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Der GeMMter.
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Fernsprecher Nr. 29.
88. Jahrgang. Postscheckkonto Nr. 5113 Stuttgart Schwäb. Landwirt.
Montag, dm 33. Juni
1914
Wichtiges vom Tage.
Eine Deputation des Württ. Füsilier-Regiments Kaiser Franz Joseph Nr. 22 wurde in Wien vom Kaiser Franz Joseph empfangen.
Bei dem Besuch des Z 7 über Stuttgart trat am Samstag zum erstenmal die Funken st ation der Gesundheitsausstellung erfolgreich in Tätigkeit.
Der Kaiser wohnte dem Stapellauf eines neuen Dampfers der Hamburg-Amerika-Linie an. Das Schiss wurde auf den Namen „Bismarck" getauft.
Die österreichischen und italienischen Kriegsschiffe vor Durazzo haben die Berechtigung zum Gebrauch der Schiffsgeschütze erhalten, falls die Insurgenten in die Stadt Durazzo eindringen sollten.
Die Mohammedaner in Durazzo sollen mit den Aufständischen verhandeln. Man wolle Unterwerfung der Aufständischen und einen Waffenstillstand erzielen.
Die französische Kammer hat den Gesetzentwurf über eine 800 Millionen-Anleihe angenommen.
Durch Zusammen st oß explodierte der österreichische Körting-Ballon und ein Zweidecker. Neun Insaffen, darunter 6 Offiziere, sind tot.
Bei dem Grubenunglück in Canada sind 197 Personen umgekommen.
Die Türkei will die zur Auswanderung gezwungenen Griechen zurückkehren taffen und ihnen Ersatz ihres Schadens gewähren.
Amtliches.
Bekanntmachung!
Das Invalidenprüfungsgeschäft für dieses Jahr findet wie folgt statt:
in Neuenbürg: (Rathaus) am 25. und 26. Juni 1914 von Bormittags 8 Uhr ab.
in Calw: (Bezirkskommando) am 27. u. 29. Juni
1914 von Vormittags 8 Uhr ab. in Herrenberg: (Rathaus) am 30. Juni 1914 von Vormittags 8 Uhr ab.
Es haben hierzu sämtliche Invaliden und Rentenempfänger, die diesseits in Kontrolle stehen und deren Pension bezw. Rente mit Ende September ds. Js. abläuft, zu erscheinen.
Calw, den 8. Juni 1914.
Kgl. Bezirkskommando.
Furchtbares Drama in der Luft.
Am Samstagfrüh 8 Uhr war der Luftballon „Körting" von der Ballonhalle Fischamend bei Wien behufs aeronau- tisch-photogrammetrischer Aufnahmen hochgelassen worden. In der Gondel hatten Platz genommen Hauptmann Haus-
Gin IrrMingstraum.
Bon Fr. Lehne.
(18. Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)
lN.ue Abonnenten erhalten den Xoman gratis nachgeliefcrt.)
VI.
„Was lehrt das Leben? Gib Mir bündigen Bescheid I"
„Hingeben, was Dir lieb —
tztnnehmen, was Dir leid!- Paul Heysr.
Am andern Mittag promenierte Wolf vergeblich vor dem Putzgeschäft — er sah Mary nicht. Aber er konnte sie nicht verfehlt haben — sie war dann eben nicht im Geschäft gewesen — und er hätte sie doch so gern gesehen heut! Am Nachmittag fand er einen Brief vor, in dem sie tym milteilte, daß sie am Abend unmöglich kommen könnte; sie könnte ihm nicht unter die Augen treten. „Süßes Mädchen," sagte er leise vor sich hin, und ließ sich am Schreibtisch nieder, sie mit den zärtlichsten Worten zu beruhigen — nun wäre sie doch unauflöslich mit ihm verbunden — so schrieb er ihr in heißen Worten, seine aufrichtige Liebe beteuernd und sie zuletzt um ein baldiges Wiedersehen bittend.
Sinnend lehnte er im Sessel, während ein weiches Lächeln sein ernstes Gesicht verklärte — er gedachte des verflossenen Abends, wie glückselig sie beide gewesen waren, und wie sie ihm nun für immer gehörte — ein Ehrloser, wenn er sie jetzt verließ. Der Gedanke an sie brachte sein
wirk, Oberleutnant Hosstetter, Oberlt. Breuer, Leutnant Haidinger, Korporal Haidima, Gefreiter Weber und Ingenieur Kämmerer. Der Ballon beschrieb seine Kreise in der Umgebung von Fischamend und steuerte sodann in der Richtung gegen Engersdors und gegen den historischen Königsberg. Um 8 Vs Uhr war der Feldpilot Pflatz mit dem Fregattenkapitän Leutnant Buchta als Beobachter auf einem kürzlich von der Heeresverwaltung angekauften Farman-Dop- peldecker von dem Flugfeld Fischamend bei Wien aufgestiegen, um den Ballon zu verfolgen. Er umkreiste mehrere Male den Ballon und suchte ihn sodann zu überfliegen. Bei diesem Versuch streifte er die Ballonhülle, die einen Riß erhielt. Es erfolgte eine
furchtbare Explosion.
Der Ballon ging sofort in Flammen aus. Sowohl der Ballon als auch der Doppeldecker stürzten brennend aus einer Höhe von etwa 400 Meter herunter in die Tiefe und blieben am Abhange des Königsberges zertrümmert etwa 10 Meter von einander entfernt liegen. Sämtliche Insaffen des Ballons wurden als verkohlte Leichen ausgesunden. Oberleutnant Pflatz und sein Begleiter sind gleichfalls tot. Ihre Körper sind furchtbar verstümmelt. Hauptmann Hauswirt war einer der ältesten Fliegeroffiziere und seit Bestehen der Luftschifferab- teilung in Fischamend dieser zugeteilt worden. Oberleutnant Pflatz war einer der hervorragendsten Feldpiloten.
Der Ort Fischamend prangte bereits wegen des Blu- mentages, der hier stallfinden sollte, in Blumen- und Fahnenschmuck. Sofort nach Bekanntwerden der Katastrophe wurden die Fahnen eingezogen, Trauerflaggen gehißt und der Blumentag abgesagt. Die Gattin des Oberleutnants Hosstetter, der erst vor einem Monat geheiratet hatte, kam mit ihrem Auto, ohne zu wissen, daß sich die Katastrophe ereignet hatte, an die Unglückstelle. Es spielten sich herzzerreißende Szenen ab. als sie die verkohlte Leiche ihres Mannes sah. Ober- leutnant Pflatz stand unmittelbar vor seiner Verheiratung. Er hatte sich bereits in Fischamend eine Wohnung gemietet.
Die Ursache des Unglücks.
Es ist möglich, daß Oberleutnant Pflatz mit dem Aeroplan in einen von den Ballonschrauben erzeugten Luft- Wirbel geraten ist. Die zweite Möglichkeit besteht darin, daß Funken des Aeroplans das Gas, das von dem Ballon ausströmte, in Brand setzten. Eine dritte Möglichkeit ist die, daß der Führer des Flugzeuges die Entfernung vom Ballon nicht richtig abschätzte.
Der Kampf um Durazzo.
Die Rebellen wagten keinen neuen Vorstoß, aber man weiß genau, daß das nur aus Furcht vor einer Teilnahme der fremden Schiffsmannschaften im Falle der Einnahme der Stadt geschieht. Die Stimmung ist daher noch gedrückt, besonders auch, weil man wiederum Beweise von der Anwesenheit von Spionen und Verrätern inner-
Blut zum Steden; er sprang auf und trat an das Fenster. Da sah er auf der andern Seite der Straße Fräulein Ulrich gehen, die ausfallend nach seiner Wohnung blickte. Hastig trat er zurück, während eine Wolke über seine Stirn flog; mußte denn dieses Mädchen immer seinen Weg kreuzen? Er betrachtete es fast als ein Omen, wenn er sie sah — sicher passierte ihm dann etwas Unangenehmes! Eie war ihm unsagbar zuwider.
Am nächsten Tage begegnete ihm Mary zur gewohnten Stunde; einen Blick hingebender Liebe warf sie ihm zu, dann aber wandte sie sich scheu ab, während es flammend- rot über ihr Gesicht lief. Sie tat ihm so leid; auf ihrem süßen Gesicht spiegelten sich für ihn ihre Empfindungen ach so deutlich wider. Er fühlte mit ihr und sehnte doppelt die Stunde herbei, in der er sie trösten und beruhigen konnte. Anderntags kam wieder eine Absage ; endlich, aus sein dringendes Bitten und Verlangen bewilligte sie ihm eine Zusammenkunft für den nächsten Abend.
An dem bestimmten Tage nun erwachte er mit dem ersten Gedanken — „heute abend" —. Der Bursche brachte die Kleider mit den Worten: „Herr Leutnant, 's ist halb sechs. — Ah. Herr Leutnant sind schon munter?
„Jawohl — wie ist's Wetter?"
„Schlecht, Herr Leutnant; es regnet!"
„Es regnet?" kam es enttäuscht von seinen Lippen. Es durfte nicht regnen; er wollte ja heut' abend sein Lieb treffen. „Na. vielleicht höit's wieder auf!"
„Ich glaube nicht," meinte der Bursche, 's wird wohl
halb der Mauern hat. Es ist daher auch zweifelhaft, ob der von der Militäcmission oorgeschlagene Vormarsch sofort ausgeführt wird. Biel besprochen wird das Eintreffen der rumänischen Freiwilligen, die alles tun. Sympathien im Land zu gewinnen. Man kann darin wohl einen geschickten Schachzuz Rumäniens im Interesse seiner Balkanpolitik erblicken.
Nachts 12 Uhr 30 fielen am Samstag in der Stadt selbst elf von nicht sicher bekannten Individuen abgefeucrte Gewehrschüsse, die in verschiedene Häuser einschlugen, ohne jemanden zu verletzen. Kurz darauf begann die Borpostenlinie ein starkes Gewehrfeuer, in welches die Geschütze eingriffen. Nach einer halben Stunde verstummte das Feuer auf der ganzen Linie. Die Nacht verlief ruhig. In der Stadt werden die Schüsse darauf zurückgeführt, das es sich um ein Komplott von den in der Stadt lebenden Mohammedanern mit den Rebellen handeln müsse, das bezweckte, unter der Stadtbeoölkerung eine Panik heroorzurufen, die die Rebellen benutzen wollten. Im Zusammenhang mit dem nächtlichen Intermezzo ist der vor etwa 20 Jahren hierher eingewanderte mohammedanische Großkaufmann Hadschi Suleiman verhaftet worden. Bei einer durchgeführten Hausuntersuchung wurden vier Mausergewehre und zahlreiche Munition oorgesunden. Verhaftungen anderer verdächtiger Personen stehen bevor. Um ähnlichen Versuchen vorzubeugen, ist in der Stadt eine 120 Mann starke Nationalgarde organisiert worden, damit jeder einzelne den Rayon von fünf Häusern genau beobachte.
Gegen Abend brachte Bairam Duklani die Nachricht, daß Penk Bib Do da mit 2000 Mann bei Ischnt, 4 Stunden nördlich von Durazzo, stehe und am anderen Tage die Rebellen bei Schiak angreifen würde. Am Abend trafen 80 Mann aus Koffowo ein, denen noch mehrere Hundert folgen sollen. Man glaubt sichere Nachricht zu haben, daß die Rebellen über 4 Millionen Patronen verfügen.
Politische Tagesberichte.
Herzog Ulrich von Württemberg, Oberst und Kommandeur des Ulanen-Regiments König Wilhelm No. 21, wurde zur Vertretung des beurlaubten Kommandeurs der 27. Kaoalleriebrigade (2. Königlich Württembergischen) kommandiert.
Botschafterwechsel in Berlin. Der österreichisch, ungarische Botschafter in Berlin, Graf Szögyeny-Marich, tritt in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wurde Prinz Gottfried Hohenlohe-Schillingssürst emannt. Der neue Bot- schofler bekleidete früher den Posten eines Militärattaches in Petersburg, war 1907 der Berliner Botschaft zur Dienstleistung zugeteilt und im vorigen Jahre der Ueberbringer des vielerörterten kaiserlichen Handschreibens an den Zaren. Seit 1908 war Prinz Hohenlohe, der gegenwärtig im 47. Lebensjahr steht, zur Disposition gestellt. Er ist mit der Erzherzogin Maria Henriette, einer Tochter des Erz- Herzogs Friedrich vermählt.
ein richtiger Landregen werden! Der Himmel sieht aus wie 'n Sack."
Seufzend machte sich Wolf fertig. Da konnte er Mary nur bei Bergers sehen, und er hatte sich so danach gesehnt, sein Märchen allein zu haben und ihr alles zu sagen, was er für sie auf dem Herzen hatte.
Als er etwas ermüdet vom Dormittagsdienst nach Hause kam, lagen drei Briese für ihn da — einer von Mary, den er zuerst ergriff, die anderen beiden gar nicht beachtend. Beim Lesen verfinsterte sich sein Gesicht! „Das törichte Mädchen — hat sie denn gar keine Sehnsucht nach mir?" Mary schrieb ihm in seltsam dringlicher Weise wieder ab, ihn bittend, nicht in sie zu dringen, es sei ihr heute unmöglich, ihn zu sehen — bestimmt ober würden sie sich am nächsten Abend treffen. Es klang eine rührende Bitte aus ihren Zeilen, daß sein Unmut bald verflog.
Dann nahm er die anderen Briefe zur Hand, ein Geschäftsbrief von Bankier Ulrich — was mag er wollen? Und der andere von Bruder Erwin, der so selten schrieb — „Ist vielleicht dem Vater etwas passiert? Gutes kann es sicher nicht sein!" Von einer bangen Ahnung ergriffen, riß er das Kuvert hastig auf und las:
Lieber Bruder!
Du bist sicher erstaunt, durch mich die Ankündigung von Papas Besuch zu erhalten. Er selbst wogt nicht, an Dich zu schreiben — Wolf, es ist etwas sehr Trauriges, Ernstes, was Papa zu Dir führt; vergiß alles, was geschehen ist und sei gut mit ihm! Ich kann Dir nichts