unter ständigen Gefechten näher an die Forlslinie herau- getrageu. Dabei machten wir wieder einige hundert Rus­sen zu Gefangenen. 4 Geschütze wurden erbeutet.

Truppen der Armee des Generals von Gcholtz durchbrachen gestern nachmittag die Fortslinien von Lomscha, erstürmte« Forts 4 und nahmen heute bei Tagesanbruch die Festung.

Südlich von Lomscha wurde die Straße nach Ostrom kämpfend überschritte». Ostrom wird noch vom Gegner gehalten. Bon Bojauy, westlich von Brok, (12 km südlich von Ostrom) bis zur Bugmüuduug haben unsere Truppen diesen Fluß erreicht. Seit 7. August find hier 2» Offiziere und 1V SV« Man» zu Ge- fangeuen gemacht worden.

Oestlich von Warschau ist die Armee des Prinzen Leopold von Bayer« bis in die Nähe der Straße StauislawowRowo-Miusk gelaugt.

Südöstlicher Kriegsschauplatz:

Die Armee des Generalobersten Non Woyrsch er­reichte in der Verfolgung die Gegend nördlich und östlich von Zelechow. Sie nahm Anschluß an den von Süden vordringenden linke« Flügel der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen.

Aus der Front von Ostrom bis zum Bug wurden die feiudlicheu Nachhuten aus ihre Hauptkräfie zurück- geworfe«. Oberste Heeresleitung.

Deutscher Vorstoß gegen Wilna n. Kotvno.

Berlin, 10. Aug. Aus Rotterdam wird unter dem 9. August derMorgenpost" gemeldet: Nach demDaily Expreß" haben fünf deutsche Armeekorps eine« An­griff auf Wilna unternommen, wo die Russen auf drei Seilen umzingelt zu sein scheinen. Auch bei Komno entwickeln sich gewaltige Gefechte.

Deutsche amtliche Berichte liegen über diesen Vorstoß noch nicht vor. Doch ist er nach der allgemeinen strategischen Lage nicht unwahrscheinlich.

Die Räumung von Warschau.

Amsterdam, 9. Aug. (WTB.) Nach einer Meldung desHandelsblad" aus London bringt dieTimes" eine Depesche des Korrespondenten der ChicagoerDaily News" beim russischen Heere über die Räumung Warschaus. Diese begann darnach am 15. Juli. Die Polizei suchte jedes Haus aus, forderte aus, die Stadt zu verlassen und Fracht­wagen zur Verfügung zu stellen. 350 000 Personen, unter ihnen das halbe Ghetto, zogen nach Osten. Ungefähr eben­soviel Bewohner aus der Umgebung kamen dafür in die Stadt. In Warschau selbst sind 10000 Familien zugrunde­gerichtet. Der Korrespondent kennt 4 Fälle von Leuten» die in den letzten Monaten 20 000 Pfund Sterling besaßen und jetzt bettelarm sind. Alles, was an Metall in der Stadt war, wurde entweder nach Osten geschafft oder zer­stört. Es ist sicher nicht mehr eine Tonne Kupfer zurück­geblieben. Die schweren Bronzeglocken der Kirchen wurden weggesührt. Seit dem 21. Juli waren alle Fahrzeuge über die Weichsel gebracht. 20 000 Fuhrwerke fahren quer durch Rußland nach Moskau. Die Lebensmittel waren in den letzten Monaten ungefähr 10 mal teuerer als sonst. Die Wasserleitung arbeitet nicht mehr, da alle Maschinen nach Rußland gebracht wurden.

Rotterdam, 10. Aug. (WTB.) Nach demNieuwe Rotterdamschen Courant" veröffentlicht dieLimes" eine Meldung derChicago Daily News", die von diesem am 1. August von Stockholm aus abgesandt worden ist. Die Meldung enthält noch folgende Einzelheiten über die Räu­mung von Warschau: Die Fabriken wurden kurzerhand ausgeräumt. Die Besitzer erhielten die Erlaubnis, was sie von ihrem Eigentum in Sicherheit bringen konnten, unent­geltlich nach Osten zu verfrachten. Tag und Nacht hörte man die Explosionen von den Sprengungen der Fadrik- einrichtungen. Jedes Bruchstück der gesprengten Maschinen wurde mit der Bahn verladen. Tag und Nacht gingen lange Wagenkolonnen nach Osten und Soldaten waren damit beschäftigt, die kupfernen Telegraphendrähte herunterzu- holen. Alle Küchengeräte wurden nach Rußland gebracht. Das auf den Feldern stehende Getreide wurde vernichtet, die Dörfer dem Erdboden gleichgemacht. Um Warschau wurden Feldverschanzungen aufgeworfen. Den Bewohnern der Vor­städte wurde besohlen, sich nach der Stadt zu begeben. Keine Zivilperson durste weiter als bis Brest-Litowsk reisen. Mit der Räumung der Städte zwischen Warschau und Brest- Litowsk ist begonnen worden. Die Notleidenden haben in der letzte» Zeit für Papiergeld kein Brot mehr bekommen können. Die meisten Läden waren geschloffen. Wie ver­lautet, hatten die deutschfreundlichen Polen eine Liste von russenfreundlichen Polen ausgestellt, um diese den Deutschen bei ihrem Einzug zu geben. Infolgedessen sind viele ruffen- freundliche Polen geflüchtet. Die Polizei hat 5 deutsch­freundliche Polen, die vor der Wohnung eines Ruffen- freundes eine Kundgebung veranstalteten, kurzerhand auf der Straße niedergeschossen. Mehr als 5000 verwundete Soldaten sind zurückgebracht worden.

Nach demBert. Lok.-Anz." berichtet das Budapests! BlattAz Eft" über die Beschießung von Warschau durch die Russen u. a.: Während die Ruffen von Praga aus ihr Feuer gegen Warschau richteten, bauten die Deutschen ihre Deckungen an der Weichsel aus und begannen im Morgen­grauen den Uebergang über den Fluß. Daraus räumten

die Ruffen schleunigst ihre Stellungen, nachdem sie den Hauptbahnhof, Häuser und Vorräte in Brand gesteckt hatten.

Sie ErWn»W m« Li Me Mitte.

An einer besonders gefährlichen Stelle springt ein junger Offi­zier, Leutnant Frhr. v. Marschall. seinen Jägern weit voran mit einem einzigen Satz über das 4 Schritt breite Draht­hindernis. Die anderen folgen ihm, vor ihnen liegt ein Blockhaus, aus dem 2 Maschinengewehre Tod und Ver­derben speien. Die Jäger stürzen sich darauf, schleudern ihre Handgranaten durch die Schießscharten und den rück­wärtigen Eingang in das Innere und machen so die Be­dienungsmannschaft der Maschinengewehre unschädlich. Drei, vier, fünf Gräben werden überlaufen, dann gehts hinunter ins Meurisson-Tal. Hier steht an einer gedeckten Stelle ein Minenwelfer, den tapfer bis zum letzten Augenblick ein französischer Artillerie - Hauptmann bedient. Seine Leute liegen tot oder schwer verwundet neben ihm. Gerade will er eine seiner gefürchteten Minen den Heranstürmenden ent­gegenschleudern, da springt ein Bauemsohn von der schlesisch- polnischen Grenze, der Jäger Kucznterz, neben ihn und ruft ihm zu:Hast Du uns immer beworfen mit großen Flügelminen, hier hast Du Belohnung." Der Offizier reißt seinen Revolver hoch, aber der schlesische Gewehrkolben ist schneller als die Kugel des Capitaines. Immer weiter stürmen die wackeren Jäger. In der Hitze und Begeiste­rung des Kampfes merken viele gar nicht, daß sie die Höhe 285, das ersehnte Ziel, überhaupt schon erreicht haben, und dringen darüber hinaus bis in die Dallöe des Lourtes Chausses vor. Inzwischen haben oben aus der Höhe die Offiziere in richtiger Erkenntnis der Lage einen großen Teil ihrer Kompanien angehalten und beginnen sofort mit dem Festlegen und notdürftigen Herrichten einer neuen Stellung. Nur ein kleiner Trupp allzu Verwegener stürmt bis mitten in die französischen Batterien und Lager, an ihrer Spitze der Leutnant d. R. Englisch der 3 Kompanie des Jäger-Bataillons Rr. 6. Die Jäger versuchen, voll Siegesbegeisterung über ihre wertvolle Beute, die eroberten Geschütze es sind 4 leichte und 4 schwere zurückzu­schaffen: Unmöglich, es geht nicht, die Kanonen sind zu fest eingebaut und zu schwer. So müssen sie sich damit begnügen, mit Aexten, Spaten. Beilpicken und anderem Gerät die Richtvorrichtungen, Verschlüsse und Untergestelle der Geschütze kurz und klein zu schlagen, um wenigstens die preisgegebene Beute in zerstörtem, unbrauchbarem Zu­stand dem Feind zu überlassen. Im letzten Augenblick stopfen noch schnell der Jäger Wistoba und der Oberjäger Broll von vorne in die Rohre zweier Geschütze je eine Handgranate und zerstören durch deren Explosion die Lade­räume und andere Teile. Broll schleudert eine weitere Handgranate in das in der Nähe befindliche Munitions­lager, das mit gewaltigem Krach in die Lust fliegt, und dann gehts Marsch, Marsch zurück zum Bataillon, denn jede Minute längeren Zögerns hätte die Tollkühnen den heranrückendeu sranzös. Reserven in die Hände geliefert. An einer anderen Stelle hatten die Jäger in aller Eile einen starken Motor, der zum Betriebe der in die Minen- stollen führenden Preßluftleitungen diente, gründlich zer­schlagen und zerstört.

Dies alles hatte sich in kaum mehr als zwei Stunden abgespielt. In der gleichen Zeit war auch aus allen anderen Teilen der Kampffront ein voller, glänzender Erfolg errungen worden. Ganz besonders hatte ein Bataillon des Infant.- Regts. Nr. 135 unter Führung des Hauptmanns Wegener bei der Erstürmung der Fille Morte hervorragendes ge- leistet. Das Bataillon hatte von der schwarzen Kuppe aus angegriffen und mußte zunächst einen außergewöhnlich stark ausgebauten Stützpunkt des Feindes, die sogenannteStein­festung" erstürmen. Das schnelle Gelingen dieses Angriffes Ft zum großen Teil dem Leutnant d. R. Breithaupt der 2. Kompanie zu verdanken, der mit seinem Zuge durch eine geschickte Umgehung durch den Meuriffon-Grund den Feind von hinten soffen und abschneiden konnte. An einzelnen Stellen auf der Bolante wehrten sich die Franzosen mit verzweifelter Zähigkeit und Widerstandskraft. Unseren Truppen war es hier nicht immer möglich, von einer Stel­lung zur anderen über den gewachsenen Boden vorwärts zu stürmen, sie mußten sich Schritt für Schritt durch das Gewirr von Sappen und Verbindungsgräben Vorarbeiten. Am Ausgang eines solchen Grabens hatte sich ein sranzös. Offizier ausgestellt, der jeden Deutschen, sobald er sich am anderen Ende zeigte, abschoß. Ein Soldat kniete neben ihm mit einem zweiten Gewehr, das er immer wieder nach jedem Schuß seinem Leutnant geladen reichte. Erst nach längerer Zeit gelang es einem deutschen Offizier, durch eine wohlgezielte Handgranate diesen zähen, heldenmütig kämp­fenden Feind aus dem Wege zu räumen.

Auf dem anderen Flügel, östlich von der Römerstraße, hatte der Angriff anfangs nur geringe Fortschritte gemacht. Hier erwarb sich Leutnant Iohanßen auch einer der wackeren schlesischer Jäger großes Verdienst dadurch, daß er im entscheidenden Augenblick die Möglichkeit er­kannte. die von den 130ern in der Front angegriffenen Franzosen von Westen her in der Flanke anzupacken und so zum Weichen zu bringen. Gleichzeitig durchbrach an einer anderen, 500 m weiter östlich gelegenen Stelle Leut­nant Richterlein mit seiner 1. Komp. Ins.-Regts. Rr. 130 die feindliche Linie und drang in einige Blockhäuser ein, in denen er viele Gefangene, ein Maschinengewehr, 2 Esels­kanonen und 2 Revoloerkanonen erbeutete.

Gegen die Höhe 285 unternahmen die Franzosen am Nachmittag mehrere Gegenangriffe, die aber von den 144ern und Jägern abgewiesen wurden. Der Feind setzte das un­unterbrochene schwere Altillerieseuer unter Auswand gewal­

tiger Munitionsmengen und zeitweise unter Verwendung von Granaten mtt erstickender Gaswtrkung bis zum späten Abend fort. Als dann endlich bei Eintritt der Dunkelheit alle Gegenangriffe zerschellt sind und der Kampf langsam abflaut, liegt die sranz. Infanterie auf der ganzen Front unmittelbar vor den neuen deutschen Stellungen. Aus beiden Seilen wird mit fieberhafter Anspannung aller Kräfte daran gearbeitet, schnell wieder neue Gräben auszuheben, um am nächsten Tage für eine Fortsetzung des Kampfes gerüstet zu sein. Nach all den unerhörten Anstrengungen und Aufregungen des Kampftages herrscht bei unseren Truppen jubelnde, begeisterte, stolze Siegesfreude. Bis zum Aeußersten und Letzten hatte jeder sein Bestes herge­geben. Im Laufe des Abends und der Nacht stellen sich aus den Verbandplätzen viele Verwundete ein, die schon frühmorgens einen Arm- oder Beinschuß oder sonst eine Verwundung erhalten hatten und trotzdem bis zuletzt mit­gemacht halten, um ja nichts zu versäumen von diesem höchsten Glück des Soldaten, dem Siege. Und alle wissen ^ es ganz genau, daß am nächsten Tage die Kunde von den Heldentaten und dem Ruhm der Argonnenkämpser in alle Welt hinausklingen wird, drüben zu den Kameraden, die gegen die Ruffen Kämpfen, und wett übers Meer, und vor allem zum Vater und zur Mutier und all den Lieben zu Hause in der Heimat.

Die Engländer bei Hooge.

Rotterdam, 10. Aug. Der Kriegsberichterstatter des Maasbode" auf englischer Seite meldet lt.D. Tagesztg." seinem Blatt aus Dünkirchen: Unter dem letzten Angriff der Deutschen bei Hooge haben die Engländer viel zu leiden gehabt. Sie hatten in den Schützengräben Maschi­nengewehre ausgestellt und hielten trotz des heftigen feind­lichen Feuers stand. Als sie die Schützengräben nicht länger halten konnten, bekamen sie den Befehl zum Zu­rückgehen. Ein englischer Korporal verblieb trotzdem noch aus seinem Posten, um sein Maschinengewehr so lange zu bedienen, wie es ging, bis er sich mit Wunden bedeckt zu­rückschleppen mußte. Präsident Poincarö und Krtegsmi- nister Millerand haben an der engl. Front die Mannschaften besucht, die die oerlorengegangenen Schützengräben bei Hooge verteidigten, und auch Auszeichnungen verteilt.

Beschießung von Poperinghe.

Lyon, 9. Aug. WTB. Wie Nouvelliste meldet, wurde Poperinghe gestern eine Stunde lang von der deutschen Artillerie beschossen. 22 Granaten fielen aus die Stadt. Nach dem zehnten Schuß trat eine Pause ein, so daß die Bevölkerung glaubte, die Beschießung sei zu Ende. Wenige Minuten später setzte da» Feuer wieder ein und verursachte bedeutenden Schaden.

Der Unterseebootskrieg.

Loudo», 9. Aug. WTB. Nach einer Lloyds-Mel- dung sind der schwedische Dampfer Malmland, 3676 Tonnen groß, der Dampftest Glenravel, 1092 Tonnen groß aus Belfast uud der Fischdampfer Ocean Queen versenkt worden. Die Besatzungen sind gelandet. (Demnach ist anzunehmen, daß der Dampfer Malmland Bannware geführt hat.)

Ryborg, 9. Aug. WTB. Der dänische Dampfer Lynn hat hier 7 Mann und eine Frau von der Besatzung des Gothenburger DampfersMai" gelandet, der von Schweden nach England mit Grubenholz unterwegs war und am Freitag in der Nordsee von einem deutschen Unterseeboot in den Grund gebohlt worden war. Die Be­satzung war in zwei Boote gegangen. Die Insassen des einen sind am Samstag vom Lynn ausgenommen worden. 3m zweiten Boot befanden sich der Kapitän und 9 Mann, deren Schicksal unbekannt ist. (Grubenholz ist Bonnware.)

Christiauia, 9. Aug. WTB. Die norwegische eiseme Segelbark Normann (995 Tonnen) mit einer Holzlast, also Bannware, unterwegs nach dem Tyne, ist von einem deutschen Unterseeboot quer ab von Arendal,

6 Seemeilen vom Land entfernt, versenkt worden.

Paris, 9. Aug. (WTB.) Die Agence Havas meldet: Der spanische Botschafter erklärte die Nachricht aus spani­scher Quelle über das Vorhandensein einer Berprooiantie- rungsstelle der deutschen Unterseeboot« in den spanischen Gewässern für unrichtig. Die amtliche Untersuchung hat ergeben, daß diese Nachricht unzutreffend ist.

Der französische Flieger über Cadzand. *

Aus Rotterdam wird demBerliner Lokalanzeiger" gemeldet: Nach demNieuwe Rotterdamschen Courant" warf in der vorigen Nacht über Ladzand in Holland ein unbekanntes Flugzeug 3 Bomben ab. Zwei fielen in eine Wiese, eine explodierte im Hasen.

Empörende Behandlung deutscher Kriegsgefangener.

Berlin, 10. Aug. WTB. DieNordd. Allgem. Ztg.." bringt einen Artikel, in dem ein ausgelauschter deutscher Schwerverwundetrr über seine Erlebnisse in französischer Ge­fangenschaft unter Eid berichtet. Er wurde am 3. Sept. 1914 bet Thalons mtt einem deutschen Feldlazarett gefangen und mit 11 anderen Schweroerwundelen nach Isle de Re transportiert. Sowohl auf der Fahrt, auf der zwei Schwer- verwundete hilflos starben, als auch in Isle de Re selbst begannen die schauderhaften Leiden in kalten, zugigen Unter- kunstsräumen durch ungenügende Bekleidung und schlechtes Esten. Am unerhörtesten war die sogenannte ärztliche Be­handlung. In den ersten 4 Tagen war überhaupt kein Arzt vorhanden. Die weitereiternden Wunden wurden nicht verbunden. Aber auch als endlich einige Aerzts eintrasen.