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90. Jahrgang.
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Beilagen:
Plauderstltbchen
und
Jllustr. Sonntagsblatt.
Montag, dm 15. Mai
1916
Die V-liWtsersillge im Heil.
Amtliches
Bekanntmachung
betr. den Berkehr mit Marmeladen.
Vom 25. Mai 1916 ab dürfen zum Verkaufe nur solch? Marmeladen seiigeboien weiden, die in einer für den Muser leichl erkennbaren Weise einen Vermerk aus der Verpackung tragen, aus dem sich ergibt, ob
Sorte I: Marmelade, die nur aus einer Fr-chiart hergestelU ist. mit Ausnahme von Apfelmarmelade;
Sorte II: Marmelade, die aus höchstens 4 Fruchtarien hergestcllt ist, sofern sie nicht unter Sorte I fällt und nicht eine Apselemwage von mehr als der Hälfte der Gesamtmenge enthält;
Sorte III: Reine Apfrlmarmelade sowie Marmelade aus Früchten aller Art, sofern sie nicht unter d!e Sorten ! und -? fällt und nicht eine Einwage von Fruchtrück- ständen von mehr ais V^el der Gesamtmenge enthält:
Sorte IV: Marmciade aus Friichisn oder Frucht« rückständen ohne Zusatz von Rüben und Kartoffeln, sofern sie nicht unter Sorte —III fällt (Kunstmarmelade);
Sorte V: Marmelade mit Zusatz von Rüben und Kartoffeln
den Inhalt der Verpackung bildet. Auch mutz auf der Verpackung in leicht erkennbarer Weise das Gewicht angegeben sein und zwar entsprechend den Bestimmungen in Nr. II der Bekanntmachung vom 14. Dezember 1915 bei Verpackungen in Fässern oder in sonstigen Gesätzen über 15 K§ dar Reingewicht (Nettogewicht), bei anderen Verpackungen das Rohgewicht (Brutto für Netto).
Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden nach § 17 Z. 2 der Verordnung des Bunderrat« vom 25. Septdr / 4. Noo. 1915 mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1A09 Mark bestraft.
Nagold, den 12. Mai 1916. K. Obersmt:
Kommereil.
Die amtlichen Tagesberichte.
WTB. GrsßeS Hauptquartier, 13. Mai. Amtlich. (Tel.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Zwischen Arrouue« und Maas fanden an einzelnen Slellen lebhafte HandgranatenkSmpfe statt. Ber- fache des Feindes, in den Wälder« v»a Avoeoart und Malaaeoart Bode» z« gewinne«, wurden ver- aitelt.
Ein feindlicher Nachtangriff südwestlich der Höhe „Toter Mann" erstarb in unserem Jnfanteriestuer.
Aus dem östlichen Maasnfer erlitten die Franzosen bei einem mißglückte« Angriff am Steinbruch westlich des Albainwaldes beträchtliche Verluste.
Ein deutscher Kampfflieger schoß über dem Walde von Bourgnignou (südwestlich von Laon) einen feindlichen Doppeldecker ab. Südöstlich von Armentiere» wu de durch unser Abwehrsener am 11. Mai ein englisches Flugzeug zum Absturz gebracht und vernichtet.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich des Bahnhofs« von Srlbnrg wurde ein russischer Angriffsversnch gegen die kürzlich ge om- menen Gräben durch unser Artilleriesearr im Keime erstickt. Mehr als 100 Nnffeu wurden gefangen genommen.
Balkaukriegsschanplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Oberste Heeresleitung.
WTB. Großes Hauptquartier, 14. Mai. Amtlich. (Tel.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
Eine Erkundungstruppe drang :m Ploeosteert- walde, nördlich von ^A'imntieres, in die feindliche zweite Linie eiv, sprengte einen Minenschacht und kehrte mit 10 gefangenen Engländern zurück.
In der Gegend von Givrnchy en-Gohelle fanden Minensprengnnge« in der englischen Stellung und für uns erfolgreiche Kämpsr UM Gräben und Trichter statt. Auf dem westlichen Maasnfer' wurde ein gegen die Höhe »04 unternommener französischer Hand- grau atenangriff abgewiese«. Dis gegenseitige Artillerietätigkeit auf beiden Maasnfer» war lebhaft.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Keine brsonderen Ereignisse.
Balkankriegsschauplatz.
Feindliche Flieger die aus Mirovea und Doiran !
Bomben abwarfen, wurden durch unser Abwehrfeuer vertrieben.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Tagesbericht.
Wien, 13. Mai. WTB. Amtliche Mitteilung vom 13. Mai, mittags:
Nusfischer und Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Am Nordhang des Monte San Michele wiesen unsere Truppen mehrere Angriffe ab. Die Italiener erlitten schwere Verluste. Sonst keine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Höf er, Feldmarschall-Leutnant.
Delbrücks Abschied.
Der Rücktritt des Siaatsminister» Delbrück, überrascht nicht. Delbrück Hai von größeren Gesetzentwürfen. die in sein Ressort fallen, vor allem ReichrversichelungLardnung und die Prioatangest-llirn-Bersichemog dmchgesührt. 3m Übrigen war er Anhänger eines gemäßigten T-mpos in der Sozialpolitik. Da er sich gegen eine Sondergesetzgebung zum Schutz« der Arbeitswilligen ausfprach und diesen Zweig der Gesetzgebung im Rahmen der allgemeinen Strafrechtsreform durchführen wollte, und zumal ein Verbot des Sireikpostenstrhenr abtehnte, geriet er im Januar 1913 in Konflikt mii den Konservativen. Zugleich machte sich damals ein gewisser Gegensatz Delbrücks zur preußischen Regierung geltend. Delbrück hatte in der Bubaetkommis- sion erklärt, wenn Preußen bis zum Herbst kein Wohnungs- gesttz dem Landtage vorlege, werde da» Reich die Wohnungsfrage gesetzlich regeln. Etwa um dieselbe Zrit gab der sozialdemokratische Abgeordnete Fischer-Berlin im Reichstag eine ihm durch Indiskretion zugegan-rne Denkschrift des Staatssekretärs bekannt, in der dieser da» preußische Ministerium de« Innern «indringlich ausorderte, seinen Widerspruch gegen die Einführung einheitlicher Wahlurnen bei den Reichstagrwahlen aufzugebkn. In beiden Fällen hat übrigen» Delbrück seinen Zweck erreicht. Bald nach Delbrück« Aeußerungen in der Budgetkommisston wurde der Entwurf eines Wohnungsgesetze» für Preußen veröffentlicht u"d wenige Wochen später auch ein Entwurf über die Einführung einheitlicher Wahlurnen.
Die Berliner Blätter widmen Delbrück im allgemeinen freundliche Nachrufe. Da« ,Berl. Taget»!.' erinnert daran, daß es der frühere Kultusminister von Goslar war, der
Ein frommer Wahn.
Das stellvertretende Generalkommando des 3. Armeekorps gab folgende» bekannt: ,Den Stellen, dir mit der Beschaffung vo r Rohstoffen für Heereszweckr befaßt sind, mutz es auffallrn, daß Frauen im schroffen Gegensatz zu der vorhergehenden Mode weite, faltenreiche Röcke und übert'.iebcn hohe Sticfel tragen zu müssen glauben. Hierdurch werden große Mengen von Stoff und Leder verschwendet, die wichtigeren Zwecken zugesührt werden könnten. Es darf von dem vaterländischen Sinn unserer Frauenwelt erwartet werden, daß dieser Hinweis genügt, sie vor Modetorheiten zurückzuhalten und sie zu unserer ernsten Zeit entsprechender Schlichtheit in der Kleidung zu veranlassen.'
So erfreulich es ist, daß endlich von einer der dazu berufenen Slellen dem neuesten Modewahnstn« entgegrnge- tretsn wird, so unbegreiflich ist es, daß diese Stelle glaubt, uut einer solchen Mahnung etwas auerichten zu Können. Woher schöpft man in der Zeit de» Lebensmittelwuchers, schier allgemeinen Hamsterei nach Kriegsgewinnen den Optimismus, daß die Beurunft gerade auf dem Gebiete "egen werde, wo sie noch niemals mitgrsprochen Hot?
Hier gibt e« nur ein Mittel: da» ganz scharfe und klare Verbot. In ihm darf man sich anch nicht' durch dir Spiegelfechtereien der „Interessentenkreise' irremachen lasten. Haben doch die Konfeditsnsoerbände c» fertiggedracht, in eurer Eingabe zu behaupten, es werde für die weiten Röcke M nicht viel Stoff verbraucht; andererseits eigneten sich dir
noch vorhandenen Stoffe nicht für enger gehaltene Formen: außerdem aber sei es sehr gefährlich, gerade jetzt, wo sich eine „deutsche Mode" zu entwickeln verspreche, dieser Hem- münzen zu bereiten.
Also nun sollen wir wohl gar aus nationalem Empfinden die neueste Hanswursterei begrüßen?! Da» Gerede von der deutschen Mode in Verbindung mit diesen neuesten Schöpfungen unserer Kleiverindustrir ist ein aufgelegter Schwindel. Wer sind denn die Schöpfer dieser deuischen Mode? Haben sie sich jemaia irgendwie al» Träger deut- schrn Empfinden», deutschen Geistes ausgewirsen. und haben sie nicht auch bei dieser Neuschöpfung in vollkommener Abhängigkeit von der französischen Mode, mit deren Neuschöpfungen uns das neutrale Auslaut» doch genügsam bekannt macht, gehandelt?
Gnr deutsche Mode ist nicht zu schaffen durch dc» Willen der Konfektion, wie es so schön heißt, sondern nur durch den der deutschen Frau. Nur wenn sie durch starke, zielbewußle und zähe Betonung ihres Wesens ihren Form- willen durchsetzt, kann eins Mode entstehen, die deutscher Weiblichkeit entspricht. Da wird nichts von Aszesc dabei zu sein brauchen. Auch die deutsche Frau soll ihre Kleidung benutzen, um zu gefallen, und wir wollen uns sehr freuen, wenn es ihr gelingt. E» kommt nur darauf an, wem und wie sie gefallen will. Im Mittelalter und in der Zeit der deuischen Büraerherrlichkeit war es ein sicheres Mittel, eine Modetorheit zu bekämpfen, wenn man von Amt» wegen eine solche Trscht der Holbwelllerin aufzwang. Werner Sombart dagegen sagt in seinem Buche „Lvzu; und Ka
pital": „Die Halbwrltlrrin erfindet die Mode, und die ehrbare Frau ist gezwungen, diese nrchzumachen". Das kann nur zutreffen für eine Welt, die vom Geiste der Halbwelt erfüllt ist. und es ist nicht zu leugnen, daß das für die Zeit vor dem Kriege zuiras.
Sollte das furchtbare Erleben dieser zwei Jahre unsere Frauen nicht dazu befähigen, diese schmachvolle Sklaverei adzuw rfen? Die Frauen weisen gern daraus hin, daß die Männer an den modisch gekleideten Dämchen vor ollem Gefallen finden. Da» trifft für bestimmte Zeiten und bestimmte Kreis? zu. Wenn im Mann da« Männchen regiert, wird jenes Weib siegen, da» am meisten das Weibchen betont. Aber ich glaube, die Frauen sollten einmal Mut hoben, es mit dem deutschen Mann dieser Zeit aus deutsche Art zu versuchen, und um ihr das zu erleichtern, könnte die Behörde, die jetzt so vielfach einschränkend in» Leben ein- greift, auch der Halbweltterin ihren Betrieb etwas erschweren. Darüber jedenfalls muß man sich klar sein, daß Mahnungen und Berufungen auf sittliche und vaterländische Gefühle in dieser Richtung unsinnig sind.
Aus dem „Türmer".
Lastet uns, meine Brüder, mit mutigem, fröhlichem Herzen auch mitten unter der Wolke arbeiten; denn wir arbriten zu einer großen Zukunft.
Und lasset uns unser Ziel so reis, so hell, so schlacken- frei annehmen, ak wir können, dran wir lausen in Däm- Mkrung UNd Nebel. Herder.