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I. Treis;, ember 1890.

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M 108. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 65 . Jahrgang.

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Erscheint Di-n S ia g , Donnerstag und Samstag. Die Einrücknngsgebühr beträgt !m Bezirk und nächster Um­gebung S Psg- di- -seil-, sonst l2 Psg.

Amtliche Aekanntmachnngen.

Die Ortsvorstehee

werden beauftragt, die Ausstandsverzeichnisse der Ge- meindepslegen pro 1889/90 in 8 Tagen hieher vor­zulegen.

Calw, den 7. Sept. 1890.

K. Oberamt. Supper.

Deutsches Reich.

Flensburg, 5. Sept. Der Kaiser toastierte beiin gestrigen Paradediner auf das neunte Armee­korps. Wenn auch die Manövertage Mühe und Arbeit erheischten, so sei doch das Lob der Vorgesetzten für die Soldaten die Genngthuung. Er werde nie­mals die hohe Freude vergessen, welche er als junger Soldat bei dein erstmaligen Lobe seines Hauptmanns empfunden. Der kommandierende General, General der Infanterie v. Leszcynski, dankte und brachte auf den Kaiser ein Hoch aus.

Grav enstein, 7. Sept. Bei der gestrigen Paradetafel für die Marine brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch aus:Meine Herren Admirale und Kommandanten meines Geschwaders! Ich spreche Ihnen Meinen innigsten Dank ans für die Leistungen, die Ich heute gesehen habe. Sie stehen am Abschluß Ihrer Ausbildungsperiode und freue Ich Mich, zu sehen, daß die Ziele, die Ich Ihnen gesteckt habe und die Wünsche, die Ich Ihnen ausgesprochen habe, von Ihnen beherzigt uns erreicht worden sind. Sie haben am Ende einer dreimonatlichen Periode eine Probe abgelegt, die zu Ihrer vollen Ehre ausgeschlagen ist, nicht nur in taktischer Beziehung, in Bezug auf die Führung Ihrer Schiffe und der Geschwader, sondern auch in Beziehung auf die Schießausbildung Ihrer

Dienstag, den 9. September 1890.

Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt SO Pfg. und 20 Pfg. Trägerlohn, durch d'e Post bezogen Mk- 1. 1b, sonst in ganz Württemberg Mk. 1. 35.

Leute, und Ich spreche Mein Lob sowohl den Kom­mandanten, wie auch >n Offizieren der Schiffe und den Batterieoffizieren aus. Desgleichen hat sich das Kommando Meiner Torpedoflotte im Ganzen wie im Einzelnen in jeder Beziehung bewährt und hege Ich die feste Ueberzeugung, daß bei dem Grade der Aus­bildung, bei der Hingebung, der Disziplin, der Treue, mit der die Herren arbeiten. Meine Flotte im Stande sein wird, jede auch noch so ernste Aufgabe, die Ich ihr stellen werde, zu Meiner vollen Zufriedenheit und zum Wohl und Heil des Vaterlandes, sowie 'zu dessen Ruhm zu lösen. Ich erhebe Mein Glas und trinke aus das Wohl Meiner Marine. Sie lebe hoch! und nochmals hoch! und zum dritten Mal hoch!" Der kommandierende Admiral Frhr. von der Goltz er­bat hierauf vom Kaiser das Wort zu folgendem Trink­spruch:Gestatten Euere Majestät Ihren Komman­danten, den allerunterthänigsten Dank durch mich zu sagen für die sehr gnädigen Worte, und Euerer Ma­jestät zu danken für die unerschöpfliche Gnade und Fürsorge, mit der Allerhöchstdieselben die Marine über­schütten. Ich bitte Euere Majestät unser Gelübde entgegenzunehmen, daß wir arbeiten werden, uni uns dieser Gnade stets wert und würdig zu erzeigen, und daß, wenn Euere Majestät uns brauchen. Sie die Marine stets bereit und als fertige Waffe finden werden. Zum Ausdruck dieses unseres Gelübdes bitte ich einzustimmen in den Ruf: Seine Majestät der Kaiser, unser allerguädigster Herr, erlebe hoch! hoch! hoch!"

Zur Zwei - Kaiser - Zusammeukunft in Rußland. Der Berliner Berichterstatter desStand­ard" berichtet, aus außergewöhnlicher Quelle schöpfend, über die Zwei-Kaiser-Zusammenkunft in Rußland: Der Kaiser Wilhelm wurde vom Zaren mit der größten Herzlichkeit empfangen, dennoch -stockte die Unterhaltung am Anfang etwas. Kaiser Wilhelm 'war sehr ernst, wie er es gewöhnlich ist, wenn er

Fragen oder Anliegen erwartet, welche nicht mit seiner Politik harmonieren. Der Zar war sehr reserviert, weil die großen von den Panslavisten längst prophe- zeihten Konzessionen seitens des deutschen Kaisers nicht gemacht wurden. Sobald sich jedoch die beiden Herrscher überzeugt hatten, daß keiner von ihnen die Lösung politischer Fragen bei dieser familiären Zusammenkunft versuchen würde und derartige Fragen, wenn sie überhaupt auftauchen sollten, nur obenhin berührt werden würden, tauten sie, so zu sagen, auf. Der Kaiser Wilhelm wurde sehr beiter und entfaltete seine ganze natürliche Liebenswürdigkeit und auch der Zar folgte seinem Beispiel, soweit es seine viel phlegmatischere Gemütsart zuläßt. Der Verkehr gestaltete sich äußerst herzlich und sie schieden von einander als die besten Freunde. Ist dieser Bericht wahr, so ist es klar, daß Kaiser Wilhelm Konzessionen wegen Bulgariens weder gemacht noch begehrt hat."

Hamburg, 6. Sept. Nachrichten aus San­sibar zufolge sitzt der ReichspostdampferReichs­tag" unbeschädigt im sandigen Grunde. Von San­sibar sind Lichterschiffe behiifs teilweiser Löschung re­quiriert. Der Kommandant derSchwalbe" hofft frühestens am Mittwoch das Schiff abznbringen.

Die oft afrikanischen Kupfermünzen. Die deutsch-ostafrikanische Gesellschaft hat bereits über 180 000 Stück ihrer Kupfermünzen an Privathändler verkauft und wird bald mif dem Ver­kauf aufhören, da die erste Prägung nur eine Million Stück umfaßte. Mit dem nächsten Dampfer werden die ersten 300 000 Stück nach Ostafrika verschickt werden, da man nur allmählich die neue Münze ein­führen will.

Aus Kissing en 3. Septbr. wird den Hamb. Nachr. geschrieben: In heiterer Frische, körper­lich so lebendig wie nur je, hat heute Fürst Bis­marck Kissingen verlassen. Man streute ihm Blumen, als er kam; und da er heute ging, ward er wieder

Jenilletün.

Das Totenschiff.

Bericht über eine Kreuz- und Querfahrt auf jenemDer fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar

von W. Kkark Uusselt.

(Fortsetzung.)

Nun denn, angenommen, ich weilte in diesem Schiffe, sage, für sechs Monate, spräche einmal von dem Saracen und enthielte mich aller Aeußerungen, die ihn auf den Zwischenfall meines Aufgefischtwerdens bringen könnten, glauben Sie, daß diese Thatsache seinem Gedächtnisse dann ganz entschlüpfen und er mich als einen Jemand betrachten würde, der eben zufällig auf dem Schiffe ist und nichts weiter?"

Wie er sich Ihre Anwesenheit in seinem Geists zurechtlegen möchte, weiß ich nicht, nur dessen bin ich sicher, daß er die Art und Weise Ihres Hierherkommens vollständig vergessen würde, falls Sie in Ihren Gesprächen nicht immer wieder an den Saracen unv dessen auf Van Vogelaar feuernde Mannschaft erinnern. Doch Zeitmaß und Zeitraum würden an dieser Art Erinnerung keinen Anteil haben, er würde trotzdem immer noch im Jahre des Herrn 1653 leben, von Batavia heim­segeln und, wenn er überhaupt darüber nachdächte, sich einbilden, daß Sie in eben diesem Jahre an Bord seines Schiffes gekommen."

Wohlan, hier war ein Stück Metaphysik, ein Gefühl des Uebernatürlichen, das zu begreifen mein armer Verstand zu schwach war und das auch über das Be­griffsvermögen des anmutigen Geschöpfes neben mir ging, denn auch sie konnte nur das sagen, was sie selbst glaubte, ohne über die wunderbaren Existenzbedingungen dieses Schiffes und seiner Mannschaft Aufschluß geben zu können. Und ich würde sie wahrlich nicht mit derartigen Fragen abgequält haben, hätte ich nicht ein unwider­stehliches Verlangen in mir gefühlt, eine wahre und klare Vorstellung von der wunder­

samen Eigenart jenes Fahrzeuges zu erlavqcn, das von jeher der Schrecken aller Seeleute gewesen und es auch bleiben wird; und wäre außeroem nicht eine tiefe geheime Furcht in mir rege gewesen, daß womöglich dieses schöne bezaubernde weib­liche Wesen bestimmt sein möchte, eins Rolle in dieser Seetragövie zu spielen. Und diese Befürchtung mußte zur Gewißheit werden, wenn ich Banderveckens g >, -, i,; zu ihr, zum Beispiel sein Gedächtnis anlange-d, verschieden finden sollte von n: n, was sie in allen anderen Richtungen waren. Oder, um noch deutlicher zu st> eh: ich meine, daß, wenn sie zu einein göttlichen Werkzeug erkoren sei, es sicher war, daß ich sie dann niemals vom Totenschiff erretten dürfe wahrlich, zu jeder Zeit eine unerträgliche Erwägung, doch jetzt, wo ich sie bis zum Wahnsinn liebte, ein tätlicher Schlag für mich!

Unterdessen stand die Riesengestalt des holländischen Kapitäns bewegungslos am Kompaßhäuschen und in seiner Nähe befand sich der zweite Maat, ebenso statuen­haft leblos wie sein Herr. Der Mann am Steuer, der die Steuerpinnentaljen um­faßt hielt, schwankte bei jedem Atemzuge der See gegen das Ruder, aber seinen Be­wegungen sogar wohnte eine augenscheinliche Leblosigkeit inne, als ob er auf seinem Posten totgeschlagen worden und nun crstar-t im Wmde gegen die tanzenden Sterne hin- und herschwankts.

Ein plötzlicher, heftiger Stoß des Sch.ffls ließ Jmogen.- das Gleichqem cht verlieren und sie erfaßte meinen Arm, um sich aufrecht zu erhalten; natü lich trug ich Sorge, daß sie ihn nicht zu bald wieder losließ. Ja. in der Tyat, seit beinahe der eisten Stunde unseres Zusammentreffens war ein sich zu mn Hmgezogenfühlen. eine ihrem Benehmen unterliegende stumme Sehnsucht an ihr bemerkbar gewesen und an jenem Abend fand ich dazu die Bestätigung in ihrem W-sen. das weniger etwas von einem ängstlichen Anklammern als vielmehr von einem ruhigen Sichanschiniegen an sich hatte, als wenn ich ihre einzige Zuflucht, ihre einzige Hoffnung wäre. Sie mag vielleicht erraten haben, wie es um mein Herz stand, ich kann das nicht sagen, meine Augen mögen vielleicht deutlich geredet haben, obgleich meine Zunge stumm geblieben, aber als sie so mit ihrer Hand unter meinem Arm an meiner Seite stand,