seine Weisungen über das Auftreten in dem dunkeln Erdteil und chm Verkehr mit den Eingeborenen, die «r selbst durch jahrelangen Aufenthalt in Afrika ge­nügend kennt, in den Wind geschlagen worden sind. Vielleicht erklärt sich hieraus das sonst in jener Gegend seltene brutale Vorgehen der Neger gegen die Weißen.

Ueber den in Witu ermordeten Küntzel schreiben ferner dieMünchener Neuest. Nachr.", deren Mitarbeiter er gewesen ist:Küntzel stand mit dem im letzten Herbste verstorbenen Sultan Achmed wie mit dessen Sohn und Nachfolger, Fumo Bakari, aus bestem Fuße; er hatte im Jahre 1887 bis 1889 den Auftrag, die Leibgarde dieser oeiden Sultane des Suaheli-Sultanates zu drillen. Küntzel war auch im Witulgnde ansässig geworden und bewirtschaftete für eine norddeutsche Gesellschaft den für letztere erworbe­nen Besitz und war kürzlich damit beschäftigt, aus der Insel Manda eine Dampfsäge aufzustellen. Andreas Küntzel war ein fränkischer Bauerssohn aus Eppen­reuth, erst als Lehrer, dann als Landwirt ausgebildet. Noch einer von ihm als Sekretär eines hohen deut­schen Adeligen mitgemachten Fahrt um die Welt be­suchte er von Aden aus Sansibar; sodann, mit Dr. Peters und den Gebrüdern Denhardt bekannt geworden, Üsagara und Witu, wo er durch den Plantagenbau ein Vermögen zu erringen hoffte.*

Tages-Neuiqkeiten.

Nach dem Staatsanz. werden mit dem Beginn des Winterfahrplans vom 1. Oktober 1890 an zwei tägliche Postfahrten (Cariolposten) zwischen Ort und Bahnhof Teinach an Stelle der Vor­mittags-Botengänge und der Abend-Personen-Post- fahrten zur Ausführung kommen.

Stuttgart, 26. Sept. Nach demSchwäb. Merk, haben die hiesigen bürgerlichen Kollegien eine gemeinschaftliche Adresse aller Städte Deutsch­lands an den am 26. k. Mts. seinen 90. Geburtstag feiernden Generalfeldmarschall Grafen Moltke mit­unterzeichnet und zu den Kosten dieser Adresse und weiterhin zu einer Moltke st iftung einen Beitrag von 1000 ^ aus der Stadtkasse verwilligt

Im Bericht vomVolksfest* lesen wir im Schwäb. Merk." bezügl. der Kreisrindvieh - ausstellung. Es ist dies die letzte der seit einigen Jahren üblich gewesenen Kreisausstellungen; an deren Stelle werden hinfort die O.A.Bezirksausstellungen treten, welche ebenfalls vom Staate unterstüzt und mit Preiserteilungen versehen werden. Em aus 4 Flügeln bestehender Holzbau, hoch und luftig, erhebt sich zwischen dem Rennplätze und der Stadt Cann­statt. Die 4 Flügel umgeben den in der Mitte liegen­den Hof, in welchen die Tiere heute vorm, zur Muster­ung geführt wurden, welche unter Anwesenheit des Dir. der Zentralstelle für Landwirtschaft Frhr. v. O w, des Ob.Reg.Rats Schittenhelm u. a. stattfand. Das Ergebnis wird am Montag vormittag 11 Uhr be­kannt gemacht und die Preise von Sr. Kgl. Hoh. Prinz Wilhelm verteilt werden. Die Aufstellung des Viehs in der Halle hat nach Arten stattgefunden: I. Rot- und Fleckvieh, das sich vom ersten Flügel rechts am Eingang bis in die 1. Hälfte des 4. Flügels erstreckt. In Unterabteilungen stehen da: 60 Farren, etwa 65 Kühe, etwa 60 Kalbeln. Dann folgten die

Zuchtfamilien von Schmid-Maisenhelden, Wolter- Merklingen, Distel-Ruith, Lechler-Waldeck, Schnurrer- Aschhausen, je etwa 710 Stück. Nun folgen die Zuchtviehgenossenschasten Künzelsau (4 Stück) Gera- bronn (16), Heidenheim (21), Brackenheim (13), Leonberg (20), Neckarsulm (17), Tuttlingen (15), Saulgau (16), Riedlingen (13). Außer Konkurrenz sandte das landwirtschaftliche Institut Hohenheim 16 Stück schönstes Rot- und Fleckvieh. Die 2. Hälfte des 4. Flügels und die linke Hälfte des 1. Flügels nehmen ein: II. Graues und braunes Vieh: 18 Farren, 9 Kühe, 12 Kalbeln, ferner die Zuchtfamilien von König-Friedberg (8 Stück) und der Zuchtviehverein Biberach (16 Skück). III. Limpurger (Leinthaler) Vieh: 5 Farren, 6 Kühe, 8 Kalbeln und 32 Stück verschiedenes Vieh der Limpurger Viehzuchtgenossen- fchaft Aalen.

Cannstatt. Die Buffallo Bill's Wild West truppe gibt nun, wie schon gemeldet, bestimmt am 14. Okt. ihre erste Vorstellung auf dem Wasen. Die Truppe, welche schon seit einiger Zeit Vorstell­ungen in den größeren Städten Deutschlands gibt, gegenwärtig in Köln, erregte überall das größte Auf­sehen.

Ludwigsburg, 25. Sept. Das auch aus­wärts wohl bekannte Cafs Ru mm et sch am Arse­nalplatz wird mit dem 1. Okt. in den Besitz seines neuen Eigentümers Bohn übergehen. Zum Abschied des seitherigen Besitzers, der die aus Beamten- und Ofsizierskreisen wie die aus dem Bürgerstand gleicher­weise besuchte Restauration seit 14 Jahren in vorzüg­licher Weise geführt hat, versammelte sich gestern abend auf ergangene Einladung eine überaus große Zahl von Stammgästen in den gewohnten Räumen. Toaste und Reden, welche die rühmlichen Eigenschaften des Scheidenden zum Ausdruck brachten, wechselten mit ansprechenden Gesängen des Männergesangvereins. Gerührt dankte Hr. Rummetsch für so viele Beweise von Anhänglichkeit. Er gedenkt seinen Lebensabend in hiesiger Stadt zu verbringen. Da der altbe­kannte Gasthof zum Baren mit dem 1. Nov. d. I. eingeht, so wird das Offizierskorps des Jnf.-Reg. Nr. 121 sein Kasino in die oberen Räumlichkeiten des nunmehrigen Cafe Bohn verlegen. Der Gast­hof zum Bären soll um ein Stockwerk erhöht und zu einem Schulgebäude für das Lyceum eingerichtet werden.

Heilbronn, 27. Sept. Der Singkranz feierte gestern seinen Herbst auf der Cäcilienwiese Der Besuch war ein guter, und so entwickelte sich unter dem Einflüsse eines vortrefflichen Weines bald ein fröhliches Leben. Ein prächtiges Schauspiel bot das Abbrennen einer auf Bretterwand gemalten Burg und eines größeren Feuerwerks.

Strafkammer Rottweil. Am 11. August ds. Js. machte Mathias Koch, Engelwirt in Winter­lingen, bei welchem der 69 Jahre alte Taglöhner I. Bollinger von dort als Landarmer auf öffent­liche Kosten untergebracht war, die Wahrnehmung, daß letzterer beim Verlassen des Hauses einen ziem­lich umfangreichen Gegenstand in einer Tasche seines Rockes aufbewahrt habe. Da Koch schon vorher Ver­dacht gegen den Angeklagten Bollinger geschöpft hatte, daß derselbe ihm von einem Vorräte Tricotstoff, den

er nebst Garn auf seiner dem Angeklagten zugäng­lichen Bühne aufbewahrt hatte, lntwendet und sich aus dem Erlöse Schnaps angeschafft hatte, fragte er ihn, was er in seiner Rocktasche trage, worauf ihm der Angeklagte entgegnete, es sei ein Hemd. Als Koch das Hemd sehen wollte, begab sich der An­geklagte rasch in den in der Nähe befindlichen Abtritt, verschloß die Thüre desselben und warf durch das Fenster des Abtritts Tricotstoff und Garn, welche zusammen einen Wert von 70 Pfg. hatten und welche Gegenstände dem Koch gehörten, ins Freie, wo sie von Koch sofort in Empfang genommen wurden. Die erkannte Strafe wegen Diebstahls, im Rückfall, ging auf 6 Monate Gefängnis. Der ledige Käser und Dienstknecht St. Glocker von Göllsdorf, OA. Rottweil, welcher längere Zeit bei dem Milchhändler und Senn I. Schillinger in Ergaten-Herten ber Frauenfeld im Kanton Thurgau im Dienst gestanden war, hat am 8. Juli d. I. wie sonst jeden Tag seinen Dienstherrn mit dessen Milchfuhrwerk nach Frauenfeld begleitet. Unter dem Sitze des Fuhr­werks hatte Schillinger in einem Zwilchsäckchen 455 Fr. aufbewahrt, die er auf die Bank in Frauenfeld bringen wollte, solches zu thun aber im Gedränge der Ge­schäfte vergaß und und da er noch weitere Geschäfte zu besorgen hatte, den Knecht mit dem Fuhrwerk heimschickte, während er selbst später per Bahn heim­fuhr. Zu Hause angekommen, war sein Erstes, nach dem Gelds zu sehen, an das er sich unterwegs wieder erinnert hatte, das sich aber im Wagensitzkasten nicht mehr vorfand. Der Angeklagte über den Verbleib des Geldes befragt, wollte von demselben nichts wissen. Als nach einigen Tagen der Angeklagte mit seinem Dienstherrn wieder nach Frauenfeld gefahren war,, durchsuchte die Haushälterin des Schillinger verschie­dene Gelasse und fand in der Scheuer in einem frisch- gegrabenen Loche den ledernen ihr wohl bekannten. Zugbeutel des Angeklagten. Als Glocker sich er­tappt sah, flüchtete er nach Deutschland und trat auf einem Hofe bei Radolfszell in Dienst, woselbst er verhaftet wurde. Im Hinblick auf die Größe der gestohlenen Summe einerseits, andererseits aber auf den Umstand, daß der Bestohlene wieder in den Be­sitz der ganzen ihm entwendeten Geldsumme gekommen, ist, hat die Strafkammer gegen den Angeklagten einec Gefängnisstrafe von 10 Monaten verhängt.

Aalen, 26. Sept. Ein Arbeiter, der gestern nachm, in der hiesigen städtischen Kiesgrube allein beschäftigt war, wollte sich die Arbeit durch Unterfangen des 23 m hohen Kieslagers erleichtern, wurde aber von der einstürzenden Masse verschüttet.. Kopf und Brust blieben ihm frei und er war daher auch im Stande, um Hilfe zu rufen. Diese wurde ihm zwar von einigen Leuten zu teil, die auf einem, nahen Felde Kartoffeln gruben. Allein er hatte be­deutende Bauchquetschungen davongetragen, die un­ausbleiblich seinen Tod herbeiführen mußten, welcher- ihn denn auch heute Nacht von seinen Schmerzen erlöste. _

Stettin, 24. Sept. Die N. St. Z. berichtet r. Eine heftige Detonation in der Artilleriekaserne er­schreckte gestern Mittag die gerade bei Tisch sitzenden. Mannschaften. Es stellte sich heraus, daß dem Unter­offizier Sievert von der 5. Batterie durch die Ex-

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nur einen Laut oder ein Wort von sich zu geben, am Geländer und schauten der Fregatte nach, die ihr Steuer zu hastiger Flucht drehte; nichts trugen sie zur Schau als ein geringes Maß jener nur bei Holländern zu findenden stumpfsinnigen, bleier­nen, phlegmatischen Neugier, falls ihnen diese Eigenschaft überhaupt noch innewohnte. Und als Van Vogelaar ihnen die Ordre, die Rasen am Hauptmast scharf beim Winde zu brassen, zurief, gingen sie in tiefstem Schweigen mit einer unglaublichen, gräßlichen Gleichgültigkeit in Mienen und Bewegungen an's Werk.

Es war eine Stunde nach der gewöhnlichen Essenszeit, als Prius herauskam, um dem Kapitän anzukündigen, daß das Mittagsmahl aufgetragen sei. Dieser reichte Jmogene mit tadellosester Höflichkeit den Arm, und ich folgte ihnen mit einem letzten trüben Blick auf die Fregatte, die schon so weit entkernt war, daß sie wie ein kleines Spielzeug aussah und sich da, wo der saphirglänzende Aethcr und die vio­lette See sich vereinigten, wie eine Wolke in ein Nichts auflöste. Ich bemerkte, wie auch Vanderdecken noch einmal nach ihr ausschaute, und als wir die Kajüte be­traten, sagte er zu mir, ohne jedoch sein Haupt zu wenden und dabei Jmogene an den Tisch geleitend:Es muß für Sie eine große Enttäuschung sein. Mynheer, daß Ihre Landsleute nicht warteten, um Sie an Bord zu nehmen?*

War eS Ihre Absicht, mich ihnen zu übergeben ?" entgegnete ich ruhig.

Ganz entschieden!* antwortete er, wobei er sich langsam nach mir umwandte und mich mit hochmütigen Blicken maß.Sie sind ein Engländer, aber Sie sind nicht mein Gefangener.*

Vielleicht sind wir das nächste Mal glücklicher,* versetzte ich in kaltem Tone.

Das ist zu hoffen!* brummte Van Vogelaar, der uns hinterdrein gefolgt war, mit seiner rauhesten und unangenehmsten Stimme.

Ich drehte mich um, um chm einen verächtlichen Blick zuzuwerfen, aber in diesem Augenblicke krächzte der Papagei, wahrscheinlich von unseren Stimmen aufge­stört, heiser auf: rxn al veräomä!" worauf der Maat mit einem rauhen

^hah! Ha! Ha!* antwortete, ohne dabei jedoch auch nur mit einer Muskel seines purmgehärteten Gesichts zu zucken. ES hätte, sich mit diesen Burschen in ein Wort­

gefecht einzulossen, mit Phantomen und bösen Geistern kämpfen heißen. Ich bin nun einmal hier, dachte ich, und da ist auch noch mein Herzenslieb dort zu retten,, ehe ich mit diesem Totenschiff fertig bin. Und in dieser Erwägung ließ ich mich mit einem Lächeln am Tische nieder.

Neunundzwanzigstes Kapitel.

Kapitän Manderdecken als Nachtwandler.

Der Zwischenfall mit der englischen Fregatte hatte mich fest überzeugt, daß es Vanderdecken's Absicht war, sich meiner bei der ersten besten Gelegenheit zu ent­ledigen. Und eS konnte kein Zweifel herrschen, daß Van Vogelaar ihn gegen mich aufgehetzt und eingenommen hatte, denn im Beginn meines Totenschiffabenteuers war mir der Herr und Gebieter dieses Fahrzeuges höchst human und mit einer Art warmer, stolzer Höflichkeit begegnet, und zumal er sich auf dem Heimwege glaubte und sein Schiff für einen ausgezeichneten Segler hielt, würde er es sicherlich nicht erst für nötig erachtet haben, mich umzuladen, wäre er nicht gegen mich aufgestachelt worden. Hätte ich mich allein auf diesem Fahrzeug befunden, so würde ich gewiß meinem Schöpfer für diese Ideen in Vanderdecken's Kopf gedankt haben. Aber ich. hatte ja auch Jmogene zu befreien, und da es klar und deutlich war, daß Vander­decken niemals zugeben würde, daß sie ihn verlasse, um mich in dem ersten besten

Schiff, das uns aufzunehmen willens sei vorausgesetzt, daß dies überhaupt denk­bar wäre zu begleiten, so entstand in mir ganz natürlich der leidenschaftliche Wunsch, daß wir gar keinem Schiffe oder Fahrzeuge irgend welcher Art wieder nahe kommen möchten.

Als ich mich nach einer flüchtigen Musterung der See über dem Stern her- -

umwandte, bemerkte ich am oberen Ende der Leiter, die vom Hinterdeck nach dem >

Halbverdeck führte, Jmogene, wie sie nach mir auischaute. Es war die erste Ge- - legenheit, die sich seit dem Mittagessen bot, mich einer Alleinseins mit ihr zu erfreuen.

Der Kapitän ist in seine Kabine gegangen, um eine Weile der Ruhe zu. pflegen,* begann sie.Ich erkannte es an Ihrem Fußtritt, daß Sie allein wären.*"

(Fortsetzung folgt.)