verschiedenen Handwerkerfragen in Landtag und Reichstag beschäftigte. Ueber die neuesten Bestrebungen in der Hand» werkerbewegung sprach Handwerkskammersekretär Schuler- Ulm. In den Ausschuß wurden gewählt Bog'-Gmlind, Maier-Ulm, Hauß-Hetlbronn und Sauter-Ebingen. Der nächste Berbandstag findet in Göppingen statt.
r Gerabrou«. Der 16 Jahre alte Mechanikerlehrling Fritz Burkhardt ist beim Baden in der Jagst ertrunken.
r Eybach OA. Geislingen. Die Nadelfilsen im Roggental scheinen alle Jahre ihr Opfer zu fordern. So ist dieser Tage ein 21 Jahre alter Gürtler aus Göppingen bei Klettervsrsuchen abgestürzt und bewußtlos ausgefunden worden. Im Bezirkskrankenhaus haben sich seine Verletzungen als nicht lebensgefährlich herausgestellt.
»
Aus Bade» nud Hohenzoller«.
äü Karlsruhe. Seinen 70. Geburtsiag feierte der Vizepräsident des badischen Landtages und frühere Generalintendant des Großherzoglichen Hoftheaters in Karlsruhe, Geheimrat Bürklin, am Samstag in Heidelberg, der Heimatstadt des Jubilars.
m Pforzheim. Bei der Stadtoerordnetenwahl der 1. Klasse (Höchstdesteuertkn) wurden 13 Kandidaten der vereinigten 14 bürgerlichen Parteien und Gruppen gewählt und 3 Kandidaten der neugegründeten freien Bürgervereinigung. Aus die Sozialdemokraten fiel in dieser Klasse, trotz ihrer Anstrengungen, kein Sitz. In allen 3 Klassen sind nun bei der jetzigen hälftigen Erneuerung des Bürgerausschusses gewählt 33 Bürgerliche und 15 Sozialdemokraten. Im ganzen erhielten die Sozialdemokraten einen Zuwachs von einem Sitz (in der 2. Kl ).
ää Pforzheim. Der 62 Jahre alte Fabrikant Richard Grumbach hier starb infolge einer Opiumvergiftung.
Ir Freiburg i. B. Am Stauwehr des Kraftwerkes Rheinselden stürzten drei Arbeiter in die Fluten des Rheins. Zwei derselben, beide verheiratet, fanden den Tod, der dritte konnte gerettet werden.
Vermischte Nachrichten.
Iah. Sev. Aach in der WakHalka.
Wie die Korrespondenz Hoffmann meldet, hat König Ludwig von Bayern ungeordnet, daß die Büste Johann Sebastian Bachs in der Walhalla Aufstellung findet.
KErgermeister Worruauu i« der Arrenaustatt.
Der Kösliner Exbürgermeister Thormann, der bekanntlich auf betrügerische Weise Bürgermeister geworden war, ist, wie nach dem Ergebnis der bisherigen Untersuchungen zu erwarten war, zur Beobachtung seines Geisteszustandes in eine Irrenanstalt nach Stralsund gebracht worden.
Kine Million Konventionalstrafe.
Bor einigen Tagen beging der Direktor der Brünner Militärlieserungsgesellschast Eisler unter aufsehenerregenden Umständen Selbstmord. Gegen die Gesellschaft ist ein Er- mittelungsoerfahren der Militärbehörde wegen der Anschuldigung eingeleilet worden, daß einer militärischen Ueber- nahmekommission Militärtuch mit Wasser beschwert geliefert wurde. Nunmehr wird bekannt, daß über die Gesellschaft von der Kriegrverwaltung sine Konventionalstrafe von weit über eine Million Kronen verhängt wurde.
Ko» der „Kmprkß of Aretaud".
Die Tauchversuche zur Bergung der Leichen und Wertsachen der „Empreß of Ireland" mußten wieder aufgegeben werden, weil das Schiff zu ungünstig liegt und die Wafsertiefe zu bedeutend ist. Die Leichen find bereits unkenntlich geworden. Man plant jetzt das Wrack durch
mußte. Schließlich — vielleicht stieg da schon der Morgen am Himmel empor — nahm ein jeder etwas von der Kohle und Asche des Feuers und den Resten des Opfer» schmauses mit sich nach Hause, um sie dort als kräftige Heilmittel für allcrlki Nöten zu gebrauchen. Daneben erhielt noch jede Familie ein brennendes Scheit von dem Opferfeuer, mit dem sodann auf dem Hofe das vorher sorgfältig ausgelöschte Herdfeuer wieder neu entzündet wurde, damit so auch das Haus tetlnehme an den Segnungen des Opfers.
Das war das Fest der Sommersonnenwende im grauen Altertum. Gehen wir seinen Spuren nach durch die Jahrhunderte, so finden wir wieder einmal, daß die Klugheit der christlichen Sendboten in den deutschen Wäldern das heidnische Fest ruhig bestehen ließ und ihm nur einen anderen Namen gab. In diesem Falle war es derjenige Johannis des Täufers, der „Leuchte der Menschheit", der hierfür geeignet erschien. Freilich die Gebräuche und Meinungen, die sich an das heidnische Sonnenfest knüpften, mußte man dabei in Kauf nehmen, und ihrer viele haben sich in der oder jener Form bis auf den heutigen Tag erhalten. Am Johannistag öffnen sich die Berge, und die Schätze „blühen", verwunschene Jungfrauen harren an diesem Tag ihrer Erlösung, und die versunkenen Glocken in den Seen lassen ihre Geläute vernehmen. In der zwölften Stunde der Iohannisnackt verwandelt sich alles Wasser in Wein, den freilich der Teufel ebenso wie den Menschen, der davon genießen will, für sich beansprucht, und in dieser Nacht darf man kein Geräte im Freien lassen, weil sonst der Krebs kommt und die Sachen beschmutzt, wodurch viel Unheil entsteht. Denn die Iohannisnacht gilt, wie die Walpurgisnacht, als eine Geisternacht. Da Hallen die Hexen Zusammenkünfte, da erwartet man allerlei Prophezeiungen, und wer wissen will, welche Personen während des Jahres
Dynamit zu sprengen. Die letzten Verhandlungen der Untersuchungskommisston in Quebec nahmen einen für die „Storstad" ungünstigeren Verlauf.
Die Leirrkannr.
Im dunklen Tannenwalde ragt hoch ein Wunderbaum, ein stilles Waldesmärchen, wie's uns erscheint im Traum.
Sieh, wie aus einer Wurzel ein Doppelstamm entsteigt, und mächtig aufwärtsstrebend sich siebenfach verzweigt.
Und sieden schlanke Säulen sie recken sich empor und sieben Kronen reihen sich still in einen Chor.
Als wie von Zauberhänden so steht vor dir der Bau und raget majestätisch hinauf ins Himmelsblau.
Wie eine Riesenharse vom Schöpfer ausgebaut.
Die Saiten, die sind kräftig, das gibt gewaltgen Laut.
Der Wind streicht durch die Wipfel, o Herz, vernahmst du nie, was sie dir leise künden, die hohe Melodie?
Sie singen dir das alte, nie ausgesungne Lied, das dir im stillen Walde still ziehet durchs Gemüt.
Das Lied von Gottes Ehre und Schöpfer Herrlichkeit!
Du auch, mein Herz, vermehre, sein Lob zu aller Zeit! ^ L.
« Was ist los
8 bis znm 25. Mi?? »»»»»»
»» In der Zeit bis zum 25. Juni »» hat nach den postalischen Bestim- E» mungen der Briefträger bei unseren »» Postabonnenlen den Auftrag zur »A Erneuerung des Abonnements ent- AA gegenzunehmen, denAbonnements- »» betrag einzukassteren und darüber »» Quittung zu erteilen. Es empfiehlt 88 sich, die Bestellung unseres Blattes 88 für das neue Vierteljahr sofort vor- 88 zunehmen und nicht bis zum Ende 88 des Monats hinauszuschieben, weil 88 sonst erfahrungsgemäß Unterbre- 88 chungen im Bezug eintrelen.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
Nagold. Dinkel 7.60, 7.40. 7.- : Weizen 10.50,10.70, 10.- Gerste 8.50, 8.40, 8 30: Haber 8.80, 8.75, 8.60: Bohnen 7.-. — Biktualienpretse: 1 Pfd Butter 90 bis 1 -4k, 2 Eier 14—15 /H.
Württ. Saateustand z« Anfang Juni. Auf die vorwiegend warme und nur etwa zu trockene Witterung im April folgte eine fast den ganzen Mai andauernde, nur durch wenige schöne Tage unterbrochene Kühle, zeitweise sogar rauhe Regcnperiode, die für die Entwicklung sämtlicher Früchte nicht förderlich war. Am Wiutergrtreide zeigt sich vielfach Rost: Winterroggen hat sich durch Schlagregen teilweise gelagert. Das Sommergetreide ist stark mit Unkraut (besonders Hederich) durchwachsen : späte Sommersaaten haben noch schwachen Stand. Die Kartoffeln sind in der Entwicklung noch zurück und in den rauheren Gegenden noch nicht ausgegangen. Die Futtergewächs« stehen im allgemeinen befriedigend, mit Ausnahme nasser Talwiesen, auf denen das sogenannte Bodengros fehlt. Mit der Heuernte wird demnächst begonnen werden. Die Obstbäume, deren hervorragend schöne Blüte eine reiche Ernte erhoffen ließ, haben durch die ungünstige Maiwitterung fast überall notgelitten, denn dadurch wurde die Blüte zulange hingezogen und das Auftreten von Schädlingen (Apfelblütenstecher, Raupen, Schorfkrankheit) befördert. Im allgemeinen stehen in den Tälern die Obstbäume besser als in den Höhenlagen. Im Landesdurchschnitt ist nach dem jetzigen Stand in Aepfeln immerhin ein mittlerer bis guter Ertrag, in Birnen dagegen, die von Anfang an weniger erhoffen ließen, ein kaum mittlerer Ertrag zu erwarten. Die Weinberge hatten zu Anfang Mai viele Gescheine angesetzt: doch litten sie ebenfalls durch die ungünstige Witterung not, und da und dort zeigt sich bereits die Blattfallkrankheit. Warme, trockene Witterung wäre für die Weinberge, aber auch für alle übrigen Gewächse sehr erwünscht.
x Stuttgart, 23. Juni. Die höchsten Kirschenpreise erzielten auf dem heutigen Tafelobstmarkt einheimische Glasschecken. Die Zufuhr auf dem heutigen Engroümarkt war, nach den Mitteilungen der Zentralvermittlungsstellr für Obstverwertung, sehr stark. Die Kauflust war äußerst rege. Die Preise zogen etwas an. Es kosteten Kirschen 12—28 Weichsel 25—30 .4, Gartenbeeren 20—38 -4k, Walderdbeeren 65—70 „4L, grüne Stachelbeeren 12—15 -4k, reife Stachelbeeren 24 -4k, Johannisbeeren 22—30 -4k, Himbeeren 30—35 >, Heidelbeeren 2o—22 ^ je der Zentner.
Tübingen, 19. Juni. (Fruchtschranne.) Dinkel, alt 6475 Kilo, 16.40, 15.95, 15.60 ^k, Berkaufssumme 1033.03 ^, 41 ^ aus. Haber, alt 5585 Kilo, 19.—, 18.63, 18.—^k, Verkaufssumme 1041.02 Mk., 63 H auf. Gerste 210 Kilo. 17.20, 17.15, 17.-, -2k. Bei- Kaufssumme 36.02 -4k, 87 ^ ab. Weizen 1672 Kilo, 20.60, 19.15, 18.—, -4t, Verkaufssumme 320.11 -4k. 52 ^ auf.
ü.Grostengftingen. Das altbekannte Gasthaus und Brennerei z. Adler, Besitzer Robert Hipp sr., ging an dessen Tochter Ida Hipp um 60000 über.
r Stuttgart, 23. Juni. Schlachtviehmarkt.
Zugetrieben: Großvieh Kälber Schweine
256 270 811
Erlös aus */, Schlachtgewicht.
Ochsen 1. KI. von
90 bis 95
Kühe
1. Kl.
2. Kl. ,
82
88
2. Kl.
Bullen 1. Kl. „
75
78
Kälber
1. Kl.
2. Kl. .
72
„
74
2. Kl
Stiere u.
Iungrinder 1. Kl. „
90
92
3. Kl. Schweine 1. Kl.
2. Kl. „
86
88
2. KI.
3. Kl. „
82
84
3. Kl.
Pfennig von — bis —
70
87
82
72
58
54
45
75
92
87
80
60
57
50
Tendenz langsam, r Kirchheim u. T. Die Krastwagenlini« Oberlenningen— Urach—Blaubeurrn wird am 29. Juni eröffnet werden. Durch die neue Autolinie wird die Alb noch mehr als bisher erschlossen, insbesondere wird auch der Touristenverkehr eine weit re Hebung erfahren. An dem Unternehmen sind die Amtskörperschaften Ki'chheim, Urach und Blaubeuren beteiligt. Die Linie dient neben der Personenbesör- derung auch dem Postoekkehr.
Auswärtige Todesfälle.
Albert Jäger, Gasthosbesitzer, Cannstatt: Hermann Tafel, Kunst, maler, 53 I, Stuttgart: Stadtpfarrer Heinrich Lumpp, 58 I , Heslach : Joseph Ant. Höschle, Schneidermeister, 66 I., Rottenburg: Christian Zipperlen, Schuhmacher, Calw: Friedrich Barth, Veteran von 1866 und 1870, Stuttgart: Friederike Hofer, geb. Franz, 46 I„ Lombach.
Mutmaßt. Weiter am Donnerstag «ud Freitag.
Zu Gewitterstörungen geneigt, sonst trocken und warm.
Hiezu da» Plauderstübchen Nr. 25 und der Schwäbische Landwirt Nr. 12.
!«!
in der Gemeinde sterben, der geht um Mitternacht zum Kirchenporlol, wo sämtliche Todeskandidaten oorbeiziehen um sich in die Kirche zu begeben. Aber man erblickt auch wie in der Andreasnacht, in dieser Nacht seinen zukünftigen Gatten, sei es im Traum oder in einer Quelle, und es sind der Zeremonien gar vielerlei, in denen sich dieser Aberglaube bei den Mädchen betätigt. In Schweden schützen ausgehängte Johanni? quäste Bikh und Hof vor bösen Geistern, man schmückt am Johannistag in vielen Gegenden die Häuser mit Birken, Blumen und Kränzen, und besonders in Sachsen ist Johanni ein Fest der Blumen, die man überall, an den Wohnstätten der Lebenden sieht.
Natürlich ist's, daß auch heute noch das Iohannisseuer da und dort emporflammt zum nächtlichen Himmel. Dabei wird noch immer da und dort der Sprung über die Flammen ausgeführt, namentlich im Lande ob der Ens, wo die Sonnwendfeier ein allgemein beliebtes Volksfest geblieben ist. Auch am Bodensee, sowie im ganzen Hegau und Seekreis, findet man diese Dolkssitie noch. Freilich durste den Sprung niemand amsühren, der nicht Holz zum Scheiterhaufen beigesteuert hatte, und wer es dennoch wagte, dem wurde Hut oder Koppe genommen und ins Feuer geworfen. In der Steuermark pflegte man früher am Johannistag einen Popanz zu verfertigen, den man den Patermann nannte, auf eine hohe Stange befestigte und so lange mit brennenden Besen bewarf, bis er Feuer fing und verbrannte. Ein solche Figur trägt man noch heute in dieser Zeit in den entlegensten Tälern der Rätischen Alpen singend und jubelnd durch die Dörfer und verbrennt sie nachher. Im Allgäu wird am Iohannisabend „gefunkt". Hunderte von „Funken" oder Feuern lodern zum Himmel empor, brennende Kränze schleudern die Burschen hoch in die Luft oder hinab in das Tal und die Mädchen springen mutig über die Holzbrände, welche Ue Burschen ihnen
Für dir Schristlettung verantwortlich: R. Tschorn — Druck u. Verlag der G. W-Zatserffcheo Buchdruckerei (Karl Zaiser), Nagold.
Vorhalten mit dem Verse: „Liebste spring, verdienst Dir dies Jahr einen goldenen Ring". Andere laufen mit Feueibränden herum und schlagen an allen Baumstämmen glühende Kohlen ab, während die Jungen mir Iohinnis- stangen, an denen Strohbündel flcckew, vorm leuchten, und d!e Iohonnlsnerren allerlei Schabernack treiben. Auch im schwäbischen Oberland findet man noch mancherlei derartige Gebräuche, und die Sudeten in Schlesien gewähren am Iohannisabend einen überaus malerischen Anblick mit ihren Hunderten von kleinen und großen Feuern auf allen Hügeln und Bergen. Auch Böhmen und das Rtesengcbirge haben ihre Iohännisseier, und in Egerland schmückt man eine Tanne oder Fichte mit Blumen und Kränzen, zündet sie an und treibt dabei allerlei Kurzwe l
Weniger üblich sind die Iohannisseiern im nördlichen als im südlichen Deutschland. Neben ihnen spielt auch das Iohanniswasser seine Rolle. Glauite man auf der einen Seite, daß am Johannistage S-e oder Fluß sen Opfer haben müsse, so behauptet man tm Schwaben noch jetzt, daß ein einziges Bad in der Iohannisnacht so viel wirke, als neun Bäder zu einer anderen Zeit. Da und dort schmückt man an diesem Tag noch die Brunnen, tanzt um sie herum, wählt sogar einen Brunnenhenn und sammelt Gaben für die Brunnenzeche, die gewöhnlich am nächsten Sonntag adgehalten wird. Ja in manchen Gegenden ees Neckars wirft man als Opfer noch einen Laib Brot in den Fluß, sonst wird er wild und reißt einen Menschen in seine Fluten.
Das ist Sommersonnenwende oder Johannistag. Feuer und Wasser, segnende und vernichtende Kräfte stehen unter seinen Reichen. Auch heute noch schweben gute und böse Geister nach dem Glauben dcs Volks drüber hin. Sie sind unvergänglick. Denn sie sind eins mit der Natur und ihrem Wechsel.