Erschein! tSglich mit Ausnahme der Dann» und Festtage.

Drei» oierielsährlich hier mit Lrägerloh»

. 1.35 ^S, im Bezirks, und 10 Lrv.«Verkehr 1.40 2l, im »brigrn Württemberg 1.50 -6. Monalr-Abonnements nach Verhältnis.

U 174

Fernsprecher Nr. 29.

89. Jahrgang. Postscheckkonto Nr. 5113 Stuttgart

12

-M

Anzeigea-Tebiihr sür die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderstübchen, Wustr. Sonntagsblatt und

SchwSb. Landwirt.

Donnerstag, den 29. Zull

1915

188 «88 Mm Verluste der Aulikller W Mzo.

Mjliche VekMtmchMgen s. 3. Sette. Dev amtliche Tagesbericht.

WTB. Großes Hauptquartier, 28. Juli.

Amtlich. (Tel.)

Westlicher Kriegsschauplatz:

Nordwestlich von Souchez wurden einzelne von früheren Kämpfen her noch in der Hand der Franzose« befindliche Teile unserer Stellung nachts vonßschlesi- scheu Trupp.» erstürmt. 4 Maschinengewehre sind erbeutet.

In den Vogesen fanden in der Linie Lingekops Barrenkopi erbitterte Kämpfe statt. Französische Angriffe wurden durch Gegenstöße nach mehrstündigem Rahkampfe zurückgeschlageo. Dabei sind auch die vorgestern abend verlorengegangene» Gräben am Lingekops dis auf ein kleines Stück von uns znrückge- wonnen.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Zwischen Mita« und dem Njemen wurden gestern noch etwa Ivvv versprengte Russe» z« Gefange­ne« gemacht.

Oestlich und südöstlich von Rozau schreitet unser Angriff vorwärts. Goworowo wurde genommen. Nördlich von Serock, beiderseits des Rarem und südlich von Nafielsk setzten die Russe» ihre Gegenangriffe fort. Sie scheiterten völlig. Der Feind ließ hier und bei Rozan SSV« Gefangene und 7 Maschinen­gewehre in unserer Hand.

Bor Warschau wurde westlich von Blouie der Ort Piernnow (24 Kilometer westlich von der Fortlinie von Warschau) von uns erstürmt. In der Gegend südwestlich von Gora Kalvarja wird gekämpft.

Südöstlicher Kriegsschauplatz:

Die Lage bei den deutschen Truppen ist im -rllgemei- nen «»verändert. Oberste Heeresleitung.

Die russischen Greuel in der Bukowina.

Wie«, 27. Juli. WTB. Aus dem Krtegspreste- quartier wird gemeldet: Die amtlichen Erhebungen über die von den Rüsten in der Bukowina verübten Greueltaten

Jur zweiten Ariegsernte.

Nun geht der Tod, der Schnitter,

Ein Jahr schon durch das Feld,

Wo er im Ost' und Westen So blut'ge Ernte hält.

Nun steht das Kriegeszeichen So blutig noch wie sernd Ob unsrem Baterlande Und unsrer goldnen Grnt'.

Doch steht «.ch Gottes Güte Noch über unserm Land;

Sie hat die Saat gesegnet Mit wunderbarer Hand

Und hinter'm Wall der Brüder,

Den keine Welt uns schleift,

Ist, England'« Plan zum Trutze,

Das Korn herangereist.

Drum laßt den Herrn uns preisen Für das. was er getan.- Bei uns hier auf den Fluren Und dort auf blut'gem Plan!

Er woll' die Emt' uns segnen.

Die er beschert uns hat,

Dieblut'ge" aber enden Rach seinem weisen Rat!

S. H. Kläger.

fördern fortgesetzt neues Material zutage. In Czirkeu wurde der griechisch-orientalische Pfarrer von den Russen zum Tode verurteilt unter der Anschuldigung, daß er die Juden ihre Habseligkeiten in der Kirche habe bergen lasten; als es ihm gelang, zu entfliehen, wurde seine Wohnung von einer Kosakenabteilung unter Führung eines Hauptmanns ver­wüstet. Selbst die zum Gottesdienste notwendigen Gegen­stände wurden nicht verschont; orthodoxe Kreuze wurden zu Boden geworfen und beschädigt. Die Psarrersfrau wollten die Russen aushängen, sie entging nur mit Not ihren Quälgeistern. Fünf Bäuerinnen wurden vergewaltigt und der Gutshof des Ritters von Liskowateki zerstört. Eine 45jährige Frau, die sich der Bergewaltigung widersetzte, wurde von zweißrussischen Soldaten schwer mißhandelt. Ein 18jährtges Mädchen wurde von vir,rzehn Mann vergewal­tigt. In Piedeloutz wurde der rumänisch-orientalische Pfarrer von den Rüsten grundlos mißhandelt und mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen, bis er ohnmächtig liegen blieb. In Zazultnce (Galizien) haben russische Soldaten am 4. Juli, als österreichisches Schrapnellfeuer die Stellungen der Rüsten bedrohte, einen Bauern mit der Molivierung er­schossen, daß, wenn russische Soldaten sterben müßten, auch die österreichischen Bauern nicht leben bleiben dürsten. In der Gemeinde Luzan wurden die öffentlichen Gebäude voll­ständig verwüstet und sämtliche Geschästsläden und Privat- Wohnungen von Beamien gänzlich geplündert. Ebenso wurden mehrere Gutsgebiete ausgeplündert, alle Vorräte und Bieh nach Rußland abgesührt. Die Zuckerfabrik in Luzan wurde vollständig niedergebrannt und der vorhandene Zucker weg- gesührt. Ihr Schaden dürste sich auf neun Millionen Kronen belaufen. Nebst der Zuckerfabrik fielen 27 Häuser samt Nebengebäuden der Brandlegung zum Opfer. Die Bevölkerung wurde beraubt, ihre Häuser verwüstet. In der Gemeinde Szypenitz haben die Rüsten das Gut der Baronin Pulcharia Wassilko ausgeplündert und niederge­brannt, außerdem 132 Bauernhäuser und das Pfarrhaus gänzlich niedergebrannt und die übrige Bevölkerung beraubt. In der Gemeinde Duboutz haben die Rüsten das Gutsge- biet der Baronin Szimonowitz teilweise ausgeraubt und die Stallungen niedergebrannt. Aus dem Erhebungsmaterial ergibt sich weiter eine ganze Reihe von einzelnen Akten unerhörter Roheit und Bestialität, so die Notzüchtigung einer einhundertein Jahr alten Frau und die Niedermachung eines todkranken Mannes.

Ein deutsches Flugzeug über Dünkirchen.

Wie dem Berl. Lok.-Anz. aus Kopenhagen gemeldet wird, warf vorgestern ein deutsches Flugzeug über Dün­kirchen 4 Bomben ab, die Schaden in der Stadt anrichteten.

Keine Würdelosigkeit mehr dem Avsiande gegenüber.

Bon befreundeter Seite werden wir auf folgenden be­achtenswerten Ausschnitt aus der Mai-Nummer derSüd­deutschen Monatshefte" aufmerksam gemacht:

.Wir wollen nie mehr in alberner Vertrauens-

Seligkeit vergessen, daß Frankreich uns Waterloo nicht ver­ziehen hat und Köntggriitz nicht und Sedan erst recht nicht; daß es seit 1870 seine Kinder systematisch auf der Volksschule zur Revanche vergiftet und daß es nie für uns nur ein erträglicher Nachbar wäre, wenn wir es nicht Niederwürfen, daß es für immer genug hat. An dem Tag, an dem Ber­lin vergäße, wie bestialisch die Rüsten in Ostpreußen gehaust haben, verdiente es, daß die Kosaken in Berlin einzögen! Den Briten aber wollen wir nie vergessen, wie erbärm­lich sie den Krieg geführt haben von der ersten Stunde an. wie sie alle Gelben und Braunen und Schwarzen aufs Schiff packten und in Frankreich ausluden, wie sie sogar im tiefsten Afrika den Nigger losließen auf den weißen Mann zwecklos, sinnlos, gewissenlos, nur um einen schofeln Posten buchen zu können!

Was aber den moän» vivsnäi betrifft, so können wir ruhig warten, bis die Herrschaften nach dem Kriege zu uns kommen. Denn kommen werden sie, weil sie uns brauchen. Auf ihre Sympathien verzichten wir. Dem Deutschen, der nach diesem Krieg das Bedürfnis fühlt, Engländern seine Sympathien zu bezeugen, kann geholfen werden: Lakaien werden in London immer ein geschätzter Artikel sein und je

Die englische« Gesamtverlnste.

Aus Rotterdam erfährt der Berl. Lokalanz.: Amtlich wird aus London gemeldet: Die Grsamtoerluste der engli­schen Armee auf sämtlichen Kriegsschauplätzen betragen: an Offizieren: getötet 4000, verwundet 8330, vermißt 1383; an Mannschaften: getötet 57384, verwundet 188190. ver­mißt 62 502.

Der erfolgreiche U-bootskrieg.

Aus Kopenhagen wird derTägl. Rüsch." berichtet: Nach einer Zusammenstellung derPolitiken" haben sich die deutschen Unterseebootsersolge seit Ende letzter Woche zu einer Rekordziffer gesteigert. B.-sonders unter den be­waffneten englischen FischdAmpfern haben die Unterste- boote gründlich aufgeräumt. Allein aus G.imsby werden die Namen von 7 oersenkiea Fischdampfern genannt. DieBerl. Post" schreibt: Wenn wir in der letzten Zeit wenig von der Tätigkeit unserer U-Boote gehört haben, so daß bereits Befürchtungen laut wurden, wir könnten aus irgend welchem Grunde in der Handhabung des Unterste- böotskriegs eine Milderung haben eintrelei lasten, erfüllt es uns mit Genugtuung heute wieder von Erfolgen unserer Unierseer zu hören. Sie geben durch die Tat denen, die zu glauben begannen, daß aus Anregung derer, die von uns eine Aenderung dieser neuen Alt Kriegführung verlangen, eine Milderung eingetreten sei, die gebührende Antwort. Am Montag wurden zwölf feindliche Schiffe von unseren Unterseeboote« zerstört. Testern waren es vier. Niemals wird sich Deutschland die stärkste Waffe, die ihm zu Ge­bote steht, seinen erbittersten Gegner an der empfindlichsten Stelle zu treffen, aus der H.rnd winden lasten, mögen auch noch einige Noten mehr oder weniger gewechselt werden.

Aberdeen, 28. Juli. (WTB. Reuter.) Der britische DampferEmblem" wu dr bei den Orkwryinseln von einem deutschen Unterseeboot versenkt. Die Besatzung wurde gerettet.

Kopenhagen, 27. Juli. WTB. Der dänische Dampfer Nogill, von Göteborg nach Tyne mit Eisenbahnschwellen unterwegs, ist in der Nordsee von einem deutschen Unterseeboot in die Lust gesprengt worden. Die Besatzung wurde in Wilhelmshaven gelandet. (Schwellen find Bannware.)

Numider», 27. Juli. WTB. Der holländische Fisch- dampser Hercules hat hier die aus 9 Mann bestehende Be­satzung des norwegischen SchonersHarbo" gelandet, der mit Holz von Christiania nach Sunderland unterwegs war, und am Sonntagabend von einem deutschen Unterseeboot in Brand gesetzt worden war. Die Besatzung erhielt 5 Mi­nuten Zeit, um in das Boot zu gehen. Der Kapitän er-

weniger internationale Hanswürste uns im Wege sind, desto reinlicher wird die Lust zu atmen sein.

Tapsend Anzeichen sprechen dafür, daß wir eist am Anfang jener inneren Befreiung stehen, die uns so bitter notiut wie die äußere: der Befreiung von uralter WürdelosigkeitdemAusland gegenüber. Manche Leute werden aus der grauenhaften Lehre dieses Krieges nichts aber auch gar nichts gelernt haben und nach dem Frieden könnte der Tanz lustig von vorn angehen.

Wenn wir nicht au« diesem Kriege mehr Selbstachtung und Würde schöpfen, wenn wir nicht lernen, endlich anstatt elenden Parteiengezänks weltpolitisch zu denken, dann find alle die ungeheuren Opfer vergeblich. Umsonst dle Tausende ins Herz getroffen, umsonst die Tausende zu Krüp­peln verstümmelt, umsonst das herrliche Aufflehen unseres Volkes. Unsere helmkehrenden Helden müßten sich, um in anständige Gesellschaft zu kommen, zu ihren toten Kame­raden in die Grube legen.

Ich höre viel von einergroßen Zeit" reden; sie ist noch nicht da. sie kommt erst; wir sind in die Borschule zu riner großen Zeit kingekeien ; jetzt werden wir die Er­bärmlichkeit abflreifen lernen; es muß noch ein schlechtes, widerwärtiges, gemeines, auch jetzt während des Krieges seine schmutzigen Hände nach Geld ausstreckendes Deutsch­land durch die glühenden Eisen der Not und des Schmerzes weggeätzt werden; dann mag ein wahrhaftgroßer" Tag anbrechen, als Borbote des endlichen Sieges.

tz. St. Thamberlaln.