Die Beute in Galizien seit 1. Zum.
Wien, 16. Juni. (WTB. Tel.) Laut amtlichem Bericht beträgt die Beute in Galizien vom 1. bis 15. Juni 168 Offiziere, ISS 366 Mann, 53 Geschütze, 187
Maschinengewehre. (Der ausführliche Bericht siehe 4. Seite.)
Die Kämpfe der Verbündeten find, wie dem „Berl. Lok.-Anz." aus dem Krtegsprefsequartter berichtet wird, in ihr drittes Stadium eingetrelen. Der Durchbruchsschlacht cm Dunajec folgte die Schlacht am San. verbunden mit dem Fall Przemyrls. Als Krone könnte sich jetzt die Einnahme Lembergs anschlietzen. Noch sei mit dem üblichen Widerstand der Russen zu rechnen. Der Feind werde sich aber der Wirkung der groß angelegten Offensive der Verbündeten nicht entziehen können, und es sei zu hoffen, daß dadurch ein Wendepunkt im europäischen Krieg hrrbeigesührt wird.
England mit Amerika verbündet?
Eiem hoch aktuellen und sehr wertvollen Aussatz von Paul Rohrbach (in der „Hilfe" vom 10 Juni) entnehmen wir nachstehende Ausführungen:
Im Jahre 1913 ist ein Buch des Professors der Geschichte an der Washingtoner Universität, Roland G. Usher, erschienen: „Pangermanismus." Usher bemerkt darin, wohlverstanden über ein Jahr vor dem Ausbruch des Krieges. daß die amerikanische Politik durch ein geheimes Abkommen gegen Deutschland Stellung genommen habe. Er sagt, im Jahre 1897 sei eine geheime Verständigung der Bereinigten Staaten mit England, Frankreich und Rußland erfolgt, des Inhalts, daß die Union im Falle eines „von Deutschland heroorgerufenen" Krieges ihr Bestes tun solle, um ihren drei Verbündeten zu helfen («oulä äo its dost to ossist its tdrov aUiss). Weiter heißt es, England besitze „drei ungeheuer mächtige Verbündete", nämlich Frankreich. Rußland und die Bereinigten Staaten. Die interessanteste Bemerkung Ushers schließlich ist die, den Bereinigten Staaten sei der Bau des Panamakanals von England und Frankreich „nicht früher gestattet worden, als bis ditse von den Gefahren des Pangermanismus überzeugt waren".
Was die Verständigung von 1897 betrifft, so ist es wohl klar, daß sie an das aufgeregte Mißtrauen Englands gegenüber der deutschen Politik wegen des kurz oorherge- gangenen Krüger-Telegramms des Kaisers anknüpft. Daß England damals eine Anlehnung an die Bereinigten Staaten erstrebt hat. ist ohne weiteres glaubhaft. Auch was den Bau des Panamakanals betrifft, ist es nicht ganz ausgeschlossen, daß die Haltung der französischen wie der englischen Politik (die Franzosen waren ja die ursprünglichen Unternehmer des Kanals) durch die Erwägung milbestimmt worden ist, es würde für den Fall des Krieges mit Deutschland von Vorteil sein, wenn die Bereinigten Staaten durch den Kanal, und zwar durch den ausschließlich von ihnen beherrschten und wirksam befestigten Kanal, gegen die Gefahr des japanischen Angriffs gedeckt seien. Nur wenn das der Fall war, konnten die Amerikaner Unterstützung gegen Deutschland in Aufsicht stellen.
Wohl möglich also, daß eine allgemeine Verständigung zwischen Amerika und England mit der Spitze gegen Deutschland schon aus die Zeit unmittelbar vor dem Burenkriege und aus die Anfänge der amerikanischen Kanalpläne zurückgeht. Auch während des Burenkrieges erregte es bei billig Denkenden innerhalb wie außerhalb Amerikas Anstoß, daß die Amerikaner dem mächtigen England gegen die ohnehin bedrängten südafrikanischen Freistaaten alle Munition lieferten, die es brauchte. Es gab Proteste, aber die Antwort lautete damals wie heute: Wir sind neutral, auch die Buren können sich bei uns Kausen was sie wollen! Damals äußerte Josef Thamberlain, der englische Kclonialminister und Anstifter des südafrikanischen Krieges, öffentlich, mit den Bereinigt:» Staaten bestehe „eine Verständigung, ein Vertrag, we^'r Sie so wollen (an agrosmvnt, an nnctorstLnäing, n^owpaet, ik 7011 plosso)". Aus der amerikanischen Seite schwieg man bezeichnenderweise still, was doch kaum anders zu deuten war, als daß die maßgebenden Kreise nichts gegen die Mitteilungen des englischen Ministers zu erinnern hatten.
Daß zwischen der englischen und amerikanischen Re- gierung politische Abmachungen für den Fall bestanden, daß England in einen europäischen Krieg (selbstverständlich gegen Deutschland) veiwickelt werden sollte, mußte auch aus der seinerzeit lebhaft besprochenen Rede eines amerikanischen Seeoffiziers, Commander Sims in der Tuild Hall in London im November 1910 gefolgt werden. Damals befand sich eine staike amerikanische Flottenabtetlung zum Besuch ,n Europa, aber ausschließlich in englischen und französischen Häsen. Es fanden lebhafte Berblüderungssestlichkeiten statt, namentlich auf englischem Boden. Sims, der als eine der führenden Persönlichkeiten in der Entwicklung der amerika- Nischen Marine bekannt ist, ein Mann von bedeutender see- wissenschaftlicher Bildung und nicht zu verwechseln mit Leuten vom Schlage des Admirals Dewey und Genoffen, sagte bei dem Guild Hall-Bankett: Wenn England einen Kamps zu bestehen haben sollte, so würde ihm dafür der letzte Mann, der letzte Dollar und der letzte Blutstropfen Amerikas zur Verfügung gestellt «erden! In derselben Tonart war die Antwort von der englischen Seite gehalten:
es werde in der Tat klug und gut von den Amerikanem gehandelt seien, wenn sie den Baum stützten, aus deffen Wurzeln auch sie erwachsen seien.
Die Umstände, unter denen dieser Zwischenfall sich ab- spielte. waren so auffallend und trugen so unzweideutig den Charakter einer an Deutschlands Adresse gerichteten Drohung, daß unsererseits eine Beschwerde erfolgen mußte. Daraufhin entschloß man sich in Amerika, die Simssche Rede offiziell abzumildern und ihr eine harmlose Deutung zu geben. Vergegenwärtigen wir uns aber heute diese ganze Reihe auffallender Tatsachen, so muß man vielleicht denen recht geben, die der Meinung sind, daß jetzt erst dte folgende Britsstelle in Biyans Schreiben an den Grafen Bernstorff vom 22. April 1915 ihre volle Aufklärung finde: „daß die Beziehungen zweier Regierungen mit einer anderen begreiflicherweise nicht zum Gegenstand einer Erörterung mit einer dritten Regierung gemacht werden könnten, die ihrerseits über die vorliegenden Tatsachen nicht völlig unterrichtet fein könne und die auch keine volle Kenntnis Habs von den Beweggründen für die eingeschlagene Richtung."
Wir dürfen uns doch, wenn wir ehrlich gegen uns selbst und gegen die Dinge sein wollen, nicht darüber täuschen, daß die gegenwärtige Politik Amerikas sich in ihrer Wirkung nur wenig von dem unterscheidet, was wir zu gewärtigen hätten, wenn zwischen der Regierung den Bereinigten Staaten einerseits, und der englischen, französischen und russischen andererseits ein offizielles KriegsSSrrdni« gegen uns abgeschloffen wäre. Die Amerikaner könnte« anch in einem solche« Aalle Leine Kriegsschiffe 1« die «nropkische« Hervtffer schicken, denn sie würden ihre Flotte zur Sicherung gegen Japan brauchen. KSevsowenig vranchte damit gerechnet z« «erde«, daß ne«nens«er1e amerika». Streitkrkft« in Isländer« oder der Champagne erschienen, denn die amerikan. Armee reicht kaum für den notwend gsten Bedarf in Amerika selbst, auf den Philippinen und in den übrigen Besitzungen aus; daß sich in den Staaten ein großes Feld zur Anwerbung von Freiwilligen für den Krieg in Europa finden würde, ist ausgeschlossen. Die Union hat ja nicht einmal Wirkliche« Krieg an Merkko z» erkläre« gewagt, «eil ihre Urmeever- häktnisse z« Lande ganz im arge« liege». Was also »och Svrig Klieve, «Lre die Beschlagnahme de» dent- sche« Schiffsrigentnms in Amerika — ei» ««angenehmer Uerlnff, aver nicht geeignet, «m ans die Entscheidung des Weltkrieges einjnwirke». Umgekehrt wäre vielmehr zu erwarten, daß die amerikan. Regierung durch eine offene statt durch die gegenwärtige, versteckte, praktisch allerdings ebenso tätige Kriegführung gegen Deutschland sehr starke innere Schwierigkeiten bekäme. Zwar könnte keine Rede davon sein, daß die Deutsch-Amerikaner ihrem politischen Baterlande untreu würden. Alles, was in dieser Beziehung gesagt worden ist, war entweder bewußte bösartige Verdächtigung oder unverantwortliche und taktlose Unbesonnenheit. Dte Deutsch-Amerikaner, soweit sie Bürger der Bereinigten Staaten geworden sind, sind sich vom ersten bis zum letzten Mann der Pflicht unbedingter politischer Loyalität gegen das Land bewußt, dem sie Bürgertreue schulden. Etwas anderes ist es natürlich mit der inner- politischen Abrechnung, die der gegenwärtigen Parteiherr- schaft bei den nächsten Wahlen beoorsteht. Die größere und höchst direkte Unannehmlichkeiten müßte man aber in Amerika im Kriegsfall von den amerikan. Iren besorgen, die bei ihrem scharfen Haß gegen England sich schwerlich vor Gewaltsamkeiten scheuen würden.
Im ganzen genommen ist es also in der Tat wahrscheinlich. daß wir einem geheim« <»»d«i« der ««rriktmffcht» Xr,ier»»z »it -«glaub ««b de« übrige« <»te»trgr«»Isk« gegenüberstehen. In welche politisch-diplomatischen Formen es sich kleidet, ist natürlich ungewiß, aber da die Wirkung vor aller Augen liegt, so kommt nicht viel darauf an.
Die Stimmung in Amerika.
Dr. Meyer-Gerhard äußerte sich bei seinem Aufenthalt in Kristiansand einem Vertreter der Franks. Ztg. gegenüber dahin, daß eine kriegerische Stimmung in Amerika in Wirk- lichke t nicht existiere. Der Konflikt zwischen Wilson und Bryan sei älteren Datums und rühre nicht aus der „Luft- tanta"-Affäre her. Die Spannung zwischen Beiden müsse als eine innere Angelegenheit der Bereinigten Staaten auf- gefaßt werden. In Amerika henscht absoluter Wille zum Frieden. Die Stimmung unter den Deutsch-Amerikanern sei prachtvoll und ihre Liebe zum Mutterlands stark.
Der Krieg zur See.
Die Wirkung der deutschen Bergeltungs- maßregeln.
Berlin, 15. Juni. (WTB.) Nach einer Mitteilung des hiesigen amerikanischen Botschafters hat die großbritannische Regierung dem amerikanischen Bo-schafter in London erklärt, daß di« geretteten Besatzungen der deutschen Unterseeboote 8 , 12 und 14 in die allgemeinen Kriegsgefangenenlager über- geführt und dort genau dte gleiche Behandlung wie die anderen Kriegsgefangenen erfahren sollen. Hierauf hat die deutsche Regierung unverzüglich ungeordnet, daß diejenigen britischen Offiziere, die -ur Vergeltung für die bisherige Behandlung der drmschen Unterseebootsbesatzungen in Osfiziersgefange- nenlagern gebracht worden waren, alsbald in die Kriegsgefangenenlager zurückgeführt und daselbst wieder in der gleichen Weise wie die übrigen Kriegsgefangenen Offiziere behandelt werden sollen.
Die Opfer der U-Boote.
Odense, 15. Juni. (WTB.) Der Dampfer Hengest ist hier angekommen mit dem Kopitcjn, dem Steuermann und fünf Mann von dem Schoner Salvador, der am 2 . Juni von einem deutschen Unterseeboot in der Nordsee in Brand gesteckt wurde.
London, 15. Juni (WTB. Reuter.) Der Dampfer „Argyll", aus Hüll nach London mit Fischen unterwegs, wurde in der Nordsee versenkt. 4 Mann der Besatzung und die Leiche des Kapiräns wurden in Harwich gelandet.
Aus Rotterdam wird dem „Berl. Tagebl." gemeldet: Der englische Petroleumdampser „Desabia" wurde beim Firth os Tay an der Küste Schottlands von einem U-Boot versenkt.
London, 15. Juni. (WTB.) Dte Fischereidampfer King James und James Leyman find durch ein deutsches Unterseeboot zerstört worden.
London, 15. Juni. (WTB.) Das Reutersche Bureau meldet: Bei der Versenkung des Hopemount schoß das Unterseeboot dreimal auf die Kommandobrücke. Dabei wurde der Kapitän und 4 Mann verwundet. 3 von ihnen wurden so schwer verletzt, daß sie gleich nach ihrer Landung ins Hospital gebracht werden mußten. Darauf wurde ge- stattet, die Boote herabzulassen. Dasselbe Unterseeboot näherte sich einem Schiffe ohne Flagge, dem französischen Schooner Diamant, von hinten, gab der Mannschaft 4 Minuten Zeit und schoß hierauf 4 Granaten aus das Schiff ab, die es zum Sinken brachten.
Wie feige U 14 vernichtet wurde.
Nach der „Boss. Ztg." melden holländische Blätter aus Haag: In Verbindung mit dem Bericht des deutschen Admiralstads über den Verlust von „U 14" habe die Mannschaft des Loggers „Sch. 347" erklärt, sie habe anfangs Juni ein einem Gefecht zwischen 5 bewaffneten englischen Trawlern und einem deutschen Unterseeboot beigewohnt. Sie gab aber als Nummer des Tauchbootes „U 10" an.
Deutsche Unterseeboote im Golf von Biseaia.
Genf, 15. Juni. (Prio.-Iel.) Dem „Journal" zufolge sind im Golf von Biseaia feindliche Unterseeboote gesichtet worden. Die Abfahrt aller aus dem Hasen Bordeaux ausfahrenden französischen Handelsdampfer, deren Abgangszeiten zwischen dem 10. und 20. Juni liegen, wurde verschoben.
Die geheimnisvolle« Brände.
Reuter meldet einem Londoner Telegramm der Franks. Ztg. vom 14. Juni zusolge: Gestern sind eine Reihe von Bränden ausgebrochen, deren Ursache nicht zu entdecken war, und zwar in den Dtktoriadocks in London, in einem Baumwollagerhaus zu Botle bei Liverpool und in den Gebäuden der Aniltngesellschast in Manchester. (Wie wir bereits berichteten, dauern diese Brände vor allen Dingen in der Gegend von Manchester, wo die Baumwollarbeiter sehr erregt find, schon seit einigen Monaten an. ohne daß die Brandstifter entdeckt werden konnten. D. B.)
London, 15. Juni. (WTB.) Gestern abend brach in dem Londoner Hafen Feuer aus. Etwa 50 Tonnen Kopra wurden zerstört. Das Feuer sprang auf einige Leichterschiffe mit Holzladung über.
Die Dardanellenkämpfe.
Konftautinopel, 15. Juni. (WTB.) Das Große Hauptquartier tr ll mit: An der Dardanellenfront Hai am Morgen des 13. Juni unsere gegenüber von Ari Burnu ausgestellte Artillerie die Stellungen zerstört, die der Feind jüngst für seine Bombenwerser errichtet hatte, sowie seine Stellungen für Maschinengewehre. Du.ch dieses wirksame Fe-rec unserer Artillerie brach hinter den feindlichen Schützengräben ein Brand au«, der eine halbe Stunde dauerte. In der Nacht vom 13. zum 14. Juni drang eine unserer kleinen Erkundungsabteilungen in die feindlichen Schützengräben von Seddul-Bahr cin und erbeutete ein Maschinengewehr mit alle« Zubehör, 15 Gewehre mit Bajonett und äne Menge Patronen.
Gestern überflog einer unserer Flieger mit Erfolg dte Inseln Imbros und Lemnos und warf Bomben auf ein feindliches Lager aus Lemnos. Unsere Küstenbat- terien beschossen gestern die feindlichen Artilleriestellungen bei Seddul Bahr sowie die Lager und die Transportschiffe des Feindes. Der Feind, der fast täglich dem wirksamen Feuer ausgesetzt ist, ließ gestern einen Flieger über sie aussteigen, der 7 Bomben abwarf, ohne irgend eine« Erfolg zu erzielen. Bon den anderen Schauplätzen liegen keine neuen Nachrichten vor.
Der Krieg in den Kolonien.
London, 15. Juni. (WTB. Reuter.) Der General- gouoerneur von Nigeria berichtet, daß die Stadt Garita sich am 11. Juni einer englisch-französischen Truppenmacht ergeben habe.
Berlin, 15. Juni. (WTB.) Aus Deutsch-Ostasrika wird amtlich gemeldet: Am 2 . März wurden in einem Gefecht am Berge E^ok (nvrdwestlich des Kilimandscharo) den Engländern 7 Reittiere ebgenommen. Ein Engländer wurde gefangen. Bei Unternehmungen aus dem Tanganjikasee gerieten ein englischer und ein belgischer Offizier in Gesangenschast. Ein Maschinengewehr und anderes Material wurden erbeutet. Am 9. März hatte östlich Schiratt am Viktoriasee eine Abteilung der Schutztruppen unter Führung des Hauptmanns