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Schwäb. Landwirt.

144 Donnerstag, den 24. Juni 1918

Erstiirmiig emer hchmMem Höhe in den Bxgesen.

Amtliche Bekanntmachungen s. 3. Seite.

Der amtliche Tagesbericht.

WTB. Großes Hauptquartier, 23. Juni.

Amtlich. (Tel.)

Westlicher Kriegsschauplatz:

Gestern nahmen wir die Festung Dünkirchen, sowie feindliche Trnppeuansammlnnge« bei den Ort­schaften Bergnes, Handschoote, Furnes und Cassel «nter Feuer.

Bei Givenchy, dicht nördlich des Kanals von La Baff«e und bei Neuville wurden Angriffe durch unser Arttlleriefeuer im Keime erstickt.

Südlich von Sonchez machten wir im Grabenkampfe gute Fortschritte. Auf den Maashöhe« setzten die Franzose» ihre Durchbrnchsversnche ohne den ge­ringsten Erfolg fort. Sämtliche Angriffe wurden unter erheblichen Verluste« für den Feind abgeschlagen. Bisher machten wir 28« unverwundete Franzose«, dar­unter 3 Offiziere, zu Gefangene« und erbeutete» 7 Maschinengewehre, sowie S« Minenwerfer.

Die Vorpostengefechte östlich von Luneville dauern »och au.

In den Vogesen erstürmte« wir die seit Monaten heißumstrittene, die Stellung beherrschende Höhe «81 bei Ban-de-Sapt. ISS Gefangene, s Ma­schinengewehre, 1 Mineuwerfer und anderes Ma­terial waren unsere Beate. Feindliche Wiedererobe- rnngsversuche blieben erfolglos.

Südlich von Neuville brachte eines unserer Kampf­flugzeuge einen feindliche« Flieger zum Absturz.

Die amtliche französische Meldung, daß sich belgische Truppen im Südwesten von St. Georges eines deutschen Schützengrabens bemächtigten, ist glatt erfunden.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Nichts neues.

Südöstlicher Kriegsschauplatz:

Lemberg ist gestern nachmittag durch österreichische Truppen i« Stur« genommen worden, daran an­schließend nachts die Szezerekstellnng zwischen dem Dnjestr bei Mikolajow und Lemberg.

Weiter nördlich ist in d!.r Verfolgung die Linie öst­lich von LembergZoltaueeTnrynka (nordöstlich von Tolkiew) erreicht.

Bei Rawaruska und westlich davon ist die Lage «nverändert. Am Tan-Weichsel-Winkel und links der oberen Weichsel beginnen die Russe» z« weiche«.

Oberste Heeresleitung.

Der Fall von Lemberg.

Nach der Wiedereroberung von Przemysl wußten wir, daß auch der Fall von Lemberg kommen mußte. In dem gigantischen Kriegsplan der Verbündeten, der mit einer weitausholende» Flügelvffenstve einsetzte, die im Nordosten weit ins Kurland reichte, bedeutet der Fall von Lemberg z. Z. das wichtigste Ereignis, das ausschlaggebend ins Gewicht fallen wird. Was deutsche und österreichisch-ungarische Truppen bisher geleistet haben, ist ein unerhörtes Heldm- tum, das die Kriegswissenschast bisher für kaum möglich gehalten hat.Die Schlacht geht weiter, und der Feind wird geschlagen!" sagte Friedrich der Große. So wird auch im Südosten der Kampf noch eine Zeit lang anvauern bis der Gegner den Fuß von Galiziens Erde setzt und «nter den gewaltigen Schlägen der Waffenbrüder zusammen- bricht.

Wir fügen den Tagesbericht, der dem Fall von Lem­berg voranging und bei uns verspätet eintraf, hier an:

Wie«, 22. Juni. (WTB.) Amtlich wird berichtet vom 22. Juni mittags:

Russischer Kriegsschauplatz.

D e Liinpfe «m Lender- ds«er» strt. Die russische Ber- tetdigungsstellung südlich der Stadt wurde gestern im Raume westlich Vsrsfe.d von unseren Truppen durchbrichen. Die Uebergänge über den tMrrtzdach an mehreren Stellen in die Hand genommen. Einzelne Befestigungsanlagen an der West- und A»rd«rjifr-«t von Lemberg sind nach heftigen Kämpfen, in denen sich die Wiener Landwehr besonders tapfer schlug, i« rmsere« Srßh. Ve«ischr Truppe« körnte« die Höhen westlich LMm» und schlugen alle Gegenangriffe der Russen unter schwersten Verlusten des Feindes zurück. Südlich des Nnjeßr» ist die allgemeine Situation unverändert. Auch gestern wiesen die Truppen der Armee Mittler, wo sie angegriffen wurden, die Russen unter großen Verlusten zurück. Am Taue« und in psle« hat sich an der Lage nichts geändert.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Bei Pia«« wurden wieder einige feindliche Angriffe abgewiesen. Ein italten. Flieger warf aus G»q erfolglos Bomben ab. An allen Fronten verschießt der Feind viel Geschützmunition, verhält sich aber sonst passiv.

Die Eroberer Lembergs.

DerLokalanz." schreibt: Es waren, wie aus der amtlichen Meldung ersichtlich ist, österreichisch-ungarische Truppen, denen der Ruhm gebührt, die Hauptstadt Gali­ziens nach schwerem Kampfe vom Feinde befreit zu haben. Unter ihnen ha! sich das Insanterie-Reat. Nr. 34, das den NamenWilhelm I. Deutscher Kaiser und König von Preußen" führt, besonders ausge­zeichnet. Es ist ein ungarisches Regiment und hat seinen Standort in Kaschau. Es ist ein altes ruhmreiches Regi­ment. (Seine Begründung datiert ums Jahr 1733). Und altbewährt sind auch seine Beziehungen zum Hohenzollem- Hause. Schon im Jahre 1841 ist Prinz Wilhelm von Preußen, der nachmalige Kaiser Wilhelm '., zum Regi­mentsinhader ernannt worden. Seit seinem Regierungsan- tritt ist Kaiser Wilhelm II. der Inhaber des Regiments, das seinen Namen aus immerwährende Zeit zu führen hat. Ein besonderer Ehrentag des Regiments ist der 3. Februar, an dem es im Jahre 1864 im dänischen Kriege den Kö­nigsberg erstürmte.

Wien, 23. Juni. (WTB.) Aus dem Kriegspresse- quartier wird gemeldet: Ein General der siegreichen 2. Armee gab die Eindrücke beim Einmarsch in das befreite Lemberg mit den folgenden Worten wieder: Der Si»f«> i« Lmbrr- war «>« hi«rnßt«drr Wsrischrr Größe. >er Jubel brr <r,ölkero«, war öiirrwölti>e«ö. Sa war ei» Srlrlmi«, las ßch ka,« beschreibe« laßt.

Die Russen aus der Flucht.

G.K.G. Köln, 23. Juni. DieKölnische Zeitung" meldet aus dem Krtegspressequartier: Die russische Ar­tillerie hat aufgehört zu feuern. Was in der Geschichte keines Krieges bisher erlebt war. ist hier zum erstenmale eingetreten. Sämtliche Geschützparks, die sonst die Aufgabe gehabt Hütten, den Rückzug zu decken, sind als wertloser Ballast in größter Eile in das Hinterland geschafft worden. S e haben die Rolle des zuerst abführen­den Trains übernommen. Seit einigen Tagen war deren Stellung unentwirrbar. Sie waren von ihren Truppen­korps abgedrängt. Die Truppen blieben ohne den wichtig, sten Nachschub. Nur so kann man begreifen, daß manche Gruppen von Gefangenen, halbtot vor Hunger, von den oorbeimarschierenden Siegern überrascht wurden. Man kann sich diese unheimliche Flucht, die an die oer- lorene Schlacht geknüpft worden ist. nur durch die völlige Ueberraschung der Führer erklären, die htflos zusehen muß- ten, wie sie ebenso gewaltsam von ihren Truppenkorps ab- gedrängt wurden. Die Truppen gingen in wildem Durch­einander zurück. Es ist nicht abzusehen, wenn ihnen eine gewaltsame Sammlung nicht gelingt, mit ihrer Niederlage enden werden.

Die russischen Zustände.

Die Herren des Bierverbandes sind weit davon ent­fernt, stegessicher zu srin. Jede Partei wirst den Bundes­brüdern heftig die Niederlagen, die sie erlitten, vor. Das Fiasko der berühmten russischen Dampfwalze sieht man in London und Paris für die Hauptgründe der schlechten Lage an, in Petersburg schmäht man die stockende Offensive der Franzosen, in Paris ist man von dem schwächlichen Ein­greifen der Engländer wenig erbaut. In Rom aber lärmt man über alles. Jetzt, da Lemberg wieder eingenommen ist, machen die Herren im Ausland ein langes Gesicht; das ist schließlich aufregend, schlimmer noch ist es, daß das russische Volk ausbegehrt. Mit den Vernichtungen deutschen Eigentums, das man dem Volk zur willkommenen Beute vorwarf, ist es nicht mehr getan. Schon schwankt der Boden ganz erheblich.

Die erste Folge des inneren Erdbebens war der Rück- tritt des russischen Ministers des Innern Maklakow, eine Säule der Kriegsparlei im Ministerium Gorewykin. Man hört jetzt, daß nebenbei auch große Skandale bei Kriegs­lieferungen den Minister gestürzt haben; es sollen ungeheure Veruntreuungen vorgekommen sein, die in der Duma be­sprochen werden sollten. Mit Maklakows Rücktritt, der übrigens sehr unpopulär wir, hofft man diele Veruntreu­ungen verschleiern zu können. Der nächste Minister, der ihm folgen wird, dürste Ruchlow sein, denn auch in seinem Ressort, dem E senbahnministerium, ist vieles faul und scheut das Helle Licht der Oeffentlichkeit. Auch er gehört zur Kriegspmtei. Ferner wird es immer wahrscheinlicher, daß der Generalissimus Nikolai Nikolajewitsch aus Urlaub geht, um sich dauernd der Ruhe hinzugeben. Nach den letzten Niederlagen in Galizien ist sein Stern sehr im Sinken, die einzige Aufgabe, die ihm bleibt, das zerrüttete Heer halb­wegs vollständig nach Rußland zurückzuführen, scheint ihn nicht sehr zu verlocken.

In den wissenden Kreisen in Rußland denkt wohl keine Seele mehr daran, die russischen Heere als Sieger in Berlin einziehen zu sehen. Eher denken sie an einen sieg- reichen Einzug der deutschen und österreichisch-ungarischen Armeen in Warschau. Und dieser Gedanke ist ihnen einigermaßen peinlich.

Wir sehen mit Kraft und Zuversicht der Entwicklung der Dinge entgegen. Wir sind uns unseres hohen Zieles bewußt, dem wir immer näher rücken. Dieser feste Mul und diese sichere Entschlossenheit, sie sind es ja, die unsere Gegner so sehr fürchten, denn sie wisse,», daß sie allein schon uns weit über ihre Uneinigkeit erheben.

«

Aus Kopenhagen, 22. Juni, wird derBerliner Morgen­post" berichtet: PetrogradskajaGazeta" teilte mit, daß General Ruski, der allgemein als Nachfolger des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch gilt, nach Petersburg gekommen ist und sofort zum Zaren nach Zarskojeselo berufen wurde.

Aus Petersburg wird derBossischen Ztg." gemeldet, daß aus Befehl des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch nur Staatsbeamte und Personen, die zur Armeeverwaltung ge­hören, in Warschau bleiben dürfen. Infolgedessen müß­ten über 100000 Zivilisten binnen 24 Stunden die Stadt verlassen.

Aus Wien meldet dieTägliche Rundschau": Wie die Reichspost" aus Kopenhagen berichtet, hat es bei den am 11. Juni in Reval ausgebrochenen revolutionären Straßenunruhen gegen den Krieg 15 Tote und über 60 Verwundete gegeben.

Eine Teeschlacht in der Ostsee?

Basel, 22. Juni. Laut Lok.-Anz. gibt nach den Bas. Nachr. der russische Morinestab die Verluste einer bis jetzt nicht erwähnten Seeschlacht in der Ostsee bekannt. Die Russen haben danach dort 11 Offiziere und 356 Mann an Toten, 3 Offiziere und 309 Mann an Verwundeten verloren.

Die Verluste der englischen Handelsmarine.

London, 22. Juni. (WTB.) Die Admiralität hat ein Communique ausgegeben, nach dem seit Kriegsbeginn die Verluste der britischen Handelsmarine 145 Schiffe mit einer Gesamttonnage vou 524080 Tonnen und 118 Fischer­fahrzeuge mit einer Gefamttonnage von 19924 Tonnen be-