Nation ruhig Blut bewahren, wovon sie täglich Beweise seit Beginn der Krise gegeben habe. Die Nation werde heldenhaft von allen Söhnen verteidigt werden, geeint in dem Abscheu gegen die Angreifer und dem gemeinsamen patiotischen Vertrauen, unterstützt von dem verbündeten Rußland ur.d unterstützt von der aufrichtigen Freundschaft Englands, wozu noch die von allen Seiten der zivilisierten Welt Frankreich zukommenden Sympathietelegramme kom­men, denn es appelliere heute mehr denn je vor oller Welt an Freiheit, Gerechtigkeit und Vernunft. Der Aufruf schließt: Hoch die Herzen! Es lebe Frankreich!

Italien Englands wegen neutral.

Rom, 6. Aug.Popolo Romano" meint: Englands Kriegserklärung rechrsertige die Neuttalitäi Italiens. An­dernfalls Härten zwar Deutschland und Oesterreich ihre Flotte in italienischen Schutzhäsen bergen können. Für die Ita­liener e aber ein Krieg mit England katastrophal ge­wesen, da an seinen langgestreckten Küsten die blühendsten Städte liegen.

Dasselbe Blatt nennt die Rede Bethmanns energisch und hebt hervor, daß das Eindringen deutscher Truppen in Luxemburg und Belgien zwar eine Verletzung des Völ­kerrechts sei. daß cs aber notwendig gewesen.

DieVita" meint, daß die Minister Italiens von der unerbittlichen Notwendigkeit zur Neutralität gezwungen würden und rufen Schmerz darüber empfinden, nach 30- jähcigem Bündnis sich nun abseits halten zu müssen.

Nachrichten vom Kriege.

p Ttnttgart, 7. Aug. (Abschied.) Das Königs- paar begab sich gestern nachmittag 5 Uhr mit Gefolge in Begleitung des Generaladjutanten und der Flügeladju- tonten zu einem Fetdgottesdienst im Hof der großen Infanieriekaserne, der von Feldprobst Blum und Krrchen- rat Mangold abzehalken wurde. Bor Beginn des Gottes­dienstes schritt der König die Fronten ad und hielt eins Ansprache, die in einem Hurra auf Kaiser und Vaterland auskiang. Auf der Hin- und Rückfahrt wurde das Königs­paar von dem dicht gedräugten Publikum herzlich begrüßt.

p Stuttgart, 7. Aug. Die Funktionen des K. B e l- gischen Konsuls in Stuttgart haben nunmehr ebenfalls ausgehört.

München, 7. Aug. Aus Frankreich hieher zurück- gekehrte Deutsche berichten, daß man sie im Viehwagen ein­gesperrt und heimgeschickt habe und sie 24 Stunden lang hungern ließ. Auch wurden die Leute mißhandelt und ihnen nicht gestattet, Gepäck mitzunehmen. Den Frauen wurden Pelze, Geld, Sparkassenbücher und Gepäck abgenommen. Aus französischem Gebiet soll nur der Pöbel kriegerische Kundgebungen veranstaltet haben; dagegen zogen ernste Männer durch die Straßen und riefenNieder mit dem Krieg".

Ein deutsches Handelsschiff augehalten.

Berlin, 6. Aug. Der deutsche Handelsdampfer Tryand" wurde von den Engländern im Kanal ange­halten. Er hat 17 Mann Besatzung.

Studenten als Freiwillige.

Frankfnrt a. M., 7. Aug. Bi-le Berliner Stu­denten sind nach Frankfurt gekommen, um sich hier als Kriegsfreiwillige zu stellen. Der Andrang in Berlin ist so stark, daß es dort nicht möglich ist, weitere Leuie einzustellen.

Deutsche Zeppeline und Flugzeuge in Tätigkeit.

Berlin, 6. Aug. Es ist bekannt, daß feindliche Flieger in Luftfahrzeugen innerhalb der deutschen Grenzen gesehen worden sind. Die Bevölkerung kann beruhigt darüber sein, daß unsere eigenen Luftfahrzeuge in derselben energischen Art ihre Pflicht tun werden. Es ist aber dringend geboten, in gleicher Weise wie über alle Truppenbewegungen so auch über unsere Luftflotte strengstes Stillschweigen zu beobachten. Aus diesem Grund verlautet auch in der Oesfentlichkeit nichts über die Tätigkeit unserer Zeppeline und Flugzeuge.

Richard Dehmel und Ganghofer Kriegsfreiwillige.

Berlin, 7. Aug. Der Dichter Richard Dehmel, der bereits mehr als 50 Jahre zählt, hat sich als Kriegsfrei­williger gemeldet, ebenso wie Ganghofer, der sich ausbat, gegen Rußland marschieren zu dürfen.

Das russische Ehrenwort.

Berlin, 7. Aug. Zur Illustration der russischen Ehren- wörter giebt ein Brief aus Warschauer industriellen Kreisen, der nach Oesterreich gelangt ist, neue Beiträge. Der In­dustrielle erzählt, daß ein Warschauer Industrieller von der zuständigen Militärbehörde eine Weisung erhielt, am 29. Juli, 12 Uhr nachts angefangen, für einige hundert Mann Quartier zu schaffen, und daß diese Weisung ausdrücklich mit der allgemeinen Mobilmachung begründet wurde. Die Mitteilung der militärischen Behörde an den Industriellen erfolgte am 29. Juli nachmittags. Me Feststellung des Tages und der Tageszeit ist in diesem Falle von außer­ordentlicher Wichtigkeit, denn die ehrenwörtliche Erklärung des Herm Sassonoff gegenüber dem Grafen Pourtales, daß Rußland überhaupt noch nicht mobilisiere, ist an eben diesem 29. Juli nachmittags abgegeben worden.

Die Stimmung i« Belgien geteilt.

Herbesthal, 5. Auz. Charakteristisch ist. daß unter­wegs die Insassen der Züge mit den deutschen Einberufenen warm von den belgischen Soldaten begrüßt wurden, welche die Bahnstrecke bewachen; die Deutschen gaben die Sym-

pathiebeweise herzlich zurück. Eine stark deuischenfeindliche Stimmung herrscht hauptsächlich in Brüssel und dort, wo die von Frankreich beeinflußten Zeitungen arbeiten.

Behandlung der Deutschen in Belgien und Rußland.

Wesel, 7. Aug. Aus Belgien kommen Nachrichten, daß der belgische Pöbel sich die scheußlichsten Mißhand­lungen gegen die in Belgien befindlichen Deutschen hat zu Schulden kommen lassen.

Falsches Spiel Belgiens.

Köln, 7. Aug. In ein hiesiges Hotel hatte sich ein aus Lüttich ausgkwiesener Deutscher einlogiert, der dis zur Ausweisung in der Waffenfabrik in Lüttich beschäftigt war. Der Mann versicherte, daß vor mehreren Wochen bereits die Lütticher Forts von französischen Offizieren und Mann­schaften besetzt und die Geschütze von letzteren bedient wur­den unter Kommando französischer Offiziere. Auf Der- anlassung des Hoteliers wurden diese Feststellungen an zuständiger Stelle bekannt gegsb.n.

England wendet IVO Mill. Pfund Sterling für de« Krieg ans.

London, 5. Aug. Ministerpräsident Asquith kün­digte dem Unterhaus^ den Kriegszustand zwischen Deutsch­land und Großbritannien an. Er sagte unter lautem Bei­fall, daß er in der nächsten Sitzung das Haus «m An­nahme eines Kredits in Höhe von hundert Millionen Pfund Sterling bitten werde.

Japans Stellung.

Tokio, 7. Aua. Japan will zunächst den europäischen Konflikt nicht militärisch, sondern nur wirtschaftlich aus­nützen. Man hört hier, daß die amerikanische Flotte in Ostasien verstärkt worden ist.

Vom Kriegsschauplatz.

In einen Teil der gestrigen Auflage konnten wir noch die hochersreuliche Nachricht ausnehmen, daß die belgische Festung Lüttich gestern im Sturm von den Deutschen genommen wurde. Damit ist schon eine ordentliche Bresche in den Festuugswall gelegt, der uns den Eingang nach Frankreich versperrt. Nähere Nachrichten fehlen noch.

Das Telegramm lautet:

Berlin, 7. Aug. Lüttich, eine Festung in Belgien ist im Sturm von den Deutschen genommen worden Vormittags 8 Uhr war die Festung in deutschem Besitz Der Kaiser Uetz das Publikum im Lustgarten benachrichtigen

Nach einem Telegramm derFrkf. Ztg." aus Krakau gibt das dort eingetroffene Lokalblatt von Czenstochau Gonice Czenstochowski" vom 3. August eine Schilderung der Einnahme von Czenstochau durch die deutschen Truppen. Es heißt da: Die Nacht vom 2. auf 3. August war für die Bewohner fürchterlich. Bon weitem dröhnte Geschütz- und Gewehrfeuer. Gegen 2 Uhr nachts kam der Kriegslärm immer näher. Gegen 4 Uhr früh begann der Rückzug der russischen Truppen. Die Stadt passierten nacheinander kleine Gruppen von Soldaten verschiedener Waffengattungen, gleichzeitig wurden die Brücken und Via­dukte gesprengt. Um 5 Uhr früh war der letzte Bahnzug mit russischen Behörden und Militär nach Warschau abge­gangen. Die Bürgerwehr hielt die Nacht über Ruhe und Ord­nung in der Stadt. Um 7 Uhr früh zog unter dem Kommando eines Oberleutnants die Vorhut der deutschen Truppen in die Stadt ein. Der Kommandant der Bürgerwehr er­stattete Rapport, worauf ihm unter persönlicher Verantwortung die Sorge um die Ruhe und Ordnung in der Stadt anver­traut wurde. ImGonice Czenstochowski" ließ der Kom­mandant der eingerückten Truppen der Bevölkerung Mitteilen, daß in der Stadt alles in der bisherigen Form unter voller Sicherung der Rechte der Einwohnerschaft belassen werde, bei feindseligen Vorkommnissen jedoch die ganze Stadt die Verantwortung zu tragen habe. Um 10 Uhr vormittags erschien ein Insanteriehauptmann in der Stadtmagistratur der Stadt, wo er beim Präsidenten des Gemeinderats und den Vertretern der Bürgerwehr die obigen Verfügungen mit dem Beifügen wiederholt hat, daß russisches Papiergeld nach normalem Wert als Zahlung bei Strafe angenommen werden muß.

Die ersten russischen Gefangenen.

Königsberg, 7. Aug. Die ersten russischen Ge­fangenen. Kosaken und Ulanen, sind hier eingetroffen. Sie erklären, froh zu sein, daß sie endlich etwas zu essen be­kommen.

Aus Stadt und Land.

Nagold, 8. August IS14.

Befördert wurde zum Oberarzt der Assistenzarzt der Landwehr 1. Aufgebots Dr. Boqel-Altensteig.

Die erste evangelisch-theologische DienffprSfnng haben u. a. Kandidaten mit Erfolg erstanden: Ernst Hölzle aus Effringen, Gerhard Paret aus Dachtel.

Hilsswerk für die Kriegszeit im Bezirk Na­gold. Auf Einladung des Herrn Oberamtmann Kommerell, des Bezirksvertreters des Württbg. Landesvereins vom Roten Kreuz, versammelte sich gestern eine große Anzahl von Männern und Frauen aus allen Kreisen der Stadt und Umgebung, um über die Schritte, die angesichts der großen Gefahr unseres Vaterlandes zu machen sind, zu be­raten. Die Versammlung stand unter dem erschütternden Eindruck des furchtbaren Ernstes unserer Lage; sie war aber auch getragen von dem Entschluß, alles zu tun, was in unseren Kräften sich', um das Aiußerste abzuwenden.

Man war der festen Ueberzeugung, daß außerordentliche Opfer gebracht werden müssen, wie vor 100 Jahren, als sich Deutschland erhob, um sich des französischen Joches zu erwehren. Man beschloß deshalb einstimmig nach dem Vorschlag des Borsitzenden, ein umfassendes Liebeswerk ein­zuleiten, das in geordneter Bezirksorganisation seine Arbeit leistet. Schon sind seit längerer Zeit dank der hingebenden Tätigkeit der Lehrerin an der hiesigen Frauenar bettsschule, Frl. Mayer. Sanitätsmittel in größerer Zahl geschafft worden; aber der Kreis der hiebei Mikhelfenden muß erweitert werden; cs müssen Verpflegung;- und Berbandstationen, Einrichtungen für geordnete Krankenpflege getroffen werden; es müssen Liebesgaben in großem Maße gesammelt werden, Gcldgaben und Naturalbeiträge. Dieselben sollen zuerst den ausmarschierten Söhnen unseres Vaterlandes, dann aber auch den Ang- hörigen derselben in Stadt und Bezirk zugute kommen; es soll eine Kinderkrippe eröffnet werden, wozu bereits ein edeldcnkender Bürger unserer Stadt die erfor­derlichen Räume in Aussicht gestellt hat. Die Helferinnen des Roten Kreuzes, die im vorigen Jahr ansgebildet worden sind. müssen nun schon so bald Verwendung finden; d e Zahl der Pflegerinnen soll aber noch mehr verstärkt werden. Sofort ist auch eine freiwillige Saniiätskolonne von männ­lichen Krankenpflegern ins Leben gerufen worden. Auch wurde darauf hingewiesen, daß es sooiele notwendige Dienste auch sonst zu leisten gebe, namentlich in Häusern wo An­gehörige ausmaschiert sind, Dienstleistungen auf dem Felde bei der bevorstehenden Ernte, in der Küche, in Stallungen, beim Besorgen der Wäsche u. a. Wir zweifeln nicht daran, daß unsere Bezirksangehörigen sich willig finden lassen werden, mitzuhelfen und milzudienen in der Stunde der Not, wie und wo und wann sie es vermögen. Näheres wird noch durch Aufrufe bekannt gegeben werden.

Dss Ev. Konfistorinm gibt unterem 5. Aug. fol­genden Erlaß heraus: In diesem Sommer sind, wie be­kannt, eine Reihe von Orten unseres Landes durch verhee­rende Ungewitter schwer heimgesucht worden. Die Zentrol- leitung für Wohltätigkeit in Württemberg hat sich deshalb an das Konsistorium mit der Anregung gewandt, es möge, wenn auch auf unserem Land und Volk in dieser Kriegs­zeit sonst schwere Sorgen lasten und an Opfersinn und Mildtätigkeit hohe Anforderungen gestellt werden, angesichts der Höhe des Wetterschadens doch den Geistlichen und Kir- chengrmeinderäten empfohlen werden, auch Heuer das Opfer bei den Ernlegottcsdienstkn in erster Linie für die wetter­beschädigten Gemeinden zu bestimmen. Die Zentralleitung für Wohltätigkeit in Württemberg ist bereit, solche Gaben in Empfang zu nehmen; sie wären bei der Einsendung aus­drücklich als zum Notstandsfonds für Wetterbeschädigte bestimmt zu bezeichnen.

Eisenbahusache». Die Strecken KakrvKntingen, ZuffenhausenKaki», MühlackerBietigheim und KornmestheimMünsterAntertürkheim Köf. werden in den nächsten Tagen ganz für militärische Zwecke bean­sprucht. Es fallen desbalb auf diesen Strecken bis auf weiteres sämtliche Züge für Zivilpersonen aus. Aus anderen Strecken fallen einzelne der im gestern veröffentlichten Fahr­plan enthaltenen Züge ebenfalls bis auf welterrs aus. Wer also eine Reise zu machen hat, erkundige sich vorher genau, welche Züge noch verkehren. Der Fahrplan ist an unserem Geschästslokal angeschlagen. Die K. Bahnhosoerrvallung gibt bekannt, daß Lebensmittel als Expreß- und Eilgut befördert werden.

Zahlung in Papiergeld. Die Annahme von Pa­piergeld stößt bei den Zahlungsempfängern vielfach auf Schwierigkeiten. Diese Bedenken sind aber in gar keiner Weise begründet, da für die Einlösung der Reichskassen­scheine dis Reichskasse hastet und für die Noten der Reichs­bank und der Privatnotenbanken volle Deckung bei diesen vorhanden ist. Wegen der Reichskassenscheine wird voraus- sichtlich in den allernächsten Tagen ein Reichsgesetz erscheinen, durch das diese als gesetzliches Zahlungsmittel erklärt werden. Die Noten der Reichsbank sind schon jetzt nach Art. 3 des Reichsgesetzes vom 1. Juni 1909 (Reichsgcsetzblatt S. 515) gesetzlichesjZahlungsmittel. Reichebanknoten und Reichs- Kassenscheine, sobald das erwähnte Gesetz veröffentlicht sein wird können daher bei Zahlungen, die den Betrag der Noten und Reichskassenscheine erreichen, nicht zmückgewicsen werden, ohne daß der Empfänger in Annahmeverzug gerät (B. GB.§ 293) und die Folgen dieses Verzugs zu tragen hat. Gold ist während der Mobilmachung ausschließlich zu militärischen Ausgaben bestimmt. Auch die Auszahlung in Silber kann nicht immer in dem vom Publikum ge­wünschten Umfang erfolgen, da in der letzten Zeit an die Banken und die öffentlichen Kassen in dieser Richtung ganz ungeheure Anforderungen gestellt worden sind. Die öffent­lichen Kassen sind bestrebt, solange als irgend möglich kleine Beträge nur in Silber zu zahlen bei größeren aber ist dies nicht durchführbar und muß Papiergeld mit in Zahlung gegeben werden. Da das zu militärischen Zahlungen ver­wendete Gold und Silber kn allernächster Zeit wieder in den Verkehr zurückströmen muß, so ist zu hoffen, daß der Geldumlauf in Bälde wieder in ruhigere Bahnen kommen wird.

Mehr Zurückhaltung gegenüber Automobile» und Flugzeugen. Der Staatsanzeiger von Württemberg macht bekannt, daß die Jagd auf angeblich feindliche Geld­automobile einzustellen sei, da sie die Durchführung des notwendigen Krastwagenverkehrs für unsere Heeresleitung gefährden. Die Heeresleitung selbst weist nachdrücklich darauf siin, daß das ins Unvernünftige ausgeartele Aushalten der Kraftwagen auf den Landstraßen aufhören müsse. Unsere Grenzen sind jetzt abgesperri und es ist nicht anzunehmen, daß noch fremde Kraftwagen herein- oder herauskommen. Die gutgemeinten Maßnahmen, welche die Ortspolizei und