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Frruspreche» M. 28.
90. Jahrgang.
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Plauderstiibchen
und
Mustr. Sonntogrbiatt.
M 114
Mittwoch, den 17. Mai
1916
Ei» Mzender Erssig i« Mtirsl.
Amttiches
A. HSevcrmt Nagold.
Bekanntmachung
betr. die Speisekartoffelversorgung.
Gemäß § 4 der oberamtl. Bekanntmachung vom 15. März ds. Is. (Ges. Nr. 63) wird veröffentlicht, daß als weiterer Aufkäufer für Speisekartsffsln
Amtsdiener Köhler in Unlertalheim bestem wurde.
Den 15. Mai 1916. Kommerell.
Dev amtliche Tagesbericht.
WTB. Großes Hauptquartier, 16. Mai.
Amtlich. (Tel.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Kleinere Unternehmungen an verschiedenen Stellen der Front führten zu der Gefangennahme einer Anzahl Engländer und Franzoseu.
Aus dem westliche» Maasnfer wurden mehrere nächtliche, französische Angriffe gegen unsere Stellung auf der Höhe 304 durch Artillerie-, Infanterie- und Mafchinengewehrfeu r blutig abgewiefen« Das gleiche Schicksal halt« ein Angriff, den der Feind nördlich von Baux-les Palameix, südwestlich von Com- bres, gegen einen vorspringend m Teil unserer Stillung unternahm.
Oestlicher und Balkankriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Oberste Heeresleitung.
Wetterleuchten in Aegypten.
Was uns an späilichen Nachrichten über das neutrale Ausland aus dem Pharaonenlande zugeht, läßt erkennen, daß es bei den Flintenschüssen in den Wüsten der Westens mit d°n Streifzügen der Senussi nicht geblieben ist. Nicht nur der Osten, sondern auch der Westen des Landes in seiner ganzen Ausdehnung von der Küste der Mtttelmeeres bis an die Quellslüsse des Nils ist bedroht. Der „Nieuwe Roiterd. Courant" meldet, daß die Aufstandsbewegung der Senussi sich mit Riesenschritten ausdehnt und daß zwei der großen westlichen Ostoasen, die gewissermaßen als Brücken-
Ma Hlollin
Bon Karl Seolsfield.
Der Graf.
An unserer Spitze zieht Graf Louis de Bignerolles ein.
Sprache, Ton, Haltung, Kleidung, alles verrät den geborenen Aiistok.aten jenes alten Regime, bei dem Leidenschaften und Tränen längst versiegt sind. Man sagt, er habe herbe Tage in seinem Leb m gesehen. In seiner Jugend am Hofe Ludwig XVI. und Vertrauter eines der Brüder des Königs, soll er nach dem Tode des unglücklichen Monarchen in wichtigen Aufträgen gebraucht worden sein, die Ausstände in der Be.idee mit organisieren geholfen, gegen die Westermanns, die Marceau», die Dumas und Hoche« gefachten haben, war, als alles verloren, außer der Ehre, nach England — und von da nach Amerika entwichen, wo seine Familie noch aus früheren Zeiten her eine bedeutende Schenkung an Ländereien in den Attacapas besaß. Auf dieser hat er eine Pflanzung gegründet, die zu der bedeutendsten in Louisiana gehört, und sich durch musterhafte Zucht und Ordnung auszeichnet. So lieb soll ihm sein neuer Wirkungskreis geworden sein, daß er es abschlug, nach Frankreich zurückzukehren, wo ihm nach der Restauration seine Famiiiengüter mit einer bedeutenden Entschädigung von einer Milliarde heimfielen.
köpfe in das Wüstenmeer Afrikas hinrinragm, die Oasen l Dachla und Bacharieh. von den Senussi besetzt worden sind. Bor wenigen Monaten noch meldeten die Engländer, daß die ersten Flintenschüsse der Senussi bei Eollum am Mittel - meer geknallt hätten,. Sollum liegt etwa 1000 Kilometer von den genannten Oasen entfernt. Heule reiten die fanatischen Wüstenstämme unter der blutroten Kriegesahne des Propheten bereits geg-n das Nilta! und bedrohen dadurch den verwundbarsten Punkt des britischen Aegypten, den Verbindungsweg mit dem Sudan und den Reservoiren von Assuan. Noch halten freilich dis Engländer die Assuan nach Westen vorgelagerte Oase Charga besetzt, die das Nl- tal schützt, und werden nicht müde, zu versichern, daß dank ihrer Flieger eine unangenehme Ueberraschung durch die Wüstrnbewohner ausgeschlossen sei. Sollte auch diese Oase in die Hände der Senussi fallen, so würde das gewaltige Wasserstausystem Aegyptens, die Dämme hei Assuan, Esneh und Asstut und damit das ganz Pharaonenland in d'e schwerste Gefahr gebracht. Man sieht, daß sich die Lage für die Engländer innerhalb weniger Monate in bedrohlicher Weise verschlimmert hat. Nicht nur der Osten, auch der Westen Aegyptens und der Süden — der Sudan — sind in Gefahr.
Wir haben dieser Tage gehört, daß der Imam von Darsur aus dem Sudan nach Norden gegen das Niltal auf dem Marsche ist und die englische Besatzung vor sich hertreibt, „wie wenn der Wolf die Herde scheucht". Der Schrecken des Mahdi ist aufs neue erwacht, den Kitchener einst in Blut erstickte. Offenbar handelt der Scheich von Darsur mit den Senussi in vollem Einverständnis und nach gemeinschaftlichem Plan, der darauf gerich'et ist, den Sudan im Niital von Aegypten abzusperren. Die britisch; Herrschaft würde damit nach allen Seiten hin umfaßt, tm Osten von den Türken, im Süden durch die Araber des Sudan und im Westen von den Wüstenstämmen der Senussi. Die Gefahr wächst langsam, da ungeheure Wüstenstrecken non den Eingeborenen zu durchmessen sind, aber sie wächst!
Man mag sich darüber wundern, daß die Senussi, in denen wir wohl die gefährlichsten Feinde der englischen Herrschaft am Nil erblicken dürfen, so spät ihre Pferde gegen England gesattelt haben. Es scheint die Aufgabe Italiens gewesen zu sein, diese Wüstenstämme von Aegypten abzuhalten und auf sich zu ziehen. Ein starkes Heer der Araber stand in Tripolis bereit, um nach dem Glauben dieser Kulturvölker mit dem italienischen Verbündeten des Deutschen Kaiser» gegen die Engländer zu ziehen. Der Verrat und die Treulosigkeit Italien« ist eben auch den Stämmen Afrikas zu spät zum Bewußtsein gekommen. Heute misten sie, wo der Todfeind ihres Landes und ihrer Raffe steht, nachdem England die letzten Hüllen seiner Scham j
Der Antritt in die Attacapas.
„Sie kennen, meine Herren, den Schauplatz, auf dem da; Drama, das wir Ihnen zu skizzieren im Begriffe sind, abspielte." hob der Graf zu uns und den Kreolen gewandt an; „unsere beiden jungen Freunde wollen wir durch eine kurze Schilderung in denselben einführen.
Neunundzwanzig und neununddreißig Stunden oberhalb der Hauptstadt*) brechen vom westlichen Missisippiuser zwei Seitenarme aus, Bayous la Fourche und Plaquemine ge- nannt. die gewöhnlichen Wasserstraßen, auf denen man da- mals und noch heute während der Flutzeit zu den Attacapas gelangt. In den Monaten Februar, März und April näm ich, wenn der Missisippi seine mittlere Wafserhöhe zu übersteigen anfängi, stürzt das Wasser mit außerordentlicher Hesi gkeit aus diesem Strome über die angeschwemmten Holz- und Schlammmassen der halboerdämmten Bayous, und mit dem Beginnen dieses Ausströmen» beginnt auch die Schiffahrt in die beiden Ausmündungen und dauert, bis die zu dem westlichen Zmmdationssysteme des Missisippi gehörigen Flüsse, Seen und Gewässer gleiche Höhe mit seinem Wasserspiegel erreicht haben; mit dem Sinken de« Waffer» im Strome**) hört auch die Schiffahrt wieder aus. Sowie man tiefer in diese natürlichen Abzugskanäle hineingelangt, läßt die Heftigkeit der Strömung nach, und der Reisende, dessen Fahrzeug nicht an einer umspringenden Uferkrümmung oder einem entwurzelten Baumstämme zer-
*> Rew Orleans.
**) Beiläufig in der Mitte August.
hat fallen lassen, und für England ergibt sich die Notwendigkeit, in Aegypten gegen drei Fronten zu Kämpfen.
England hat cs verstanden, den kaufmännischen Instinkt de« seßhaften Arabers in Aegypten für sich zu gewinnen. Bon ihm, der im Verein mit dem weißen ^Blutsauger den Gewinn tm Lande einstcckt, hat EnglandHwohl schwerlich etwas zu fürchten, ebensowenig von dem ägyptischen Ackerbauer, dem Fellachen, der, wie zu Pharaos Zeiten, Frondienste veirichtet. Mußten die alten Acgypter unler Pharao Ziegel brennen, so wüsten sie hrute die Baumwollstaude bearbeiten. Das ist der ganze Kultursortschritt, den der Diktator Aegyptens, Lord Cromer, in seinem Buch „Das heutige Aegypren" bejubelt. Gewiß sind durch die ^ Baumwallkultur Ein- und Ausfuhr auf das Doppelte und Dreifache gestiegen. An diesem Anschwellen des Außenhandels profiliert ober nur Oid-England, das die Baumwolle Aegyptens im Mutterland« verarbeitet und durch Steuern zu verhindern weiß, daß eine eigene Baumwoll» industrie in Aegypten emporbiüht, die den zwetselhasten Segen dieser neuen Kultur im Lande Hallen könnte. Einst war Aegyp'.en die Kornkammer der ganzen Wett und die Bibel gibt uns ein sehr lehrreiche» Beispiel dafür, wie Joseph als guter Haushaltrr mit seinen Kornspeichern „Kriegswirtschaft" zu treiben mußt«, ein Beispiel, das sich unsere Staatsmänner hätten als Vorbild dienen lassen sollen. Heute hat der Fellache Baumwolle, Schulden und Vorschüsse, di« er lebenslang nicht zurückzahlen kann, aber kein Brot. Das ganze für die Ernährung des Landes nötige Getreide muß eingeführt werden. Aegypten ist heute ein wahrhaft armes Land. Damit Hot aber England das Bolk fest in feine Hand bekommen, indem es ihm je nach seinem Wohloerhalten den Brotkorb höher oder niedriger hängt. Aegypten schmachtet unter der Faust Englands wie einst unter dem Drucke der Pharaonen. Die Hilfe für dieses Land moderner Sklaven muß von außen kommen!
Und diese Hilfe ist. wenn nicht alle Anzeichen trügen, unterwegs von Osten, von Westen und von Süden. Wir misten nicht, was im Osten aus der Sinai-Halbinsel von den Türken unternommen wird, und wenn wir es wüßten, dürften wir es wohl nicht sagen. Wir hören aber zuweilen den kurzen scharfen Knall von Gewehren in der Wüste der Gesetzgebung, von G fechten am Suezkanal, von Bombenwürfen durch englische Flieger, um türkische' Bahnbauten zu stören. Es wird hier nach deutscher Methode gearbeitet: langsam aber sicher! Auch die Bezwingung Aegyptens ist, wie zu einem Teil der moderne Krieg, eine Frage der Technik. Nicht mit Kamele» und Lanzenreilern, sondern mit Eisenbahnen und Kanonen muß Aegypten erobert werden, wodurch wir das englische Weltreich tödlich treffen können.
ȧ.
schellt, ist der ersten Gefahr entronnen, um mehreren, wenn nicht größeren, entgegenzugehen. Es sind nämlich diese Bayous so durchschnitten und durchkreuzt von zahllosen Flüssen, stehenden Gewässern und Sümpfen, daß, selbst bei sehr genauer Kenntnis der Fahrstraße, nur die gespannteste Aufmerksamkeit den leitenden Faden aus diesem Labyrinthe herauszufinden vermag. Bald erweitert sie sich in einen See, in den radienarlig eine Unzahl neuer Gewässer ein- und ausmünden, bald verengt sie sich wieder so sehr, daß sie von den zwanzig Fuß hoch überschwemmten Zypressen- wäldem nicht mehr zu unterscheiden ist. Die Wucht der Ungeheuern Bäume wölbt sich über seinem Haupte zusammen, das spanische Moos hängt in langen dichten Flechten von den Riesenstämmen, liegt aus dem Master auf. versperrt ihm den Weg; kein Sonnenstrahl dringt durch die Wasser- und Waldesnacht, ein unheimliches Dunkel drückt ihn und die Natur nieder. Kein Singvogel läßt seine Stimme hören, bei Tage zerreißt das brüllende Gestöhn von Tausenden von Alligatoren und Riesenfröschen seine Ohren, nach Sonnenuntergang bringt ihn das nervenerschütternde Gelächter und Geächze der großen Missistppi-Nachteulen znr Verzweiflung. Er glaubt auf den Gewässern des Styx »der Acheron zu fahren, fühlt sich unruhig, beengt, bange in diesen düstern, unheilverkündenden Regionen. —
Nach einer Fahrt von etwa vierundzwanzig Stunden tritt er zuerst aus diesem Labyrinthe. Der Tag lächelt ihn wieder an, wird plötzlich zur Ltchtflut. Ein wunderschönes Panorama öffnet sich seinem Sehkreise. — Ein entzückend schöner See, der sich mehrere Stunden tm Umfange hin-