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er sofort tot zu Boden fiel. Der Verunglückte hinter­läßt eine Witwe mit 5 kleinen Kindern, für welche sofort auf dem Festplatz eine Sammlung veranstaltet wurde, welche ein erfreuliches Ergebnis lieferte. Daß die Stimmung der Festteilnehmer durch diesen schweren Unqlücksfall empfindlich getrübt wurde, ist le'cht zu begreifen. Schw. M.

Rieth eim, 4. Juli. Einen ganz gefähr­lichen Einfluß übt das für diese Zeit ungewohnte naßkalte Wetter auf unsere Kinderwelt. Viele Kinder sind mit dem Keuchhusten behaftet, welcher nicht selten eine Lungenentzündung zur Folge hat. So werden morgen Herrn Schwanenwirt Storz zwei Kinder zumal beerdigt und eines liegt noch totkrank darnieder. Albbote.

Kettenacker, 5. Juli. Ein furchtbares Ge- witter, das gestern abend von der Lauchert her über unsere Gemarkung zog, hat auch hier kolossalen Schaden, man darf sagen einen vollständigen Total­schaden angerichtet. Anfangs schien es, als ob das Gewitter in einem Regen niederginge, als plötzlich Schlossen fielen, welche in der Größe von Baum­nüssen und Taubeneiern bald die Gemarkung handhoch bedeckten. Es wurde so kalt wie im Winter. Der Schaden ist enorm; hauptsächlich betroffen wurde der Kornösch, welcher wie gewalzt daliegt, aber auch im Sommerösch ist der Schaden bedeutend, beinahe bis zu "/«; die Gartengewächse sind derart zerstört, daß man kaum noch erkennen kann, was für Pflanzen es waren. Auch die Obstbüume sind entlaubt und wohl auf lange Zeit ertragsunfähig. Sämtliche Fensterscheiben der nach Nordost gelegenen Häuser sind eingeschlagen, einem einzigen Bauern 75, so daß die Leute zuerst die Glaser der Umgebung holen mußten; der Jammer ist groß, der Ertrag und die Arbeit eines ganzen Jahres dahin. Der fürstl. Domänenhof Lusthof ist verschont geblieben. Jeden­falls ist zu hoffen, daß für die Gemeinde Staatsfür­sorge eintritt. Ueberall stehen Leute thränenden Auges jammernd und klagend. Durch den fort­währenden Regen ist auch das Ackerfutter total ver­dorben; trostlos sieht nun der Landwirt der Zukunft entgegen. Ferner ist auch die Gemeinde Tigerfeld verhagelt, während Feldhausen nur strichweise be­schädig; ist. _

Ueber den Stand der Weinberge rhein. Weinbergbesitzer schreibt man derDeutschen Wein­zeitung" aus Mainz:Die Witterung ist fort­gesetzt recht ungünstig, Sturm und Ziegen wechseln ab. Von der Sonne sieht man nur mitunter Spuren. Der Behang an Träubchen ist zahlreich, so daß ein quantitativ voller Herbst beaussichtigt ist. Da die Blüte langsam verlief, ist viel Wärme in: Nachsommer erforderlich um einen reifen Herbst zu erzielen. Aus Ober-Ingelheim erfährt das genannte Blatt:Sieht man die Weinberge an, so findet man an den sich jetzt entwickelnden Träubchen einen großen Unterschied, an manchen sind die Beerchen wie Schrot­körner, andere haben eben erst verblüht und bei alle­dem haben wir rauhes, schlüssiges Wetter und em­pfindlich kalte Nächte. Die Ansätze versprechen einen vollen Herbst.

Vom Kaiser st uh l, 6. Juli. Seit 8 Tagen haben wir windige, regnerische Witterung und kalte Nächte, was die bisher gehegten guten Hoffnungen herabstimmt. Bei genauer Besichtigung der verschiedenen

Rebberge findet man in den späteren Lagen immer noch unverblühten Samen. Damit sich die guten Aussichten erfüllen, ist dringend Aenderung des Wetters und trockener Nachsommer geboten.

VII. Bundesfcst des westlichen Gäu- Sängerbundes.

s:j Vom Wetter außerordentlich begünstigt, feierte in Ostelsheim am letzten Sonntag der west­liche Gäu-Sängerbund sein VII. Bundessest. Der Ort hatte sich festlich geschmückt und in jeder Bezieh­ung auf die Feier gut vorbereitet. Das Festprogramm wurde pünktlich durchgeführt und in lobenswerter Weise alles zur bestimmten Zeit vorgenommen. Die Probe der Gesamtchöre fand bei der Kirche statt. An diese schloß sich die Aufstellung der Vereine zum darauffolgenden Festzug an. Zum Festplatz hatte Hr. Adlerwirt Gehring seinen großen, schönen Obst­garten hergegeben. Hier angekommen, hieß der Orts­vorsteher von Ostelsheim, Hr. Schultheiß Stahl, die Gäste willkommen und hielt eine kurze, markige Ansprache, welche mit einem gelungenen, selbstverfaßten Gedicht schloß. Hr. Schultheiß Ziegler von Gech- ingen, der als Gauvorstand die Festrede halten wollte, war durch Unwohlsein am Erscheinen verhindert wor­den. Der Bund sang unter der Leitung des Hrn. Schöffler v. O-, des Dirigenten vom festgebenden Verein, zwei gemeinschaftliche Chöre:Laßt Jehova hoch erheben" undSo viel der Mai auch Blümlein beut", worauf die Gesänge der einzelnen Vereine folgten. Nach einer längeren Pause wurde der 3. Gesamtchor:Kein Sturmgebraus . . ." vorgetragen.

Ueber die Gesamtchöre, wie über die Einzel­vorträge ist rühmend zu bemerken, daß sich auch dies­mal gegen voriges Jahr ein Fortschritt zeigte, wenn auch ein kleiner. Der Sangeseifer in den Vereinen muß aber immer noch größer werden, namentlich hin­sichtlich der Pflege des Massenchors, welcher ja Haupt­zweck der Bundesseste ist, und es sollte die Beteilig­ung an Probe wie Aufführung von einzelnen Sängern wie ganzen Vereinen eine regere sein. Zum Ge­lingen des Festes trug namentlich die Gechinger Musik­kapelle bei, welche unter der trefflichen Leitung des Herrn Musikdirektors Speidel von Calw tadellos spielte. So verlief das Fest für alle Besucher sehr angenehm, und wir wünschen, daß Dachtel als nächstjähriger Festort das gleiche Glück, wie Ostels­heim haben möge.

Verm'lschtes.

Eine Ulmer Konditorei empfahl zum Münsterfest ihre Waren in folgender poetischer Form:

Ulmerspatza, Ulmerspätzla,

Spargala und Olgabretzla,

Ulmer Pfeifle, Ulmer Gänsla,

Ulmer Torte, Kränz und Kränzla,

Ulmer Schacht!«, Donau-Weibla,

Fischern« in Ulmerhäubla,

Ulmer Münster, Ulmer Schneider, Schneckanudla und so weiter.

Ganz von Zucker und kandiert;

Süaßigkeit wird garantiert.

Erz. d. Albb.

Originelle Eheschließung. Ein hypo­chondrischer Bureauchef hatte es sich zum Prinzip ge­

macht, Urlaubsgesuche seiner Subalternen gewöhnlich abzuschlagen, selbst wenn sie sehr wohlbegründet waren. Mit der Zeit hatte er sich daran gewöhnt, solche Ge­suche gar nicht mehr zu lesen, sondern die Ansuchen­den ohne Erwägung ack mai-xinem abschlägig zu be­scheiden. So kam es vor, daß ein Unterbeamter in der ausgesprochenen Absicht, sich an einem entfernten Orte zu verheiraten, um dreitägigen Urlaub bat. Er glaubte aus den Wolken zu fallen, als er sein Ge­such mit der Randbemerkung zurückerhielt: Abgelehnt. Kann schriftlich abgemacht werden."

Calw.

Karrbwirthfchaftt. Kezirksverein.

Aufforderung zur Beschickung der Kreis«

Nindviehausstellung in Cannstatt.

Unter Bezugnahme aus die im landw. Wochen­blatt Nr. 11 erschienene Bekanntmachung, betr. die am L7./29. Sept. d. I. in Cannstatt stattfindende Kreis-Rindviehausstellung und Prämiirung, wobei ungewöhnlich viele und hohe Preise im Gesammtbe- trage von 10,860. zur Vertheilung kommen, werden die Besitzer von preiswürdigem Vieh vom Simmenthaler und Allgäuer Schlag aufgefordert, ihre Tiere zur Ausstellung zu bringen und dieselben zum Zweck der Vormusterung

spätestens am IN. Juli bei dem Vereinssekretär Hör lach er anzumelden. Spätere Anmeldungen können nicht mehr berücksichtigt werden. ,

Calw, den 3. Juli 1890.

Der Vereinsvorstand:

Supper.

E. Horlacher, Secr.

Calw.

Kandrvirthschaftl. Kezirksverein.

Der Ortsverein für Gewerbe und Land- wirthschaft in Weilderftadt ladet durch Schreiben vom 3. Juli zu einem freundlichen Besuche auf Freitag, d. 11. Juli ein, indem an diesem Tage von Morgens 7 Uhr an nicht nur durch die K. Landgestütskommission eine Prämirung ausgezeich­neter Zuchtpferde und Fohlen vorgenommen, sondern auch eine Ausstellung des in Weilderftadt und Merk­lingen stehenden Simmentaler Viehs (im städtischen Jungviehgarten), sowie eine Ausstellung gewerblicher Erzeugnisse (im unteren Rathhause) veranstaltet wird.

Ein zahlreicher Besuch von Seiten der Mit­glieder des landw. Bezirksvereins ist sehr willkommen.

Den 8. Juli 1890.

Der Vereinsvorstand:

Supper.

E. Horlacher, Secr.

Sie sollten in keiner Kamille fetzten. Rül­fing en A. Sigmaringen. Ich berichte Ihnen gerne, daß mir die Apotheken Richard Brandt's Schweizerpillen (a Schachtel 1 in den Apotheken) gegen mein lang­jähriges Magcnleiden sehr gute Dienste geleistet haben, da solches bereits aänzlich entfernt ist. Auch gegen Kopf­schmerzen hat meine Familie das Präparat mit bestem Erfolg gebraucht. Johanna Frank. (Unterschrift be­glaubigt.) Man sei stets vorsichtig, auch die echten Apotheker Richard Brandt's Schwcizerpillen mit dem weißen Kreuz in rotem Felde und keine Nachahmung zu empfangen. Die auf jeder Schachtel auch quantitativ angegebenen Bestandteile sind: Silge, Moschusgarbe, Aloe, Absynth, Bitterklee, Gentian.

Eine Laterne, zweifellos dieselbe, welche das Boot begleüet, stand in der Nähe, wo sich die drei Männer gruppirt hatten, doch ihre schwache Leuchtkraft würde höchstens genügt haben, die unbestimmten Formen der einzelnen Gegenstände hervorzuheben, wenn sie nicht von dem sanften Mondenlicht und den Elmsflämmchen, die mit der Lichtstärke eines Planeten dicht an den Blockschrauben der großen Raa erglänzten, unterstützt worden wäre. Es war eine gespensterhafte, unheimliche Beleuchtung, in der sich die drei Männer meinen Blicken darboten, als ich endlich meine Nerven stark genug fühlte, um meine Augen auf sie richten zu können.

Es waren ihrer Drei, wie ich bereits gesagt habe. Der Eine sehr groß, über sechs Fuß hoch, trug einen langen grauen, ja beinahe weißen Bart, der bis auf die Brust herabhing, der Zweite war ein breitschulteriger, korpulenter Mann von echt holländischem Typus mit glattem, bartlosen Gesicht, der Dritte zeigte außer einem rohen, unfreundlichen Seemannsantlitz nichts besonders Auffallendes. Es war mir unmöglich, ihre Tracht zu unterscheiden; nur soviel sah ich, daß der Dicke lange, bis an die Kniee reichende Stiefel anhatte, während der Lange mit schwarzen Strümpfen, Schnallenschuhen und Kniehosen bekleidet war; ihre Kopfbedeckung zeigte sich als eine gleichmäßige, indem alle drei eine Art Pelzmütze mit Ohrenklappen trugen.

Sprechen Sie Holländisch?' redete mich der Längste von ihnen an, nachdem er mich so lange fixirt hatte, daß man getrost hätte bis Hundert zählen können. Er war es, der auf den Anruf vom Saracen geantwortet hatte, was mein Gehör, nach­dem alle meine geistigen Fähigketten zurückgekehrt waren, sofort an seiner tiefen, klangvollen Stimme erkannte.

Ich erwiderte:Ja!"

Warum fürchteten sich Ihre Leute vor uns? Wir wollten ihnen nichts thun und wünschten nur um eine kleine Gefälligkett zu bitten um eine geringe Quantität Tabak, der uns beinahe ausgegangrn ist."

Es war mir unmöglich, seinen Worten zu folgen, obgleich einige der Wörter

oder ihre Aussprache verschieden waren von dem, was ich ehemals in Rotterdam zu hören gewohnt war. Er sprach in gebieterischem Tone, sogar mit einem Anstrich von Leidenschaftlichkeit, und sich zu voller Höhe aufrichtend, legte er die Hände auf dem Rücken zusammen und heftete sein durchbohrendes Auge auf mich, als wenn er ein indischer Fürst wäre, der auf seinen Sklaven hcrabblickte.

Herr," sagte ich gebrochen, denn ich konnte mich in der fremden Sprache nur langsam ausdrücken, während mir andererseits in Folge der Kälte und Nässe meiner Kleidung die Zähne klapperten,gestatten Sie mir zunächst zu fragen, aus welchem Schiff ich mich befinde und wer Sie selbst und Ihre Leute, die mich vom Tode gerettet, eigentlich sind?"

Der Name des Schiffes ist die Braave," antwortete er mit seiner sonoren feierlichen Stimme.Ich, der Kommandant, heiße Cornelius Vanderdecken, die drei Seeleute, denen Sie Ihr Leben schulden, sind Friedrich Houtman, Johann von Bremen, und dieser hier" indem er auf den rohen, ungeschlachten Gesellen an seiner linken Seite wiesder erste Maat Hermann Van Vogelaar".

Ich fühlte eine eisige Kälte meine Brust durchschauem, als er seinen eigenen Namen nannte, doch in Erwägung, daß das Schiff die Braave hieß, fragte ich. ob­gleich ich mich noch heute wundere, daß er meine Aeußerungen verstehen konnte:

Zu welchem Hafen gehören Sie?"

Amsterdam."

Wo kommen Sie her?"

Batavia."

Am 22. Juli letztes Jahr! Aber bei der heiligen Dreieinigkett, es ist ein trauriges Geschäft! Der Winv weht uns sogar jetzt wieder feindlich entgegen!" Ein Seufzer entstieg seiner Brust und er richtete einen Blick nach oben, der kummer­volle Ungeduld verriet.

(Fortsetzung folgt.)