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Amts-

und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.

63. Jahrgang.

Erscheint Dien S ta g , Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt in, Bezirk und nächster Um­gebung S Pfg. die Zeile, sonst IS Psg.

Donnerstag» den 24. Juli 1890.

Abonnementspreis vierteljährlich in der Statt »0 Pfg. und 20 Pfg. Trägerlohn, durch d'e Post bezogen Mk. 1. IS, sonst tu ganz Württemberg Mt. 1. 35.

Amtliche Bekanntmachung,

betreffend die Verfügung einer Floffsperre.

Nach einer Mitteilung des großh. bad. Bezirks­amts Pforzheim vom 16. d. M. ist für den dortigen Bezirk die Flößerei auf Enz und Nagold für die Zeit vom

1. August d. I. in der Frühe, bis zum 20. September d. I. abends, gesperrt.

Dies wird hiemit den beteiligten Bezirksan­gehörigen zur Kenntniß gebracht.

Calw, den 22. Juli 1890.

K. Oberamt.

. Supper.

Deutsches Reich.

Kaiser Wilhelm wird am 2. August mit derHohenzollern" in Cowes erwartet, er verbleibt bis zum 7. August als Gast der Königin von Eng­land in Osborne, besucht dann Edinburg un: besich­tigt die Fortbrücke. Der Besuch hat einen privaten Charakter, Staatsprunk wird nicht entfaltet. In Liegnitz werden der Kaiser und die Kaiserin am 15. September nach der großen Parade bei Eich­holz von Prinkendorf aus eintreffen. Die Begrüßung findet auf dem Friedrichsplatze statt. Nachmittags wird im königlichen Schlosse das Paradefestmahl für die Offiziere stattfinden. Abends reist die Kaiserin nach Breslau zurück. Nach dem Zapfenstreich wird der Kaiser im großen Saal des Schießhauses mit seinem Gefolge eine Erfrischung annehmen. Am 16. September morgens fährt der Kaiser zum Manöver, nachmittags findet im königlichen Schlosse ein Fest­mahl statt, abends soll ein großartiger Fackelzug ver­anstaltet werden. Am 17. September fährt der

Kaiser früh wieder nach dem Manöverfelde, kehrt aber nicht mehr nach Liegnitz zurück. DieNordd. Allg. Ztg." bemerkt zu den Reiseplänen des Kaisers, es dürfte zutreffen, daß der Kaiser im Anschlüsse an die Reise nach England seinen Besuch auch dem bel­gischen Königshofe zugedacht hat ; ob jedoch die Be­grüßung auf der Hinreise nach England oder auf der Rückreise von dort erfolgen werde, dürfte noch unent­schieden sein. Andererseits sei nichts davon bekannt und gelte für sehr unwahrscheinlich, daß die Kaiserin ihren Gemahl bei seinem Besuch am russischen Hofe begleiten werde. Unrichtig sei ferner die Nachricht, daß der Staatssekretär v. Marschall den Kaiser auf der/Reffe nach England begleite.

Berlin, 21. Juli. Der Kaiser wird nach derAllg. Ztg." sich nach Wilhelmshafen, wo er voraussichtlich am 27. oder 28. d. M. zu mehrtägigem Aufenthalte eintrifft, ohne Berlin zu berühren, nach England begeben. Nach seiner Rückkehr von dort wird er am 12. August die Herbstparade über das Gardekorps abnehmen und am 13. August die Reise zu den Manövern nach Rußland antreten. Von Ruß­land aus begiebt sich der Kaiser, wiederum ohne Ber­lin zu berühren, zu den Flottenmanövern nach Kiel bezw. Flensburg, nachdem er am 2. Septemper den Manövern des Gardekorps in der Uckermark beigewohnt haben wird.

Zur Zeit geht eine Nachricht durch die Zeitungen, derzufolge der Kaiser der Finna Schichau in Elbing den Auftrag zum Bau einer kaiserlichen Pacht erteilt habe, mit dem Hinzufügen, es solle dabei nichts gespart werden, um ein in jeder Bezieh­ung mustergiltiges Werk erstehen zu lassen. Wie die Elb. Ztg." erfährt, ist dem Vertreter der Firma, Oberingenieur Ziese, ein Auftrag bei einer kürzlich im Schlosse zu Kiel gehabten Audienz in Aussicht gestellt worden; die Bestellung liegt indeß noch nicht

vor. Diese Pacht soll mit derjenigen, deren Bau vom Reichstag beschlossen wurde, nicht identisch sein, sondern auf Rechnung der Privatschatulle des Kaisers gebaut werden.

Berlin, 21. Juli. DerNordd. Allg. Ztg." wird aus Helgoland vom 18. d. gemeldet: Eme ungewöhnlich stark besuchte Volksversammlung beschloß, die Helgoländer sollten durch den Gouverneur eine Adresse an die Königin von England absenden mit einer dankenden Verabschiedung im Augenblick, da die Helgoländer mit ihrem stammverwandten Volke wieder vereinigt werden sollten. Die Adresse wurde sofort sehr zahlreich unterschrieben und dem Gouverneur übergeben.

Eine Zurechtweisung der dänischen Presse. Der jubelnde Empfang, der Kaiser Wil­helm in Christiana geworden ist, wurde in einem Teile der dänischen Presse mit scheelen Augen angesehen, was eine längere abwehrende Auslastung imMorgen- bladet" hervorgerufen hat. In demselben heißt es: Die dänische Presse hat über den Kaiserbesuch in Norwegen einen Ton angeschlagen, der einer gebil­deten Journalistik wenig würdig ist Wenn Norwegen den jungen deutschen Kaiser herzlich empfangen hat, so darf dies keine Bitterkeit von Seiten Dänemarks erwecken. Die Ereignisse von 1864 haben nichts da­mit zu thun. Kaiser Wilhelm war damals ein Kind und auch Kömg Oskar II. hatte als Erbrinz keinen Anlaß zum thätigen Eingreifen in den Gang der Er­eignisse. Seit 1864 ist viel Wasser ins Meer ge­laufen; ein neues Geschlecht ist herangewachsen, wel­ches die Dinge nüchterner als das damalige ansieht, und es liegen historische Auskünfte vor, welche uns gezeigt haben, wie gut es für uns war, daß wir nicht in den Krieg hineingezogen wurden."

Metz, 21.Juli. Der bisherige Besitzer des Schlosses Urville läßt bereits am kommen

Keuillelon.

Das Gotenschiff. """"

"Bericht über eine Kreuz- und Querfahrt auf jenemDer fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar

von ZS. Klark Uufsekk.

(Fortsetzung.)

Er war bekleidet wie ich ihn zuerst gesehen. Wir standen mit dem Rücken gegen das Deckhäuschen und während er für einige Minuten schwieg und seine Augen fest auf mich heftete, schweifte mein Blick über das Schiff und die uns um­gebende See. Es war ein nebliger, bleigrauer stürmischer Morgen, ein Wetter, wie wir eine Dosis davon in dem von mir bereits beschriebenen Sturme gehabt, und das in dem nächtlichen, nordwestlichen Wetterleuchten und in dem Hof um die Mond­scheibe seine Vorboten ausgeschickt hatte. Der Wind blies aus Westnordwest, der hohe Seegang entsprach der Gewalt und Wildheit, wie man sie nur in diesem ge­fürchteten weiten Ozean, in dem wir segelten, finden kann. Alles blickte grau und düster und ein schäumender Regen spritzte uns in's Gesicht, begleitet von dem Donner der brausenden, brandenden Wogen, die sich jetzt in haushohen, majestätischen Wellen­bergen emportürmten, um im nächsten Augenblicke in ein breites, mächtige« Thal zurückzurauschen und es mit einer kochenden weißen Wassermafse zu füllen. Grau hing der Himmel herab, und wenn sich je einmal die anscheinend bewegungslosen Dunstschickten für einen Moment öffneten, gewahrte man dünne, braune Wolken, den aus Schornstemen aufsteigenden Rauchmassen vergleichbar, die in eilendem Fluge gen Osten und Süden zogen.

Aber es war vor Allem der Anblick dieses uralten Fahrzeuges, der den Auf­ruhr des tosenden Ozeans zu einer derartig seltsamen Scene machte, daß meine Ver­wunderung nicht größer gewesen sein könnte, auch wenn ich noch niemals zuvor einen ^ Seesturm erlebt hätte. Es lag in Wirklichkeit unter seinem gerefften Fock- und

Schönfahrsegel bei, trieb bei jedem Wogenschwalle hilflos leewärts, und dies umso schneller, je mehr es sich zur Seite neigte. Von Zeit zu Zeit donnerte eine gewaltige Sturzwelle in erschütterndem Anpralle an Bug und Mittelschiff, dabei öfters zischend und siedend über Deck schlagend, obgleich die Wassermaffen durch die Portöffnungen schnell wieder abliefen. Durch den skelettartigen eisernen Rahmen einer einstmaligen großen Hinterlaterne heulte der Sturmwind wie ein eingekerkerter Wahnsinniger und schüttelte das Metall in Kettenklirren ähnelnden Lauten. Das Schiff trug Topsegel und Bramsegelraaen, deren Tücher eingezogen auf ihnen ruhten. Das hohe Hinter­deck, das tiefe Mitteldeck, die Rundung seines großen verschanzten Buges, sein Schnabel, den ich unter dem Bugspriet, der sich mit seiner Ausstaffierung von Spriettopmast und beiden, vorn und hinten aufgesetzten Sprietsegelraaen gabelförmig emporhob, gerade noch unterscheiden konnte, die ungleiche Dicke des Takelwerkes, das unbeschreibliche Aussehen der Segel, die ungeheuren Jungfern über uns, die überall, wo immer sie einst vorhanden gewesen, rostige, verschossene Farbe, die Einen unwillkürlich an Jahrhunderte lang waschende Sturzwellen denken ließ, der abgeriebene, altersgraue Kabestan und unzählige andere ähnliche Einzelheiten, deren eingehendere Erwähnung diejenigen meiner Leser, welche mit dem Seeleben dieser und früherer Zeiten unbekannt sind, nur ermüden würde, ich sage, dies Alles zu­sammen mit dem Auf- und Abtauchen und Rollen zwischen den schäumenden Wellen, dem heiseren Kreischen, dem gespensterhasten Brüllen, dem markerschütternden Pfeifen des Sturmwindes im Takelwerk, dem Sprühregen, der die Luft verdunkelte und sie wie Pfeilschwärme durchschwirrte, während an der am Ende mit einem Löwenkopf geschmückten langen Steuerpinne ein seltsam gekleideter, vermummter Mann stand, der ein um das Steuerpinnenende gewundenes Seil umfaßt hielt, düs Alles zu­sammen gewährte ein Bild aus alter Zeit, dem durch die uns umwogende See, die Vitalität der mich umgebenden Personen und das feste Material des mich tragenden altersgrauen Fahrzeuges volles Leben eingehaucht war, und bei dessen Andenken mein Gehirn oft von der Furcht durchschauert wird, daß mein Verstand zerrüttet und mein Erlebnis nur eine düstere, melancholische, über meinem Geist triumphirende - Phantasie sei.