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Kriegsgefangenschaft der Armee und Uebergabe der Festung Sedan mit allem Kriegsgerät; franzöftscher- seits meinte man freien Abzug der Armee mit Waffen und Gepäck gegen das Versprechen, in diesem Kriege nicht mehr gegen Deutschland zu dienen, anbieten zu dürfen. Natürlich bestand Moltke auf seinen Beding­ungen. Der Waffenstillstand wurde bis zum 2. Sep­tember morgens 9 Uhr verlängert, nach dessen Ab­lauf im Falle der Nichtannahme der Bedingungen das Feuer aus den deutschen Batterien beginnen sollte. Am 2. September früh 6 Uhr berief General Wim- pffen den Kriegsrat. Die Notwendigkeit der Kapi­tulation ward anerkannt, jedoch hoffte Napoleon selbst durch eine persönliche Zusammenkunft mit dem Sieger günstigere Bedingungen zu erhalten. Er begab sich morgens nach Donchery, traf aber nur Bismarck an, der, nachdem Napoleon erklärt hatte, daß er Kriegs­gefangener sei und bezüglich der ev. Friedensverhand­lungen keine Macht besitze, die Lage dahin zusammen­faßte, daßdie Situation kein anderes praktisches Moment biete, als das militärische." Die vom Kaiser mit König Wilhelm gewünschte Zusammenkunft fand im Schloße Bellevue bei Frenois statt, jedoch erst, nachdem die Kapitulationsangelegenheit geregelt war. Die Verhandlungen über diese kamen am Vormittag des 2. September zum Abschluß und die Konven­tion ward von Moltke und Wimpffen unterzeichnet. Alle Waffen und alles Kriegsmaterial des Heeres, sowie die Festung Sedan mit ihrem Material wurden zur Verfügung des Königs von Preußen gestellt. Es kamen durch diese Kapitulation somit in deutsche Hände: 83 000 Mann, darunter 2866 Offiziere, 1 Marschall von Frankreich, 40 Generale, 230 Stabs­offiziere,und ein Kaiser" fügte das Telegramm mit einem gewissen Humor hinzu; die Schlacht selbst hatte den Franzosen 13000 Tote und 'Ver­wundete, 21000 Gefangene gekostet, während sich 3000 über die belgische Grenze retteten und an flüch­tigen Haufen sich 10000 in Mezisres ansammelten, außer den in der Schlacht erbeuteten 184 Festungs­geschützen, fielen den Siegern zu 350 Feldgeschütze, 70 Mitrailleusen,' 12000 Pferde. Deutscherseits war der große Sieg, der die Hauptarmee von 140000 Mann zertrümmerte, mit dem sehr mäßigen Verluste von 9860 Mann, darunter 1310 Tote, erkauft worden.

Um '/,12 Uhr brachte Moltke die Konvention dem König, der den anwesenden Fürsten das große geschichtliche Ereignis in einer kurzen Ansprache mit- teilte. Dann begab sich König Wilhelm nach Schloß Bellevue, wo die Unterredung mit Napoleon statt­fand. Der König wies dem Besiegten, dem er mit keinem harten Worte zu nahe trat, Schloß Wilhelms­höhe als Aufenthalt an, wo Napoleon am 5. Septem­ber eintraf.

Nach der Zusammenkunft begab sich König Wil­helm zu seinen Truppen, die er auf fünfstündigem Umritte begrüßte. Der Jubel war unermeßlich. Am Abend des 3. September begann die Ausführung der Kapitulation.

Das war die große Zeit von Sedan 1870, auf die wir heute, Sedan 1890, mit Stolz und Dank­barkeit zurückblicken.

Tages-Ueuiglreiten.

fAmtliches aus dem Staatsanz.j Seine Majestät der König haben am 26. Aug. d. I. allergnädigst geruht, die erledigte Stelle eines Bahn­hofverwalters II. Klaffe in Asperg dem Eisenbahn- assiüenten Speer in Calw zu übertragen. .1^-^Calw, 1. Sept. Wochenmarkt. Der am Samstag abgehaltene Wochenmarkt war sehr stark besucht, da des zweifelhaften Wetters wegen keine Feldgefchäfte vorgenommen werden konnten. Das Pfund Butter kostete 1 Eier 2 Stück 13 --Z oder einzeln 7 -rZ, Kartoffeln 34 -rZ pr. Pfund, Bohnen, die im Preise ziemlich anziehen, 1012 -iz, Aepfel 1518 -A Birnen 1214 das Pfund oder 10 Stück

zu 3 ^ je nach Größe und Qualität. Heidelbeeren verschwinden allmählich, dagegen treten nun Preisel­beeren auf, welche zu 25 das Liter verkauft wurden. Fallobst wurde keines zu Markte gebracht; der Fruchtmarkt war unbedeutend, da die Getreide­ernte noch nicht ganz vorüber und deshalb auch wenig gedroschen ist. Bei dieser Gelegenheit sei auch auf einen oft recht fühlbaren Uebelstand aufmerksam ge­macht, daß nämlich Händler vor Beginn des Marktes größere Quantitäten von Butter, Eier, Obst u. s. w. aufkaufen, um nachher die Preise in die Höhe schrauben zu können.

Waldsee, 28. Aug. Als eine Seltenheit dürfte es zu verzeichnen sein, daß heute eine sich viel in den Waldungen aufhaltende Hauskatze einen vier Jahre alten, sehr kräftigen Schäferhund tötete. Dieselbe sprang dem Hunde mit eurem Satze auf das Genick und packte ihn daselbst mit ihrem Gebiß derart, daß er umsank und alsbald nach eini­gen Zuckungen verendete.

Friedrichshafen, 29. Aug. Die Hopfen­preise steigen. Gestern wurden 165170 ^ be­zahlt und von Tettnang verlauten Käufe von 180 bis 185

Aus Saarbrücken erfährt man, daß der Kaiser im Oktober die Reichslande besuchen wird, um den angekauften Grundbesitz zu besichtigen. Am vergangenen Sonntag wurde die Tochter des Erbprinzen von Hohenzollern in Gegen­wart des Kaiserpaares getauft. Die Kaiserin hielt den Täufling während des Taufaktes. Bei der am Samstag von dem Prinzen Heinrich zu Ehren des österr. Geschwaders in Kiel gegebenen Festtafel toastete der Prinz auf den Kaiser Franz Josef von Oesterreich. Erzherzog Carl Ste­phan antwortete mit einem Toaste auf Kaiser Wilhe lm und die Mitglieder des preußischen Königs­hauses. Reichskommiffar Wißmann begab sich am Samstag nach Brüssel und Ostende, zum Besuche des Königs von Belgien. Fürst Bismarck wird heute Dienstag oder Mittwoch Kisfingen verlassen und sich nach Varzin begeben.

Landwirt. Bezirksverein.

Landwirte unsers Bezirks, welche auf den am 8. Sept. d. I. in Stuttgart abzuhaltenden und in Nr. 35 des landw. Wochenblatts näher beschriebenen ersten Saatfruchtmarkt Württembergs Fruchtmuster zu bringen beabsichtigen, können von Kassier Ansel die benötigen Anmeldebogen und Programme beziehen.

Calw, den 1. Sept. 1890.

Der Vorstand:

Supper.

Amtliche Bekanntmachungen.

Amtliche Bekanntmachung,

betreffend die Einrichtung einer Schlächtereianlage.

Jakob Blaich, Metzger in Althengstett, beabsichtigt in dem dem Schreiner Gottlieb Weik gehörigen Gebäude Nro. 95 daselbst eine Schlächterei­anlage für Groß- und Kleinvieh einzurichten.

Dies wird mit der Aufforderung bekannt gegeben, etwaige Einwendungen gegen dieses Unternehmen binnen 14 Tagen von Ausgabe dieses Blattes an gerechnet bei Gefahr der Nichtberücksichtigung beim Oberamt anzubringen. Während der Einsprachefrist liegen Zeichnungen und Beschreibungen in der Ober­amtskanzlei zur Einsicht auf.

Calw, den 30. August 1890.

K. Oberamt.

Amtm. Bertsch.

Calw.

OezirkskeankenkaHe.

Rechnungsabschluß

für: öas KakerröertzcrHv 1889.

Einnahmen.

1) Barer Kassenbestand am 1. Januar. 443 ^ 17

2) Zinse von Kapitalien.. . 15

3) Eintrittsgelder. 959

4) Beiträge. 14 278

5) Ersatzleistungen Dritter für gewährte Krankenunter­

stützung . 135

6) Aus verkauften Wertpapieren und zurückgezogenen

Kapitalien. 2 000

7) Sonstige Einnahmen. 1

40

20

82

50

17 833 ^ 09 iZ.

Summe j Ausgaben.

1) Für ärztliche Behandlung. 2 987 ^ 57 H

2) Für Arznei und sonstige Heilmittel. 2 421 76

3) Krankengelder:

a. an Mitglieder. 6 752 15

b. an Angehörige der Mitglieder. 85 69

4) Unterstützungen an Wöchnerinnen. 31 80

5) Sterbegelder. 560 " "

A Kur- und Verpflegungskosten an Krankenanstalten . 1 762 " 46 "

7) Zurückbezahlte Beiträge und Eintrittsgelder ... 14 49

8) Für Kapitalanlagen. 1000

9) Verwaltungskosten:

A AKnliche.-. 1350 27

10) Sonstig! Lgaben ^ ^ ^ ^44 02 "

Summe -j- 17 453 ^ 52 «z.

Abschluß.

Summe der Einnahmen. 17 833 ^ 09 A

Summe der Ausgaben. . . 17 453 52

Ergibt einen baren Kaffenbestand am 31. Dezember von 379 ^ 57 --H.

Vermögensausweis.

Aktiva.

a) Barbestand am 31. Dezember 1889 . 379 ^ 57

d) Sparkassen-Einlage. 1 620 88

o) Sonstige Forderungen. . . 44 92

Summe j - 2 045 ^ 37 -H.

Passiva.

0.

Im Vorjahr betrug das Gesamtvermögen . . . . . 3 053 ^ 38 -A

Hiernach gegen das Vorjahr weniger. 1008 01

Von dem Gesamtvermögen gehören

dem Reservefond. 1 000 ^ -H.

dem Betriebsfonds .. . . 1045 37

> 2 045 ^37^.

Den Arbeitgebern und Kassenmitgliedern steht noch das Recht zu, die Rech­nung nebst Beilagen u. s. w. binnen einer von heute an laufenden Frist von 8 Tagen auf dem Rathause einzusehen.

Z)er Worsiherröe: Z>ev Kassier?:

Louis Korndörfer. Kober.

Revier Wildberg.

Holz-Verkauf

am Samstag- den 6. Sept., vormittags 9 Uhr, aus dem Staatswald Schmelzklinge: 118 Fm. Na­

delholz-Stammholz mit 81 Fm. Langholz I.V. Kl. und 13 Fm. Sägholz I.-III. Kl., 1 Eiche, 1 Rm. eichene Prügel, 4 Rm. Nadelholzscheiter, 23 dto. Prügel und Anbruch, 500 gemischte, 1170 Nadelholzwellen geb., 30 Wellen Schlagraum.

Das Stammholz ist an der Nagold aufgepoltert.

Zusammenkunft unten an der Schmelz­klinge.

Neuhengstett.

Iahrnis-Herkauf.

Am Mittwoch, den 3. September,

vormittags 9 Uhr,

findet aus der Verlasienschaftsmafse des ft Christoph Talmon Groß ein Fahr­nisverkauf durch alle Rubriken statt.

Am Nachmittag kommen ferner

ca. M Itr. Heu and Oehmd, sowie eine größere Anzahl Garben

zum Verkauf, wozu Liebhaber eingeladen werden.

Waisengericht.

Privat-Anzeigen.

Calw.

Ein ordentlicher

Arbeiter

kann sogleich eintreten bei

Schuhmacher Wochele.

Ein bereits noch neues, 487 Liter haltendes

Ovalfaß

verkauft der Obige.