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Amts-

und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.

65. Iahrgavg.

Erscheint Dien S ta g , Donnerstay und Samstag. Die EinrücknngSgebithr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung S Psg. di- Zeile, sonst 12 Pig.

Donnerstag, den 10. Juli 1890.

Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt -0 Pfg. und 20 Pfg. TrLgerlohn, durch d'e Post bezogen Mb. 1. 15, sonst in ganz Württemberg Mk. l. 35.

Amtliche Wekannlmachungen.

Dekanrrtmachrmg

Betreffend die Aenderung der Wafferwerks- anlage des Schleifereibesitzers Gustav Eisele auf Markung Hirsau.

Gustav Eisele, Besitzer der Schleiferei am Schweinbach auf Markuug Hirsau, beabsichtigt sein altes rückschlägiges Wasserrad herauszunehmen und an gleicher Stelle ein neues oberschlägiges von 5,6 m Durch­messer und 0,52 m Breite einzusetzen. Ferner soll das neue Zulaufgerinne weiter thalaufwärts und 6,0 m von der Grenze des nächst oberhalb gelegenen Werknachbars entfernt angebracht werden. Dasselbe soll eine unveränderte Breite von 0,47 m erhalten und soll m demselben unmittelbar vor dem Rad eine Leerschußklappe von 0,4 m Länge und 0,4 in Breite angebracht werden.

Etwaige Einwendungen gegen dieses Unter­nehmen sind binnen 14 Tagen, von dem Tage nach Ausgabe dieses Blattes an gerechnet, auf der Ober­amtskanzlei, wo die Beschreibungen, Zeichnungen und Pläne zur Einsicht aufgelegt sind, anzubringen und können nach Ablauf der Frist in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden.

Calw, den 7. Juli 1890.

K. Oberamt.

Supper.

Bekanntmachung,

betreffend die Errichtung einer Schlächterei­anlage in Ältünrg.

Der Metzger und Hirschwirt David Bnrk- hardt in Altburg, beabsichtigt in seiner Scheuer Nr. 68 a in Altburg eine 2,62 m breite, 4,74 m tiefe und 3,4 w hohe Schlächtereianlage zu errichten und das Abwasser durch eine Röhrendohle in eine wasser­dichte Grube abzuleiten.

Etwaige Einwendungen gegen dieses Unter­nehmen sind binnen 14 Tagen, vom Tag nach Aus­gabe dieses Blattes an gerechnet, beim Oberamt hier, bei welchem Zeichnungen, Pläne und Beschreibung zur Einsicht aufgelegt sind, anzubringen und können nach Ablauf der Frist in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden.

Calw, den 8. Juli 1890.

K. Oberamt.

Supper.

Deutsches Reich.

Berlin, Dienstag 8. Juli. Der Reichsanz. teilt über den weiteren Reiseplan des Kaisers mit: S. Maj. wird zunächst in Bergen Halt machen und dann in verschiedene Fjords einlaufen, an deren Ende er jedesmal den Landweg zu wählen gedenkt. Ins­besondere ist der Landweg von Eide nach Gudmangen über Toswangen in Aussicht genommen. Weiter nördlich als nach Molde und dem Moldefjord über den Aalesund beabsichtigt der Kaiser nicht zu gehen. Von Molde aus sind verschiedene Landausflüae ge­plant. Auf manchen lohnenden Ausflug will der Kaiser in Rücksicht auf die Heimat verzichten, da die zu erledigenden Regierungsgeschäfte ein längeres Fern­bleiben nicht wünschenswert erscheinen lassen.

Berlin, 7. Juli, abends. Der Kaiser wird Ende Juli nach Wilhelmshaven zurückkehren und von dort nach England reisen. Von da wird oer Kaiser der Kreuzz. zufolge auf 5 bis 6 Tage nach Berlin zurttckkehren und dann die Reise nach Rußland an- treten. Frkf. I.

Die Nachricht wird als Erfindung bezeich­net, daß der Kaiser gedenkt, dem Reichskanzler v. Capri vi eine Rangerhöhung zu teil werden zu lassen. Das Ergebnis der Sammlungen für das Bismarckdenkmal in Berlin hat die Summe von einer halben Million überschritten. Schw. M.

Der angebliche Rücktritt des Majors v. Wißmann. Major v. Wißmann hat auf eine telegraphische Anfrage derMünchener Neu­esten Nachrichten", wie es sich mit den Gerüchten über seinen Rücktritt verhalte, geantwortet, er sei vor­läufig nur beurlaubt. Gleichzeitig erhält dieMünch­ener Allgemeine Zeitung" eine Korrespondenz aus Berlin, die sich, dem äußeren Anscheine nach mit Recht, auf Informationen aus unterrichteten Kreisen beruft und die Glaubwürdigkeit jener Gerüchte mit folgen­den Gründen anficht: Aus Anlaß des angeblichen Rücktrittes gilt der Unwille v. Wißmann's darüber, daß man ihm nicht die leitende Stellung in Ostafrika sichern wolle. Nun sind aber wegen der Organisation unserer ostafrikanischen Kolonien noch keinerlei Ent­scheidungen getroffen. Eben sind die Verhandlungen mit dem Sultan von Sansibar in Angriff genommen und ihre Entscheidung verlangt Zeit. Dann folgt die Auseinandersetzung mit der ostafrikanischen Ge­sellschaft, die natürlich erst erfolgen kann, wenn die Gesellschaft vollzählig beisammen ist. Jetzt in der saison morts sind so weittragende - Verhandlungen einfach unmöglich. Wie sollte unter diesen Umstän­den bereits die Entscheidung über die künftige Stell­ung v. Wißmann's getroffen sein? Die Sache ist in sich unmöglich und widerspricht außerdem allen Gepflogenheiten der auf beiden Seiten in Betracht kommenden Personen, v. Wißmann hat bisher so viel Takt und soldatische Haltung bewiesen, daß für ihn ein Abweichen wohl undenkbar ist. Noch unglaub­licher aber erscheint es, daß unser neu organisiertes Kolonialamt sich die ungeheuere Schwierigkeit bereiten sollte, gerade den tüchtigsten unserer Afrika-Männer außer Aktion zu setzen, indem es ihn nutzlos durch unfertige Personalpolitik kränkte.

Fürst Bismarck's Reise nach England ist aufgcschoben, nicht aufgegeben. Nach einer Mitteilung in derDaily News" wird dieselbe nach der Rückkehr des Kaisers aus England stattfin­den. Wie der Kaiser wird der Exkanzler auch Schott-

Jeuilleton.

Das Totenschiff.

Bericht über eine Kreuz- und Querfahrt auf ^enemDer fliegende Holländer" genannten Seegespenst; gesammelt aus den Papieren des seligen Obermatrosen Geoffroy Fenton aus Poplar

von W. Klark Nusserk.

(Fortsetzung.)

Für einige Minuten blieb Alles still; wir konnten nicht sehen, was sie eigent­lich trieben. Endlich wurde ein Knarren in den Blocks arbeitender Taue, dann ein leichtes Plätschern vernehmbar, worauf sich die Laterne ruckweise an der Schiffsseite hinabbewegte und von einem Mann erfaßt wurde. Unter den eintauchenden Rudern sprühten ganze Blitze phosphorischen Feuers gleich Kieselsteinfunken aus dem Wasser hervor. Ich fühlte einen schwachen Luftzug, doch beachtete ich ihn nicht, denn ich ward halb wahnsinnig vor Aufregung und Furcht, als ich Dank dem Scheine des Elmsfeuers und den mystischen Flämmchen am Rumpfe ein Boot erkannte, das, an beiden Enden viereckig, mit einem in Hörnern auslaufenden Schanddeck, von zwei Gestalten gerudert wurde, während eine dritte aufrecht am Bug stand und, mit der einen Hand eine Helle Laterne emporhaltend, mit der andern flehende Geberden machte.

In diesem Augenblicke blitzte es gelb in blendender Tageshelle hinter unserm Bollwerk auf und der Donner von zwanzig zu gleicher Zeit abgefeuerten Musketen schlug betäubend an mein Ohr. Zum Tode erschrocken über die ungeheure Gewalt des fürchterlichen Knalles, der so plötzlich und unerwartet kam, riß es mich unwill­kürlich herum, unachtsam ließ ich die mit der Linken umfaßten Geerden los und stürzte kopfüber in's Meer.

Zwölftes Kapitel.

Herettet durch das Hotenschiff.

Nach einem längeren, tiefen Untertauchen schleuderte es mich an die Oberfläche, doch da ich nur ein sehr mittelmäßiger Schwimmer war, konnte ich, zumal mich meine nassen Kleider beschwerten, nur durch Plätschern mit den Händen mich flott erhalten. Das Gemurmel sich kräuselnder Wellen tönte ganz dicht an meinen Ohren und eine tiefe Verzweiflung bemächtigte sich meiner, denn ich war mir bewußt, daß die soeben aufgesprungene Brise mein Schiff von mir Hinwegtreiben würde und ich so rettungs­los ertrinken müßte.

Und es war so! Mit dem ersten Windstoß war auch Bewegung in den Saracen gekommen und ich vermochte ihn zu sehen, wie er, ein großer Schatten, von dannen schwebte und das vor einer Minute noch auf dem Hauptmast funkelnde Elmslicht jetzt an seiner Vortopsegelraanocke prangte. Ich konnte nicht im geringsten zweifeln, daß in Folge des Krachens der Flintenschüsse und der allgemeinen durch die Annäherung des Bootes verursachten Auflegung sowohl das durch meinen Sturz hervorgerufene Austauschen des Wassers als auch mein Verschwinden unbe­merkt geblieben war.

Ich erinnere mich noch heute, wie mir dann der Gedanke kam, daß, sogar wenn ich sofort vermißt worden wäre, die Besatzung höchstwahrscheinlich Mister Hall nicht gestatten würde, das Schiff abzuhalten, um nach mir zu suchen; denn sie würden sicherlich begierig darauf brennen, den neuen Wind zu benutzen und den Gewässern zu entfliehen, die durch die Anwesenheit deS Totenschiffes daß es das richtige war, darüber konnte jetzt kaum noch ein Zweifel herrschen verflucht waren, und daß, selbst wenn Mister Hall's Meinung durchdränge, ich doch mittlerwelle schon längst gesunken sein müßte.

Ich spannte alle meine Kräfte an, um mich über Wasser zu halten, und spritzte von Zell zu Zeit Wasser empor, um mich dadurch leichter bemerkbar zu machen.