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U 305

er Gchllschastkr

Fernsprecher Nr. 28.

88. Jahrgang.

Mittwoch, dm 30. Ze-emöer

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Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

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Amtliches.

Bekanntmachung des K. Kriegsministeriums.

Finder- und Bergelohn.

Abgesehen von den Bestimmungen über die Finder- iöhne für die Etappen-Smnmelkompanien sind unter Auf­hebung der sonstigen, bisher über die Gewährung von Finderlöhnen ergangenen Bestimmun zm an Finder lohn süc Bekleidung-, und Ausrüstungsstücke, so ni e für scharfe Patronen und süc die Teile der orrschosstnen Munition einschließlich der Berqunqskosien forisn zu gewöhn n:

1. Für sortiertes Messing, Kupfer, Bconce, Aluminium,

Zink, Blei, sowie für Infanteriemuntlion ?ür das Kilogramm 25 Pfennig,

2. Für E s.n mit anhaftenden anderen Metallen (Ariil- lericsprengstücke) süc das Kilogramm 3 Pse: nie,

3. für Eif-n ohne anhaftende andere Meialle für das

Kilogramm 1 Pfennig,

4. für alles übrige (Bekleidung, blanke und Hsndfeuer-.

Waffen, Ausrüstung;stück; jeder Ari) süc das Kilo­gramm 15 Pfennig,

5. für Geld und Wertsachen ohne Rücksicht auf die Höhe 5 vom Hundert des Betrages oder des Abschätzungs- Wertes,

6. für einzelne, besonders wertvolle und schwer oder ge­fährlich zu bergende Gegenstände (Feldstecher, Fern­rohre, kunstvolle Apparate, Wagen, M schinengewehre, Pferde, Bich) je rach dem Wert des Stückes und nach der Schwierigkeit seiner Bergung 5 bis 7 vom Hundert des Adschätzungewertes.

7. Scharfe Arüllerkmunition (Blindgänger) soll wegen der Unfallgesahr von Unberufenen n'cht berührt werden.

Für Bezeichnung und sichere Angabe der Fundstelle wird ein Lohn von 50 Pfennig für j de Fundstelle gewährt.

Für dis Eiappensammelkompanien regelt ihre Dienst­anweisung die Findcrlöhne.

Sonstige Militärpersonen erhalten obiger Sätze, wenn durch ein Zeugnis ihrer Dienstoorgcsetzten dar­getan wird, daß sie durch das Aussammeln ihre Dienstobliegenheiten nicht versäumt haben

Diese Bestimmungen sind mit rückwirkender Kraft für alle noch nicht erledigten Ansprüche auf Berge- und Finderiohn maßgebeid.

Zu Abweichungen ist die Genehmigung des Kriegs- Ministeriums einzuholen.

Zum Absuchen von Schlachtfeldern nach dem Krieg-,- leiflungsgesctz gegen Lohn herangezogene Inländer oder zu dieser Arbeit mit oder ohne Lahn befohlene An- gehö ige feindlicher Staaten haben auf Finder- und Bergelohn keinen Anspruch. Es bleibt jedoch dem Ermessen des Etappeukommaiidrurs. im Notfälle auch dem unmittelbaren militärischen Leiter der Aufsuchung?- arbeiten überlassen, den Arbeilern bis zu einem Zehntel des zugelassenen Berge- und Finderlohnes zu ge­währen.

Ausnahmsweise sollen die vollen Finderlöhne den Militär- und Zivilpersonen gewählt we den. die bis zum 5. Januar 1915 derartige in ihrer Verwahrung befindliche Waffen, Bekleidungs- und Ausrüstungs­stücke und Munitionsteile an die Polizei- oder Mtli- tärdehörden abliefern, wozu hiermit Aufforderung ergeht.

Berlin, den 25. November 1914.

Kriegsministelium:

(gez.) In Vertretung: Jung.

Stuttgart, 4. Dezember 1914. Vorstehender Erlaß des Königlich Preußischen Kriegs* Ministeriums, Allgemeines Kriegs-Departement, wirk) hier* mit bekannt gegeben und tritt unter Aushebung der bis' hrrigen über die Gewährung von Finderlöhnen ergangenen Bestimmungen in Kraft.

Im Aufträge: gez. v. Tognarellt.

K. Hbercrrnt Nagold.

Schieße» i« der Neujcchrsuacht.

Die Ortspolizeibehörden wollen die Einwohnerschaft alsbald in ortsüblicher Welse ermahnen, von dem Unfug des Schietzens «ud Abbreunens von Feuerwerk«- körpern, wie es in der Nacht vom 31. Dezember auf 1. Januar geübt zu werden pflegt, abzusehe». Man wird erwarten dürfen, daß auch die Jugend tn dieser ernsten Zeit und insbesondere mit Rücksicht auf vielen in Trauer versetzten Familien sowie die Verwundeten sich von Bc- gehuug derartiger Uebertretungen sernhält.

In allen Gemeinden sind zur Durchführung des Verbots «ud «unachsichtlichen Anzeige alle der­artigen Uebertretungen die Polizeimannschaften zu ver­stärken.

Alle zur Anzeige kommenden Fälle werden mit sehr empfindlichen Strafen abgerügt werden. Insbesondere ist die Verhängung von Haststrafe« in Aussicht ge­nommen.

Nagold, den 29. Dez. 1914. Kommerell.

Die Gemeindebehörden

werden auf die Bekanntmachung des K. Ministeriums des Inner«, betr. die Kriegswohlfahrtspflege und

den Erlaß desselben, betr. die Unterstützung von Familien in den Dienst eingetretener Mannschaften im Staatsanzeiger Nr. 305 hingewiesen.

Nagold, 28 Dez. 1914. Kommerell.

Die Gemeindebehörde«

werden auf die Bekanntmachung de- K. Medizinal- kolleginms, Tierärztliche Abteilung, betr. Unter- richtsknrse für Fleischbeschaaer in der Beilage zum Staats anzeiger Nr. 305 hingewiesen.

Nagold. 28. Dez. 1914.

'Amtmann Mayer.

Erfchreiiher MM im ArgmeWO.

Der amtliche Tagesbericht.

WTB. Großes Hauptquartier, 29. Dez. Amtlich. Vormittags. (Tel.) Westlicher Kriegs­schauplatz: Bei Nieuport und südlich von Aper« gewannen wir in kleineren Gefechten einigen Boden. Mehrfache starke französische An­griffe nordwestlich von St. Menehould wurden unter schweren Verlusten für die Franzosen znrückgeschlagen. Dabei wurden einige hun­dert Gefangene gemacht. Ein Vorstoß im Bois Brule, westlich von Apremont, führte unter Er- beutung von 3 Maschinengewehren zur Fort- «ahme eines französischen Schützengrabens. Französische Angriffe westlich von Sennheim wurden abgewiesen.

Oestlicher Kriegsschauplatz: In Ost­preußen und in Polen, rechtster Weichsel, keine Beränderung. Im Bzura- und Rawka- Abschnitt schritten unsere Angriffe vor. In der Gegend von Jnowlodz wurden starke rus­sische Angriffe znrückgeschlagen.

Oberste Heeresleitung.

Weihnacht im Hauptquartier.

Köln, 28 Dez. (WTB. Nicht amtlich.) Die Köl- nische Zeitung meldet aus dem Großen Hauptquartier vom 25. Dezember: Die Weihnachtsfeier im Großen Haupt- quartier war ebenso einfach und schlicht wie eindrucksvoll. Der Kaiser wollte das Fest inmitten der Soldaten begehen, di« zum Großen Hauptquartier gehören. Dazu bedurfte es eines sehr großen Raumes, da Gabentische für etwa 960 Personen ausgestellt weiden mußten. Die wette Halle war über und über mit Tannengrün geschmückt, so daß nirgends von der Decke und der Wand etwas zu sehen war. Jeder­mann, vom Kaiser bis zum schlichten Landwrhrmann, fand

seinen Platz an den in der Längsrichtung ausgestellten Ti­schen, jdie in gleichem Abstand mit Lichtern geschmückte Bäume trugen. Jeder Offizier und jeder Mann erhielt die gleichen Pfefferkuchen, Arpstl und Nüsse, sowie ein Bild des Kaisers. Die Mannschaften erhielten außerdem Tabaks­beutel und Zigarren. An der Stirnseite des Raumes war ein Altar errichtet. Davor eine große Krippe. An den Seilen standen Hohr Thristtannen. Der alle Weihnachts­gesang:O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weih­nachtszeit" leitete die Feier ein, sobald der Kaiser die An­wesenden mit dem Gruße:Guten Abend Kameraden" begrüßt hatte. Es folgte eine kurze Ansprache des Pfarrers und dann das Lied:Stille Nacht, heilige Nacht". Nach­dem Generaloberst von Püffen dem Keifer für die Berel- tung des schönen Festes gedankt hatte, hielt der Kaiser folgende Ansprache:

Aameraden! Zn wehr und Waffen stehen wir hier versammelt, dieses heilige Fest zu feiern, das wir sonst im Frieden zu Hause feiern. Unsere Gedanken schweifen zurück zu den Unsrigen da­heim, denen wir diese Gaben danken, die wir heute so reichlich auf unseren Tischen sehen. Gott hat es zugelaffen, daß der Feind uns zwang, dieses Fest hier zu feiern, wir sind überfallen worden und wir wehren uns und das gebe Gott, daß aus diesem Friedensfest mit unserem Gotte für uns und für unser Land aus schwerem Kampfe ein reicher Sieg erstehe, wir stehen auf feindlichem Boden, dem Feind die Spitzen unseres Schwertes und das Herz unserem Gott zugewandt und wir sprechen es aus, wie es einst der Große Kurfürst getan:In Staub mit allen Feinden Deutschlands.* Amen.

Der Kaiser ging dann an den Tischen entlang und zeichnete viele Osfizicre und Mannschaften durch Ansprachen au«.

Warum muß Deutschland siege«?

Ueber die FrageW arum muß Deutschland siegen?" hat der Berliner Lokalanzetger bei Staatsmän­nern und Gelehrten eine Umfrage veranstaltet. Unser würt -

tembergischer Ministerpräsident, Dr. v. Weizsäcker, hat folgende Antwort darauf gegeben:

Warum muß Deutschland siegen?" Antwort: Weil ganz Deutschland den felsenfesten Glauben an die siegreiche Abwehr des Anschlags auf sein Dasein hat.

Unter der Leitung des gegcn uns verschwormen Eng­land haben sich unsere Feinde zuiamnengeschart. Gegen sie sind unsere streitbaren Männer hinausgezogen kei­nem der Tapferen ist auch nur der Gedanke gekommen, daß er nicht in den Sieg ziehe. Sie tragen den Krieg hinaus in die Länder, deren Regierungen mit dem Fluch > des Frledenebruchs beladen sind.

Und zu Hause? Alles was nur die Hände rühren kann, hat nur das eine Ziel, die Mittel bereitzustellen, um den eisernen Wall zu stärken, an dem feindlicher Frevel sich brechen muß und wird. Ohne den unerschütterlichen Glau­ben an den Sieg wären unsere Hilfe quellen zu Hause einer glänzend erbautenMaschinevergkichbar.derdie Triebkraftfehlt.

Und wie steht es auf der anderen Seile? Mit der Lüge, wie verächtlicher die kühnste Einbildungskraft sie bisher nicht geschaffen, haben unsere Gegner den Kampf er­öffnet, mit der Lüge und mit der Peitsche treiben sie zur Fortsetzung des Kampfes an. Einmal werden auch diese Mittel versagen.

Doch was bedarf es weiterer Worte! Heute, nach einem viermonatigen Dröhnen des Kampfes ohnegleichen, steht kein Deutscher an der Front, fährt kein deutscher See­mann unter der Kriegsflogge, in dessen Herzen auch nur der Schollen eines Zweifel» an dem endgültigen Sieg auf- kommen rnte. Sie haben gesiegt sie müssen es wissen pe werden siegen."

Beschießung von Furues.

DerBert. Lok.-Anz." meldet aus Rotterdam: Die Deutschen haben am «rsten Wrthnachtsseicrtag eine Stunde lang das Hauptquartier der belgischen Armee in Furnes beschossen. Die Geschosse platzten am Ort.

Ungeheure Berluste der Feinde.

Der Kampf an der Pser ist nach übereinstimmenden Berichten derBoss. Ztg." und desBert. Tagebl." zur-