M 74. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 65. Jahrgang.

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Ersch«im Di-nS ta g . Donntrslag und Samstag, i Di- Sinrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um- i zebung S Pig. di- Zeile, sonst 12 P,g. ^

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Med. rr. K.rped. d. Calwer Wochenblattes.

Amtliche Bekanntmachungen.

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betreffend den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in der Gemeinde Ostelsheim.

In den Stallungen des Christian Breitling, Jakob Gründler, Georg Rathfelder, Jakob Rau, Heinrich Reinhardt, Jakob Fenchel und Jakob Geh ring in Ostelsheim ist die Maul­und Klauenseuche ausgebrochen.

Das Durchtreiben von Wiederkäuern und Schweinen durch den Ort Ostelsheim ist bis auf Weiteres verboten.

Calw, den 25. Juni 1890.

K. Oberamt.

Supper.

Deutsches Reich.

Berlin, Donnerstag, 26. Juni, nachm. Reichstag. Fortsetzung der 2. Beratung derMili- tärvorlage (Erhöhung der Friedenspräsenz). Paper (Volksp.) wird gegen die Vorlage stimmen, da die gewährten Erleichterungen ungenügend seien. Die Notwendigkeit sei nicht überzeugend nachgewiesen, die Bewilligung mit starker Steuervermehrung verbunden. Er halte die Resolutionen Windthorst nicht für ein­druckslos und werde da für stimmen, v. Bennigsen (n.l.): Nach der ersten Lesung der Vorlage seien die Aussichten günstiger gewesen; den Hinweis auf weiter- ehenoe Zukunftsplane haben die Freisinnigen uner- ört ausgebeutet, indem sie die Forderung der zwei­jährigen Dienstzeit daran geknüpft. Je näher das Zentrum an die Vorlage herangekommen, desto weiter sei der Freisinn abgerückt, welcher viel Schuld trage, daß das Zentrum im Reichstage jetzt so einflußreich sei. Redner bestreitet, daß neue Reichssteuern für die Vorlage erforderlich seien; ob solche nötig seien, werde erst bei dem nächsten Etat zu prüfen sein, übrigens sei die Steuerlast pro Kopf in Frankreich und England größer als in Deutschland. Die Mili. tärlasten seien allerdings hoch, deshalb sei die größte Sparsamkeit der Heeresverwaltung nötig, wie dies auch der Fall sei. Die Vorlage wurde hervorge­rufen durch die veränderten Rüstungen Rußlands und Frankreichs, welch letzeres nach Durchführung des Wehrgesetzes um 775,000 Mann stärker sein werde. Niemand verlange, daß Deutschland Rußland und Frankreich zusammen gewachsen sei, aber das Volk, die Bundesgenossen und die Fürsten verlangen, daß es mindestens Einem gewachsen sei. So tief ein­greifende Aenderungen, wie die einjährige Bewilligung -der Präsenz und die zweijährige Dienstzeit, wie

Samsiag, den 28. Juni 1890.

Abonnementspreis vierteljährlich in der Stadt ro Pfg. uiH 20 Pfg. Trägerlohn, durch d'e Post bezogen Mk. 1. 15, sonst tr ganz Württemberg Mk. 1 . 35.

man jetzt fordere, könnten nur aus der Jnitative der Regierungen hervorgehen, Redner schließt, möge nie­mals der Tag kommen, wo wir Freunden und Fein­den das Schauspiel geben, daß wir wegen innerer polit. Spaltungen die Armee nicht mehr auf ihrer Höhe erhalten können. Hinze (d.fr.) verteidigte die freisinn. Presse gegen den Vorwurf der Ausbeutung der Andeutungen über die militärischen Zukunftsplane. Die Forderung der zweijährigen Dienstzeit mache im Volke immer mehr sich geltend. Die Ausbildung mit dem neuen Gewehr könne recht gut in 2 Jahren er­folgen. Kriegsminister v. Verdi) betont, es sei von Wichtigkeit, nicht Menschenmassen, sondern jeden ein­zelnen Mann sorgfältig zu erziehen; darum sei die dreijährige Dienstzeit erforderlich. Es ist zweifel­haft geworden, ob die 2. Lesung der Militärvor­lage im Reichstage heute beendet wird. Rickert (d.fr.) will zum drittenmal sprechen. Die Zahl der vom Zentrum gegen das Gesetz Stimmenden wir) jetzt nur noch auf 12 berechnet.

Berlin, 26. Juni. Der Reichstag ge­nehmigte Paragraph 1 der Militärvorlage, welcher die Friedenspräsenz bis zum 31. März 1894 auf 486,983 Mann feststellt unter Ablehnung aller Ab­änderungsanträge mit 211 gegen 128 Stimmen. Der freisinnige Antrag wegen Einführung der zwei­jährigen Dienstzeit wird mit 205 gegen 134 Stimmen abgelehnt.

Berlin, 25. Juni. Der Kaiser hat den Reichskommissar Wißmann in den Adelsstand er­hoben.

Major v. Wißmann wird fast den ganzen Tag durch Besuche, die er zu machen oder zu em­pfangen hat, in Anspruch genominen. Schon in friiher Morgenstunde fahren die Wagen vor der Privat­wohnung vor, die er in der Anhaltstraße genommen hat. Im Reichstage erschien Major v. Wißmann gestern kurz nach 4 Uhr, aber nicht im Sitzungs­saal, sondern um mit dem Reichskanzler einige Augenblicke zu sprechen. Das stark abgemagerte Ge­sicht ist tief gebräunt, aber die straffe Haltung und die frischen Bewegungen bekunden, daß es kein ernst­liches Leiden ist, von dem er befallen.

K > el, 25. Juni. Das Kaiserpaar ist heute vormittag um 9 Uhr per Ertrazug hier eingetroffen, von Prinz Heinrich und seiner Gemahlin, dem Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg und der Prin­zessin Henriette von Schleswig-Holstein empfangen. Die Kaiserin fuhr mit der Prinzessin Irene, der Kaiser mit Prinz Heinrich zum Schlosse durch die reichbeflaggte Stadt, von der Bevölkerung mit brausenden Hochrufen begrüßt.

Berlin, 26. Juni. Nach einem Privattele­gramm des Frks. I. hat sich Fürst Bismarck einer vertrauten Persönlichkeit gegen­über, die ihn darüber interpellierte, ob er das durch die Ernennung Dr. Miquel's' zum Finanzminister erledigte Mandat für Kaiserslautern annehmen würde, dahin ausgesprochen, daß von seiner Seite keine Schwierigkeit einem diesbezüglichen Vor­schläge entgegengebracht werden würde. Das Frkf. I. fügt bei: Wie wir bereits meldeten, beabsichtigen die Führer der Nationallibe­ralen in Kaiserslautern an den Fürsten Bismarck die Anfrage zu richten, ob er die Kan­didatur für Kaiserslautern-Kirchheimbolanden an­nehmen würde.

Ausland.

Vom Pariser Nihilistenprozeß. Unter­

suchungsrichter Atthalin erließ gestern einen Ab­laßbeschluß zu Gunsten dreier der verhafteten Russen: Demski, Mendelssohn und Orlof gen. Volgrine. Dieselben sind in Freiheit gesetzt worden. Demgemäß werden nur sieben Terroristen vor dem Zuchtpolizeigericht erscheinen; ein achter, Lavesin alias Landeisen, wird in contumaciam ab­geurteilt werden. Bei der Thatbestand-Aufnahme im Walde von Bondy wurden verschiedene von Metall­röhren herrührende Stücke aufgefunden und werden bei der Schlußverhandlung als Beweisstücke figurieren.

Tages-Neuiakeiten.

(Amtl ich es. j Von der K. Regierung des Schwarzwaldkreises wurde unter'm 24. ds. Mts. zum Schultheißen für die Gemeinde Speßhardt, OA. Calw ernannt, Matthäus Müller, Holzhauer von Alzen- YA. Calw.

Bern eck, 24. Juni. Ein Fall ländlicher freundlicher Nachbarschaft dürfte wohl auch in weiteren Kreisen bekannt werden. Einem hiesigen braven Bürger ist vor kurzer Zeit seine Scheuer völlig ab­gebrannt ; der Ersatz aus der Brandversicherungskasse reicht bei weitem nicht zum Wiederaufbau der Scheuer. Vermögliche Bauern in unseren Nachbarorten haben nun, wie es meist in ähnlichen Fällen geschieht, dem vom Unglück Betroffenen je einige Stämme Bauholz aus ihren Waldungen geschenkt, so daß ihm der Neu­bau sehr erleichtert wird. Ehre den freundlichen Nachbarn!

Stuttgart, 25. Juni. In der Nacht vom 20./21. ds. Mts. wurde im Geschäft von Hansen und Heymann, Künigsstraße Einbruch verübt und hiebei die Tageskasse mit 110120 ^ nebst anderen Gegenständen gestohlen. Die Thäter wurden gestern in 3 Burschen, im Alter von 15 bis 18 Jahren, festgenommen. Einer derselben hat bei Mechaniker Weißmantel im Hinterhause daselbst gearbeitet und war daher mit den Lokalitäten bekannt. Zwei der Thäter sind Brüder; sie kauften sich von dem ge­stohlenen Gelde Revolver. Derjenige, welcher im Hinterhause arbeitete, zeigte seinen geladen Revolver gestern mittag einem Nebenarbeiter, war aber der Handhabung nicht kundig; es ging ein Schuß los und die Kugel drang dem Nebenarbeiter durch den Schenkel; es ist jedoch nur eine Fleischwunde. Durch-diesen Vorfall wurde man bezüglich des Einbruchs auf die Spur geführt. Die 3 sind der Thal geständig, sie hatten das gestohlene Geld zum Besuche des Ulmer Münsterfestes bestimmt. Am Sonntag den 15. ds. Mts. haben dieselben Thäter in der Bauhütte eines Werkplatzes nach Erbrechen verschiedener Be­hälter Handwerkzeug gestohlen.

Stuttgart, 26. Juni. Zufuhr an Kirschen schwächer als erwartet werden konnte, etwa 850 Körbe. Einzelverkauf 18 bis 25 --Z. Immer nur ausgezeichnet schöne Ware, keine Spur von nach­teiligen Folgen der Strichregen. Die Zufuhr hatte unter der Arbeit für die Heuernte zu leiden. Heute schon ziemlich viel Heidel-, sowie Johannisbeeren, aber auch schon Himbeeren, sowie nahezu reife Stachel­beeren. Eine hier neue Erscheinung sind Trauben aus Kirschen gebunden. An einer solchen Traube, die 2 ^ kostet, sollen 7 Pfd. Kirschen verwendet sein. Setzware für den Gemüse- und Ziergarten immer noch in großen Mengen. Ein Krauthäuptle 40 A Rosen in Prachtexemplaren zu vielen Tausen­den. Maröchal Niel in selten gesehener Vollkommen­heit, Gloire de Dijon, Enfant de Lyon, Marie van Hont, Madame Falcot, Mad. William Allen (rost-