleitung.
Unsere ersten Fliegerbomben.
(K. M ) Gemeint sind nicht solche, die unsere Flieger geworfen, sondern dt- Bomben, mit denen französische Flieger auf französischem Boden uns vom Würlt. Landw.-Inf.- Regiment 124 begrüßt haben. Fliegerbesuch war das Regiment schon von seiner Schanzarbeit in den ersten Tagen bei Metz her gewöhnt. Mancher Wehrmann, dem der
Anblick eines Fliegers noch neu und unheimlich war, und auch andere, die gerne einmal „knallen" wollten, hatten dsrt gar manche schöne Patrone unnützerweise gegen die viel zu hoch schwebenden Flugzeuge verpufft. Aber außer verschiedenen Donnerwettern, die die Ojfiziere unter die aufgeregten Schießer fahren ließ n, hatten dis Flieger kein Unheil angertchtet.
Am 23. August 1914 jedoch lernten wir die anscheinend so harmlosen Bügel mit den großen blau-weitz-rote» Augen als heimtückische gefährliche Tiere kennen. Wir hatten bei Grotz-Moynrvre nördlich Metz die Grenze überschritten. Zum zweitenmal schon, denn bereits am 21. Aug. waren wir süslich Metz bei Si. Iura über die Grenze gegangen und hatten als Reserve bei Raucourt an diesem und dem nächsten Tag vergeblich gehofft, auch noch tätig in den siegreichen Kamps bki Nomeny eingreifen zu dürfen. Es war aber nichts daraus geworden, man brauchte uns nicht mehr. Wir marschierten über die Grenze zurück, wurden wieder einmal verladen — zum drittenmal in 4 Tagen - und fuhren bei abscheulicher Hitze im Bummeizug- trmpo nach Groß-Mcyeuore. Bon dort ging«? nachmittags, nun zum zweitenmal, über die Grenze. Oestlrch Beleg bezog die Brigade gegen Abend Biwak auf einem sehr hübschen trockenen Feld, das nur den einen, damals noch wenig beachteten Fehler hatte, daß wir dort für feindliche Flieger aus dem Präsentierteller lagen. Es dauerte denn auch nicht lang, so sah man am Hellen Abendhimmel in wette? Feme ein dunkles Pünktchen austauchen, das rasch größer und größer wurde und sich endlich als feindlicher Flieger entpuppte.
Die 5. Kompanie hatte eben den allgemeinen Biwakplatz verlassen, um auf Borposten nach dem 3 Kilometer südlich in einem malerischen Seitental der Orne gelegenen Morttiers zu rücken, als der Flieger die Biwaks erreichte und Über ihnen kreiste. Der Bataillonskommandeur und Kompaniechef waren der Kompanie voraus die mehrfach verbarrikadierte Straße in das Tal hinuntergeriiten, !,m die Stellung zu erkunden. Als die Kompanie noch etwa 100 Meter von dem nach Montiere am Talhang streichenden Wald entfernt war, krachte es plötzlich in der Nähe und als alle Köpfe hemmfuhren, wirbelte 50 Meter seitwärts Staub und schwärzlicher Rauch aus. Der Führer der Kompanie faßte sofort das gänzlich ungewohnte Ereignis richtig auf, daß es sich um einen Bombenabwurf handle und befahl: Marsch, marsch in den Wald! >Ähon aber hörte man ein zweites Geschoß heransausen. Hart neben der Kompanie schlug es aus, zersprang mit einem mordsmäßigen Knall und schleuderte Erdklumpen. Steine und Splitter unter die erschreckten Mannschaften. Me man aber den Schaden besah, war Aller Freude groß; nur ein Mann
Ata Wotlin
Bon Karl Sealsfteld.
(Fortsetzung.)
Das Abenteuer am Ikatzon ßhicot.
„Frisch, vorwärts, Gaston! Ah, diese heillosen Bayous und Creoasies und Creeks und wie sie alle heißen, sie sind wie zum Halsbrechen eingerichtet. Laß deinen Renner uochmals die Füße heben.
Dieser aufmuniernde Zuspruch." fuhr der Graf lächelnd iuri." wurde gerade drei Tage nach den Auftritten, die Sie Mben gehört, einem achtundzwavzigjährigen französischen "AE" zugerufeu, den sie alle zu kennen die Ehre haben, u «^r auf einem halbwlden, obwohl sehr matten mexi- Amschen Hengste soeben eine jener zahllosen Creeks zu uversetzen im Begriffe stand, die oberhalb Löte xeles, und ^ourtableau die Attacapas von dem Opelousas trennen, k E seinem Freunde die düstern Wildnisse dieser Ern Regionen zum Teile durchkreuzt, und beide befanden !>, ^ Aande eines jener schwarzen Kirferwälder, die sich , zu drn Rapides hinauf erstrecken. Das Bayou war, wie es in dieser heißen Jahreszeit gewöhnlich der Fall ist, ^ ö"* Hälfte ausgetrocknet, ein Graben, in dessen Mille s.ch ein Siretsen Hellen, ziemlich liefen Wassers zeigte.
So komm doch, schrie ihm sein Gefährte, der bereits am diesseitigen User stand, abermals zu; srisch gewagt ist halb gewonnen!
Aber, wenn lch nun über diese verdammte Creek bin, was weiter? fragte Gaston.
Wetter? versetzte sein Freund mit einem drollig verle- genekr^Lachen — eins Zigarre ist das Weitere.
Und sofort zog dieser aus ftlner Jagdtasche die Zigarrenbüchse heraus, holte Stein. Stahl und Schwamm hervor und rauchte den Glimmstengel an, den er lachend Gaston entgegenhielt.
Gaston schlug eine Arie aus der Iphigenie Tauride an, trabte einige Schritte zurück, gab seinem Rosse die Sporen und war in den nächsten drei Sekunden glücklich aus dies- fettigem Boden in den Armen seines Freundes, der ihn brüderlich aufnahm: denn der gute Gaston. trotz seinem Rufe, der beste Reiter im Regiments zu sein, hatte den Boden geküßt.
Und die beiden Freunde, wie sie einander beschauten, brachen in ein schallendes Gelächter aus.
Alle Teufel, wie wir aussehen!
Und sie sahen aus — meine Herren," fährt der Graf fort, „versichere Sie, sie würden dem Kapitän einer Bolti- geurkompante von Sanscülotten. nach einem vlerwöchenllichen Nooemberbiwak in der Bretagne. Ehre gemacht haben. Der eine hatte die beiden Schöße von seinem Nankingfracke eingcbüßl. der andere die obere Hälfte seiner Unaussprechlichen mittelst Wrtdenflechien an die untere gebunden; Gaston statt des Hules ein Sacktuch um den Kopf gewunden, seines Freundes Kopf stak zwar noch in dem Strohgeflechte, aber der Rand war verschwunden.
All- Teufel, rief Gaston, wir sehen ja ärger aus. ärger als diese Akadiec nach einem Balle.
Und beide lachten wieder laut aus. Sie waren nämlich zu einem solchen Balle am Courladleau gekommen; eine große Holz- und Lehmhütte, darinnen eine keifende Sackpfeife, und um diese lustig herumhopsend Enkel. Enkelinnen, Väter, Mütter, Großväter. Großmütter barhaupt, barfuß in Carmagnollen *). Braguets**) und Mltassen ***)."
„Me beiden Reisenden, meine Herren, um das Inkognito nicht länger beizubehalten, waren Taston von Laffalls und sein Busenfreund Louis von Bignerolles, die, wie gesagt, drei Tage zuvor sich der Leitung eines jungen Akadiers-s-) anoerlraut, um — ihre Ltebrsrasereien zu verscheuchen.
Sie hatten den Teche hinaus gegen die Löte xelee und Couctableau zu gejagt, eine Nacht einem Balle oder vielmehr dem Ende desselben in einer Akadierhütte beigewohnt. die zwei anderen im Freien geschlafen, biwakiert, von Rehrücken, aus hölzernen Spießen gebraten, ihr Mittagsmahl gehalten, wieder an Rehrücken ihre Abendmahlzeit. und so allmählich die nördliche Grenze der Attacapas bktreten, an Geist und Körper gestärkt, obwohl mit Verlust eines wesentlichen Teiles ihrer Garderobe, und hungrig und durstig, wie Sie gehört haben.
Es war ein drückend-schwüler Scptembernachmlttag. —
*) Früher die gewöhnliche Kleidung der Akadier.
**) Stücke Tücher, die um die Lenden und den Gürtel geschlungen werden und die Stelle der Beinkleider vertreten.
***) Eine Art Gamaschen, reichen vom Knöchel bis über das Knie.
1°) Französischer Kolonist.