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Amts- und Anzeigeblalt für den Bezirk Lalw.

. Jahrgang.

Erscheint Di-n S ta g , Donnerstag und Samstag. Di- Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung s Pfg. di- Zeile, sonst 12 Pfg.

Donnerslag, den 14. August 1890.

Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt DO Pfg. und- A) Pfg. Trägerlohn, durch d^e Post bezogen Ml. 1. 1b, sonst in ganz Württemberg Mk. t. 35.

Deutsches Reich.

Kaiserempfang auf Helgoland. Zum Empfang des Kaisers am Sonntag waren die Land­ungsbrücke und die vom Kaiser zu passierenden Straßen mit Flaggen, Guirlanden und Fähnchen reizend ge­schmückt, auch die anderen Straßen hübsch dekoriert. Am Eingang und Ausgang der Landungsbrücke hing ein riesiges Willkommplakat: ^Helgoland grüßt Dich, Kaiser!" Links von der Brücke war eine Tribüne aufgeschlagen. Samstag abend 8 Uhr war das Ge­schwader eingetroffen. Sonntag früh fand die Aus­schiffung der Marineinfanterie und des Seebataillons statt. Schon vor 9 Uhr begann die Aufstellung. Auf der Landungsbrücke waren 20 Helgoländerinnen in Nationaltracht postiert, dann kamen Schulkinder mit Blumen und Fähnchen Spalier bildend, weiter vorn das Seebataillon. Im Halbkreis um die Süd­seite der Insel lagen 8 Panzerschiffe,Deutschland", Preußen",Bayern",Baden",Württemberg", Friedrich der Große,"Oldenburg" undKaiser," Pas SchulschiffMars" und die Torpedoflotte. Um 10 Uhr 10 Min. verkünden Salutschüsse aller Panzer­schiffe die Ankunft des Kaisers, um 10 Uhr 20 Min. bog dieHohenzollern", gefolgt von derIrene" um die Südspitze. Alsdann folgte die Abnahme der Schiffsparade und die Fahrt um die Insel. Um 11 Uhr stieg der Kaiser an Land. Das See- batarllon präsentierte, der Kaiser schritt über die Landungsbrücke und nahm ein prachtvolles, die Insel darstellendes Blumenkissen aus den Händen der Hel­goländerinnen entgegen. Darauf-begab er sich sofort ^ nach dem Oberland. Beim Leuchtturm hatte das Mili­tär ein Viereck formiert, umgeben von einer tausend­köpfigen Menge. Nach Ankunft des Kaisers begann der Gottesdienst. Die Musik intonierte:Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren," Marine­oberpfarrer Langheld hob die Bedeutung des Tages als eines friedlichen Sieges hervor, dann sang man

Nun danket Alle Gott!" Minister v. Bötticher verlas eine Proklamation des Kaisers an die Helgoländer. Sie weist auf den Vertrag hin und betont, daß Helgoland auf friedlichem Wege zurück­kehre zu Deutschland, mit dem es sprachlich und stammlich verbunden sei. Diese Verbindung sei Dank dem Wohlwollen Englands nicht gelockert worden. Der Kaiser vertraue, indem er schon jetzt, vorbehalt­lich gesetzlicher Regelung, Besitz ergreife, auf die un­verbrüchliche Treue der Helgoländer. Er werde ihre Rechte schützen und ihre heimischen Gesetze fortbe- stehen lassen.Mit Genugthuung nehme ich Helgoland in den Kranz deutscher Inseln auf; möge die Rück­kehr zum Vaterland Helgoland zum Segen gereichen." Der Kaiser sprach darauf selbst; nach einem Hin­weis auf die Einigung Deutschlands durch Krieg sagte er, dieses friedlich erworbene Eiland solle ein Boll­werk für die See werden, ein Hort gegen jeden Feind, dem es einfallen sollte, in der Nordsee zu erscheinen. Ich grüß? Dich, Helgoland, und ergreife hiermit Besitz von Dir, Ich Wilhelm II., Kaiser und König von Preußen. Heil Dir!" Der Kaiser befahl da­rauf die Flaggenhissung, worauf das Reichsbanner und die Kaiserstandarte emporstiegen. Das Militär präsentierte, die Musik spielteHeil dir im Sieger­kranz", Kanonendonner ertönte und die Menge brach in brausende Hochrufe aus. Hierauf folgte der Parade­marsch, danach die Uebergabe einer Adresse der Ein­wohner. Der Kaiser reiste um 3^ Uhr nach Wrl- helmshafen ab.

Wilhelmshafen, 11. Aug. Der Kaiser traf gestern abend 8 Uhr im neuen Hafen ein, ging 9^/4 Uhr ans Land und fuhr dann mit einem Dampf­boot nach der Werft, ivo er den Extrazug nach Ber­lin bestieg.

Berlin 11. Aug. In unterrichteten Kreisen verlautet, daß bereits im nächsten Reichshaushaltsplan erhebliche Summen für die Befestigung von Hel­

goland ausgeworfen werden sollen. Mit den er- forderlichen Arbeiten soll so schnell als möglich vor­angegangen werden.

Berlin, 12. Aug. Wie verlautet, wird der Kaiser am 14. ds. mittags nach Rußland abreisen. Bei der Herb st parade des Gardekorps ritt der Kaiser die Fronten ab, gefolgt von der Kaiserin und der Prinzessin Friedrich Leopold zu Wagen, sowie einer glänzenden Suite. Sodann erfolgte zweimaliger Vorbeimarsch der Truppen, wobei der Kaiser die Lerb- gardehusaren und dann das 1. Garderegiment zu Fuß vorführte. Beim Ende der Parade trat Regen ein. Beide Lehrbataillone der Feld- und der Fußartillerie erschienen zum ersten Male mit den neuen Uniformen und den Gardeaufschlägen. Der Kaiser ritt nach dem Schloß an der Spitze der Fahnenkompagnie zurück, überall begeistert begrüßt.

Ausland.

In einem Aufsatze derTimes" über die Abtretung Helgolands an Deutschland kommt das genannte Blatt zu folgendem Schluffe:Die Natur hat diesen Felsen etwa 40 Meilen von der Mündung der Elbe hingestellt, und das besagt, daß dessen Ein­wohner mit dem deutschen Vaterlande vereinigt sein sollen. Die Helgoländer leben die eine Hälfte des Jahres von den deutschen Badegästen und die andere von den Fischen, welche sie in deutschen Gewässern fangen. Unser Beruf war es nicht, einen Hafen an­zulegen, Dämme in die See zu bauen und die Insel zu befestigen. Preußen hat schon versprochen, viel für die Wohlfahrt Helgolands zu thun, und es hat starke Beweggründe, sein Versprechen zu halten. Heute verschwindet das letzte Zeichen englischer Herrschaft. Eines möchten wir bestehen zu bleiben wünschen, die Erinnerung an unsere Regierung, die nicht nur ge­duldet, sondern beliebt war. Üeber die erfreuliche Zukunft Helgolands hegen wir keine Zweifel."

Jeuilleton.

Das Gotenschiff. -----

Bericht über eure Kreuz- und Ouerfahrt auf jenen:Der fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar

von W. ßlark Hlussell.

(Fortsetzung.)

Diese plötzliche Verwandlung Vanderdeckens glich einer heftigen Starrsucht, und der schnelle Uebergang eines intelligenten, wenn auch leichenhast aussehenden Mannes, der eben noch in herzlichen Worten von seinem Heim gesprochen, in eine stumme, versteinerte Figur, deren funkelnde Augen nur ein Element des Schreckens mehr hinzufügten, entsetzte mich derart, daß mir der Angstschweiß die Haut durch­drang. Es war mir rein unmöglich, auch nur einen einzigen Grund für seinen seltsamen Zustand aufzufinden. Es schien mir, als wenn der Tod, der seinem Fleisch und Gebern sein unverkennbares Siegel aufgedrückt, plötzlich seine Macht geltend machen wollte, bis das wiederauflebende, übernatürliche Element, das ihm innewohnte abermals die Oberhand gewann.

Das waren keine heiteren Gedanken! Aber sie paßten zu der Wirklichkeit, die mich umgab. Niemals wurden mir all die Schrecken dieses Fluches anschaulicher vor Augen geführt als jetzt, wo ich meine Blicke vor der Figur an meiner Seite, die trotz der marmorhaften Versteinerung und des im Auge glühenden, unheimlichen Feuers einen majestätischen Anblick bot, auf das sich abquälende, altersgraue Fahr­zeug wandte, wie es seinen gabelförmig gespaltenen Bugspriet emporbäumte, seine altertümlichen, geflickten, schmutzigen, in ihren Tocks kreischenden Segel im heulenden Winde flattern ließ, wie es, von Sturzseen überwaschen, die wie Schneestürme über das Vorderdeck brausten, mit dem Wind zugewandter Breitseite heftig auf- und ab­

schwankte und mit teufl-scher Hartnäckigkeit denselben Pfad entlang getrieben wurde, auf dem es schon so ost gesegelt! Man stelle sich solch ein Leben als nimmst endend vor! O du barmherziger Gott! Würde uns nicht schon ein Jahr eines solchen Kampfes wahnsinnig machen? Ja, ich erkannte es jetzt als einen Zug der Barm­herzigkeit, daß in diesen bedauernswerten Unglücklichen jedes Verständnis für Zeit und Ewigkeit erstorben war, daß ihre Strafe zwar in einer beständigen Täuschung ihrer Hoffnung bestand, diese aber nicht lange genug in ihrer Erinnerung hastete, um ihnen die verzweifelnden Herzen zu brechen. Doch jetzt gab es zwei Personen an Bord dieses Totenschiffes, denen diese Linderung und Tröstung, wie sie der dem Fluche verfallenen Besatzung gewährt war, nicht zu Teil werden würde, und denen, wenn ihnen die Flucht nußlang, ein nock fürchterlicheres Loos als das der hol­ländischen Seeleute beoorstand; es sei denn, daß sie mit eigener Hand ihr Leben endeten, wie es Kapitän Skevington gethan. Und eine geraume Zeit brütete ich über nichts als Plänen zur Befreiung Fräulein Dudley's und meiner selbst, denn das Eine stand fest in mir: Nimmer wollte ich das Schiff verlassen, ohne Jmogene mit mir zu nehmen.

Zwanzigstes Kapitel.

Hin« Unterhaltung mit der Schiffsmannschaft.

Es war nichts in Sicht. Und dies war leicht begreiflich, denn bei einem solchen Orkan hätte sich uns ein Schiff wenigstens bis auf eine Meile nähen: müssen, ehe es für uns überhaupt bemerkbar geworden. Da Vorderdecken mich weder an­blickte noch ansprach, befürchtete ich. er möchte es übel nehmen, wenn ich noch länger an seiner Seite verweilte, denn konnte ich mir das Abwenden seiner Aufmerksamkeit anders deuten, als einen Wink, mich zu entfernen? So ging ich denn nach hinten; der zweite Maat würdigte mich absolut keiner Beachtung, als wenn ich für ihn unsichtbare Lust wäre, während der Maat am Ruder, nachdem seine kleinen, glasigen, mit Adern gefleckten Augen für einen kurzen Moment auf mir geruht hatten, seine Aufmerksamkeit wieder auf die See jenseits des BugS richtete und sein Gesicht