endung des Münsters, die auch ein schönes Wahrzeichen ist des brüderlichen Sinnes verschiedener Bekenntnisse, bringen wir unserer schönen Landesstadt die herzlichsten Glückwünsche dar. Möge der Turm viele Jahrhunderte lang auf ein blühendes, glückliches Ulm schauen! Stadtrat Landtagsabg. Ebner dankte den Schwesterstädten, die durch zahlreiche Abgeordnete die Feststadt geehrt. Oberbürgermeister Dr. v. Hack- Stuttgart zog einen Vergleich zwischen dem Münsterbau und unserer nationalen Entwicklung. Erster Bürgermeister Widenmayer von München sprach namens der nichtwürttembergischen Gäste den Dank für die Einladung aus. Oberbaurat v. Leins feierte hierauf den Baumeister Beyer.
Eine große Zahl der Herren begab sich nach dem Mahle ins Münster zum Oratorium. Ihre Majestät die Königin, Se. K. Hoh. Prinz Wilhelm, Se. K. Hoh. Prinz Leopold von Preußen
u. andere höchste Herrschaften wohnten dem ersten Teile der Aufführung an. Vielen Hunderten war sie der erste geistige und künstlerische Genuß des Tages, der nach so viel Enttäuschung umsomehr erfreute und erhob. Mendelssohns „Elia s" mit seinen wundervollen Arien, Chören und Recitativen versetzte die Gemüther in das innerste Fühlen geistesmächtigen Göttvertrauens, aus dem heraus auch das Münster Gestalt gewonnen. Die Aufführung, von Musikdirektor Gras sorgfältig vorbereitet und durchgcführt, war eine höchst genußreiche.
Nachschrift.
Am Montag vormittag fand um 8 Uhr »ein Festgottesdienst mit feierlichem Kirchgang der Kollegien und Ehrengäste vom Rathaus aus statt. Eine dichte Menge füllte das Gotteshaus, fast alle Fürstlichkeiten wohnten dem Gottesdienst an. Dekan Bilfinger hielt die Festpredigt. — Gegen 9 Uhr versammelten sich auf dem Bahnhof die Mitglieder des Königlichen Hauses und die fremden Prinzen und Fürstlichkeiten, der Ministerpräsident, die Hofwürdenträger, die Generalität, sowie die Vertreter der Stadt Ulm, um die Ankunft Seiner Majestät des Königs zu erwarten. Um '/-IO Uhr gab eine Batterie des Artillerie-Regiments Nr. 13 den Salut von der Wilhelmshöhe; bald darauf fuhr der Extrazug ein, vom Publikum, das bis nahe an den Königssalon treten konnte, mit brausenden Rufen empfangen. Seine Majestät entstieg dem Wagen und begrüßte zuerst den Vertreter Seiner Majestät des Kaisers, den Prinzen Friedrich Leopold, der Gardekürassier-Uniform trug, alsdann den Vertreter Sr. K. Hoh. des Prinzregenten, Prinzen Arnulph, sodann Se. K. Hoh. den Prinzen Wilhelm, Se. Hoh. den Fürsten von Sigmaringen, Se. Hoh. den Prinzen von Weimar, S. H. Hoh. den Herzog Albrecht, Prinz Ernst Weimar, den Herzog von Urach, den Ministerpräsidenten Frhrn.
v. Mittnacht und den General v. Alvensleben. Dann wandte Sich Seine Majestät zu dem Oberbürgermeister v. Heim und Dombaumeister Beyer und den Vertretern der Stadt Ulm. Vor dem Bahnhofgebäude erwartete eine dichte Menschenmenge die Abfahrt, Seine Majestät beim Austritt aus dem Bahnhof freudig und mit stürmischen Hochrufen begrüßend. Ihre Majestät die Königin war bei der Ankunft Seiner Majestät am Fenster des Ruffischen Hofes erschienen. Als später Ihre Majestäten gemeinsam !
am Fenster sich zeigten, erneuerten sich die Jubel- und Hochrufe.
Der Raum gestattet uns nicht, das Festspiel und den Festzug in ausführlicher Weise wiederzugeben. Das Festspiel wurde aufgeführt in einem eigens von Prof. v. Beyer erbauten Holzhause, welches etwa 1100 Personen faßte. Als Seine Majestät der König in der Loge erschien, erhob sich das ganze Haus und begrüßte Allerhöchstdenselben mit einem brausenden Hoch. Die Musik fiel mit der Königshymne ein und eröffnete sodann mit einer Ouvertüre das Spiel.
Das Münsterfestspiel von Karl Oesterlen führt aus 3 Jahrhunderten drei Bilder aus der Geschichte Ulms vor; zunächst die Gründung des Münsters nach glücklich überstandener Belagerung durch Kaiser Karl IV. Das zweite Bild zeigt den Besuch des Kaisers Karl V. in Ulm, 2. September 1552, kurz nach dem Abschluß des Passauer Vertrages, welchem die vergebliche Berennung der Stadt durch den Kurfürsten Moriz im sog. Fürsten- und Markgrafenkrieg vorangegangen war. Das dritte Bild versetzt uns in den Anfang des 18. Jahrhunderts; es ist der Tag des Abzugs der französisch-bayerischen Besetzung, des Einzugs der Reichstruppen unter General Thüngen, 13. September 1704.
Dem Bericht des „Staatsanz." entnehmen wir noch folgendes:
Dem Festspiel anzuwohnen, war nur wenigen Bevorzugten vergönnt. Den Festzug konnten sich alle bequem betrachten, viele, die von einer Straße in die andere eilten, sahen ihn zwei- und dreimal aus nächster Nähe mit an. Für die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften war auf dem Münsterplatz ein schwarz-rot ausgeschlagenes Zelt errichtet.
Den eigentlichen Kern des Zuges bildeten die 3 Jahrhunderte und Bilder des Festspiels: Das 14., die Grundsteinlegung, das 16., Kaiser Karl und Herzog Christoph in Ulm 1552, das 18., der Einzug der Reichstruppen 1704. Diesen 3 Hauptgruppen zogen die 3 Jdealgestalten des Festspiels Ulma, Frömmigkeit und Kunst auf einem prächtig aufgebauten Wagen voran. Aber bei diesen Gruppen ist es nicht geblieben. Der Festzug erfreute sich bei einem Teile der Bürgerschaft fast größerer Sympatie, als das Festspiel; alles drängte sich zur Teilnahme, man mußte neue und neue Gruppen bilden und so waren nicht bloß jene 3 Jahrhunderte, sondern alle 5, die seit der Gründung des Münsters vergangen sind, im Zuge vertreten, der nun ein großes historisches Panorama bildete, in welchem die Festspielgruppen Marksteine der politischen Geschichte darstellen, während man in den übrigen mehr den Strom der Kulturgeschichte sich ergießen sah; historische Persönlichkeiten fanden sich hier fast gar nicht, sondern nur namenlose Vertreter von Ständen, Klaffen, Berufskreisen u. s. w., Patrizier, Kaufleute, Handwerker, Raubritter, Bauern, Jäger, Landsknechte, Soldaten, Lehrer, Studenten, in der für eine bestimmte Zeit charakteristischen Tracht und Ausstattung. Die einzige historische Persönlikeit, die im Festzug erschien, ohne im Festspiel aufzutreten, war in der 16. Gruppe im 15. Jahrhundert die Herzogin Mechthildis von Oesterreich mit ihrem Hofstaat. Sie war mit gutem Grunde nach dem Trupp bewaffneter Ulmer Handwerker, die
einen gefangenen Raubritter in die Stadt bringen, eingefügt. Unter diesem Raubritter hatte man sich Hamann von Reischach zu denken, der einst von dem Diener der Stadt Ulm, Peter von Zeutern, gefangen genommen, in Ulm eingesperrt und am 19. Sept. 1466 trotz der Fürsprache der Erzherzogin Mechthildis, welche auf dem Ulmer Rathause persönlich für ihn bat, enthauptet wurdet Die Festspielgruppen selbst blieben übrigens nicht ganz unverändert, so sind dem sechszehnten Jahrhundert der Hochzeitszug eines reichen Ulmer Kaufmanns und ein großer Jagdzug eingefügt worden, zwei Gruppen, die zu den originellsten und prächtigsten des Zuges gehörten. In Kostüme des 16ten Jahrhunderts hatte man diesmal auch die Teilnehmer am Fischerstechen gekleidet, die somit ebenfalls hier eingereiht waren und deren komische Figuren: Hanswurst und Gretel, Bauer und Bäuerin, Ratsherr und Kuhhirt, Spatz, Spargel, Zuckerbrot rc. von den Ulmern mit besonderer Sympathie begrüßt wurden.
Das siebenzehnte Jahrhundert eröffnete eine Gruppe fliehender Bauern aus dem Ulmer Gebiet mit Frauen, Kindern und Haustieren, Schutz vor Wallenstein'schen Reitern in Ulm suchend. Sie brachte eine willkommene Abwechslung in der langen Reihe von Prunkkostümen und Uniformen und war von großer Naturtreue. Auch am Schluß des 18. Jahrhunderts traten nochmals Landleute auf, diesmal in den wohlbekannten Trachten, die leider im Ulmer Land immer mehr verschwinden. In den Gruppen der Zünfte waren verschiedene Festwagen eingereiht, von denen derjenige der Gärtner besonders schön war. Das 19. Jahrhundert eröffnete ein Prunkmagen der „Germania", beschirmt von Geharnischten, umgeben von Vertretern des Nähr-, Lehr- und Wehrstandes, und von 6 Pagen, welche die Wappenschilds von Preußen, Bayern. Württemberg, Sachsen, Baden und Hessen trugen. Ihr folgte eine Schar von Kriegern in mannigfaltiger Ausrüstung aus den Befreiungskriegen und aus der Gegenwart. Es möchte vielleicht manchen bedürften, daß durch dieses starke militärische Geleite der Charakter der Wehrhaftigkeit allzustark ausgeprägt sei. Indessen die Idee des „Volks in Waffen" durfte doch wohl zum Ausdruck kommen, und wenn andere Seiten des modernen deutschen Lebens nicht verkörpert erscheinen, so liegt der Grund darin, daß eben die rnoderne Tracht der malerischen Wirkung leider entbehrt und zumal als Schluß eines Festzugs nicht zu verwenden ist.
Der Zug im ganzen, in allen Teilen, war ausgezeichnet durch Pracht und Reichtum der Kostüme; die Farben leuchteten ungetrübt, Gold und Silber und Erz schimmerten und blinkten. Der alte Ulmer Reichtum hatte sich nicht verborgen und man sah, daß nichts gespart worden, kein Geld, keine Mühe, kein Studium, um eine der Bedeutung des Festes würdige, die Gäste erfreuende und die Stadt ehrende Leistung zu wege zu bringen.
Die Festlichkeiten haben mit dem Zug in der Hauptsache ihr Ende gefunden. Das Fischerstechen muß, so viel man hört, wegen Hochwassers und zu kalter Temperatur der Donau ausfallen; für das gleichfalls unmöglich gewordene Volksfest in der Au fand Montag abends in der Markthalle ein Bankett für die Zugsteilnehmer statt.
unter der Oberfläche, bei jeder noch so schwachen Bewegung hervorblitzten, für eine Weile auf derselben Stelle, von der sie ausgegangen, flimmernd hingen, und auch nicht der geringste Laut rauschenden Wassers war unter ihrem Gilling vernehmbar.
„Möchte der Himmel gnädig sein und uns eine frische Brise senden, und wenn auch nur, um über unfern Nachbar da drüben Gewißheit zu erlangen!" wandte sich Mister Hall mit leiser Stimme an mich. „Dieses Warten hier ist nicht gerade sehr angenehm. Auf diese Weise müssen wir unsere Leute bis Tagesanbruch auf ihren Posten lassen, um über seinen Charakter Aufschluß zu bekommen. Höchst erfreulich, wenn es sich als ein Stückchen Kriegsschiff entpuppen sollte!" Es sieht außerordentlich massiv aus; meinen sie nicht, Fenton?"
„Ich vermute, im Finstern schauen auch wir ihnen sehr groß aus," erwiederte ich, „doch bezweifle ich, daß es ein Kriegsschiff ist. Ich habe sehr aufmerksam aus- gelugt, doch bis jetzt auch nicht den geringsten Lichtstrahl auf ihm entdecken können."
„Vielleicht sind der Herr Offizier der Wache und auch der Mastwächter fest eingeschlafen," entgegnete er mit einem leisen Lachen, das jedoch nicht vom Herzen kam, „und wenn es vom Hinterdeck aus gesteuert wird, steht wahrscheinlich der Steuermann zu tief, um uns zu sehen."
Ich hörte dies nur mit halbem Ohr, denn meine Aufmerksamkeit wurde plötz - lrch durch ein zweifellos sich Vergrößern seines bleichen Schattens abgelenkt, ein sicheres Anzeichen, daß sein Steuerruder gedreht worden war und es sich langsam herumwandte, um uns den Weg abzuschneiden. Auch Mister Hall nahm dies alsbald wahr. „Aha!" schrie er auf, „ste scheinen untersuchen zu wollen, was und wer wir sind; ei der Tausend! Haben sie uns endlich bemerkt? Hat es denn seinen besonderen Wind, daß eS so leicht regierbar ist? Oder ist es vielleicht leichter und größer als wir?"
Es war ohne Zweifel größer und leichter, und da es dicht gebraßt gewesen, hatte es den schwachen Windhauch besser benutzen können als wir, die wir ihn von hmten erhielten. Dazu kam, daß wir bis zu den Puddingsbolzen hinab mit Ladung.
Wasser und anderen Vorräten, die wir am Kap eingenommen, vollgepfropft waren. Indessen war sein Näherkommen ein so langsames, daß es kaum bemerkbar wurde. Und man könnte wohl sagen, daß unser allmähliches Näherrücken ebenso gut auf Rechnung der allgemeinen Strömung zu setzen war, die von der Küste stark westwärts zieht und uns, die wir tiefer gingen, schneller gegen dasselbe führte, als sie jenes von uns abtrieb, schließlich nicht zu vergessen die seltsame, oft beobachtete Anziehungskraft, die zwei von Windstille überfallene Schiffe auf einander ausüben und ste oftmals sogar so nahe an einander bringt, daß sie mittelst der Boote klar gehalten werden müssen.
Das Todesschweigen an Bord des fremden Seglers, die Dunkelheft, in die sein Rumpf sich hüllte, sein seltsames Gebühren, die Raaen zu brassen, um uns zuvorzukommen, ohne irgend ein Signal zu geben, das eine feindliche Absicht verraten hätte, trieb Hall's Ungeduld auf die Spitze, so daß er von der Pardune herabsprang, die er beinahe krampfhaft umklammert hielt.
„Sind denn an Bord Alle tot? Man sollte doch in einer solchen Nacht wie diese ist wenigstens einen Laut vernehmen können — das Straffspannen eines TakelS — das Raspeln des Steuerreeps!"
„Ich glaube kaum, daß sie beabsichtigen, uns im Schlummer zu überfallen," sagte ich.
„Gott allein weiß es!" schrie der Maat heiser. „Was würde ich jetzt nicht für ein bischen Mondschein geben!"
„Wenn sie es auf einen Kampf abges ehen haben, so kann es für's Erste nur auf eine gegenseitige Beschießung hinauslaufen, der Wind müßte denn bald kommen," meinte ich; „doch wenn sie wirklich Unheil brüteten, würden sie dann nicht eher unter unserm Stern passieren, wo sie uns viel besser bombardiren könnten, anstatt, wie sie es thun, nach der Breitseite zu steuern?"
(Fortsetzung folgt.)