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Parade kommandierte General-Lieutenant v. Wöl- ckern, das 1. Treffen (8 Infanterie-Bataillone) Ge­neralmajor Freiherr Schott v. Schottenstein; vas 2. Treffen (3 Kavallerie-Regimenter und 1 Feldartillerie- Abteilung) Generalmajor v. Gleich; das 3. Treffen (2 Feldartillerie-Abteilungen und das Train-Bataillon) Oberst v. Ihlenfeld. Die Truppen begrüßten Seine Majestät den König bei der Ankunft mit einem 3fachen Hurrah, die Musikkapellen spielten die Königshymne. Seine Majestät erschien im zweispännigen Wagen. Nach dem Abfahren der Fronten fand ein zweimaliger Vorbeimarsch statt, den Seine Majestät im Wagen stehend abnahm. Der erste Parademarsch wurde von der Infanterie in Kompagnie-Fronten, von der Kavallerie in Eskadrons-Fronten, von der Artillerie in Batterie-Fronten, vom Train in Zügen und Schritt ausgeführt. Der zweite Parademarsch fand bei der Infanterie in Regiments-Kolonnen, bei der Kavallerie in Eskadrons-, bei der Artillerie in Batterie-, beim Train in Kompagnie-Fronten, und zwar von den be­rittenen Truppen im Trabe statt. Bei beiden Vor­beimärschen setzte sich Seine Königliche Hoheit Prinz Wilhe lm, der in der Uniform des Ulanen-Regiments König Karl Nr. 19 erschienen war, an die Spitze dieses Regiments und führte es Seiner Majestät dem Könige vor. Die Parade war voni schönsten Wetter begünstigt. Das 3. Infanterie-Regiment Nr. 121 wurde von Ludwigsburg bis Feuerbach und wieder zurück mit der Eisenbahn befördert.

Vom Brenzthal, 2. Juni. Gestern und vorgestern hatten wir morgens so kalt, daß an man­chen Stellen die Kartoffeln erfroren.

Friedrichshafen, 3. Juni. Der Bau des neuen württembergischen SalonschnelldampfersKönig Karl" naht rasch seiner Vollendung entgegen. Der Stapellauf wird wohl Ende dieses Monats, zur Zeit der Ankunft des Königspaares, vor sich gehen.

Nürnberg, 1. Juni. Nachstehende ergötz­liche Wette kam letzthin in Oberweihersbuch zum Austrag. Der dortige Wirt wettete mit einem Schnei­dermeister, daß dieser nicht in der Lage sei, eine Gras­fläche, zu deren Abmähung der Wirt mit einer Sense eine Viertelstunde benötigte, in zwölf Stunden mit seiner Schneiderscheere abzumähen. Der Schneider ging auf die Wette ein und schnitt in einem Zeitraum von 6 Stunden mit seiner Schneiderscheere eine Fläche Gras, zu deren Mähung mit der Sense sein Gegner eine Viertelstunde gebraucht hätte. Die Wette galt 100

Eine schreckliche Blutthat ist in dem Postzuge, der mittags 12 Uhr in Kulmbach an­kommt, in voriger Woche zwischen Mainroth und Mainleus verübt worden. Zwei schon seit Jahren im Zuchthause Plassenburg inhaftierte Gefangene hatten einer Gerichtsverhandlung in Darmstadt an­

wohnen müssen uud befanden sich unter Bewachung des Wachtmeisters Suttner und eines anderen Gend­armen der Station Kulmbach auf dem Rücktransporte. Den Sträflingen war nur eine Hand geschlossen und mit der anderen hatten sie sich ein Messer und wahr­scheinlich auch ein Stück Blech zu verschaffen gewußt. Damit fielen sie nun im Eisenbahnkoups auf die nichts Schlimmes ahnenden Gendarmen her und brachten denselben, bis diese zu ihren Seitengewehren gelangen konnten, eine Anzahl Stiche im Gesichte und am Halse bei. Die Gendarmen griffen zum Säbel; einer der Sträflinge erhielt einen Säbelhieb auf den Kopf, der ihm denselben spaltete, währeno der andere Sträfling durch Säbelhiebe auch arg verwundet wurde. Da an dem Coups eine Notleine nicht angebracht war, konnten die Gendarmen keine Hilfe erhalten. Einen grausigen Anblick hatte man beim Oeffnen des Coupss auf dem Kulmbacher Bahnhof. Vier Menschen, über und über mit noch heftig fließendem Blute be­deckt, befanden sich in demselben. Die beiden Ver­brecher wurden noch im Laufe des Nachmittags nach angelegtem Notverband in das Zuchthauslazareth auf der Plassenburg transportiert.

DieTimes" kommt anknüpfend an die Verhaftung der russischen Nihilisten in Paris zu folgendem Schluffe:Kein Land ist so stolz auf seinen Liberalismus als die Schweiz. Genf und Zürich sind seit Jahrhunderten Zufluchtsorte derer gewesen, welche engherzige Glaubensbekenntnisse und illiberale Gesetze vertrieben. Die Staatsmänner der Schweiz waren im letzten Jahre gleich bei der Hand, sich gegen das Diktat mächtiger Staaten zu wehren. Niemand aber dachte daran, das Recht der Schweiz zu verteidigen, Leute zu beherbergen, welche, in Miß­brauch der Schweizer Gesetze, die Schweiz zur Opera­tionsbasis ihrer Angriffe gegen befreundete Regierungen benutzen. Es ist eben eme Thatsache, daß man ein­sieht, daß die Zivilisation selbst in Gefahr gerät. Die Feinde derselben haben nur Namen und Form ge­ändert, aber ausgestorben sind sie nicht. Wir haben keine Seeräuber mehr, die alten llostss Innnani Ksnsri«. Die Dynamitarden, welche nicht die hohe See, sondern die großen Hauptstädte der Welt heim­suchen, deren Beute nicht die Waren privater Bürger, sondern das Leben der Herrscher ist, sind an ihre Stelle getreten, und die Zivilisation muß sortsahren, erbarmungslos Krieg zu führen gegen diese wirklich gefährlichen Feinde der Freiheit, bis sie eben so selten geworden sind, wie die Freibeuter des Ozeans."

Uermischtes.

Lebensversicherungs- und Erspar- nisbank in Stuttgart. Gemäß Beschluß der am 28. Mai stattgehabten Generalversammlung wurde die Bankleitung ermächtigt, auch im Falle der Selbst-

entleibung volle Zahlung zu leisten, wenn die Police- zur Zeit der That 5 Jahre in Kraft war, oder wenn die That innerhalb dieser Frist nachweisbar in Folge Geistesstörung oder schwerer Krankheit begangen wurde. Durch diese zeitgemäße Bestimmung und durch die- Uebernahme der Kriegsgefahr (für Wehrpflichtige un­entgeltlich) bilden die Policen dieser Bank ein voll­wertiges Dokument.

Die Darstellung des süddeutschen Acker­baues wird auf der Straßburger Ausstellung eine besonders charakteristische sein. Dort tritt der Getreidebau zurück und der viel lohnendere Handels-, gewächsbau wird von der emsigen Bevölkerung ge­pflegt. Die Hauptfrüchte Tabak, Hopfen und Hanf werden daher auf der Ausstellung einen breiten Raum, einnehmen. Daneben auch der Weinbau, zu dessen, Prüfung allerdings ein stillerer Ort als die Aus­stellung gewählt ist. Im Keller des Theaters wer­den 70 Kenner 2000 Weine für die Preise prüfen^ Für das große Publikum ist aber in der Kosthalle auf dem Platz auch Gelegenheit gegeben, die Ge­wächse von Elsaß-Lothringen, Baden, Württemberg, der Pfalz und deni Rhein zu prüfen, welche in typischen Mustern und Handelsware dort zu haben sind. Neben diesen besonders süddeutschen Erzeugnissen werden Getreidesamen aus Hochzuchten und auch Handels­düngemittel, sowie andere Hilfsmittel der Landwirt­schaft vertreten sein. Die Imkerei ist durch lebende Bienen und die zahlreichen Gerätschaften, die zur Zucht gehören, sowie dem Honig vertreten. Die Ftsch- zucht wird in den Fischen selbst, deren künstlicher Aufzucht und den Fanggerätschaften gezeigt. Der örtliche Mittelpunkt der Ausstellung ist ein Garten, in dem schöne und nützliche Gewächse eingepflanzt sind und die dem ganzen einen überaus freundlichen. Anblick gewähren.

Standesamt ßakw.

Geborene:

30. Mai. Hermann Julius, Sohn des Karl Hermann

Zill, Walkmcisters.

1. Juni. Anna Frida, Tochter des Heinrich Gentner,.

Wagners.

G e st o r b e n e:

1. Juni. Mariane Bezler, 5(2 Monate alt, Tochter

des Joh. Baptist Bezler, Werkmeisters..

2. . Maria Schechinger, 5 Monate alt, Toch­

ter des Georg Schechinger, Maschinen­strickers._ _

Gottesdienst

am Sonntag» den 8. Juni.

Vom Turme: Nr. 28. Vormittags-Predigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Äinderlchre mit den Söhnen. 2 Uhr Nachmittags-Predigt in der Kirche: Herr Helfer E y t e l.

Mittwoch, den 11. Juni.

9 Uhr Predigt i. d. Kirche zur Eröffnung der Diöcesan-. Synode: Herr Pfarrer Scholl von Zwerenberg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Revier Liebenzell.

Holz-Verkauf

am Dienstag, den 10. Juni, vormittags 9 lUhr, im Ochsen jin Möttlingen, aus Staatswald Distrikt Haug- stetter Ebene, Abt. Gründlesberg, hint. Simmozheimer Wald, mittl. Hau und Eisengrund:

Rm. 14 Eichenprügel, 8 Erlenprügel, 36 Nadelholzroller 2 m lang, 23 desgl. Scheiter, 174 desgl. Prügel und Anbruch.

Revier Langenbrand.

Nrennhotz-Herkauf

am Samsta Iden 14. Juni II., von vorm. >10 Uhr an, auf lsdem alten Rat- i Haus in Langen­brand aus dein Staatswald Mühlberg, 4 Kilometer von der Bahnstation Unterreichenbach entfernt, sämtlich angerückt:

6 Rm. Buchen-Roller, 218 Rm. Buchen-Scheiter, 161 Rm. Buchen- Prügel, 57 Rm. Buchen-Anbruch- holz und 13 Rm. Nadelholz-An­bruch.

Revier Hirsau.

Aeistg-Derkauf

am Montag, den ^ . 9. Juni, vormittags fl) 11 Uhr, aus dem T) Staatswald Otten- -P bronnerberg, Abt. U«. Kirchenweg, 4Flächen- lose, und aus Staatswald Lützenhardt, Scheidreisig, 14 Flächenlose Navelreisig mit zusammen 1820 Wellen, imRößle" in Hirsau.

Den

Heweröetreiöenden

wird in Erinnerung gebracht, daß Herr Zeichenlehrer Dinkelacker als Vor­stand des offenen Zeichensaals verpflichtet unv gerne bereit ist, sie in gewerblichen Angelegenheiten zu beraten und sachge­mäße Belehrung zu erteilen.

Stadtschultheißenamt.

Haffner.

Oüteroerkau^.

Sonnenwirt Schneider's Witwe bringt am

Montag, den 9. Juni 1890, vormittags 9 Uhr, zum letztenmal zur Versteigerung:

32 u (2 Parzellen) Acker auf der Schafscheuer, mit Haber ange­blümt,

52 u 09 gm mit Haber und Klee an- aeblümter Acker am obern grünen Weg, angekauft zu 600

Ratsschreiberei.

Ackieroer^aus

Bernhardt Gaiser, Schuhmachers Erben, bringen am

Montag, den 9. Juni 1890, vormittags 9 Uhr, wiederholt zur Versteigerung:

16 Ar Acker auf ver Schafscheuer, mit Klee angeblümt.

Ratsschreiberei.

Acker-Verkauf.

Die dem Wilhelm Stickel, Kübler, gehörigen 20 o 41 gm Baumacker am untern grünen Weg, mit ewigem Klee angeblümt, kommen am

Montag, den 9. Juni 1890, vormittags 9 Uhr,

auf dem hiesigen Rathaus zur ersten Versteigerung.

Ratsschreiberei.

Haffner.

Calw.

GcfchSftshaus-

Verkauf.

Die Erben des si Rudolf Scheuerte setzen zum Verkauf aus:

ein dreistockigtes Wohn­haus mit Kellerüber- gebäude und Garten, l Brandvers.-Anschlag

_- 8060

in der Jnselgaffe.

Auf diesem Haus wird seit 20 Jahren ein Spezereigeschäft betrieben, dasselbe

«»!««!

eignet sich aber vermöge seiner großen Räumlichkeiten und guten Keller auch zu anderen Geschäftsbetrieben.

Die erste Versteigerung findet statt am

Donnerstag, den 12. Juni 18!ltt, vormittags 11 Uhr.

Stadtschultheiß Haffner.

Calw.

Hohbeifuhr- «. Spalt- accord.

Nächsten Montag, den 9. ds., morgens 7 Uhr,

wird aus dem Rathaus die Beifuhr von ca. 130 Rm. Magazinholz und das ein­malige Spalten von ca. 50 Rm. Nadel- holzprügel im Abstreich vergeben.

Stadtpflege.

Hayd.

Calw.

He«- «uv Oehmdgras- Verkauf.

Der heurige Futterertrag des 78 a großen Hauaaers wird nächsten Montag, den 9. ds., morgens 8 Uhr,

und der kl. Hummelswiese, Meß 63 a, morgens 9'/s Uhr,

je an Ort und Stelle im Aufstreich verkauft.

Stadtpflege.

__ Hayd.

Altburg.

PsiaSerarbeil-Accord.

Die Gemeinde hat ca. 250 gm Pflaster zu machen. Ueberschlag und Accords- -