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ist es am Samstag nachmittag gelungen, die Urheber von verschiedenen m letzter Zeit begangenen Feld- dieb stählen in der Person einer hiesigen 75 Jahre alten Frau und deren in Neckarsulm wohnenden 20jähr- igen Schwiegertochter auf frischer That zu ergreifen. Die beiden begnügten sich nicht mit Abneigung jeder Art von Bodenerzeugnissen, sie stahlen auch, wo sie konnten, den Arbeitern die abgelegten Kleidungsstücke und Nahrungsmittel. Bei einer Untersuchung fand sich eine Masse der gestohlenen Sachen vor. Der betreffende Feldwächter sowie ein ihn unterstützender Schutzmann brachten die beiden frechen Diebinnen alsbald in den Arrest.
— Sieben Mitglieder des Weinsberger „Vaterländischen Vereins" wurden, wie der „Schwäb. Merk." berichtet, am Dienstag vom Fürsten Bismarck in Kissingen empfangen. Oekonomierat Mühlhäuser hielt eine Ansprache, auf die der Fürst in eingehenden Worten dankte. Dann wurden die Herren zu einem Glase Neckarschaumweins geladen und auf ein in schwäbischer Mundart von Gutspächter Strodt- beck vorgetragenes Gedicht jeder durch das Geschenk eines Bildes des Fürsten mit eigenhändiger Unterschrift beglückt. Oberamtsarzt Höring brachte zum Schluffe ein Hoch auf den Fürsten aus.
Spaichingen, 25. Aug. Der heute dahier abgehaltene Jahr-Markt war gegenüber früheren Jahren schwach besucht, und wird als Ursache wohl angenommen werden dürfen, daß am gleichen Tage Märkte in' Oberndorf und Möhringen abgehalten wurden. Dem Viehmarkt wurden nur gegen 300 Stück Vieh aller Gattungen zugeführt, zudem fehlte es an Käufern, namentlich fremden Händlern und es ging deshalb der Handel ziemlich flau. Anfangs wurde nur wenig gehandelt und erst gegen Mittag wurde, nachdem manche Besitzer die geforderten Preise reduzierten, noch etwas gehandelt, besonders in Jungvieh. Ein Abschlag war bemerkbar. Per Bahn gingen nur 2 Waggons landabwärts. Auf den Schweinemarkt waren ca. 200 Ferkel verbracht; auch da ging der Handel nicht besonders lebhaft und es konnten nicht alle abgesetzt werden. Bezahlt wurde pro Paar 20—26 Der Krämer
markt war gleich Null.
Weilheim O.A. Tuttlingen, 23. Aug. Schon wieder ist hier ein Unglücksfall vorgekommen, welcher, durch Schießen veranlaßt, die traurigsten Folgen hätte haben können. Kommt heute Früh ein Gefährt hier an, um die Effekten einer Braut ins badische Land abzuholen. Alles ist fertig, aber es ist noch nicht geschossen. Der Wagen fährt ab — ein Schuß und die Pferde rasen mit dem Gefährt und dem Knechte, der die Pferde nicht mehr zu halten vermochte, auf und davon. Der Knecht stürzte und wurde von dem Hufe des Handgauls an den Kopf getroffen, daß er mit einer 8 Centimeter klaffenden Wunde bewußtlos liegen blieb. Der Zug, welcher um 1.«9 in Wurmlingen abgeht, befuhr gerade die Stelle des Uebergangs durch unser Dorf, als die Pferde die Barriere übersprangen, den Schlagbaum zusammenbrachen, so daß die Deichsel den letzten Wagen beschädigte. Erst durch angestrengte Hilfe der Anwesenden konnten die Pferde zum Stehen gebracht werden. Der Knecht ist bis jetzt außer Ge
fahr. Es sollte gegen solch unartiges Schießen ernstlich eingeschritten werden.
Berlin, 27. Aug. Der „Reichsanzeiger" meldet: Der Kaiser traf gestern nachmittag in Lötzen ein, begab sich mit dem Prinzen Albrecht nach dem Uebungsterrain bei Poganten und wohnte bis 6 Uhr dem Schießen bei. Heute früh 3^/» Uhr fuhr der Kaiser nach Schwiddern und wohnte dem Schluß der Festungsübung an und traf gegen 6 Uhr wieder in Lötzen ein. Der Kaiser kehrt heute abend nach Potsdam zurück. Von der Rückreise auf dem Seewege über Pillau und Kiel ist wegen der schlechten Witterung Abstand genommen worden.
Berlin, 26. Aug. Grobe Exzesse haben gestern (Montag) abend im Friedrichshain gelegentlich der Bebel-Versammlung stattgefunden. Der Saal vermochte nicht entfernt das Publikum zu fassen. Schon um 7^4 Uhr abends wurde das Lokal, nachdem 3—4000 Personen Eingang gefunden, gesperrt. Tausende sammelten sich nun an der dem Versammlungslokal zu gelegenen Lisiere des Friedrichshain und den Wegen dazu an, um den Verlauf der Versammlung abzuwarten. Da die Gallerie und Logen im Saal auf polizeiliche Anordnung nicht besetzt waren, so hofften die Außenstehenden gelegentlich eines Nachschubs doch noch in den Saal oder wenigstens in den ebenfalls von der Polizei freigehaltenen Garten zu gelangen. Nach 8 Uhr mochten wohl 10,000 Personen versammelt sein. Von nun an hatte, wie ein Lokalberichterstatter schreibt, die Polizei einen schweren Stand, immer von Neuem unternahmen Einzelne den Versuch, in den Garten zu gelangen, sowie den Damm und das nach der Brauerei zu gelegene Trottoir zu besetzen. Hierin thaten sich besonders 2 Männer hervor, zu deren Verhaftung schließlich ein Polizeilieutenant schritt. Es war dies um 9 Uhr. Kaum hatte indessen der Polizeioffizier die beiden Personen ergriffen, als die Menge wiederum die Schutzmannskette durchbrach, unter furchtbarem Lärm und Pfeifen sich den Beamten entgegenwarf und die Arrestanten zu befreien suchte. Eme Abteilung berittener Schutzleute sprengte in den Haufen hinein, um diesen zu zerstreuen, wurden aber mit Geheul, Pfeifen und Steinwürfen empfangen. Nunmehr wurde der Befehl zum Stutz a u e n gegeben und die ob der Steinwürfe erbitterten Schutzleute hieben auf die Menge ein. Was irgend konnte, suchte sich in den Friedrichshain zu retten, unter wildem Gekreisch stürzte sich die Menge über die Einfriedigung hinweg in die Gebüsche, ihnen nach die Fußmannschaft mit blanker Waffe, Hiebe austeilend. Gleichzeitig unternahmen auch die berittenen Schutzleute eine Attake in den Hain, Alles in wilder Flucht vor sich hertreibend. Die Säuberung des Haines geschah, weil Mehrere aus der attakierten Menge den Schutzleuten zuriefen, daß die Steinwürfe aus dem Gebüsch des Haines gekommen. Die Menge flüchtete schließlich tief in den Hain hinein, nach der Friedensstraße und dem Platz vor dem Königsthor; vor Allem in die Schanklokale. Auf dem Platz vor dem Königsthor kam es wieder zu erregten Scenen. Es verbreitete sich das Gerücht, daß unter den Verwundeten einer einen lebensgefährlichen Hieb über den Kopf davongetragen habe und regungslos an der
würde, zumal sie nur mich habe und ich immer abwesend sei. Bei solchen Aeußer- ^ ungen pflegten sich ihre Wange» merkuch zu röten, als ob sie den tieferen Sinn meiner Worte wohl verriet, doch beeilte ich mich stets, dieses Thema baldigst abzubrechen, da ich ihr meine Zuneigung noch nicht zu verraten wünschte, aus Furcht, daß sie, bei der Kürze der Zeit noch im Unklaren über ihre eigenen Gefühle gegen mich, einem Zwiespalt des Empfindens verfallen möchte, der geeignet sein könnte, meine Hoffnungen, sie aus der Braave zu entführen, zu Schanden zu machen. Ich erzählte ihr alles auf mich Bezügliche, von dem berühmten Fenton, von dem ich abstammte, von meinen Reisen, von dem Saracen, dessen Fahrt nach Indien, wie ich fürchtete, jetzt nach der Begegnung mit dem Holländer einen schlechten Ausgang haben würde, und dabei kam ich abermals auf Kapitän Skevington's gräßliche und, wie mir jetzt dünkte, richtige Theorien bezüglich der dieses Schiff steuernden Lebendigtoten zu sprechen.
Sie wiederum halte mir viel über Vanderdecken und sein Fahrzeug zu berichten, über ahnungslose Schiffe, mit denen sie zusammengetroffen und die ihnen Tabak, Butter, Käse und Aehnliches abgelafscn hatten, über Andere, die bereits die Topsegel zum Zeichen des AnsprechenS gebraßt, plötzlich erschrocken waren und sich in blinder Eile.zur Flucht gewendet hatten.
Ich erkundigte mich bei ihr, ob es wahr sei, daß der Kapitän vorbeisegelnde Schiffe anrief, um Briefe nach Hause zu senden. Sie verneinte eS als unwahr. Dies wäre allerdings der allgemeine Glaube, wie sie auch von ihrem Vater gehört habe, aber da Vanderdecken nicht wußte, daß er verflucht sei, da er Jahr um Jahr fest glaube, daß er das nächste Mal das Kap bestimmt erfolgreich umschiffen werde, warum solle er Briefe in die Heimat schicken wollen, und dies umso weniger, als er die Braave als eines der schnellsten Segelschiffe betrachte? Und sie fügte hinzu: ^Uch habe ihn niemals eine» Brief schreiben sehe» und bin dessen gewiß, daß er niemals »uch »ur versucht hat, eine» abzuseuden."
„Aber wenn er ein Schiff zur Mitteilung bereit findet, schickt er dann ein Boot?"
„Ja, stets, aber nur wegen kleiner Bedürfnisse, an denen er beständig Mangel
Lisisre des Waldes lagere. Eine des Weges kommende Droschke wurde nun sofort von der Menge umringt und unter lauten Verwünschungen von den Schutzleuten gefordert, daß man den Schwerverletzten hinein nach dem Krankenhaus schaffen möge. Die schwere Verwundung muß sich wohl bestätigt haben, denn die Schutzleute nahmen die Droschke selbst in Empfang und führten sie der bezeichneten Stelle zu.
Die erregte Menge aber wurde wiederum auseinandergetrieben. Noch mehrmals wiederholten sich die Attaken, da die Menge sich immer wieder von neuem zusammenrottete. Die auf dem Platze am Königsthor be- legenen Schanklokale, in welche alles flüchtete, was nur Unterkommen darin finden konnte, mußten auf polizeiliche Anordnungen hin schließen. Noch um 12 »
Uhr nachts machte die Polizei eine Attake, welche sich bis in die Neue Köwgsstraße hinein erstreckte.
Viele Verwundungen und Verhaftungen sind die Folge dieses Exzesses gewesen. In der Versammlung selbst erhielt man von diesen Vorgängen in der Umgebung keine Kenntnis. Die Polizei ließ übrigens später, als die große Menge sich verlaufen hatte, das Publikum wieder bis zur Brauerei Vordringen, und die Versammlungsteilnehmer, welche auf der Straße brausende Hochrufe auf Bebel ausbrachten, unbehelligt von dannen ziehen.
Neapel, 26. Aug. Seit kurzem sieht man.
Abends einen Lavastrom sich den Vesuv langsam herunterwälzen. Er entströmt der linken Seite des Auswurfskegels und fließt gegen Südost nach der Gegend von Pompeji. Der gefährliche Strom ist nicht mehr weit entfernt von den fruchtbaren Weingärten oberhalb Boscoreales. Vom Posilip aus kann man dieses großartige Schauspiel mit Muße genießen. Der Strom fließt sehr langsam und majestätisch: nur dann, und wann, wenn sich Hindernisse in den Weg stellen, wälzt er seine feurige Masse schneller vorwärts. Das große Fernrohr von Pompeji ist ausgezeichnet, und> jeden Abend ist das dortige Observatorium voll von Fremden, welche oft die ganze Nacht in Betrachtung, dieses großartigen Schauspiels zubringen.
Standesamt ßatw.
Geborene:
21. Aug. Luise Karoline, Tochter des Georg Held- ^
maier, Pflästerermeisters.
25. „ Marie Katharine, Tochter deS Michael Dürr,
Taglöhners.
Getraute:
28. Aug. Karl Ludwig Widmann, Zigarrenmacher hier mit Marie Luise Sofie Wörner hier. Gestorbene:
23. Aug. Johann Gottlob Vollmer, Schneider vom Gechingen, 31 Jahre alt.
Gottesdienst
am Sonntag, den 31. August.
Vom Turm: 420. Vorm.-Predigt: Hr. Dekan:
Braun. Christenlehre mit den Söhnen.
Dienstag, den 2. September.
Zur Arier des Wationalfestes.
Vom Turm: 36. Vorm.-Predigt um halb 10 Uhr,
Areitag, den 5. September.
Monatlicher Buff- und Bettag.
Vorbereitung und Beichte um 10 Uhr: Hr. Helfer E y t e l.
leidet. Jetzt ist es zum Beispiel Tabak. Em anderes Mal werden es Spirituosen sein. Vor einigen Wochen trafen wir ein Schiff, dem er mehrere Kisten Marmelade und etwas Schinken abkauste und wofür Van Vogelaar ihnen in Münzen zahlte, die sie, als sie das Alter dieses Geldes und das Aussehen unseres Fahrzeuges gewahr wurden, so erschreckten, daß sie unfern Steuermann über Bord warfen und sofort Reißaus nahmen."
„Ich vermute, Van Vogelaar kann nicht ertrinken?" sagte ich.
„Nein," antwortete sie; „er wie die Uebrigen haben keine andere Mission im Leben als eben zu leben. Schinken und Marmelade waren bereits in's Boot gebracht, und als sie ihn in's Meer warfen, schwamm er sehr gemächlich zu seinen »
Gefährten."
„WaS für ein Schiff war es?" fragte ich.
„Ein Spanier," erwiederte sie. „Nachdem sie das Schiff vor den Wind gebracht hatten, sah ich, wie eine Anzahl von ihnen auf dem Hinterdeck auf dm Knieen lag und sich bekreuzte."
„Ich begreife nicht," sagte ich, „warum man dieses Schiff ein Gespensterschiff nennt. Was giebt eS Wirklicheres und Natürlicheres als diese Planken und die Bedürfnisse deS Schiffsvolkes?"
„Außerdem," versetzte Jmogme eifrig, „wenn eS nur ein Gespenst ist, wie könnte Vanderdecken dann auf ihm jene Briefe schreiben, von denen man meint, daß: er sie nach Hause zu schicken wünsche? Wenn man einen wirklichen Brief hat, einen, den eine Person in die Tasche stecken und wetterbefördern kann, dann muß auch wirkliches Material zur Anfertigung desselben, wie Tinte, Feder, Papier, Oblaten: und etwas Hartes zum darauf Sitzen oder Knieen vorhanden sein."
„Sicherlich," entgegnet« ich. „An einem Gespensterschiff muß auch Alles ohne Ausnahme gespensterhaft sein. Man stelle sich einen Seist angekleidet vor, sei» S»^ w«d «Aßt« ebenso »«substanziell sein wie das Wesen selbst, da» «S bedeckt."
(Fortsetzung folgt.) ^