Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn» und Festtage.

Preis vtertetMrlich hier mit Lrägerlohu !.L5 ^k, im Bezirk», nnd 18 Xrv.-Verdehr 1.46 im Sbrigen Württemberg 1.50 -4k. Monars-Wonnements nach Derhältnis.

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Fernsprecher Nr. 29.

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89. Jahrgang.

Menstag, dm 13. April

Posticheckkonto Nr. S11S Stuttgart

Anzeigen-Gebithr für die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Rau n bei einmal Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Somrtagsblati und

Schwöb. Landwirt.

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Gmstiger Ssrtgllilg -er Mm-Msel-KöWfe.

Amtliches

Agk. KbercrrrrL Wagokd.

Dis Herren Ortsvorsteher werden ersucht, am nächsten Mittwoch, de» 14. d. M., nachm. 2 Uhr im BezirksratSsaal zu einer Besprechung über die Regelung des Verkehrs mit Brot und Mehl und weitere Fragen zu erscheinen.

Den 12. April 1915. Kommerell.

Bekanntmachung»

de r. de« Verkehr mit Brotgetreide und Mehl.

Gemäß der Bundesratsverordnung vom 25. Jan. 1915 und der Verfügung der Kgl. Zentralstelle sür G. werbe und Handel vom 26 Febr. 1915 betr. Regelung des Verkehrs mit Mehl und Brot werden mit Zustimmung der Bezirks, rate und des t> sonderen Brstaüsschuffes folgende Beftim- «ungen getroffen:

1.) Die Versorgung der Bäcker und Klein Verkäufer mit Mehl erfoigt bis auf Weiteres durch die Amtsköperschaft. Zu diesem Zweck läßt dieselbe in den Gemeinden des Be­zirks die nötigen Mengen Getreide zu den jeweiligen gütigen Höchstpreisen bei normaler Beschaffenheit desselben auskaufen.

Zur Zeit werden bezahlt:

für einen Zentner Weizen 14 30 ^

Roggen 12 ^ 30 4

.. .. Di«kel 10 4

2) Das aufgekaufte Getreide wird dem Mühlebesitzer

Silber in Altenste g bezw. durch Vermittlung desselben einer Mühle des Bezirks zu« Mahlen auf Rechnung der Amlskö perschast übertragen. Ais Mahllohn ist 1 ^ 20 ^ für sen Zentner Getreide festgesetzt, wobei dem Müller der Sormer verbleibt. Don der gewonnenen Kleie wird der G metnde. aus welcher das Getreide stammt, auf Ansuchen «in bestimmter Anteil zu dem jeweils gütigen Höchstpreis, z. Zt 6 50 H sür den Zentner, überlassen.

3) Sämtliche von den Anweisungsstellen (Ortsoorsteher) gemäß § 31 der Be s igang der Zentralstelle ausgestellten Anweisungen auf Mehl, sind dem Oberamt zur Prüfung vorzulegen. Da Mehl künftig nur gegen vorherige Bar- zahiung abgegeben werden darf, wird der betr. Bäcker oder Händler vom Oderamt veranlaßt, den Betrag hierfür an die Oberamispflege einzubezahlen, bezw. d»n Nachweis der Bezahlung bei der betr. Mühle nachzuweisen, worauf vom Oberamt bezw. der Oberamtspflege die Weitergabe ber An­weisung an die M hlabgabestelle (Mühle) erfolgt.

4) Der Meklpreis ist bis auf Weiteres wie folgt festge setzt:

Wer ist Sir Edward Grey?

DieKöln. Ztg." antwortet auf diese Frage: Sir Edward Grry bezaubert seine Landsleute vor allem dadurch, daß er so voll Stockrngländer ist, mehr als feine andern Kollegen. Er ist es wegen feiner unerg Südlichen Umviffen- heit über alle Dinge jenseits des englischen Kanals, und dann wegen seiner bedeutenden Leistungen im Tenniespiel und im Fisch m. Auf Grund der elfteren Eigenschaft machte ihn das Kabinett A. q i!1h zum Auslandsmtnister, auf Grund ber letzteren finden sich sein Name und sein Bild in Spotts- und Angler-Bliiitern. Das Angeln ist sicher für die Re- genten eines Weltreiches eine geistfördernde und anregende Beschäftigung, und Sir Edward Grey muß doch ab und zu ausspannen. Auf diesem Gebiete liegen auch feine gei­stigen Leistungen. Gladftone, auch ber nicht sehr ideenreiche, aber weltkundige Lord Rosebery hatten ihre eigene Ge- dankenwelt; ihre Reden, manchmal auch ihre Bücher waren Taten. Lord Rvseberys Buch über Nopolevn ist. auch literarisch genommen, nicht schlecht. Sir Edward G ey »ffenbvrt sich uns als vollkommener Angler und hat die Welt mit einem Buche beglückt, worin er den Ersatz be» lebendigen Köders be>« Angeln durch den künstlichen be» fürwo tet. Auch die Laufbahn des Anglers ist aber nicht ohne Enttäuschungen; als Str Edward Grey außer seiner famosen Entente noch sechs bi» sieben andere Festland- Mächte gegen Deutschland zusammentrommeln wollte, glückte es weder mit dem natürlichen Köder noch mit dem künst-

für einen Zentner Weizenauszugsmehl 25

., Weizenmehl (Kriegsmehl) 21

Roggenmehl 20 *6.

Die Preise gelten sür die Lieferung ab Mühle ohne Säcke.

Die Säcke sind von den Abholenden mitzubringen.

Im Klein verknus betragen die Mehlpreise:

für ein Pfund Weizenauszugsm-Hl 30 4

.. Weizenmehl (Kriegemehl) 25 4

.. .. ,. Roggenmehl 23 4

5.) Die Säcke sür da« Getreide werden von den Mühlen gegen eine Leihgebühr von 5 Pfennig sür den Sack im Monat geliefert, wobei die über einen Monat übelschießende Zah! von Tagen als ein voller Monat be­rechnet werden.

6 ) Bei Abholung der Kleie aus den Mühlen find gleichfalls die Säcke mitzubringen.

7. ) Sollte die adgebende Mühle sich mit der Abgabe der Säcke an die Abholenden einverstanden erklären, ist sür einen Mehlsack 80 sür einen Kletensack 50 ^ zu b zahlen; diese Beträge werden bei Abgabe der Säcke in brauchbarem Zustand wieder ersetzt werden.

8. ) Die' Bäcker, Händler usw. sind verpflichtet, der Anwnsungr-stelle (Ortsvorsteher) von der zugewiesenen Mehl­menge, auch von den etwa von anderer Seite als der A«ts Körperschaft erworbenen Mengen zum Zweck der Er­gänzung der Mehlanwttlungska^en Anzeige zu machen.

Die Herren Ortsvorsteher werden e-sucht, Vor­stehendes in der Gemeinde auf ortsübliche Weise bekannt zu machen.

Den 3. April 1915. Kommerell.

Bekanntmachung.

Die Abhaltung des am IS. ds. MtS. in Rotten- bnrg fällige« Viehmarkt- ist wegen der Möglichkeit der Verschleppung der Maul- und Klauenseuche »erboten worbe».

Den 10. April ISIS. Mayer, Amtmann.

Benützung von Gchafwäsche«.

Die Ortspolizeibehörde« werden b suftragt, die Besitzer von Schafen darauf hinzuweisen, doß für Schaf- Herden, dir in einer sür Tiere verschiedener Besitzer be- nutzten Schafwäsche gewaschen »erden sollen, vor dem Ab­trieb vom Weidevtt, für von außerhalb Landes zugesührte Herden vor dem Abtrieb von der Entladestation oder vom 'tiemberglschen Srenzsrt, eine Bescheinigung darüber b i- zubringen ist, daß die Herde frühestens 24 Stunden vor Beginn des Transports zur Schafwäsche emtsiierärztlich untersucht und räudesrei befunden worden ist.

Nagold, den 12. April 1915. Amtmann Mayer.

lichen. Bielleicht steht er einmal in seinem Handbuch nach! Alleidings müßte er sich eine größere Kenntnis fremden Gelände« verschaffen.

Wie man in England selbst behauptet, hat Sir Ed» ward Erry niemals die heimische Insei verlasse», außer zu einem Wochenschluß-Ausfluge auf drei Tage noch Pott«. Wenn heute ein großer industrieller oder kaufmännischer Betrieb einen We kmeistsr oder Prokuristen anstellt, so nimmt er selbstredend nur P rsönltchketten, die über ihr Fach gründlich unterrichtet sind und da» ausweisen können. Das größte Reich der Welt aber stellt einen Ausland mi­nister an.» der vom Ausland und allem, was seine Hitss- quellen, seine Beziehungen, sein Volksleben betriff», prak­tisch gar keine Ahnung hat. Dieser so vollkommene Ang­ler und Staatssekretär ist heute 53 Iah e ,lt und ent­stammt dem Norden Englands. Für Europa (das hätten die Neutralen in erster Linie beachten sollen!) st es ein Fluch geworden, daß, als im August 1914 die große Kr s« ausbrach. ein englisch s Ministerium bestand, das in Sachen der Auslandspolitik sich aus lauter Dilettanten zusammen- setzte. Sie konnten nichts anderes tun. als England und die Welt mit den alten Kniffen und Pfiffen weiter zu regieren und zu betrügen; der Krieg bewies ihnen aber bald, daß die Zeit dafür »o bei ist.

Ei» srltfnmer Man». Die Franks. Ztq. schreibt: Er sttzt am Biertisch und tri, kt. Sein Bauch ist kugelrund, die A «gen treten aus den Höhlm und yaben etwas ständig Entlüftetes an sich. Mit zusammenqezogenen Bauen guckt er von seinem Tisch aus in dem vollen Lokal umher und

Der amtliche Tagesbericht.

WTB. Großes Hauptquartier, 12. April. Amtlich. (Tel.)

Westlicher Kriegsschauplatz:

In den Argonneu scheiterten kleine fran­zösische Teilangriffe.

Zwischen Maas und Mosel war der Sonn­tag verhältnismäßig ruhig. Erst in den Abendstunden setzten die Franzosen zum Angriff auf die Combreshöhe ein. Nach zweistündi­gem Kampfe war der Angriff abgeschlagen. Im Walde von Ailly und im Priesterwalde fanden tagsüber örtlich beschränkte Nahkämpse statt, in denen wir die Oberhand behielte«. Ein in der Nacht erneut einsetzender Angriff wurde abgewiesen.

In Erwiderung der am 5. April erfolgten Bombenabwersung durch feindliche Flieger auf die offene, außerhalb des Operationsgebietes lie­gende Stadt Müllheim, bei der drei Frauen getötet worden sind, wurde Naney, der Haupt­ort der Befestigung gleichen Namens von uns mit Spreng- und Brandbomben belegt.

Nach Aussage französischer Offiziere sind die Kathedralen Notre Dame de Paris und Croix, sowie hervorragende Staatsgebäude, wie Nationalbibliothek, Kunstgebäude, Jn- validengebäude, Louvre usw. mit militärischen Einrichtungen, wie Scheinwerfer, drahtlose Stationen, Maschinengewehren versehe».

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Bei einem Borstoß von Mariampol in öst­licher Richtung nahmen wir den Russen 9 Offiziere, 1359 Mann, sowie 4 Maschinen­gewehre ab.

Nordöstlich vom Lomscha warfen die Russen aus Wurfmaschinen Bomben, die nicht platzten, sondern langsam ausbrennend, erstickende Gase entwickelten.

Die in der Presse amtlich gemeldete Verstüm-

als er es gar nicht mehr ausha en dann, meint er zu seinem Nachbar, der ihn lächelnd betrachtet, es sei empörend, daß die Leute hier alle so vergnügt dersamnua säßen. Gerade die müßten ins Feld. Es sei überhaupt unerhört, in solcher Zeit so laut zu lachen und ein Bier nach dem andern zu trinken, «ährend unsere Soldaten draußen in den Schützen- grüben lägen und zornschnaubend bestellt er sich ein fri­sches Glas. Heule sei er in der Elekti schen einer Frau begegnet, die ihren beiden Kindern Eyokolade gekauft te, na, die habe er gut angehaucht. Sie s»üe lieber das Geld für die Soldaten hergeden. Die Zurückbletbenden b suchten keine Leckerbissen und zornschnaube d bestellt er sich Schinken in Burgunder. Drüben am Tisch wird Hoch gerufen und die erste Strophe des Baterlandsliedes geswqe,. Der Dicke sprüht Funken aus seinen Augen, nachdem er sie von seinem Schinkenteller ruckartig wegge- we der. Gesch »ackios sei dieses Betragen. Süll und ernst solle man seu> und er tut einen tiefen Zug, streicht sich st.ll und ernst den Mund und en zündet sich eine lange schünsarbig? Zigar-e. Dann trinkt er und pafft er mit kleinen Pausen unter ständigem Kopfsckü teln und entrüste­ten Bem»rkunt:ei, bis der Witt ihn absolut nicht mehr länger allein düdrhalren kann.

E« ist eine eigne Sache, daß. wenn man gar nicht an Glück oder Unglück denkt, sondern nur an stren re, sich nicht schonende Pst chiersüllung, des Glück sich »m selbst, auch bet enlbehc'Nder, mühevoller Lebrnswetse «-n.stell,

W. von Humboldt.