Als es damit nichts wird, läßt man die Dinge bis zu einem unvermuteten Angriff aus dieResidenz" Durazza aus- wachsen, wobei man strategische Fähigkeiten an den Tag legt, daß man darüber weinen könnte. Dann weist man die Parlamentäre der Aufständischen schroff ab, um ihnen am nächsten Tage wieder nachzulaufen. Dann schließt man einen Waffenstillstand, während dessen aber die yilfstruppen herangezogen werden sollen. Mit diesen Hilfstruppen ist es aber wieder nichts, denn sie werden von den Aufstän­dischen aufs Haupt geschlagen; der andere Teil aber, der ebenfalls zu den Hilsstruppen zählt, zieht während des Waffenstillstandes, den man wohl oder Übel verlängern mußte sengend und brennend durch die schutzlosen Dörfer, um dadurch die Aufständischen natürlich erst recht bis zum Aeußersten zu treiben. Und so geht es von einem Tag zum andern, und niemand weiß, was der darauffolgende bringen mag.

Politische Tagesberichte.

Um de« Reichstagssitz Lesers. Zur Reichstags, ersatzwahl für den verstorbenen Abgeordneten Dekan Leser im 17. württ. Rrichstagswahlkreis (Ravensburg-Saulgau), der bekanntlich sicherer Zentrumssttz ist, verlautet gerücht­weise, daß die Zentrumspartei an die Aufstellung des Ober- bürgermeisters Reichle-Raoensburg denkt. So viel bis jetzt feststeht, ist ein Beschluß in der Kandidatenfrage noch nicht gefaßt.

r Die große« Herbstmanöver. Die heurigen großen Herbstmanöoer des 13. württ. und des 14. bad. Armeekorps werden bekanntlich auf dem Schwarzwald, mit Schwenningen und Rottwetl im Mittelpunkt abgehalten. Die Brigademanöoer anfangs September werden 68 Tage dauern. Ihnen folgen dann 4 Tage lang DioisionsmanSoer mit mindestens 2 Biwaks und zum Schluß 3 Tage Korps- Manöver des 13. württ. gegen das 14. bad. Armeekorps.

Fliegerkompaguie i« Friedrichshase«. Wie wir aus Friedrichshofen erfahren, schweben Verhandlungen mit der Absicht, hier eine Fliegerkompagnie zu errichten.

Neue Militärluftschiffhakle«. Im Reichsland werden zwei neue Militärlustschiffhallen für die Armee errichtet, deren Kosten in den neuen Reichshaus­halt 1915 eingestellt sind.

Ein «euer hessischer Orde«. Der Gcoßherzog von Hessen hat einen neuen Orden gestiftet. Der neue Orden soll Männern und Frauen verliehen werden, die sich durch Werke der Nächstenliebe oder durch dem allgemeinen Besten dienende Bestrebungen zur Wohlfahrt des Landes auszeichnen. Der Orden heißt zum Andenken an den ersten Landgrafen von Hessen, Heinrich,Stern von Brabant!"

Soldatenmißhaudlnngeu durch ei«e» Sozial- demokrate«. Auf die Aufforderung der sozialdemokratischen Blätter hin, es sollten sich Zeugen über Soldatenmißhand- lungen melden, berichtet dieKoburger Ztg.", der wir die Verantwortung dafür überlassen müssen, über einen eigen­artigen Fall. Ein Gefreiter im 71. Infanterieregiment in Erfurt wurde vor einiger Zeit wegen Soldatenmißhand­lungen zu einem Jahr 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Dieser Gefreite ist jetzt ein Führer der Koburger Sozialdemokratie und gehört der Preßkommission des dortigen Parteiblattes an.

Die Karte «ud das Zentrum. Nachdem die Schrift Wackers aus den Index gekommen ist. polemisiert der Bischof Archi von Como, ein Vertrauter des Papstes, gegen die Kundgebung des Reichsausschusses des deutschen Zentrums vom März in einem längeren Hirtenbrief. Der Bischof tadelt ausdrücklich den behaupteten Akonsessionalis- mus des Zentrums, der jede wahre Disziplin zerstöre und pseudokatholisch sei. Es leuchtet ein, daß der Hirtenbrief indirekt eine Aeußerung des Vatikans ist, da Archi schon einmal zu einer solchen Funktion verwendet wurde.

Verschmelzung der beide» große« Gastwirts- verbäude. Die Verschmelzung des Bundes deutscher Gastwirte (Sitz Leipzig) mit dem Deutschen Gast­wirteverband (Sitz Berlin) ist auf dem 22. Bundes­tag deutscher Gastwirte in Hannover einstimmig beschlossen worden. Der geschästsführende Vorstand des Bundes, die Herren Kämpf, erster Vorsitzender, Eppendorser, Bundes­rechner, Händler, Schriftführer, sind auch Vorstand des neuen Verbandes.

Das Vermächtnis Berta v. Suttners. Baronin Berta v. Suttner hat letztwillig ihr gesamtes Ver­mögen mit Ausnahme der Pslichtlegate für Bestrebungen zur Herbeiführung des ewigen Weltfriedens vermacht.

Reue ruffische Grenzgaruisoue«. Durch Ver­fügung des Zaren sind mit Wirksamkeit vom 1. Juli an acht neue russische Garnisonen an der West- grenze und in Finnland geschaffen worden. Ein Teil der innerrussischen Truppen wird an die Reichsgrenze verlegt werden. Der Dislokationswechsel tritt gleichfalls am 1. Juli in Kraft.

Aus Stadt und Land.

Nagold, 26. Juni 1914.

Am nächste« Montag ist Peter und Paul, ein bürgerlicher Feiertag, der von der Bürgerschaft zu größeren Spaziergängen und Ausflügen benützt wird. Wir machen unsere Leser darauf aufmerksam, daß der werktäglich fahrende Triebwagen, ab Eutingen 10.45 Uhr, ab Hochdorf 10 55, ab Iselshausen 11.10, an Nagold 11.15, an Emmingen 11.22 und an Wildberg 11.30 Uhr selbstverständlich auch an diesem Tage fährt. Wir empfehlen eine recht zahlreiche Benutzung desselben.

Das schöne Wetter begünstigt die Heuernte natür­lich sehr. Es ist eine Freude, mit anzusehen, wie von den abgemähten Wiesen das Heu auf hochgeladenen Wagen eingefahren wird. Wünschen wir, daß das schöne Wetter beständig bleibt, damit sich die Heuernte ohne Störung vollziehen kann!

Aus den Nachbarbezirke«, xk Rotteuburg. Hier ist der Dompräpendar Gauß unter Hinterlassung von 200000 Mark Schulden geflohen. Er sollte in den nächsten Tagen den Offen­barungseid leisten, dem er sich jetzt durch die Flucht entzog. Biele Kleins Leute sind schwer geschädigt. Bon einer Frau erhielt der Geistliche noch in den letzten Tagen 10000 ^ für kirchliche Zwecke. DisRottenburger Zeitung" er­klärt im Gegensatz zu den Blättermeldungen, daß Gauß nicht flüchtig gegangen sei, sondern sich in Stuttgart auf­halte. Nach ihr soll Gauß, der für die Herausgabe einer Komposition große Aufwendungen gemacht hat, das Opfer von Schiebern geworden sein, die ihn ausgebeutet hätten.

r Rottenburg. Der Strafgefangene Ev aristo Gatti von Nigarole-Rocca (Italien), der im Steinbruch des Landesgefängnisfes beschäftigt wurde, ist entwichen. Er ist 21 Jahre alt, 1,65 m groß, hat dunkle Haare und Schnurrbart und trug bei seinem Weggang graue Tuch­kleidung. Es ist gegen ihn ein Steckbrief erlassen.

r Nufringen. Vom Schicksal hart angelassen wurde in letzter Zeit der Eisendahnhilssarbeiter Gottlob Wünsch jun. und seine Frau, indem letztere vor etwa 8 Wochen den Arm und Wünsch jetzt durch Ausgleiten einen Fuß brach.

x Stuttgart. Eine Verfügung des Justizministeriums weist darauf hin, daß in neuerer Zeit Gnadenerweise auf Löschung des Vermerks über eine Verurtei­lung im Strafregister eingeführt sind, und verfügt das Nähere über die Behandlung solcher Fälle. Gnaden­erweise auf Löschung kommen für den Geschästskreis des württ. Iustizdepartements insoweit in Betracht, als die zu löschende Strafe von einem württ. Gericht erkannt ist. Da­bei ist, wofern Sie zu löschende Freiheitsstrafe die Dauer von zwei Wochen, die zu löschende Geldstrafe den Betrag von 100 nicht übersteigt, die Ermächtigung zu Gnaden- crweisen dem Justizministerium erteilt. Die Behandlung der einschlägigen Gesuche liegt den Strafvollstreckungsbehör­den ob. Die erforderlichen Erhebungen haben sich insbe­sondere darauf zu erstrecke«, ob sich der Verurteilte während eines angemessenen Zeitraums, seitdem die Strafe oollstreckt, verjährt oder erlassen ist, ehrenhaft geführt und einer beson­deren Berücksichtigung würdig gezeigt hat. Die Erhebungen sind in tunlichst schonender Form vorzunehmen.

p Stuttgart. Die Instrumente der Erdbebenwarte Hohenheim registrierten am Donnerstagabend ein sehr starkes Fernbeben, dessen Herd in einer Entfernung von etwa 9500 Klm. liegt. Die Aufzeichnungen begannen um 8 Uhr 20 Minuten, die stärkste Wellenbewegung war um 9 Uhr. Heute früh folgten 2 weitere schwächere Be­ben, vielleicht mit demselben Herd, dos eine um 6 Uhr 9 Minuten, das andere um 7 Uhr 12 Minuten.

r Oberndorf. Der Schwarzwaid-Zimmerschützenver- band, dem 15 Vereine angehören, hält am 27., 28. und 29. Juni in Dunningen bei Rottweil sein 8. Berbands- schießen ab.

r Schramberg. Die bürgerlichen Kollegien beschlossen, die Gemeindeeinkommensteuer auf 75°/g zu er­höhen. Dadurch wurde es möglich, die Umlage von 15,50/a auf 140 /g herabzusetzen, was sicher von der Bürger­schaft angenehm empfunden wird.

r Münfiugeu. Die Nachricht über den beim Scharf­schießen des Feldartillerieregiments 29 am 20. ds. Mts. ereigneten Unglücksfall, wonach ein Unteroffizier getötet und ein Kanonier lebengefährlich verletzt worden sein sollen, erweist sich als übertrieben. Der verunglückte Unteroffi­zier darf schon heute auf einige Stunde« ausstehen, der Kanonier muß zwar das Bett noch hüten, ist aber vollständig fieberfrei. Beide dürsten in kurzer Zeit das Lazarett wie­der verlassen.

r Heilbronn. In einer erneuten Beratung des städt. Voranschlags wurde die Umlage auf8,6°/o (bisher 9 °/g) und der Gemeindezuschlag zur Einkommen st euer auf 58 o/g (bisher 50 °/o) infolge der erneuten Interpretation der Aussührungsbestimmungen festgesetzt.

Vermischte Nachrichten.

52 Heöäude niedergevrannt.

In dem 600 Einwohner zählenden Ditttgheim bei Tauberbischossheim brach am Donnerstagabend in der WirtschaftZum Schwanen" Feuer aus, das nach kurzer Zkit gelöscht werden konnte, sodaß die herbeigeeilten aus­wärtigen Feuerwehren nicht mehr einzugreifen brauchten. Später, gegen 12^ Uhr, brach das Feuer in der Scheune derselben Wirtschaft wiederum aus. Diesmal griff es mit außerordentlicher Schnelligkeit um sich und erfaßte in kurzer Zeit sämtliche anstoßenden Gebäude. Während man an dieser Stelle mit den Löscharbeiten beschäftigt war, kam an einer anderen Stelle des Ortes ebenfalls Feuer aus, dem einige Gebäulichkeiten zum Opfer fielen. Insgesamt sind 14 Wohnhäuser und 38 andere Gebäude. Scheunen und Stallungen usw. dem Brande zum Opfer gefallen. Das Großvieh konnte gerettet werden, die Fahr­nisse sind größtenteils verbrannt. Der Gebäudeschaden wird auf 100000 Mark angegeben, der Fahrnisschaden läßt sich noch nicht beziffern. Man nimmt an, daß Brand­stiftung oorliegt.

Eine hakve Stadt durch Jever zerstört.

In Salem (Massachusetts) ist durch eine Feuers­brunst die halbe Stadt verwüstet worden. Der Schaden wird auf 20Millionen Dollars geschätzt. ^ 10000 Menschen sind 0 bdachl 0 s. In der Mafon- stcaßs explodierten die Oelranks, zerstörten die Oelwerke und 13 Häuser. 50 Personen wurden ins Hospital ge­bracht. Das Waisenhaus und das Hospital sind zerstört worden, die Insassen wurden in Sicherheit gebracht. Die westlichen und südlichen Teile des Geschästsvisrtels sind von dem Feuer nicht berührt morden. 19 verletzte Per­sonen wurden in das Hospital verbracht. Salem ist eine Stadt an der Küste von Massachusetts, 15 Kilometer nord­östlich von Boston, deren Bedeutung nicht an ihrer Bevöl­kerungsziffer von etwa 45000 gemessen werden kann. Wenn wirklich 25 000 Menschen obdachlos sind, so wäre das über die Hälfte der Be 0 ölkerung. Bei der Meldung, daß 2000 Häuser zerstört seien, muß man vor Augen behalten, daß in solchen amerikanischen Städten Arbeiterschaft und Mittelstand (auch der sehr wohlhabende) fast ausschließlich in kleinen, leicht und oft leichtfertig ge­bauten Einzelhäusern aus Holz und Fachwerk wohnen.

Landesverrat.

In Düsseldorf wurden drei Vorarbeiter in der Geschütz- abtetlung der Rheinischen Metallwaren- und Maschinenfa­brik verhaftet. Sie haben, wie verlautet, Teile von Ex­plosivgeschossen nach Frankreich verkauft. Das Verfahren wird von der Berliner Kriminalpolizei geführt.

Ki» «euer AvtomoVilrekord.

Der Automobilfahrer Horastcad hat in Brookkand auf einem deutschen Automobil den Rekord über eine Meile geschlagen, der seit dem Jahre 1909 von Nemery gehalten wurde. Nach dem Reglement wurde die Distanz nach allen Richtungen durchfahren. Horastead durchfuhr die erste Strecke mit 200 Kilometer, gezählt wurde aber die zweite Strecke, die er mit 199,700 KilomeLer zurücklegte.

Hrdveöe» auf Sumatra.

Ein heftiges Erdbeben hat auf Sumatra großen Schaden angerichtet. Alle Telegraphcnlinien sind beschädigt. Ein Unterseekabel ist gebrochen. Diele Häuser, auch Regierungsgebäude, sind eingestürzt. Zahlreiche Men­schen sind der Katastrophe zum Opfer gefallen.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Alteusteig. Dinkel 7.50, Geiste 9.80, Welschkorn 9.-. - Biktualienpreise: 1 Psd. Butter 9095 /H: 2 Eier 15 /H.

2 Alteubach. Die Heidelbeerernte wird voraussichtlich in unserer Gegend recht reich ausfallen. Bisher wurden von auswärtigen Großhändlern Heidelbeeren zum Preise von 2025 Pfg. für das Pfund angekaust.

ü Nürnberg, 25. Juni. (Hopfen.) Bei schwacher Nachfrage wurden an den beiden letzten Tagen zusammen 50 Ballen zu unver­änderten Preisen umgesetzt. Tendenz ruhig.

2 Freudeuftadt. Wie derGrenzer" erfährt, ist der Gasthos z. Rebstock in den Besitz von Karl Weber z. Sonne übergegangen. Das Mineralwasser-Geschäft von Gottl. Schnaitmann hat Eugen Birk, langjähriger Portier im Hotel Krone hier, käuflich erworben.

Auswärtig^ Todesfall

Karl Schweizer, Postinspektor a. D., Calw: Trau Wilhelmine Brachold, Witwe, geb. Kllbler, z.Goldnen Roß" in Wildbad.

Verzeichnis der Märkte der Umgegeud vom 29. Juni bis 4. Juli.

Haiterbach 2. Juli Krämer- und Mehmarkt.

Mutmaßt. Wetter am Sonntag uud Montag.

Zeitweilig bewölkt, trocken und ziemlich warm.

Hiezu das Illustrierte Sonnlagsblatt Nr. 26

Tür die Schristleitung verantwortlich: R. Tsch 0 rn Druck u. Ver­lag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckeret (Karl Zaiser), Nagold.

Uuterjettiuge».

Aus dem Nachlaß des oerst. Kourad Riuderknecht, werden am SS. ds. Mts. (Feiertag Peter uud Paul), «achm. 2 Uhr

2 Schaffkühe.

fdie eine mit einem 4 Wochen alten Kalb, die andere neumelkig im öffentlichen Aufstreich gegen Barzahlung verkauft.

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