M 115.
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.
63. Iahrgav-.
Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die EinrückungSgebühr b-trSgt im Bezirk und nächster Umgebung » Psg. die Zeile, sonst IS Psg.
Amtliche Weklmutmachungen.
Die Ortsvorsteher
werden aufgefordert, dis auf 30. Sept. d. I. abzuschließenden Sportelverzeichnisse alsbald im Auszug, zutreffendenfalls unter Beischluß der Sportelgelder, dem Oberamt vorzulegen.
Wo Fehlurkunden in Betracht kommen, wird darauf hingewiesen, daß auch die Ausstellung dieser auf Grund des zur Zeit geltenden allgemeinen Sportel- gesetzes vom 16. Juni 1887 zu erfolgen hat.
Calw, den 1. Okt. 1890.
K. Oberamt.
Supper.
Calw.
Iahresschatzrmg der Gedimde für die Krandverstcherung.
Die Einleitungen zu der Jahresschätzung der Gebäude und ihrer Zubehörden und der hienach auf 1. Januar 1891 zu vollziehenden Aenderung der Feuerversicherungsbücher sind alsbald zu treffen.
Zu diesem Zweck ergeht hiemit die Weisung an die Gemeindebehörden:
1. bis 8. d. M. zu berichten, welche Aenderungen an Fabriken, sonstigen größeren gewerblichen Anlagen und wertvollen Gebäude- zubehörden seit der letzten Schätzung eingetreten sind. Die Beteiligten sind zur sofortigen Anmeldung aufzufordern, und hat der Gemeinderat die Durchsicht der auf Fabriken und ähnlicher Gebäude bezüglichen Einträge der Feuerversicherungsbücher vorzunehmen. Dabei sind die der Schätzung zu unterwerfenden Gegenstände (Gebäude oder Zubehörden) unter Angabe des mutmaßlichen Werts einzeln zu bezeichnen.
Donnerstag, den 2. Oktober 1890.
Diese Aenderungsanträge beziehungsweise Fehlanzeigen müssen bis 8. d. M. beim Oberamt einkommen. Die beteiligten Gebäudebesitzer werden auf diesen Endtermin mit dem Anfügen besonders aufmerksam gemacht, daß spätere Anmeldungen entweder gar nicht berücksichtigt, oder jedenfalls nur als außerordentliche auf Rechnung der Fabrikbesitzer vorzunehmende Schätzungen behandelt werden können.
2. betreffend die sonstigen Gebäude haben die Gemeinderäte die jährliche Durchsicht der Feuerversicherungsbücher vorzunehmen, und müssen die Protokollausziige mit den Schätzungsanträgen bis 18. d. M. beim Oberamt einkommen.
Die "Gebäudeeigentümer sind zuvor durch ortsübliche Bekanntmachung zur Anmeldung der im Laufe des Jahres vorgekommenen Aenderungen, welche für die Einschätzung der Gebäude zur Brandversicherung in Betracht kommen, aufzufordern.
Das Oberamt erwartet die pünktliche Einhaltung der zu 1 und 2 gegebenen Termine. Die Berichte beziehungsweise Fehlanzeigen zu 1 und 2 sind getrennt zu halten.
Calw, den 1. Oktober 1890.
K. Oberamt.
Supper.
Die Gemeindeüehördev
werden daran erinnert, daß bis 7. Okt. d. I., die Nachweisungen, bezw. Fehlanzeigen, sowohl über Regiehochbau-, als auch über Regitiefbauarbeiten, des letzten Quartals an das Oberamt einzusenden sind.
Durch den Beitritt einer Gemeinde zur Tiefbauberufsgenossenschaft sind nur die auf Rechnung der Gemeindekasse ausgeführten, nicht auch andere, d. h. von Privatpersonen innerhalb des Gemeindebezirks
Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt BO Pfg. uich LS Pfg. Trägerlohn, durch d'e Post bezogen Mk. 1- 1 b, sonst i« ganz Württemberg Mk. 1. 35.
in Regie unternommenen Tiefbauarbeiten von der Nachweisungspflicht befreit.
Calw, den 1. Oktober 1890.
K. Oberamt. Amtmann Bert sch.
Bekanntmachung
der ßeutralkeitnng des Wohllhätigkeitsvereins, betreffend die Unterstützung der bedürftige» Kagekbesctzäöigterr.
Nachdem für die Hagelbeschädigten dieses Jahrs von mehreren schwer betroffenen Gemeinden dringende Gesuche bei uns eingekommen und von anderen noch ähnliche Gesuche zu erwarten sind, bitten wir behufs deren Unterstützung um Einsendung von Beiträgen an unser Kassenamt mit dem Anfügen, daß wir nach näherer Ermittlung die uns zukommenden. Gaben ebenso wie in früheren Jahren zum Besten der ärmeren Hagelbeschädigten nach dem Grad der Bedürftigkeit vertheilen und für eine zweckmäßige Verwendung derselben sorgen werden.
Stuttgart, den 21. August 1890.
Köstlin.
Die gemeinschaftlichen Armier
ersuchen wir unter Bezugnahme auf Vorstehendes, der Sammlung von Geldgaben in ihren Gemeinden sich zu unterziehen und die gesammelten Beträge uns behufs Einsendung an die Centralleitung des Wohl- thätigkeitsvereins in Bälde zu übermitteln. In Folge des reichen Erntesegens werden sich wohl viele fröhliche Geber finden.
Calw, den 30. Sept. 1890.
Oberamtmann Dekan
Supper. Braun.
Jeuilleton.
Das Totenschiff. """"""""
Bericht über eine Kreuz- und Querfahrt auf jenem „Der fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar
von W. Klark Hlnfsekk.
(Fortsetzung.)
„Können Sie mich dadurch wirklich von den Andern unterscheiden?"
„O, ja; und auch durch die Niedergeschlagenheit, die sich darin ausdrückt," antwortete sie lächelnd. „Sogar im Echo liegt ein menschliches Gefühl. Die Tritte der Uebrigen Hallen so bedeutungslos, als wenn Hoh gegen Holz schlüge."
„Ich bin sehr schwermütig und niedergeschlagen," sagte ich. „Dem Himmel sei Dank, daß Sie in diesem Schiffe sind, meine Hoffnung und Lebensfrische aufrecht zu erhalten."
„Und auch ich danke ihm, daß er Sie mir gesandt hat," erwiederte sie. Ich haschte nach ihrer Hand und küßte sie, und wären Arents und der Mann am Steuer nicht zugegen gewesen, ich würde sie an mein Herz und meine Lippen auf die ihrigen gedrückt haben. „Wollen wir nicht ein wenig umherpromemeren?" begann ich von Neuem. „Wir können ja leise austreten, damit uns der Kapitän nicht hört und überrascht."
Ich faßte ihre Hand, und langsam wandelten wir dem Deck entlang.
„Den ganze» Rackwuttag," sagte ich, „habe ich darüber »achgedacht, wie wir am besten unsere Flucht bewerkstelligen. Nicht ein Einziger unter der ganzen Schiffsmannschaft ist vorhanden, der mir auch nur einen freundlichen Blick scheuste. Was zu thun ist, muß also von mir allein und aus eigener Kraft geschehen."
Eie dürfen Niemand verträum!" fuhr sie schnell dazwischen. „Der Plan,
den Sie dazu entwerfen, muß unser Geheimnis bleiben. Ach, es steckt ein Dämon in Vanderdecken; wenn dieser einmal seine Ketten zerreißen sollte, würde Ihr Leben gefährdet sein!"
„Ich bezweifle das gar nicht. Und sogar, wenn ich Waffen zur Verfügung hätte, was könnte ich mit ihnen gegen Männer ausrichten, die gegen den Tod gefeit sind? Nein, nein! mein Plan muß, wie Sie sagen, zwischen uns bleiben. Doch wir ihn erdenken? O, wenn doch nur ein einziger Lichtstrahl in dieses Dunkel fiele, so würde ich Mut fasten!"
Sie drückte leise meine Hand und erwiederte: „Die für uns so enttäuschende Flucht der Fregatte hat Sie niedergedrückt. Doch Mut, es wird sich sicherlich eine andere Gelegenheit bieten."
„Sie haben Recht, das Gebühren der Fregatte hat mich traurig gestimmt. Doch warum? Nun, weil ich mich überzeugt habe, daß es das größte Mißgeschick, welches unS begegnen könnte, sein würde, wenn wir einmal mit einem Schiff zusammenträfen, welches Willens wäre, sich mit uns in Unterhandlungen einzulassen."
„Ist das wahr?"
„Ich fürchte eS, denn Vanderdecken würde mich ihm übergeben und uns so trennen." Jedoch als ich sah, wie sie bei diesen meinen Watten ihr Köpfchen sinken ließ, kam eS mir erst zum Bewußtsein, wie kläglich und unmännlich solche» Grrebe und solche Besorgnisse um das, wa» sein könnte, wärm. Nein, ich mußte bedenken daß die Möglichkeit unserer Üblichen Befreiung vielleicht gerade in dem Umstand/ oder der Situation, die ich so fürchtete, verborgen liege. Darum fuhr ich mit munterer Stimme sott: „Jmogene, obgleich ich noch keinen bestimmten Plan habe so^fühle ich doch einen dunklen Instinkt in mir, der mir sagt, daß unsere beste, ja möglicherweise einzige Gelegenheit zur Flucht von diesem Fahrzeug dann- kommen wird, wenn ei eine» Tages an der Küste vor Anker zu gehen gezwungen ist, um zu kielholen oder um Provision und Wasser einzunehmen. Denken Sie nur eingehend darüber nach, lieb« Jmogene! Wir dürfen und können nicht daraus rechnen, daß irgend ein Schiff,