in ihre Bücher und Geschäftspapiere zu gewähren und Be­sichtigungen der Räume, wo Eier ausbewahrt werden kön­nen, zu gestatten.

8. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen wer­den mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder Geldstrafe bis zu 1500 bestraft.

Stuttgart, den 3. Mai 1916. Schäle.

Die Heere» Ortsvorsteher

werden ersucht, vorstehende Vorschriften den beteiligten Kreisen zur Kenntnis zu bringen und etwaige Genehmigungsgesuche zur Bescheidung hierher oorzulegen.

Nagold, den 6. Mai 1916. K. Oberamt:

K o m m e r e l l.

Marktgenehmigrnrg.

Die K. Regierung des Schwarzwaldkreises hat durch Erlaß vom 6. Mai 1916 Nr. 2192 der Stadtgemeinde Alteusteig die Erlaubnis zur Abhaltung eines außer­ordentliche» Piehurarktes am IV. Mai erteilt. Nagold, den 9. Mai 1916. K. Oberamt:

Kommerell.

K. W. Verfichrrnngsamt Nagold.

Die Ortsbehörde» für die Arbeiterverfichernug,

welche mit der Einsendung der im letzten Katenderviertel- jahr (Januar. Februar und März) abzelausenen und aus­gerechneten Quntungskartcn noch im Rückstand sind, wollen für die alsbaldige Erledigung Sorge tragen.

Den 6. Mai 1916. Kommerell.

Die Einnahme der Höhe 304. Erbitterte Kämpfe auf dem östlichen Maasufer.

WTB. Großes Hauptquartier, 8. Mai. Amtlich. (Tel.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Die in den letzten Togen aus dem linken Maas- nfer in der Hauptsache durch tapfere Pommern unter große» Schwierigkeiten aber mit mäßigen Verlusten durchgeführte« Operationen haben Erfolg gehabt. Trotz hartnäckigster Gegenwehr und wütender Ge­genstöße des Feindes wurde das ganze Graben­system am Nordhange der Höhe 804 genomme« und nufere Linie bis «nf die Höhe selbst vorge­schoben. Der Gegner hatte außerordentlich schwere blntige Verluste, sodaß an «nverwrmdete» Gefan­gene« nur 40 Offiziere, 1280 Mau« in unsere Hände fielen. Auch bei Eutlastnngsvorftoßen gegen unsere Stellungen am Westhange desToten Mau- «es" wurde er mit starker Einbuße überall abge- »ieseu.

Aus dem Ostufer entspanne» sich beiderseits des Gehöftes Thiaumout erbitterte Gefechte, in denen der Feind östlich des Gehöftes unsere» Truppe« u.a. Neger entgegenwarf. Der Angriff brach mit Ver­lust von 800 Gefangene« zusammen.

Bei den geschilderten Kämpfen wurden weitere frische franzöfische Truppen festgestellt. Demnach hat der Feind im Maasgebiet nunmehr, wenn man die nach Wiederauffüllung zum zweiten Male eingesetzten Teile mit- zählt, die Kräfte von S1 Divisionen anfgewendet

Bor Tag.

Tief atmet das schlummernde Land 3m Schatze der bergsnden Nacht,

Selber das ewige Lied Des rauschendem Waldes Ist träumend verstummt.

Der nähernde Tag Schickt seine Boten voraus:

Den Wind, die Lerchen,

Im Osten ein schüchternes Licht.

Da bricht die grundlose Stille Ein schmetternder Schlag entzwei Und der stählerne Klrng Einer Granate

Zieht einen rauschenden Bogen Durch dm aushorchenden Raum:

Ehern erhebt

Der giimmige Menschenstreit Sein starrendes Haupt,

Und in den Gräben die Schützen Pressen fester den Schaft der Gewehre.

_ Albert Leopold.

Der Regenschirm des Reichslagskdgeordneteu.

Auch Regenschirme haben ihr« Geschichte. Können sie wenig­stens heben. Ein süddeutscher Retchstagsabgeordneter, zu­gleich gesuchter Anwalt und geistreicher Schriftsteller, weiß etwas davon zu erzählen. Wie «lle mit wichtigen und ernsthaften Dingen beschäftigten Leute legt er ketn Gewicht

und damit reichlich das Doppelte der auf unserer Seite, -er des Angreifers, bisher in de« Kampf geführten Truppe«.

Bon der übrigen Front sind außer geglückte« Pa- tronillennnteruehmnugeu, so kn der Gegend von Thiepval und Flirey keine besonderen Ereignisse zu be­richten.

Zwei franzöfische Doppeldecker stürzten nach Lustkampf auf der Cotes de Froid Terre brennend ab.

Oestlicher und Balkankriegsschauplatz:

Die Lage ist im allgemeinen unverändert.

Oberste Heeresleitung.

Die Kriegslage im Orient.

»Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen." Der Krieg ist auch hierin zum Lehrmeister für unter Volk geworden, indem er ihm den Zusammenhang der Dinge im Morgen- und Abendland zu lebendigem Bewußtsein gebracht hat. In dem Durchbruch der feindlichen Balkansperre fand diese Erkenntnis, die wie die Morgenröte an unserem poli­tischen Horizont aufging, ihre befreiende Tat. »Der Bal­kan wird", so meinte dieTimes", im Oktober 1915, ent­weder das Grab des deutschen Ehrgeizes oder aller briti­schen Hoffnungen." Noch eine hohe Säule stützt die letzte britische Hoffnung: das englisch-sranzösische Konzentrations­lager unter demsch-bulgartscher Bewachung bei Saloniki, wie man in bitterer Selbstironie das ruhmreiche Balkan- unternehmen des Bierverbandes genannt hat. Bricht auch dieses zusammen, dann ja d«,n ist der Balkan und damit der Orient für England und seine Freunde endgültig verloren. Die mächtige Schranke, die die Mittelmächte von dem Kinderlande der Menschheit trennte, ist gefallen. Ein neuer Weg in die weite Welt ist für uns frei geworden, ein Weg zwar, der uns nicht mehr in das biblische Para­dies führt, sondern in ein Brachland verfallener Kultur, das nach dem schaffenden Arm des Menschen schreit, ein Weg aber auch, der einst reichen Segen dem Morgen- und Abendland bringen wird.

England hat die Bedeutung des Orients für die Neu­gestaltung der politischen Weltkarte rechtzeitig erkannt. Sein Zug in das Land der biblischen Erzväter mit dem Ziel der Eroberung der alten Kalisenstadt Bagdad beweist das. Just in dem Augenblick, als man im englischen Parlament die englischen Fahnen über der Märchenstadt hochgehen zu sehen glaubte, erfolgte, eine Tagereise von Bagdad entfernt, der erste vernichtende Schlag des Osmanenheeres, das spät aufgebrochen war, aber noch rechtzeitig in Eilmärschen an­langte, um die englische Armee gründlich zu schlagen. Nicht die steigenden und fallenden Wasser des Euphrat und Tigris, sondern die türkischen Hiebe waren es, die General Towns- hend 200 Kilometer zurückwarfen bis Kut-el-Amara. wo die Engländer ihre Harfen in den Trauerweiden des Tigris aufhängen mußten, wo sie das Schicksal der bedingungs­losen Uebergabe erreichte. Nach demglorreichen" Rückzug von Gallipoli mit dem berühmten einen verlorenen Mann ein harter Schlag für das Ansehen Englands im Orient, der seine Kreise ziehen wird.

Was nun?Abermals stehen wir", so führt die »Daily News" in einem Leitartikel aus, »wie bei Gallipoli, vor der Frage, ob es nicht besser wäre, die ganze Expe­dition in Mesopotamien aufzugeben und den schleunigen Rückzug der Entsotztruppen anzuordnen, oder aber unver­züglich ein starkes Hilsskorps aus Indien und von Suez her anzuziehen, wobei es allerdings die Frage ist, ob diese Hilfstmppen rechtzeitig ankommen würden." Noch steht stromabwärts ein englisches Hllfsheer am Tigris unter Ge­neral Aylmer, das durch die freigewordenen Armeekorps der Türken in schwere Gefahr gerät. Es wird diesem Ge­neral nichts anderes übrig bleiben, als dem berühmten

auf die Nebensächlichkeiten des Lebens und vergißt sie leicht. Zu ihnen gehören die Regenschirme. Mit den Regenschirmen, dis er schon verloren hat, könnte man einen ganzen Laden ausmachen. Alle Mahnungen seiner Frau, doch ja aus den Schirm acht zu geben, haben nichts genützt: sie hat sich darum, dem Geschicke sich fügend, auf Regenschirme sozu­sagen förmlich abonniert, indem sie immer dieselbe Form des Schirmes nimmt, damit der Mann sich diese wenigstens rinpräge und bezüglich der Zugehörigkeit der ihm etwa be­gegnenden Schirme keinem Zweifel anheimfalle. Ihre Mahnungen gibt sie trotzdem nicht aus; vielleicht nützen sie doch einmal etwas. So übergab sie also dem Manne, als er wieder einmal zur Tagung nach Berlin fuhr ein nagel­neues Exemplar und sprach ihm eindringlich zu: diesmal solle er aber achtgeben und den Schirm wtederbringen! Der Mann versprach es wie immer, ließ eine Droschke kom­men und fuhr nach dem Baynhos. Kaum war er eine halbe Stunde fort, so kam der Kutscher, drr ihn nach dem Bahnhof geführt hakte, zu der Frau, brachte einen Regen­schirm und sagte, den habe der Herr Reichstagsabgeordnete in der Droschke liegen lasten; es sei zu spät gewesen, sonst hätte er ihm den Schirm in den Zug gebracht. Die Frau nahm den Schirm, gab dem ehrlichen Kutscher ein Trink­geld und freute sich schon auf den Tag, wo sie dem heim­gekehrten Sünder seine abermalige Vergeßlichkeit oorwersen und als Beweis den verlorenen Regenschirm ihm vor die Nase halten konnte. Der Tag kam. Die erste Frage der Frau an den hetmgekehrten Gatten war: »Ws hast Du Deinen Schirm?" »Den habe ich mitgebracht", war die Antwort. »Ausnahmsweise diesmal", setzte er lächelnd hin­zu.Das ist nicht wahr", erwiderte.Du hast ihn schon

Borbilde von Gallipoli zu folgen, wenn er nicht das Schick­sal Townshends teilen will." Die englische Presse bereitet denn auch das englische Volk vorsichtig aus die Ausgabe des Irakseldzuges vor.

Mit dem Zusammenbruch des englischen Irakfeldzuges fällt aber auch der gemeinsame Kriegsplan des Bieroer­bandes im Orient überhaupt. Wir haben bereits, als sich der mächtigste Mann im russischen Reiche, Großfürst-Nitro- lai Nikolajewltsch, von dem Abendland« seiner Niederlagen dem Morgen neuen Waffemuhmes zuwandte, darauf hin- gewiesen, daß die Rüsten im Kaukasus und die Engländer im Stromland des Tigris nach gemeinsamen Plane ope­rieren. Uebkr Bagdad hinaus wollten sie sich die Hände reichen, um eine neue Schranke zu bilden, die von den Mittelmächten nicht so leicht durchbrochen werden konnte, wie die serbische Barre. Diese Aussichten sind nun wohl für immer dahin. Der russische Bormarsch im Kaukasus ist nach den neuesten Meldungen an dem türkischen Wider- stände zum Stehen gekommen. Bei Trapezunt war cs. wo einst Xenophon mit seinen Zehntausend seinen aben­teuerlichen Zug beendete; bei Trapezunt dürsten auch die Rüsten das Ende ihre« Vormarsches finden. Aus Mel- düngen, die holländische Blätter empfangen, geht hervor, daß die Türken, die seit drei Monaten langsam, aber stetig kämpfend zurückwichen, standhalten und sich auf eine Os- fenstve vsrbereiten. deren Einfluß in den türkischen Berichten sich bereits bemerkbar macht. Wir dürfen also annehmen, daß sich auch der ruffisch« Widerstand an dieser Linie bre­chen wird, wie da» Kartenhaus der englischen Pläne am Tigris zusammengefallen ist.

*

Konstanlinopel, 8. Mai. WTB. Aus Bagdad wird gemeldet: General Townshend, 4 andere Generale und die Stabsoffiziere sind hierher gebracht worden. Dir anderen gefangenen Offiziere und Mannschaften werden nach und nach hier eint reffen.

Athen, 6. Mai. Vom Berichterstatter des WTB. Es wird bestätigt, daß die Franzosen nach ihrer letzten Razzia in Florina einen Posten auf dem Bahnhof zurück- grlastcn und so die Besetzung der Bahn SalonikiFlorina vollendet haben. Seit einiger Zeit war bereits das Bestre­ben der Engländer und Franzosen erkennbar, dis Front in Mazedonien nach Westen auszudehnen. So wurde der Strymon von einer französischen Division überschritten und in Lygkovami ein Stabsquartier eingerichtet. Neue Kräfte, die auf Florina zu verschoben werden, lassen die endgültige Besetzung dieser Stabt als bevorstehend erscheinen.

Konstantinopel. 8. Mai. WTB. Nach Meldungen von der Suezkanalsront machen die Engländer nach der Niederlage von Katia aus Furcht vor einer neuen Uebr»> raschung unablässig Erkundungsflüge, aber den Engländern gelingt es nicht, die türkischen Bewegungen zu erkunden. Die Niederlage von Katia trug dazu bei, das Ansehen der Engländer bet den Stämmen und den Freiwilligen aus Medina, die an den Kämpfen teilgenommen haben, zu ver­nichten. Die Versuche des Feindes, durch Flieger die Eisen- dahnarbeiien, die in drr Wüste rasche Fortschritte machen, zu zerstören, eifern die Arbeiter nur noch an. Die Erfolge der türkischen Panzerautomobile, die mit Abwebrkanomn gegen Flugzeuge ausgestattet sind, machen aus dir Stämme großen Eindruck.

Konstanlinopel, 6. Mai. WTB. Nach hier eingetroffe­nen glaubwürdigen Nachrichten hat der Imam von Darsur, Hali Dinar, den Heiligen Krieg gegen die Engländer ver­kündet. Er marschiert mit seinen Truppen und 8000 Ka­melen gegen den nördlichen Sudan und treibt die englischen Streitkräste, denen er auf seinem Marsche begegnet, in wil­der Flucht vor sich her. Er plant, im Verein mit den Senusst vorzugehen.

Die in einer Proklamation vom 5. April enthaltene Mitteilung, daß die Engländer die Truppen des Imam geschlagen hätten, ist falsch. Vielmehr befinden sich die Engländer in wilder Flucht aus dem Rückzuge gegen den

h'er bei der Fahrt nach dem Bahnhof in der Droschke lie- aen lasten, der Kutscher hat mir ihn sofort gebracht hier ist er!" Und sie hielt ihm den Schirm unter die Nase. Da war der Herr Reichstagrabgeordnete, begreiflicherweise sehr erstaunt, denn er hatte den Schirm tatsächlich mitge- bracht; er holte ihn vom Borplatz herein und wies ihn vor. Nun war die Reihe, erstaunt zu sein, an der Frau: man hatte denselben Schirm in zwei ganz gleichen Exemplare» vor sich, nur daß der eine völlig neu war, der andere etwas abgebraucht erschien. Nach einigem Hin- und Herreden ergab sich folgender Tatbestand: Der Herr Reichsadyeord- nete hatte den Verlust seines Schirmes erst bemerkt, als sr in Berlin in seinem Hot"l angekomm n war; er war naür- ltch der Meinung er habe ihn im Eisenbahnwagen liegen lasten, und schrieb sofort an die Berliner Bahnverwaltung, er habe in dem Zuge.so und so einen Regenschirm so und so aussehend zurückgelqfseu und bitte um besten Zustellung falls er sich finde. Schon nach zwei Tagen konnte ihm die Bahnverwaltung den Schirm, den das Zugpersonal gewissenhaft abgeliefert hatte, zustellen. In seiner Freude über den wtedererhaltenen Schirm bemerkte der Herr Reichs- tagsabgeordnete nicht, daß es nicht der Schirm war, den er soeben verloren hatte, sondern ein Schirm, den er bei einer früheren Tagung im Zuge hatte liegen lasten, den er aber nicht reklamiert und der seither im Fundbüro des Anhalt« Bahnhofs ein vergessenes Dasein geführt hatte. Der Reichs- abgeorbnete hat fich vorgenommsn, in Zukunft wirklich und sorgsam ans seinen Regenschirm zu sehen. Ob er's hält? Vielleicht wird «r erst recht vergeßlich, da er jetzt zwei Schirme hat!