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Amts- und Anzeigeblcrtt für den Bezirk (Lalw.

65. JirhkMg.

Erscheint Di-n S ta g . Donnerstab und Samstag. Die Cinrücknngsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung S Psg. di- Zeile, sonst 12 Psg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Deklmntmachrmg.

Das Ehrenzeichen für langjährige treu geleistete Dienste in der Feuerwehr ist vom K. Ministerium des Innern unterm 3. d. M. verliehen worden an Thomas Bastian, Schuhmacher, Martin Lohrer, Bäcker, beide in Calw.

Calw, den 10. Sept. 1890.

K. Oberamt.

Supper.

Amtliche Bekanntmachung

betreffend Maßregeln zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche.

Nachdem im Bezirk Neuenbürg in mehreren Gemeinden unter dem Rindvieh die Maul- und Klauen­seuche ausgebrochen ist, sieht sich das Oberamt ver­anlaßt, sämtlichen Viehbesitzern, insbesondere in den an das Oberamt Neuenbürg angrenzenden Gemeinden aufzugeben, auf ihre Viehbestände ein wachsames Auge zu halten, und jede seuchenverdächtige Erschein­ung alsbald der zuständigen Ortspolizeibehörde zur Anzeige zu bringen.

Calw, den 9. September 1890. ,

K. Oberamt.

Amtmann Bertsch.

Deutsches Reich.

Glücksburg, 8. Sept. Bei dem gestrigen Provinzialdiner toastete Landtagsmarschall Re- ventlav auf das Kaiserpaar, wobei er die Hoff­nung aussprach, daß es dem Kaiser gelingen möge, die dunklen Schatten zu zerstreuen, welche im Innern

Donnerstag» den 11. September 1890.

von Deutschland vorhanden seien. Der Redner feierte den Kaiser als den Hort des inneren und äußeren Friedens. Der Kaiser sprach hierauf seinen Dank aus, indem er betonte, daß er der Provinz den Edel­stein verdanke, der an seiner Seite glänze und daß er das gesteckte Ziel zu erreichen hoffe, wenn ihn jeder deutsche Mann nach Kräften in dem Bestreben unterstütze, den inneren Schatten zu bannen. Nach dem Diner begab sich der Kaiser an Bord derHohen- zollern," die Kaiserin kehrte nach Gravenstein zurück.

Gravenstein, 8. Sept. Der Wortlaut des gestrigen Kaisertoastes ist folgender:Das Band, welches Mich mit dieser Provinz vor allen anderen im Reiche verbindet, ist der Edelstein, der an Meiner Seite glänzt, ist Ihre Majestät die Kaiserin, das Sinn­bild sämtlicher Tugenden der germanischen Fürstinnen, ihr verdanke Ich es, wenn Ich im Stande bin, die schiveren Pflichten Meines Berufes mit freudigem Geiste zu erfüllen und denselben obzuliegen." Weiter heißt es in dem kaiserlichen Toaste:Ich hoffe und erwarte, daß jeder Holsteiner es sich in seinem Wirk­ungskreise angelegen sein lassen wird, dahin zu wirken, daß die fessgeschloffenen Bande der Ordnung den um­stürzenden Elementen gegenüber ausrecht erhalten werden: Thut jeder seine Pflicht, so bin auch Ich im Stande, aller Heil und die Geschicke des Vater­landes in Ruhe und Frieden zu lenken. Ich setze in Sie das Vertrauen, daß Sie, was auch kommen möge, mit Ruhe und Geduld der Entwickelung unserer Legislative und der inneren Zustände entgegensetzen und Mir mit altbewährter Treue und Anhänglichkeit helfen werden. Das Geburtsland Meiner Gattin, Meine treue Provinz lebe hoch!"

Gravenstein, 9. Sept. Die Kaiserin reiste heute Mittag um 12'/- Uhr auf der Stations­yachtFarewell" unter jubelnden Abschiedsgrüßen des Publikums von hier ab. Während des Manövers

Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt »0 Pfg. und 20 Pfg. TrSgerlohn, durch d'e Post bezogen Mk. 1. 15. sonst iv ganz Württemberg Ml. 1. 35.

setzten drei Schwadronen Husaren auf Pontons über den Ekensund, wobei die Pferde an Leinen nach­schwimmen mußten. Die Kavallerie hatte als Auf­klärungstruppe in der Richtung.auf Broacker vorzu­gehen. Das Manöver endete gegen Mittag unter teilweiser Rückdrängüng des Ostcorps bis Düppel. Bei Düppel findet heute ein Nachtgefecht statt. Der Kaiser stieg in Gravenstein ab.

Berlin, 8. Sept. .Anläßlich der durch die Ueberschwemmungen in Oesterreich, im König­reich und der Provinz Sachsen, in Schlesien, der Rheinprovinz, in Vorarlberg rc. verursachten Schäden bemerkt dieNordd. Allg. Ztg.", daß es nicht darauf ankomme, welche Sprache die Notleidenden reden; es genüge zu wissen, daß Hilfsbedürftige vor-, Händen sind. Außer Angehörigen des eigenen Landes benötigen auch solche der benachbarten Deutschland eng verbündeten österreichischen Monarchie werkthätige Hilfe. Das Blatt bezweifelt nicht, daß auch bei die­ser Gelegenheit der Wohlthätigkeitssinn der deutschen Bevölkerung sich bethätigen werde. Es komme nur darauf an, daß von geeigneter Stelle an diesen Wohlthätigkeitssinn appelliert wird, um reiche Spenden zur Linderung Ser Not fließen zu lassen.

Bremen, 8. Sept. Major v. Wißmann ist gestern hier eingetroffen. Nach dem Besuch der Ausstellung fand ein Diner im Packhause statt, bei welchem Oberbürgermeister Buff Wißmann als den Pionier der deutschen Interessen in Afrika feierte. Major v. Wißmann dankte und hob die Wichtigkeit eines Dampfers auf dem Nyassasee hervor. Er rechne bei diesem Unternehmen in erster Linie auf die Stadt Bremen. An den Fürsten Bismarck, sowie an den Fürstei? von Hohenlohe-Langen bürg § wurden Begrüßungstelegramme gesandt.

Jeuilleion.

Das Toten,AM.

Bericht über eine Kreuz- und Querfahrt auf jenemDer fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar

von W. Klark Busse kl.

(Fortsetzung.)

Wir dürfen die Geduld, den Mut und die Hoffnung nicht verlieren, Herr Fenton," antwortete sie leise.Schauen Sie jenes Juwel des Sternenhimmels dort" und sie wandte ihr Antlitz nach dem Sternbild des Kreuzes, das hinter der Bramstangenspitzs des Besanmastes zwischen zwei Wolken stand und von einem sonst tiefblauen Himmel in alter Pracht und Herrlichkeit herabstrahlte.Es scheint um meinetwillen! Oftmals habe ich zu ihm emporgeblickt mit Thränen in den Augen und einem Gebet im Herzen. Es scheint auch für Sie und ist das Emblem unserer Erlösung und des Glaubens, daß uns Gott in unserer Not beistehen wird."

Lange ruhte ihr Blick auf diesem Himmelslicht und es war hell genug, um auf ihrem aufwärts gerichteten Antlitz ein sanftes Lächeln erkennen zu lassen. Wie lieblich und hold erschien sie mir jetzt, schöner als die Nacht, die sich, wie der Dichter singt,in eine millionensternige Schönheit kleidet"! Auch ich schaute zu dem funkelnden Kreuz empor und dachte bei mir, wie seltsam es sei, daß die über dieses Schiff aus­gesprochene Verdammnis dasselbe verurteilen sollte, für immer und ewig auf Ge­wässern zu segeln, über denen allnächtlich das schimmernde Symbol des Erbarmens, der Gnade und der Erlösung aufgeht.

Nimm meinen Arm, mein Kind, Du könntest Dich erkälten, wenn Du länger dastündest," tönte auf einmal die tiefe Stimme des Kapitäns in unserer Nähe.

Abermals hatte er sich unvermutet genähert, doch diesmal fand er uns schwei­gend, da wir gemeinsam in den Anblick des Sternbildes versunken waren. Sie zog hurtig ihre Hand aus meinem Arm und nahm den seinigen, wobei ich deutlich em­

pfand, daß ihr schnelles Bereiftem nur ein Akt der Klugheit war. Dann allein ge­lassen, begab ich mich auf das Halbverdeck und schritt daselbst in schneller Bewegung auf und ab, denn Vandcrdecken hatte Recht: der Wind war rauh und kalt.

Fünfundzwanzigstes Kapitel. "

Das Vokkskogis des Hotenschiffes.

Der nächste Morgen war klar und sonnig. Ich war bei Zeiten auf den Beinen, zumal ich mich immer freute, wenn ich meiner Kabine den Rücken kehren konnte, denn es bedurfte wahrlich all meiner langen seemännischen Uebung, um cs fertig zu bringen, überhaupt darin zu schlafen, und zwar nicht nur wegen der Ratten, der seltsamen Geräusche im Kielraum und jener mystischen Funken am Holzwerk, die mir stets, wenn ich sie beim Oeffnen der Augen in der Dunkelheit erblickte, einen kalten Schauder verursachten, sondern auch wegen meines Bettes selbst, das elendig­lich hart und in jeder Hinsicht jämmerlich war. Ich legte mich jederzeit unausge- kleidet hinein, höchstens daß ich Stiefel und Jacke auszog, denn ich war niemals vor der Möglichkeit sicher, einmal plötzlich in größter Eile auf Deck springen zu müssen. Doch trug ich immer Sorge, mich jeden Morgen dadurch zu erfrischen, daß ich mich auf das Vorderteil begab, das Hemd herunterstreifte und mich mit einem Kübel Salz­wasser gehörig badete und abspülte es war, wie ich mich noch erinnere, ein alter Segeltucheimer, wobei mich die Schiffsmannschaft nicht im Geringsten störte, ja nicht einmal beachtete.

Da der Morgen so prächtig und es überhaupt der erste Helle Tag war, fest ich mich auf dem Schiff befand, so nahm ich mir vor, zumal es noch so früh, eine Stunde vor Frühstück war, Vanderdecken stoch in seiner Kajüte und nur Arents und der Mann am Steuer auf dem Poopdeck weilten, das Fahrzeug noch einmal ein­gehend zu besichtigen und mich, wenn möglich, zu überzeugen, wo und wie das Schiffsvolk schlief, wo es seine Nahrung anrichtete und des Aehnlichen mehr. Doch warf ich zunächst einen Blick ringsum, um mich zu vergewissern, ob nicht etwa ein Segel in Sicht sei. Nein! nichts als dunkelblaue See, die der mit überraschender Klarheit hervortretende Horizont wie ein ungebrochener Gürtel umgab. Die von Sturm zurückgrlaffene Wogenschwellung war immer noch beträchtlich, doch strömte"