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80. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 63. Iahrgavg.
Ersch-int Dien S la g , Donnerstag und Samstag. Di- EinrückangSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung s Psg. di- Zeile, sonst 12 Psg.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung.
Die Teinacher Staige auf Markung Sommenardt ist wegen Korrektion derselben vom 14. d. Mts. is 8. August d. Js. abgesperrt, was hiedurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird.
Calw, den 10. Juli 1890.
K. Oberamt. Supper.
Calw.
Bekanntmachung
betreffend die Gerichts-Serien.
Die Gerichts-Ferien beginnen am 15. Juli und endigen am 15. September. Während derselben werden nur in Ferien-Sachen Termine abgehalten und Entscheidungen erlassen.
Ferien-Sachen sind:
1) Straf-Sachen;
2) Arrest-Sachen und die einstweilige Verfügung betreffenden Sachen;
3) Meß- und Markt-Sachen;
4) Streitigkeiten zwischen Vermietern und Mietern von Wohnungs- und anderen Räumen wegen Ueberlassung, Benützung und Räumung derselben, sowie wegen Zurückhaltung der vom Mieter in die Mietsräume eingebrachten Sachen;
5) Wechsel-Sachen;
6) Bau-Sachen, wenn über Fortsetzung eines angefangenen Baues gestritten wird.
Das Gericht kann auf Antrag auch andere Sachen, soweit sie besonderer Beschleunigung bedürfen, als Ferien-Sachen bezeichnen.
Auf das Mahn-Verfahren, das Zwangsvollstreckungsverfahren uno das Konkursverfahren sinv
Samstag, den 12. Juli 1890.
die Ferien ohne Einfluß. (Reichsger.-Verf.-Gesetz Z 201, 202, 204.
Calw, den 8. Juli 1890.
K. Amtsgericht. Oberamtsrichter Frommann.
Deutsches Reich.
— Dem Herausgeber des „Frankfurter Journals", Julius Ritterhaus, wurde dieser Tage eine Audienz beim Fürsten Bismarck bewilligt. Derselbe veröffentlicht die gehabte Unterredung im Donnerstag Abendblatt. Aus derselben erfährt man Bismarcks Ansichten über das deutsch-englische Abkommen:
Fürst Bismarck: „Ich hätte das deutschenglische Abkommen so nicht geschlossen. Mußte man Helgoland durchaus besitzen — es war der Wille des Kaisers — so war es meiner Meinung nach wohlfeiler zu bekommen. Im Fall eines Krieges könnte uns Helgoland, wenn es' nicht ganz stark befestigt wird, sogar gefährlich werden. 1870 war Helgoland neutral. Ist es im nächsten Kriege deutsch, so könnten die Franzosen es zu einem bedrohlichen Angriffspunkte machen. Die Insel wird also außerordentlicher Befestigungen bedürfen." —
Es ist zur Beruhigung der öffentlichen Meinung, die, namentlich in den Kolonialkreisen, wenig befriedigt war über das Abkommen, in einem Teil der Presse die dunkle Andeutung gemacht worden, es steckten noch besondere Vereinbarungen hinter dem Vertrag, die den verhältnismäßig hohen Preis von deutscher Seite rechtfertigten.
Fürst Bismarck sah mich einen Augenblick erstaunt an und lachte dann, als amüsierte er sich über die Naivetät dieses Glaubens. „Nun, ich kenne Herrn Salisbury als einen Minister, der sehr gut sich zu
> Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt V0 Pfg. und
I 20 Pfg. Trägerlohn, durch d*e Post bezogen Mk. 1. !5, sonst in H ganz Württemberg Mk. 1. 35.
wahren versteht und genau weiß, was er dem englischen Volke zutrauen darf. Uebrigens, käme Gladstone wieder ans Ruder, so würden den eventuelle Abmachungen wenig kümmern . . . „Aber" (kurz abbrechend) „ich weiß davon nichts Näheres . . . Es ist für mich nur das Eine eigentümlich, daß nämlich gerade die freisinnigen Zeitungen, die doch sonst von einer prinzipiellen Opposition gegen die Regierung leben, es mir zum Vorwurf machen, wenn ich auch einmal anderer Ansicht bin, als die Regierung. Gerade das deutsch-englische Abkommen ist von dieser, freisinnigen, Seite gegen mich ausgebeutet worden."
— Es heißt jetzt, Fürst Bismarck komme vielleicht diesen Sommer nach Süddeutschland. Der „N. Fr. Pr." schreibt man: „Anfangs der siebziger Jahre gelangte die Stadt Lahr durch das Vermächtnis eines ihrer in Südamerika zu großem Reichtum gelangten Söhne in den Besitz eines vor der Stadt gelegenen prächtigen Parkes mit Gartenanlagen, Villa u. s. w. Damals stellte der Stadtrat im Einverständnisse mit der gesamten Einwohnerschaft dem Fürsten das herrliche Anwesen behufs beliebiger Benützung zur Verfügung. Zugleich wurden dem Fürsten photographische Aufnahmen des Anwesens und der Umgegend eingesendet. Der Reichskanzler nahm das Anerbieten dankend an und versprach den Lahrern, sie, sobald es ihm möglich werde, mit seiner Anwesenheit zu beglücken, was jedoch seither nicht geschehen ist. Nun aber heißt es, daß der Fürst einer höher gestellten Persönlichkeit unseres Landes gegenüber die Absicht ausgesprochen habe, Süddeutschland zu besuchen und dabei den Lahrern die schuldige Aufwartung zu machen. Auch von einem Besuche in Baden-Baden sprach der Fürst. Früher sei er oft und gern dort ewesen. Später fehlte die Zeit, und wenn man frei atte, dirigierte der Arzt.
Jeuilleion.
, Das Totenschiff. """""""
Bericht über eme Kreuz- und Querfahrt auf jenem „Der fliegende Holländer" -genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar
von W. tzlkrk Wussell.
(Fortsetzung.)
„Letztes Jahr!" dachte ich bei mir und eine plötzliche Erleichterung und Ruhe überkam mich, als wenn ich Opium eingenommen hätte. „Wenn dem so ist, nun so liegt in solcher Langsamkeit, obgleich das Fahrzeug von Java bis zu diesen Graden eine erstaunlich lange Fahrt gebraucht hat, nichts Unnatürliches. — Letztes Jahr! Hatte ich denn auch den wahren Sinn der von ihm angewandten Wörter richtig verstanden?"
„Bitte, Herr," sagte ich mit einer Stimme, die so weit fest klang, als es die mich durchschüttelnden Schaueransälle nur immer erlaubten, „was heißt letztes Jahr?"
Der Maat Van Vogelaar knurrte etwas, das mir unverständlich war, während der Kapitän eine Geste mit der Hand machte und sein dickleibiger Gefährte in breitem, holländischen Accent ausrief: „Kein Salzwaffer, sondern guter starker Liqueur allein kann einem Holländer den Verstand rauben!"
„Letztes Jahr!" versetzte Vanderdecken in weniger hochmütigem, herrischen Tone. »Halloh, Mynheer, was sollte denn wohl letztes Jahr anders sein denn 1653!" Dreizehntes Kapitel, al veräomä.
Als er dies sprach, fühlte ich mich wie Einer, dessen Gehirn plötzlich in zwei Teile zerspalten wird, wovon der eine dem Geiste völlig unlogische und wahnsinnige Gedanken einhaucht, über die sich der gesunde andere Teil entsetzt und gegen die er
sich zu wehren sucht; hält jedoch der Paroxismus länger an, so kann auch das ganze Verstandesvermögen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Ich erinnere mich noch heute, daß ich begierig nach Bestätigung der soeben gehörten Worte, die aus dem Munde eines sich Vanderdecken titulirenden Mannes kamen, forschte, und zu diesem Zwecke auf dem Schiff umherblickend, zum ersten Mal gewahrte, daß sich auf den Planken des Deckes, die außerhalb des Bereiches des Elmslichtes lagen, dieselben unruhigen, geheimnisvollen Flämmchen, die ich schon an der Seite des Rumpfes beobachtet, zeigten, vergleichbar einem an dunkler Wand auf und ab kriechenden, verschwindenden und wieder erscheinenden Phosphorglanze. Mehrere Gestalten bewegten sich auf Vorderdeck. Nicht weit von mir stand eine kleine Kanone, und zwar von einer Form, wie nur Schiffe im Anfang des vergangenen Jahrhunderts solche mit sich führten; sie wurden „leichte Feldschlangen" genannt und mit sechspfündigen Kugeln geladen. Drei derselben Gattung waren auf der Backbordseite aufgepflanzt, und beim Scheine des Mondes und der bleichgoldenen, reinen Sterne über mir vermochte ich auf den Bollwerken des Halbverdecks und Hinterteils mehrere messingene Mörser zu unterscheiden, welche behufs Richtens mit Handhaben versehen waren. Gleicherweise sah ich eine kurze Treppe, die auf das Halbverdeck hinaufführte, während zwei gleicher Konstruktion zum Hinterdeck emporleiteten, dessen Front eine Thür und mehrere schmale Fenster zeigte.
Dies Alles musterte ich nur äußerst flüchtig, denn die schwache, wechselnde Beleuchtung verwirrte das Auge. Und dann bemächtigte sich meiner von Neuem eine unbeschreibliche Furcht, so daß ich meine Blicke unwillkürlich nach der Richtung wandte, wo ich zuletzt die Umriffe des Saracen geschaut, und als ich ihn nirgends mehr entdecken konnte, schrie ich in meinem gebrochenen Holländisch wild auf: „Um der Barmherzigkeit Gottes willen, meine Herren, folgen Sie meinem Schiff und geben Sie Zeichen, damit die Meinigen wenigstens wissen, wo ich bin!"
„Kapitän," versetzte der korpulente Mann mit glattem Gesicht, der sich als der Bootsmann Anton JanS auswies, „ich glaube, daß wir nach solch feiger Brutalität, auf ein kleines, unbewaffnetes Boot zu feuern und. dabei das Leben unseres