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den Herrn Geheimrat sprechen zu müssen und meinte, nachdem das Mädchen wiederholt auf den gleich erfolgenden Kaiserlichen Besuch hingewiesen, „ach, das wird so schlimm nicht sein, führen Sie mich nur hin zum Herrn Geheimrat, — und was den Kaiser an- delangt, den kenne ich persönlich schon lange, schon qon der Zeit her, wo er noch Prinz Wilhelm war." Hierdurch ermutigt, versprach das Mädchen, den Herrn anzumelden, es bat ihn um die Nennung des Namens und Bezeichnung des Standes oder um Ueberreichung seiner Visitenkarte. „Na, wenn Sie denn absolut meinen Namen wissen wollen" erklärte lächelnd der Herr, „ich heiße Wilhelm und bin selber der Kaiser!" Den Kaiser nicht weniger als die ganze Familie des Herrn Geheimrats soll dieses Vorkommnis höchlichst ergötzt haben.
Das Spiel in Ostende. Die Brüsseler Zeitung „La Nation" veröffentlichte vor einigen Tagen bemerkenswerte Aufschlüsse über das Spiel in Ostende. Obwohl dasselbe gesetzlich verboten ist, befindet sich im Kursaale ein Privatzirkel, in welchem ganz ungeniert wie in Monte Carlo gespielt wird; der einzige Unterschied besteht darin, daß der höchste Einsatz in Ostende 6000 Fr., in Monte Carlo 12000 Fr. beträgt. Die Stadtverwaltung Ostendes hat dieses Spiel für die diesjährige Badezeit an zwei Franzosen gegen Zahlung von 80000 Fr. verpachtet. Der belgische Justizminister hat jetzt diese beiden Franzosen mit der Maßgabe ausgewiesen, daß sie innerhalb 14 Tagen das Land zu verlassen haben. Diese Franzosen haben diesmal glänzende Geschäfte gemacht und über 350,000 Fr. eingesteckt. Mit wie großen Summen gespielt wird, dafür giebt die „Nation" einige Beispiele. Ausländer haben Summen von über 100000 Fr., verloren, andere über 80000 Fr. gewonnen. Das Blatt erhebt mit Recht gegen diese unsaubere Wirtschaft Einspruch und erklärt die Ostender Stadtverwaltung mit verantwortlich.
— Ein Jagdfrevel wird aus Chur gemeldet. Ein Unterengadiner wußte sich auf folgende gemeine Weise außer der Jagdzeit eine ausgiebige Menge von Gemsenfleisch zu verschaffen. Längere Zeit schon hatte er im Berge einem Rudel Gemsen an bestimmten Stellen Salz zum Lecken hingestreut, wie dies viele Jäger vor Anfang der Jagd zu thun
pflegen, um die Tiere an einen bestimmten Strich zu gewöhnen. Als er nun bemerkte, daß die Gemsen alltäglich von dem Salze naschten, mischte er unter das Salz Opium, das er sich aus Italien zu verschaffen gewußt hatte. Am folgenden Tage lagen sieben oder acht Stück der schönsten Gemsen, von dem genossenen Opium berauscht, am Boden. Nun machte sich der Frevler über die Tiere her und schlachtete das Wild mit einem Messer ab, wie man Kälber im Schlachthause absticht. Der Frevler mußte 160 Frs. Strafe zahlen.
— Einer der merkwürdigsten Blitzschläge hat ein Gebäude in Lucento bei Turin getroffen. Während eines am 10. d. heraufgezogenen Gewitters fuhr der Blitz in das Haus des dortigen Arbeitervereins. In dem Vereinssaale befanden sich 30 Personen. Der Blitz fuhr im Zickzack durch den anzen Saal, ohne Jemand zu verletzen. Das Haus esteht aus dem Erdgeschoß und einem Stockwerk und wird von 8 Familien bewohnt. Durch die sämtlichen Zimmer des Hauses ist nun der Blitz gefahren, so daß man im ganzen 25 Stellen gezählt hat, an denen er sichtbare Spuren hinterlassen hat. Aber er hat Niemanden verletzt, wenn er auch dem seine Sprechstunde abhaltenden Arzt Dr. Besso so nahe kam, daß er ihm den Schnurrbart versengte. Seinen Weg nahm der Blitz von Kamin zu Kamin und fuhr zuletzt zu einem Fenster hinaus. Von Turin ist eine Kommission, bestehend aus Männern der Wissenschaft, nach Lucento gefahren, um das merkwürdige Phänomen in Augenschein zu nehmen.
— Prinz Georg von Wales hatte, nach dem Berichte einer Newyorker Zeitung, vor einigen Tagen in Montreal ein sehr unangenehmes Abenteuer. Er machte mit zwei Freunden in Zivil einen Spaziergang in der Stadt, als die Gesellschaft plötzlich von 6 Straßenbummlern angehalten wurde, welche Geld verlangten. Der Prinz und seine Freunde verweigerten dies, und da sie sahen, daß die Strolche Miene machten, handgreiflich zu werden, fielen sie über dieselben her und schlugen einige zu Boden. Ein Bummler nahm Reißaus, holte aber die Polizei und beschuldigte den Prinzen und dessen Freunde, ihn und seine Gefährten angegriffen zu haben. Trotz aller Proteste wurden Prinz Georg und seine Begleiter verhaftet
und nach der Polizeistation gebracht, wo der Prinz sich zu erkennen gab. Der Polizeichef oorfl Montreal wurde geholt, der den Prinzen und seine Freunde unter den höflichsten Entschuldigungen sofort auf freiem Fuß setzte. Unter polizeilicher Begleitung wurde der Prinz in einem Wagen nach seinem Hotel gebracht. Die Ankläger hatten sich inzwischen aus dem Staubs gemacht.
Standesamt Kakw.
Geborene:
14. Sept. Ein Sohn des Dr. Paul Weizsaecker, Rector des Reallyceums.
13. „ Anna Maria, Tochter des Ludwig Bayer,
Fabrikarbeiters. .
Gestorbene:
13. Sept. Friedrike Emma, geb. Merz, Witwe des
Jakob En giert, Maschinenstrickers, 45 Jahre alt.
14. „ Gustav Friedrig Essig, 4 Monate alt, Sohn
des Gustav Essig, Bäckermeisters.
15. „ Friedrike, geb. Springer, Ehefrau des
Jakob Stickel, Strickers, 34 Jahre alt.
15. „ Luise Friedrike Schill, unverheiratet, 84
Jahre alt.
15. „ Michael Kirchherr, Bauer von Oberkoll-
bach, 67 Jahre alt.
16. „ Maria Mäußnest, 18 Jahre alt, Tochter
des Johannes Mäußnest, Eisenbahnschaffners.
16. „ Christian Alfred Kemps, 3'/- Jahre alt,
Sohn des tz Louis Kemps, Braumeisters.
16. „ Georg Friedrich Müller, gewes. Tuchmacher
meister, 61 Jahre alt.
17. „ Bertha Göttling, 3 Jahre alt, Tochter
des Wilhelm Göttling, Jacquardwebers.
18. „ Pauline Luise Friedrike Keller, 8 Monate
alt, Tochter des Johann Keller, Eisenbahnschaffners.
Gottesdienst
am Sonntag, den 21. September.
Vom Turm: 382
Vorm.-Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr Nachm.-Predigt: Hr. Helfer Eytel.
Amtliche Bekanntmachungen.
Schwessen-Merkauf.
Eine sehr große Partie abgängiger Eisenbahnschwellen wird am Donnerstag, den 25. Septbr. d. I.
vormittags 8'/, Uhr, auf dem Bahnhof Calw oberhalb des Güterschuppens zum Verkauf gebracht, wozu Liebhaber eingeladen werden.
K. Betriebsbauamt.
Revier Wildbad.
Brennholz-Verkauf
amDonners- ' S ? tag, den 25. /«Sept., vormit- ^ tags 11'/-Uhr, ^ct auf dem Ratshaus in Wild-
___ bad aus Distrikt
.. Meistern Abt. 14 Heselsteig, Abt. 16 Zausteigle und Scheidholz daselbst, aus Distrikt' II. Eiberg Abt. 108 Oberes Zustriß und Abt. 119 Christofshof:
83 Rm. Eichen-Ausschußscheiter und Prügel, 16 Rm. buchene Scheiter, 70 Rm. dto. Ausschußscheiter und Prügel, 10 Rm. Nadelholzscheiter, 19 Rm. dto. Prügel, 778 Rm. dto. Ausschußscheiter und Prügel, 285 Rm. dto. Anbruch und Abfallholz; 430 Rm. Nadelholz- Reisprügel und 15 Rm. tannene Brennrinde.
Imkrnis-
Wcrsteigerung.
Aus der Verlassenschaftssache der -j- Christiane Riepp, ledig, kommt am Montag, den 22. September 1890, von vormittags 8 Uhr an, in deren Wohnung im Bäcker Beißer'» schen Hause im Postgäßle zur Versteigerung:
Frauenkleider, Leinwand, Schreinwerk, Küchengeschirr und allerlei Hausrat.
Waisengericht.
Das Betteln
der Kinder wird neuerdings wieder von den Einwohnern durch Verabreichung von Gaben unterstützt. Es wird wiederholt bekannt gemacht, daß — soweit ein wirkliches Bedürfnis vorliegt — arme Kinder jeden Tag bei dem hiezu aufgestellten Kürschner Deuschle genügende Brotgaben erhalten. Unterstützungen im Wege des Bettels in den Häusern haben wie die Erfahrung lehrt, hauptsächlich die Wirkung, die sittliche Verwahrlosung dieser Kinder zu fördern.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
Gefunden
wurden folgende Gegenstände:
1 Armspange, 1 Bruche, 1 Spazierstock, 1 Hut, 1 Abendshwal, und 1 Vorstecknadel, sowie 1 Messer. Die Eigentümer werden aufgefordert, ihre Ansprüche binnen 14 Tagen geltend zu machen und zu erweisen, wiedrigen- falls diese Gegenstände nach Ablauf dieser Frist den Findern ausgefolgt würden.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
Steinbeifuhraccor-.
Am Samstag, den 27. September d. I., wird das Anführen von 200 Haufen Kalksteinen auf die Thalstraße Emberger Markung, sowie ca. 50 Haufen dto. in den Fahrweg nach Emberg im Abstreich in Accord gegeben.
Zusammenkunft Nachmittags 2 Uhr in Teinach im Hirsch.
Emberg, den 19. Sept. 1890.
Gemeinderat.
Prrvat-Arrzeigerr.
Es werden 2—3 ordentliche
Schlafgänger
angenommen bei
Georg Köhler, Schneider.
* KochzeitS- Kintcröung.
Alle werten Freunde und Bekannten von Stadt und Land laden wir zu unserer am Samstag, den SV. und Sonntag, den S1. 1 Sept., stattfindenden Hochzeit in f unser elterliches Haus, Metzger v Beißer senior, Hengstettergasse, s freundlich ein.
1 Carl Bulmer.
l Luise Beißer.
Auktion.
Am kommenden Montag, vormittags von 8 Uhr an, beabsichtigt der Unterzeichnete wegen Wegzugs nach Amerika nachstehendes gegen bare Bezahlung im Wege der Auktion zu verkaufen :
einige Bücher, 1 vollständiges, besseres Bett, Küchengeschirr, Schreinwerk und allerlei Hausrat, sowie auch einen 2rädrigen Karren.
Sämtliche Gegenstände sind noch wie neu.
Gustav Palmer, Metzgergaffe.
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