Südöstlicher Kriegsschauplatz:

Die Lage in Montenegro und i n Gebiete von Skutari ist unverändert ruhig. Die Haltung der Einwohner läßt nichts zu wünschen übrig.

Wie», 1. Febr. WTB. Aus dem Kriegspresse- «lartier wird gemeldet: Der heutige Generalstabsbericht teilt mit daß die Lage in Montenegro nach wie vor ruhig ist und daß die Haltung der Bevölkerung nichts zu wünschen übrig läßt. Als Illustration dieser Nachricht mag die Tat« sache dienen, daß in den letzten Tagen zahlreiche Monte« negriner gebeten haben, als Kriegsfreiwillige gegen Italien eingestellt zu werden. Solche Ange­bote müssen naturgemäß aus völkerrechtlichen Gründen zu­rückgewiesen werden, sind aber in hohem Maße bezeichnend für die Sympathie, die Italien auch bei den nicht öster­reichischen und ungarischen Bewohnern des Ostufers der bitteren Adria" genießt. Sehr viel« Czemcgorzen bringen auch die Bitte vor. im Innern der Monarchie Arbeit suchen zu dürfen, da sie der langjährige Krieg jeder Daseinsmög­lichkeit im Heimatlands beraubte. Diesen Wünschen wird in geeigneter Form Rechnung getragen werden. Selbsteer- stündlich haben unsere Truppen überhaupt in dem schwer heimgesuchten Lande ein beträchtliches Stück Kulturarbeit zu leisten, vor allem Hinsicht! ch des Zuschubs an Verpfle­gung und in sanitärer Beziehung. Wer sich erinnert, wie unsere Soldaten nach der Okkupation Bosniens und der Herzegowina glänzend am Werke waren, wird die Ueber- zeugung haben dürfen, daß auch das Los der Czernogorzen in guten Händen ist.

Wie dieFrankfurter Ztg." meldet, wird demDaily Telegraph" aus Lettinje berichtet, daß General Becir und Major Lompar nachts in ihren Häusern ermordet worden feien. Die amtlichen Bekanntmachungen wurden in Cettinje von den Mauern gerissen. Die österreichischen Militärbe­hörden verhafteten infolge dessen zahlreiche Bürger. Der Berl. Lokalsnzeiger" bemerkt zu dieser Meldung, daß General Becir und Major Lompar die beiden montenegri­nischen Offiziere waren, die, wie das österreichisch-ungarische Oberkommando meldete, das Kapitulationsprotokoll in Lettinje Unterzeichneten.

Wie verschiedenen Morgenblättern gemeldet wird, sind die gegen die albanische Küste oordringenden österreichischen Streitkküst« bereits über San Giovanni di Medua hinaus vorgestoßen, ohne die her irgend welchen Widerstand zu finden. Nicht nur montenegrinische, sondern auch zersprengte serbische Truppenteile haben die Waffen gestreckt.

RMritt r« russische» MWerprWeite».

WTB. Petersburg, 2. Febr. (Tel.) Die Peters­burger Telegraphen-Agentur meldet: Ministerpräsident Goremykiu ist auf sein Ansuchen hin in Anbetracht seines geschwächten Gesundheitszustandes vo« seiue» Obliegen­heiten «ls Ministerpräsident enthoben und zum Wirkt. Geheimen Rat I. Klaffe ernannt worden. Das Mitglied des Reichsrats Stürmer ist zum Minister­präsidenten ernannt worden.

(Wiederholt aus einem Teil der gestrigen Auflage.)

Celbsinwrd der MW« Thronfolgers.

Konstantiuopel, 2. Febr. (WTB. Tel.) Der Thronfolger Jnssnf Nzzeddin nahm sich wegen einer Erkrankung, an der er seit einiger Zeit l ti, daS Lebe». Er schnitt sich gestern früh 7 Uhr in seinem Pa­last die Adern des linken Armes aus. Der Thronfolgerwirdmor- gen im Grabe Sultan Mahmuds in Stambul bestattet werden.

Der als deutscher Feldmarschall.

Konstautinopel, 2. Febr. WTB. Anläßlich seines Geburtslages hat der deutsche Kaiser den Sultan zum Feldmarschall ernannt.

Liildm i« WkllvMhr md Mihmdtl.

Bon Pros. Dr. Kurt Wiedenfeld, Halle a. S.

Höchst anschaulich schildert Kurt Wledenfeld in de« S. Heft derGeographischen Zeilschrist" (herausgegeben »on Prof. Dr. Alfred Heitner, Heidelberg Verlag B. G. Leubner Leipzig und Ber in) das allmähliche Herab- fiuken Londons von seiner einstigen Monopolstellung in Verkehr und Handel und die geographischen »nd «irtschastlichen Ursachen dieser Eischeinung.

Londons Gesicht ist dem europäischen Festland zuge- wandt, und hier lagen daher die Wurzeln seiner Kraft. Zu Einer Zeit, in der an der englischen Westküste schon Bristol und selbst Liverpool einen nicht unbelrüchtigm Verkehr nach Amerika und Afrika hin unterhielten, in der auch von Bristol die Schiffe nach Indien avsgingen im 18. Iahrhun- NErt noch, war London säst nur der Vermittler der eng- lisch.europäische«, zumal der nach Nord- und Ost-Europa reichenden Bezichti gen; der Kanal bot der alte« Segelschiff- fahkl z» schwere Hindernisse, als daß nicht die Westhäfen in der Richtung des atlantischen Ozeans einen beträchtlichen Vorsprung hätten genießen müssen. Ostsee und Nordsee aber, die vo» London aus gepflegten Berkehrsbereiche, waren noch «m Anfang des 19. Jahrhunderts für Englands Güter­austausch die bei weitem wichtigsten Straßen r Kam doch vom baltischen Reer vor allem das Getreide, dessen Eng- land schon tn großen Mengen zur Ergänzung der eigenen Produktion bednrste, «nd ebenso das Holz, da« man in englischen Schiffbau verwandte, und lieferte doch die Nord­see den Hering, eines der wichtigsten BolkLnahrungsmittel

Der Krieg im Orient.

Konstantinopel, 2. Febr. WTB. Amtlicher Kriegs­bericht. An der Kaukasuefront wurde ein feindliches Ba­taillon. das einen unserer Vorposten des Zentrums angriff, mit einem Verlust von 200 Toten und Verwundeten zu- rückgescklagen. An den übrigen Fronten keine Veränderung.

Esse«, a. R, 1. Febr. Wie WTB. an zuständiger Stelle erfährt, ist die Angabe, daß der am Samstag auf Kreta von den Franzosen verhaftete Walter Masseter Ver­treter der Firma Krupp sei. unzutreffend.

Athen, 1. Feb. (WTB. Agence Havas.) Wie aus Mytklene berichtet wird, beschoß ein englischer Torpedo- bootszerstörer das türkische Dorf Achirikos bei Smyrna. Alle Einwohner flüchteten in «in von Christen bewohntes Dorf im Innern des Landes.

Deutschland und Amerika.

Berlin, 1. Febr. (WTB. Nichtamtlich.) Das Reu- tersche Bureau meldete vor zwei Tagen aus Amerika, der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischm Berlin und Washington sei zu erwarten, wenn nicht binnen kurzem deutscherseits zufriedenstellende Zusicherungen zur Beilegung derLusitania"-Angelezenheit gegeben würden. Aehnlich äußerten sich dieTimes", die betonten, daß zwar kein Ultimatum gestellt sei, jedoch Washington sich geweigert habe, die seit einiger Zeit zwffchrn dem Botschafter Grasen Bemstorff und dem Staatssekretär Lanfing gepflogene» vertraulichen Aussprachen über denLusitania"-Fall fort- zusetzen,

Es ist richtig, daß am 29. Jan. ein telegraphischer Bericht hier einging, aus dem hervorgeht, daß es bisher nicht möglich war, auf dem Wege eines mündlicken, ver­traulichen Meinungsaustausches zu einem beide Teile be­friedigenden Ausgleich über denLnstta»ta"-Aass zu ge- langen-. Die Weisung an den Botschafter, die eine end­gültige Verständigung erhoffe« läßt, wurde heute tele- graphisch nach Washington übermittelt.

Englische Minen.

Amsterdam, 1. Febr. WTB. Wie die Nieder- ländische Telegr.-Ag. erfährt, ist der drahtlose Bericht ein- gelaufen, daß der Postdampfer der Zeeland-LiniePrinzeß Juliane", der sich auf dem Weg nach England befand, um 12.30 Uhr südwestlich vom Leuchtschiff Sunkbei i« der Themsewündung vermutlich aus eine Mine gelaufen ist. Das Schiff wurde aus der Steuerbordseite hinter dem Ma- schinemaum beschädigt.

London, 2. Febr. WTB. Lloyds melde« aus Har- wich vom 1. Februar: Der beschädigte holländische Dampfer Prinzeß Iuliana" ist jetzt bei Felixtown auf Strand ge- setzt worden.

Entgegenkommende Haltung Rumäniens.

Berlin, 2. Febr. WTB. Aus Sofia wird dem Berl. Tageblatt" gemeldet: Wie heißt, hat die rumänische Regierung nicht nur ihr Interesse kund gegeben, nach Ab­lieferung der angekauften 50000 Waggons noch weitere große Mengen an Getreide und Futtermitteln nach Deutsch- lsnd und Oesterreich-Ungarn auszusühren, sondern auch er­klärt. dafür Sorge tragen zu wollen, daß die englischen Ankäufe die Durchführung de» Aussuhrverlrages und des Wagenoerkehrs nicht hindern. Die englischen Agenten ha­ben einen um 23 Franks höheren Preis pro 100 Kg. bezahlt als s. Zt. die deutschen Ankäufer.

Das Verständnis, das die rumänische Regierung der deutschen entgegenbringt, hat die Auffassung von der allge­meine« Kaktnng Nnmäniens günstig -eeinffnßt.

Einfall der Mongolen in China.

Mnkden, I. Febr. (WTB. Nichtamtlich) Meldung der Petersburger Telegraphenagentur. Die Mongolen über­schritten die Große Mauer und drangen in die Bezirke Tatnngfu und Pinglustang ein. Ihre 2000 Mann starke Borhut belagert die Stadt Tatungsu.

jener Zeit. Dazu liegt gerade der Themse gegenüber die Rheinmündnng, die das Tor zu dem weita«sgedeh»ten uvd wirtschaftlich hochentwickelten Bereich des westlichen Mittel- Europa und selbst noch nach Süd-Europa hin öffnet, mäh end andererseits die Themse selbst den Zugang zum schaf- woll- reichen Süd-England bildet, die anderen Gegenden aber durch Kanäle und vor allem durch die Küstenfahrt an London angrschlossen waren. Gerade dank seiner enropä scheu Orientierung war also London wie früher, so auch am Be- ginn des 19. Jahrhunderts für England der w'cht gste Hase».

Der Dampfer hat dann das Htndemi» des Kanals über­wunden und zugleich den Verkehr Europas mir den frem- den Erdteilen mächtig gesteigert und erst eigentlich tn» Regel- mäßige hineing« schoben. Beides kam London zugute. Bon den neuauskommenden Austauschungsmö^l chkeiten nämlich vermochte der Tbemsehafen dank dem Schwergewicht, das er in den europäischen Berbiudungen schon besaß, trotz der geographisch adgervandten Lage de» größten Teil in seiae Anlagen hineinzuziehen. Nur das bei Ahmte Dreieck Liver­pool- WestafrikaWestindie», das au» der Zeit des Skla- venhandels ein feste, Arbeitsgebiet des Rers yhasens war. blieb diesem treu, «nd auch die Beziehungen zu Nordamerika, die früher mehr in Bristol gepflegt worden wäre», Konzen- lrieten sich tn Liverpool um so stärker, je mehr darin die Baumwallsendnvgen von Manchester da» Uebergewicht be­kamen. Sa? Mrttrlmeergebiet aber, das schon längst nicht mehr mit Hilfe der Festiandstraße, des Rheins, sondern im Seewege von England aus dearbsitel wurde, ebenso Süd- und Westamer da. der gauze Bereich des indischen Ozeans, Ostafien nnd Anprall«» erhielten von London her die erste» j

Aus Stadt und Land.

Nagold, S. Srbnr« 101«.

MHvrnLafer.

Das Eiserne Kreuz II. Klaffe hoben erhalten: Unter­offizier Heinrich Bert sch, Ecs.-Ins.-Rgt. Nr. 52, S. d. Witwe Bertsch, von hier; Gefr. Otto Reinhardt, 8. d. Witwe Reinhardt, von hier.

Bizefeldwebel Fritz Kehrer. Hauptlehrer von Watt, erhielt das Eiserne Kreuz II. Klaffe.

-r Berneck. Kaufmann A. Kretzer von hier, der seit Anfang des Krieges bet einer Artill -Munitioaskolonne dient, wurde auf das Geburtsfest des Kaisers zum Unter­offizier befördert.

KriegSverlufte.

Die wärtt. Berlnstlifte Nr. »4» «rzeichnet: Küster» Georg, Monakam, vermißt. Berichtigungen: Es find zu streiche», «eil irrtümlich gemeldet: Kern I Richard, Altensteig-Dorf, orrmibt, Braun Heinrich, Haiterbach, verwundet.

v Die Misfionskonferenz, die trotz des Kriege» wie alljährlich am Lichnneßfetertag abg, halten werden konnte, hat sich auch Heuer einer zahlreichen Terlnehmerschast erfreut. Bietet doch die Misston den lichten Punkt in der Weltge­schichte. die einigende Kraft im Widerstreit der Völker. In der Mitte der Konferenz stand der Bericht des Missionar« Hecklinger aus Kamerun, der aus schöner Arbeit durch den vertragswidrigen Einbruch der Engländer und Franzosen in die deutsche Kolonie herausgertffen wurde. Durch die Lage der beiden Hauptstattsnen Bonabert und Bsnnku waren diese selbst dem feindlichen Feuer fast direkt ausgesetzt, das sich eben auf den Sonntag am 11. Sevt. 1914 entlud. Das mit nur 2000 Soldaten ausgerüstete Lano war der Uebecmacht. die mindestens auf 7000 Schwarze auf engl. Seite geschätzt wurde, nicht gewachsen und mußte in beiden Orten bsld die weiße Flacge gehißt werden. Während die Unverheicat-ten ahnungslos zusammengerusen und ohne Weiteres zur Zwangsarbeit vorerst nach Dahome abtmnsportiett wurden, war es dem Berichtend: n, dem beim Besuch von Bekannten in der Gefangenschaft eb.nfalls die Heimkehr verweigert wurde, infolge bestehender Verträge nach Monatlicher Gefangenschaft möglich gemacht, wieder in die deutsche Heimat zuttickzukehren. Man konnte es dem Redner anspüren, daß sein H rz noch jetzt sich in die Trennung einer neunzehnjährigen Arbeit kaum gefunden hat. Zwei eingeborene Gehilfen sind gegenwärtig die einzigen Träger der eigentlichen Mission«- sache. Bon den inzwischen nach Crsabkanca verbrachten Gefangenen fehlt seit Mai j. gliche Nachricht. Es sei nun Giaubenssache, daß au» dieser Nachtzeit Licht hrroorkomme, wie es so oft bei der Misfionsarbeit in anderer Art erlebt wird. So schloß der Bericht mit dem ermunternden Wort: Die Sach ist dein Herr Jesu Christ." Den Vorsitz führte Herr Stadtpsarrer Dr. Schairer. Sein einleitendes G bet und der Lehrt,;! des Tages, der die Knechte anleitet, sich mit der unbegreiflichen Führung des Herrn zu befreunden, sowie die paffend gewählten Lieder gaben dem Ganzen Würze, während Herr Mff. Seeger durch seinen jugend- frischen Hinweis aus die Stillung des Sturmes aus dem Meer, den rechten Steuermann zeigte. Sein Gebet und der Schl ßgesang: König Jesu, sterile, siege, dürften wrhl als Einleitung einer weiteren stillen Tätigkett verstanden werden.

r Erdbebenwarte Hohenheim. Am Dienstag vormittag 8.49 Ugr beg nnen die hiesigen Instrumente ein srhr starkes Erdbeben aufzuzeichnen, dessen Herd tn eiwa 9700 Klm. Entfernung (Zentralem rika oder Sunda- inseln) liegt. Die stä'ksten Ausschläge erfolgten zwischen 9.29 Uhr und 9 35 Minutcn. Gegen 11 Uhr kamen die Instrumente wieder zur Ruhe.

p Stuttgart, 1. Febr. Die Bekanntgabe ziemlich umfangre cher Bestimmungen über die Benützung der Balkanzüge hat in der Oeffentlichkeit die Meinung erweckt, als ob die Benützung mll vielen Umständen verknüpft sei. 3m Staatsanzeiger wird darauf htngewiesen daß dies, da

Dampferliuienoe bindungen und wurden nun so gut wi* unbestritten zu Domänen der englischen Hauptstadt . . .

Die erste Bresche in den gerralrtgen Bau hat der Ver­kehr mit Nordamerika gelegt. Der politische Selbständig- kkitskampf der Bereinigten Staaten sollte denn doch seine Wirkung nicht seifehlen. Die Auswanderer waren es. di« da zuerst in solchem Umfange vom Festland her nach Neu- york strebten, daß einige Festlandshäfen, vor allem Bremen und Havre, sich seldfiäidtge Dampfers,rb'ndungen schaffen konnten. Als Rückladung drcchten die Sch ffe vor allem Baumwolle nach Europa zurück, die nun nicht mehr noch Liverpool oder London, sondern direkt nach den Auswan- dere-häsen befördert wurden uvd hier die Un»erlag« zur Ent- ro ck-ng s lbständiger Märkte non W>lt»edeu1ung abgab. A.v da, n in tmmer stärkerem Umfange auch Getreide von Nordamerika nach dem Festland Europas eroortiert wurde, da kannte» noch m,h Häfen, vor allem Ha nbu'g Ant­werpen und Rotterdam, zu voller Selbständigkeit ihre nord« amerikanischen Verbindungen aurbauen. Und schon in der Mitte der siebziger Jahr« ist von einem Monopool von Lon­don »der Lioe-pool iv dcr Richtung aus No:damenka nicht mehr zu sprechen.

Dem wiederaeborenen deutschen Grifte gab Schiller die Gestalt des druschen Jünglings, der sich mit Verachtung de« Stolze Br!ta«riien», der Pariser Si> nenoerlock, ng gegenüberstelli. W e u rt üglich deutlich und greifbar faßlich verstehen wir doch sogleich diesen deutsch n Jüngling!

Rtch. Wag»«.