490

— Ein heiterer Vorfall spielte sich am Volksfestsonntage ab. Zwei ziemlich beleibte Herren baten einen im Neckar „gondelnden" Knaben um Ueberfahrt. Dieselbe wurde bereitwillig gewährt, aber kaum vom Ufer abgefahren, kippte der Kahn um und die Insassen fielen alle drei ins Wasser, kamen aber- mit einem warmen Bade davon.

Eßlingen, 2. Okt. Obstmarkt. Zuge­führt sind auf dem Güterbahnhof 5 Wagen hessisches,

5 Wagen bayerisches, 2 Wagen württb. und 1 Wagen österreichisches Mostobst, Preis 4.80—5 Ver­

laden wurde ein Wagen Filderkraut von Plieningen nach Leutkirch und 5 Wagen Zuckerrüben von Nel­lingen nach Böblingen.

Vom unt. Nemsthal, 1. Okt. Die gegen­wärtige, wahrhaft heiße Witterung wirkt in unseren Weinbergen Wunder. Nicht bloß Sylvaner, sondern auch die Trollinger sind in der Reife jetzt schon so weit vorangeschritten, daß selbst ein Frost die Güte nicht mehr beeinträchtigen würde.

Besigheim, 1. Okt. In einer Korrespondenz der „Neckar-Zeitung," welche die bevorstehende Ab­geordnetenwahl zum Gegenstand hatte, wurde die Behauptung aufgestellt, „die Konservativen würden, wie bereits von einflußreicher Seite versichert worden sei, gleich im ersten Wahlgange für die Kandidatur Lehner eintreten." Hiezu bemerkt die „Deutsche Neichspost", das offizielle Organ der württembergischen Konservativen: „Wir sind zu der Erklärung ermäch­tigt, daß an leitender Stelle der konservativen Partei absolut nichts davon bekannt ist, was in dem vor­stehenden Satze behauptet ist. . . Es dürfte den Anhängern des Herrn Lehner nicht unbekannt ge­blieben sein, daß auf der schon vor mehreren Wochen abgehaltenen Vertrauensmänner-Versammlung der Konservativen in Kirchheim a. N. es bestimmt aus­gesprochen wurde, daß im jetzigen Zeitpunkt und bei der dermaligen Zusammensetzung der Kammer von der Wahl eines weiteren Ortsvorstehers Abstand ge­nommen werden müsse und bekanntlich wechseln die Konservativen ihre Ansichten nicht über Nacht."

Brackenheim, 28. Sept. Von allen Teilen des Landes gehen Nachrichten über blühende Obstbäume ein. Es hat eben die warme Wüterung der letzten Wochen nicht bloß die Reife der Trauben begünstigt und das Obst auf den Bäumen zur völligen Reife gebracht, sondern auch manche Blütenknospen sind infolge derselben zu frühzeitiger Entfaltung ge­

bracht worden, so daß sie anstatt erst im kommenden Frühling jetzt schon blühen. Erfreulich für den Be­sitzer eines solchen Baumes ist dies gerade nicht, zu­mal es meist kränkliche Bäume sind, welche jetzt Blüten zeigen, aber da diese Naturerscheinung doch nur sehr vereinzelnd vorkommt, brauchen wir daran auch keine Befürchtungen für das kommende Jahr zu knüpfen. Auch blühende Syringen und Jasmin u. s. w. sahen wir in den letzten Tagen; die Ursachen hievon sind die gleichen, wie oben angegeben.

— Aus Neckars ulm schreibt man der „Neck.-Ztg.": Warme bis heiße Septembertage und milde Nächte haben den Stand der Trauben überraschend gebessert und lassen ein recht gutes Er­zeugnis hoffen. Deshalb sieht man allerwärts frohe Gesichter. Der Freude wurde gestern beim Herbstfest genügend Ausdruck gegeben und seit vielen Jahren hat sich nie mehr ein so munteres Treiben entwickelt.

Vom Fuße des Heubergs, 26. Septbr. Letzter Tage abends befaßten sich zwei Italiener da­mit, falsche Zweimarkstücke in Verkehr zu setzen. Es gelang ihnen an drei Orten, bis sie heute früh in Frittlingen festgenommen wurden. Die Falsifikate sind schlecht gemacht, größer als die echten Stücke und aus Zink gegossen. Da auch aus Freiburg die Festnahme von Italienern wegen desselben Vergehens berichtet wird, so ist die Annahme gerechtfertigt, daß eine Falschmünzerbande planmäßig ihr Geschäft be­treibt. Die eingeleitete Untersuchung wird mehr Licht in die Sache bringen.

Karlsruhe, 1. Okt. Vergangene Nacht brach in dem Luftkurort Schönwald ein großer Brand aus, wodurch 12 Wohnhäuser zerstört und 21 Familien obdachlos wurden; Menschenleben sind nicht verloren.

Villingen, 29. Sept. Die Bienenfreunde dürfte es interessieren wie viel für Honig und Wachs in einem einzigen Jahr ins Ausland gegangen ist. Die Hamburger Handelskammer berichtet: Wir empfingen an Honig von Havana für 1150 000; von Mexiko 1100000; von Peru und Chili 682000; von Kali­fornien 10000; von den Seeinseln 20000; von San Domingo 860000, in Summa 3825000 an Wachs 434000 Soviel Geld senden wir ins Ausland, während es auf unseren Fluren Millionen von Honigquellen giebt, die unbenutzt bleiben.

Newyork, 28. Sept. Auf der Oregon-Eisen­

bahn fand gestern unweit Shoshone> Idaho, ein Zu­sammenstoß zwischen 2 Personenzügen statt. Beide Züge wurden zertrümmert und 20 Reisende sind- ums Lebens gekommen.

— Ueber einen M o r d- und Selbstmorde versuch berichten Berl. Blätter:: In unmittelbarer Nähe des Lessingdenkmals gingen am Montag Nach­mittag ein junger Mann und ein Mädchen, beide gut gekleidet, in lebhafter Unterhaltung., Unmittelbar darauf hörte man 4 Schüsse. Beide Personen stürz­ten zu Boden. Vom Lessingdenkmal herbeieilende Personen fanden, daß das Mädchen von einer Kugel hinter dem rechten Ohr getroffen und von 2 Kugeln an der Schläfe gestreift war, während der Mann aus einer Wunde in der Brust blutete. Wie sich her­ausstellt, ist der Mann, ein Zuschneider Cesticki, der bisher 250 °^. monatlich bezog, seit einer Woche aber stellenlos sst, und das Mädchen, die Tochter des Portiers des badischen Gesandtschaftshotels, soll in einem Konfektionsgeschäft thätig sein. Beide standen in einem intimen Verhältnis. Das Mädchen hat. Cesticki Vorwürfe darüber gemacht, daß er Nichts thue, um sich eine neue Stelle zu verschaffen. Dies scheint die Veranlassung zu dem Mordangriff gewesen zu sein, denn das Mädchen bestreitet ausdrücklich, daß. von einem gemeinsamen Tode zwischen ihnen die Rede gewesen ist. Die Verletzungen sind bei Beiden nicht lebensgefährlich.

Standesamt Kakw.

Gestorbene:

26. Sept. Maria Barbara, geborene Bolz, Ehefrau

des Johann Georg Hehr, Fabrikarbeiters, 61 Jahre alt.

27. „ Emma Englert, 6 Jahre alt, Tochter des

ch Jakob Englert, Masckunenstrickers.. 27. „ Marie Helene Krämer, 5 Jahre alt, Toch-'

ter des Josef Krämer, Schneiders.

30. „ Sofie, geb. Schirott, Ehefrau des Wilhelm

Kaag, Küfers, 60 Jahre alt.

1. Okt. Karl Wilhelm Dittus, 5 Monate alt, Sohn :

des Martin Dittus, Fabrikarbeiters.

2. „ Albert Sch aal, Werkmeister, 47 Jahre alt.

Gottesdienst

am Sonntag, den 5. Oktober.

Vom Turm: 324.

Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. Feier des heil. Abendmahls. 2 Uhr Nachm.-Predigt- Herr Helfer Eytel. Das Kirchenopfer ist für den Bau einer evange­lischen Kirche zu Münster bei Cannstatt bestimmt.

Amtliche Bekanntmachungen.

Revier Kakmöach.

Va-elholz-Paustangen- «. Stammholz-Verkauf

am Samstag, den 11. Oktober, vormittags 11?/- Uhr, auf dem Rathaus in Calmbach: Stammhosz I. bis IV. Klasse aus den Abteilungen: des Tistr. Eiberg : Tröstbachhof 63 Stück Langholz IV. Kl. mit 21 Fm.,

Pfrommerswiese 128 „ Lang- u. Sägholz „ 131 „

Vord. Eyachhalde 9 „ „ „ „ „ 14 „

Unt. Forstm. Gfäll 253 „ „ „ „ „ 278 „

desTistr.Kälbling: Luxbronnen 359 „ „ „ „ 164 „

Kälblingswiese 256 „ „ „ „ „ 352 „

Baustangen (Langholz V. Kl.) aus denselben Abteilungen des Distrikts Eiberg, sowie aus der Abteilung Windplatte des Distrikts Eiberg, Ailesteich Distrikts Meistern, Obere Gemeingrund des Distrikts Heimenhardt und Hint. Jäger­hütte und Zellerholz Distrikts Kälbling:

1324 Stück Langholz V. Klasse mit 197 Fm.

Die Baustangen sind an die Fahrwege angerückt, diejenigen aus Unt. Forstmeisters Gfäll sind geschält.

Die hiesigen

HMude-Kigentümer

werden aufgefordert, diejenigen im Laufe des Jahres vorgekommenen Aenderungen, welche für die Einschätzung der Gebäude zur Brandversicherung in Betracht kom­men, bis längstens

10. Oktober d. I.

beim Stadtschultheißenamt anzumelden. Calw, den 2. Oktbr. 1890.

Stadtschultheiß

Haffner.

Die Urliste

der Schöffen und Geschworenen ist vom 1. Oktbr. d. I. an (einschließlich) eine Woche lang auf dem Rathaus zu Jedermanns Einsicht aufgelegt. Ein­sprachen gegen die Richtigkeit oder Voll­ständigkeit dieser Liste können während dieser Frist schriftlich oder zu Protokoll

des Stadtschultheißenamts vorgebracht

werden.

Stadtschultheißenamt. _Haffner.

Güterverkaust

Kaufmann Schill bringt am Montag, den 6. Oktober 1890, vormittags 11 Uhr,

auf den: hiesigen Rathaus zum 2. mal zur Versteigerung:

66 a 79 qm Wiese und Acker mit Obstbäumen am Rumpelgäßle,

29 a 42 qm Wiese an der Weiden­steig, angekauft zu 450 ^ und 18 s, 29 qm Wiese daselbst, angkauft zu 225

Stadtschultheiß H affner. Oberkollbach.

Htäubiger-Aufruf.

Alle diejenigen, welche an den ver­storbenen Michael Kirchherr, Bauer,

eine Forderung zu machen haben, werden aufgefordert, solche innerhalb 8 Tagen bei Unterzeichnetem anzumelden, wiedrig- enfalls dieselbe bei der Teilung unberück­sichtigt bleiben.

Den 1. Oktober 1890.

Waisengerichts-Vorstand:

Schultheiß Roller.

Alzenberg.

Von einem hiesigen Einwohner wurde am Mittwoch, den 1. Oktober, zwischen Röthenbach und Oberkollwangen auf dem sog. Weinsträßle eine gestrickte Jacke und eine Tabakspfeife

gefunden.

Der rechtmäßige Eigentümer kann solche gegen Bezahlung der Einrückungsgebühr innerhalb 14 Tagen bei dem Unterzeich­neten abholen.

Den 2. Okt. 1890.

Schultheiß Müller.

Gechingen.

Nächsten Montag, den 6. d. M. vormittags 11 Uhr kommen zwei, nach Umständen drei

Farre«

zur Versteigerung.

Schultheißenamt. Ziegler.

Danksagung.

Für die vielen Beweise auf- richtiger Liebe und Teilnahme,, bei dem Hinscheiden unseres ge- I « liebten unvergeßlichen Kindes M Helene Krämer,

die vielen Blumenspenden, den tröstenden Gesang vor dem Hause, die zahlreiche Begleitung zu ihrer letzten Ruhe­stätte, sagt den innigsten Dank im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen die Großmutter:

Ernstine Pommer.

Am Montag, den 6. Oktober, von morgens 9 Uhr an wird im Hause der Friedr. Pfl ick Witwe eine

Auktion

gehalten gegen bare Bezahlung, wobei vorkommt:

Mannskleider und Stiefel, 1 voll­ständiges Bett samt Bettlade und Rost, 1 Kinderwagen, 1 Pult, 1 gutgehende Schwarzwälderuhr, 1 neues Schneiderbügeleisen und- allerlei Hausrat.

Privat-Anzeige«.

WarLHa-Werein.

Die Arbeitsabende des Vereins be­ginnen Dienstag, den 7. Okt., und sind die konfirmierten Töchter hiesiger Stadt freundlich dazu eingeladen.

Nächste Woche backt

Laugenbrrheln

Reuthlinger Witwe.

Auktion.

Am kommenden Montag, nachmit­tags von 1 Uhr ab, beabsichtigt die Unter- eichnete im Wege der Auktion wegen ohnungsveränderung zu verkaufen:

besseres Bett, 1 Flocken­bett, 1 Sopha, 2 Bett­laden, 1 schönen Tisch, 6 Seffelstühle und son­stigen Hausrat Marie Rudy, Lackiers Wwe.,. neben- dem. Georgenäum.