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88. Jahrgang.

Mittwoch, den 7. Hktoöer

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IS»! Plauderstübchen,

'Hv» Illustr. Sonntagsblatt und

Schwab. Landwirt.

19!4

Keim Entscheidung l« Westen.

W.T.B. Großes Hauptquartier, 6. Oktbr. (Amtlich.) Die fortgesetzten Umfaffungsver- fuche der Franzosen gegen unseren rechten Heeresflügel dehnten den Kamps in der Front bis nördlich von Arras aus. Auch westlich von Lille und westlich Lens trafen unsere Spitzen feind­liche Kavallerie. In unseren Gegenangriffen über die Linie ArrasAlbertRohe ist noch keine Entscheidung gefallen.

Auf der Schlachtfront zwischen der Oise und Maas, bei Berdun und in Elsaß-Loth­ringen sind die Verhältnisse unverändert. Auch von Antwerpen ist nichts besonderes zu melden.

Siegreiche Mmpfe gegen die Russen.

W.T.B. Großes Hauptquartier, 6. Okt. (Amtl.) Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist ein russischer Vormarsch gegen Ostpreußen im Gou­vernement Suwalki zum Stehen gebracht worden. Bei Suwalki wird der Feind seit gestern erfolgreich angegriffen.

In Russisch-Polen vertrieben die deut­schen Truppen am 4. Oktober die russische Gardeschützenbrigade aus einer befestigten Stel­lung zwischen Opatow und Ostrowez und nah­men ihr 3VVO Gefangene, mehrere Ge­schütze und Maschinengewehre ab. Am 5. Oktbr. wurden russische Kavalleriedivisionen und Teile der Hauptreserven von Jwangorod bei Radom angegriffen und ans Jwangorod zürückgeworsen.

Während aus dem westlichen Kriegsschauplatz noch keine Entscheidung gefallen ist, kommen vom östlichen Kriegsschauplatz überaus gute Nachrichten. So ist der er­neute Bormarsch der Russen gegen Suwalki vom Niemen her zum Stehen gebracht worden. Unser Hindenburg hat den Feind bereits erfolgreich angegriffen. In Russisch-Polen wurden die Raffen gegen die Weichsel zurückgeschlagen.

Vaterland.

Was ich möchte?

Tot sein und tief in der Erde liegen,

Ties unter der Menschheit unseligen Kriegen^

Tief unter der Menschheit blutigen Tritten,

Schlafen von allem, was ich erlitten.

Was ich möchte?

Bon Eisen sein und in Eisen mich schlagen,

Unsre Sturmesgerechtigkcit wider alle Teufel tragen. Und mit zorngezückrer, zornklirrender Rechten,

Unsre heilige Sache heiligst verfechten.

Was ich möchte?

Leiden fürs Ganze, das Große erstreben,

Nur den Sieg noch, das Herrliche noch erleben,

Da die hintertückische Schande zersprungen,

Und die Feinde allsamt in den Staub gerungen!

Wilhelm Schüssen.

Im

^eld.

G.K.G. Bon einem Soldaten aus Pfrondorf wurde folgender Feldpostbrief an seine Angehörigen gesandt:

Meine lieben Geschwister!

Wie ich aus der Karte schon erwähnt habe, habe ich Euch schon viel geschrieben in Gedanken. Und wenn ich meine Gedanken nicht auf das Papier brachte, so habt 2hr sie doch gelesen. Besonders in den letzten Tagen, wo

e im Oste

Schon gestern nachmittag konnten wir durch Extrablätter bekanntgeben, daß die Russen von den vereinigten Truppen der Deutschen und Oesterreicher geschlagen worden seien. Die Meldung besagte:

Wien, 6. Oktbr. (W.T.B. Nicht amtlich.) Amtlich wird verlautbart vom 5. Oktober: Die

Operationen in Russisch-Polen und Galizien schreiten günstig vorwärts. Schulter an Schulter kämpfend, warfen deutsche und österreichisch-ungarische Truppen den Feind bei Opatow und Klimontow gegen die Weichsel zurück. In den Karpaten wur­den die Russen am Uzsoker-Patz vollständig geschlagen.

Stellvertreter des Chefs des Generalstabs.

Die deutsche amtliche Meldung berichtet noch, daß die deutschen Truppen zwischen Opatow und Ostrowez etwa 3000 Gefangene gemacht, Geschütze und Maschinengewehre erbeutet und 2^/g russische Kavalleriedwistonen, sowie Teile der Hauptreserve von Jwangorod geschlagen haben. Die Festung Jwangorod liegt jenseits der Weichsel, die ein großes'militärisches Hindernis bildet. Die Festung ist nur zum Teil modernisiert. Aus der Meldung des österreichi­schen Generalstabes ist zu entnehmen, daß die Russen am Uzsoker-Paß vollständig geschlagen worden sind. Den Russen war es unter Beihilfe von Verrätern gelungen, aus Schleich­wegen über die Karpaten in Ungarn einzufallen. Ueber die Kämpfe in den Karpaten liegt uns noch folgende Mel­dung vor:

Budapest, 6. Okt. (W.T.B. Nicht amtlich). Der Sonderberichterstatter des Az Eft meldet: Der Kampf mit den eingedrrmgeneu russische« Streitkräslen ist noch nicht vollständig beendet. Es ist zur Zeit noch unmöglich, einen eingehenden Bericht zu geben, indessen Kanu schon gesagt werden, daß nordwestlich von Maramaros-Sziget und bei Fnreczkecz die eine russische Kolonne zurückge- schlageu wurde. A« diesen Gefechten haben auch in­zwischen eingetroffene deutsche Streitkräste teikgenouune«. Zwischen Molen« und Muss machten die Muffen einen letzten Versuch, unsere Reihen zu durchbrechen, allein auch hier wurden sie zuruckgeschkageu. Unsere Truppen ver­folgten die sich zurückziehendsn Raffen. Es wurden viel« Gefangene gemacht und das Komitat Aereg ist vom letzten Mann russischer Znvasionstrvppen befreit.

ich erfuhr, daß mein l. Freund G. R. gefallen ist, und dann, daß unser l. Bruder R. vermißt wird. Es tut einem in solchen Tagen und Stunden unendlich woh?, Gedanken­briefs schreiben zu können, die verstanden werden. Gestern erfuhr ich wieder, daß R. immer noch bei seinem Truppen­teil vermißt wird, doch er soll nicht unter den Gefallenen sein. Gott gebe, daß er nur verwundet ist und in der Heimat, am liebsten bei seinen Lieben, wieder gesund wird. Ach wir können gar nichts machen, als den Blick nach oben richten: wie Er es macht, so bleibt es und so muß es sein.

Ihr Lieben! Wißt Ihr auch, welches mein Gefühl und mein Wunsch war in den Augenblicken, als diese Nachrichten kamen? Sterben, Bluten. Am liebsten hätte ich mich in den Kugelregen geworfen und hätte das Leben ganz vergessen. In einer solchen Stunde bat ich meinen Zahlmeister, in die Front treten zu dürfen. Er hat mich gerne und hat mich nicht gehen lasten, und so bleibe ich hinter der Front ich bin einmal dazu kommandiert, und jeder, der aus dem Gesicht zmückkommt. sagt:Danke Gott, daß Du da bist." Nun, die wissen nicht, wie ich denke, wie ich Helsen möchte.

Wir standen einer franz. Stellung gegenüber, dis für uns uneinnehmbar war. Es war ein französischer Truppen­übungsplatz. Die Franzosen hatten sich einzementiert. Wir konnten nichts anderes tun, als uns verstecken und nachts dann vorstürmen. Seit diesem Gefecht fehlt R.. Sehr v cle sind verwundet und vermißt. Darauf hatten wir 2 Tage Ruhe; d. h 20 Klm. bin ich doch marschiert, aber in einer Scheune konnte ich schlafen. Das war Erholung.

Niederlage der Japaner var Tsingtau.

W.T B. Berlin, 6. Okt. (Nichtamtlich.) Die B.Z.am Mittag meldet: Von unserem Berichterstatter in Rotterdam wird uns heute mitgeteilt:

Beim ersten Sturmangriff auf die Infanteriewerke von Tsingtau wurden die vereinigten Japaner und Eng­länder mit einem Verlust von 2500 Mann zurückgeschlagen.

Die Wirkung der deutschen Minen, Geschütze und Maschinengewehre war ver­nichtend. Der rechte Flügel der Verbün­deten wurde von dem österreichisch-ungari schen KreuzerKaiserin Elisabeth" und dem deutschen KanonenbootJaguar" wirk­sam beschossen. Die Verluste der Deutschen sollen gering sein. Die Japaner warten Verstärkungen aus Japan ab.

Die Helden von Tsingtau, die das Deutschtum im fernen Osten auf umbcandeter Klippe verteidigen! Es erfüllt uns mit Stolz und Freude, wenn wir lesen, daß die tapfere, kleine Schar dem Angriff der riesigen Uebermacht standge- haltcn hat und den gewaltigen Sturm zurückwarf. Die Verluste der Gegner sind verhältnismäßig groß. Daß auch englische Streitkräfte dabet waren, und zwar unter Führung des Generals Barnardiston, freut uns riesig. Der Angriff, der zur Entscheidung führen sollte, hat mit großer Energie eingesetzt, umso bedeutsamer für unsere Soldaten, welche die Feinde zurückschlugen. Die Anerkennung für die schneidige Bravour werden ihnen unsere Feinde nickt ver­sagen können. Ein großes Hindernis beim Angriff aus Kiautschau bildet die Ueberschwsmmung der Flüsse.

Wie derOsmanische Lloyd" einem Artikel derOdeßky Lisch" entnimmt, suchen die Russen die Japaner davon zu überzeugen, daß es besser sei, 200000 300000 Mann als Hilfs Korps für die Russen und Franzosen zu senden, als jetzt große Kräfte gegen Kiautschou zu rich­ten. Diese Festung werde schon ausgehungert wer­den und ganz von allein fallen. Die russische Zeitung be-

Wir haben ja immer Hunger täglich steht uns ein Brot von einer Dicke von ungefähr 67 em zur Verfügung aber heut: morgen ließ ich das Esten, um wenigstens noch eine kleine Weile auf dem Stroh liegen bleiben zu können. Man wird ein ganz anderer Mensch, man ißt, was einem in die Finger kommt, tatsächlich Kraut und Rüben und dabei denkt man: o wenn ich wieder nach Hause komme, wie will ich froh seinen einem Stücken Brot, am geringsten Esten, überhaupt am Leben, denn Leben ist etwas anderes, als was wir hier führen.

Ihr könnt Euch denken, wie ich jedes kleine Stück- chen Schokolade, das mir in den Schmutz fiel, aus dem­selben herausholte und wie ich Euch für die Schokolade danke. Aber das ist ja nur der Leib; ich will nichts zu essen, wenn es nur vorwärts geht.

Ihr wartet auf meine Post. Er geht mir ebenso. Wir sind von dem Postwagen weit weg, und ich hatte schon lange keine Gelegenheit mehr, etwas aufzuqeben. Ich warte sehnlichst auf Briefe von der Heimat. Wie geht es Euch? Wie gehts in A.? Ach seht ich mag nicht dran denken. Biele herzl. Grüße an alle.

Und wie geht es erst den Franzosen? Ich sitze in der Stube einer zahlreichen Familie; der Dater und ein Sohn sind auch im Krieg. Seit Anfang desselben haben sie keine Ahnung von ihren Lieben. Die Frau weinte eben, als ich mich ein wenig mit ihr unterhielt. Die Familie hat nichts, sie ißt deutsches Kommißbrot, trinkt deutschen Kaffee und sonst hat sie nichts mehr. Namenlos-?« Elend überall.

Lebt nun wohl!

Euer dankb. A.