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Fernsprecher Nr. 29.

88. Jahrgang.

Postscheckkonto Nr. 8113 Stuttgart

Anzrigen-Tebühr sür die rinspalt. Zeile au» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal.

Einrückung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderftübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

^ SO

Montag, dev 20. April

1914

Amtliches.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Land­wirtschaft, betreffend die Abhaltung eines Weide- lehrkurfes in Hohenheim.

Am 25. und 26 Mat de. Is. findet in Hohenheim ein Weidelehrkurs sür praktische Landwirte statt.' Als Kurs- lsiter werden sich die Herren Pros. Dr. Wacker, Pros. Dr. Krämer und Gutszvirtschaftsinspekw: Oekonomierar Gabriel beteiligen. Es werden Borträge allgemeiner und besonderer Art über: Klima, Boden und Werde, Anlage, Düngung und Pflege der Weiden, Weidkpflanzeri, Grassamemnisch- ungen und besondere Weidefragen, ferner Demonstrationen abgehalten werden.

Anmeldungen zum Kurs sind spätestens bis zum 10. Mai ds. Is. bet dem Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart einzureichen. Aus Gemein­den, in welchen die Maul- und Klauenseuche herrscht, können Teilnehmer nicht in den Kurs ausgenommen werden. Ueber die Seuchesreiheit ihres Wohnorts haben die Teil­nehmer sich bei ihrer Ankunst in Hohenheim durch ein schultheißenamtliches Zeugnis neuesten Datums auezuweisen.

Die Teilnehmer am Kurs habe« sich in Hohen­heim am LS. Mai d.J., morgens 8 Uhr, einznfinde«.

Stuttgart, den 14. April 1914.

Sting.

A. Werstchevungscrrnt Wagotb.

Bekanntmachnug

betreffend die Wahl der Berfichernvgsvertreter

als Beifitzer des Berfichernngsamts Nagold.

Nachdem von den Vertretern der Arbeitgeber und Ver­sicherten der wahlberechtigten Krankenkassen nur je eine Vorschlagsliste eingereicht worden ist, findet bei keiner der beiden Gruppen eine Wahl statt. Da sämtliche in den Vor­schlagslisten aufgesührten Personen die gesetzlichen Voraus­setzungen erfüllt haben, gelten sie in der Reihenfolge der Vorschläge als gewählt und zwar:

l. als Arbeitgebervertreter:

1. Schnepf Adolf, Möbelfabrikant, Nagold,

2. Wohlbold Ludwig, Eleklrizitälswerkdesttzer, Nagold,

3. Kleiner Jakob, Htrschwirt, Ebhausen,

4. Seeger Friedrich. Traubenwirt, Altensteia,

5. Walz. Joel, Maurermeister. Altensteig,

6. Könekamp, David, Gutspächter, Unterschwandorf.

H. als Arbeitnehmervertreter:

1. Rähle Adolf, Maurer und Fabrikheizer, Nagold,

2. Benz Karl, Fabrikküfer, Nagold.

3. Martini Jakob, Vorarbeiter b. K. Bahnmeisterei, Calw,

in Emmingen,

4. Bischer Friedrich, Schreiner, Nagold,

5. Walz Jakob, Oberholzhauer, Walddorf,

6. Pfetfle, Jakob, Schreiner. Altensteig.

Nagold, den 18. April 1914.

Amtmann: Mayer.

Sankt Urbans Krug.

Ein Schwank aus dem Vagantenleben des 16. Jahrhunderts.

Von Hermann Kurz.

An einem heißen Spätsommernachmittage wanderten drei fahrende Schüler durch das Höllentol, dessen enge Schlucht zwischen senkrechten Frlsenwänden am rauschenden Wasser hin kühl zu begehen war. Sie bedurften der Kühlung im tiesen Talgrunde unter dem grauen Gestein und den überhängenden Tannenforsten, denn sie waren alle drei srllsamlich bepackt. Der vorderste, weißköpflge, wie man es sonst nur an Kindern sieht, ehe ihnen die Haare im Erwachsen dunkler werden, dazu über seine Jahre be­leibt und reichlichen Schweiß vergießend, trug einen gebra­tenen Hammelsschlegel, abwechselnd bald gesenkt, bald wie einen Spieß über die Schulter gelegt Der zweite schwarz­haarig und mit klugen, dunklen Aeuglein um sich her blinzelnd, folgte mit einer großen Flasche Weins, die er mit frischem Moos umwunden hatte. Sie hatten die Weg­zehrung aus einer einsamen, mit Mannesvolk just schlecht verwahrten Schenke, wo sie weidlich gezecht, halb mit guten, halb mit bösen Worten fortgetragen und ein paar Plapparte dafür hingeworfen, deren Gepräge veimulich für die Wirt­schaft die Aufforderung enthielt, sotane Münze dem nächsten armen Teufel von einem Gast, der nicht so gewaltig vor dem Herrn auftreten konnte, beim Herausgcben anzu-

Tages-Neuigkeiten.

Aus Stadt und Amt.

Nagold, 20. April 1914.

Aevertragen: Je eine ständige Lehrstelle in Nagold dem Hauptlehrer Bachteler in Eßlingen-Sulzgries unter gleichzeitiger Bestellung zum Bolksschulrektor, in Hoch­dorf, OA. .Freudensladt dem Unterlehnr Wilhelm N o l- lenberger in Möhringen, AOA. Stuttgart.

* Vom Tage. Eine große Zahl Neugieriger strömte am gestrigen Sonntag von allen Seiten zum Rittergut Dürrenhardt; gab es doch dort eine nicht jeden Tag wieder­kehrendeTaube" zu sehen, d^e am Sametag angkflogen kam. Das Flugzeug (Gotha No. 15) ist am Samstag früh 5.51 in Gotha mit 2 Mann Besatzung aufgestiegen, durchslog die 300 km lange Strecke in 3V, Stunden, wurde also schon um V 2 IO Uhr beim Dürrcnhardter Hof von Feldarbeitern bemerkt; es flog dann bis zum Feldberg und wieder zurück, um gegen 12 Uhr beim Hof glatt zu landen. Die Landung soll wegen Benzinmangel und widriger Winde erfolgt sein; die Besatzung bestand aus Oberleutnant Frh. von 2 schersleben uud dem Vor­stand der Fliegerschule in Gotha. Wie wir soeben er­fahren, soll das Flugzeug abmontiert und per Bahn nach Gotha zurücktransporttert werden. Gusto Gräser, der Kämpfer für deutsche Art aus Degerloch-Falterau b. Stuttgart hat am Samstag nachmittag unserer Buch­handlung einen Besuch gemacht; er war zum Zweck des Besuchs eines hiesigen Herrn hierher gekommen und fuhr mit dem 7 Uhr Zug nach Stuttgart zurück. Wir halten Gelegenheit die Eigenart der Gedanken und des Wesens dieses Mannes zu vernehmen. Er wird jetzt einen Jahr- leiter (statt Kalender) herausgebrn, der erstmals 1915 er­scheinen und dem deutschen Volk zu kräftiger Erbauung dienen soll.

Die Erfolge einer standesbewußten Organi- sation. Per durch seine Selhfthilfeeimichtungen und die in den letzten Jahren besonders eifrige sozialpolitische Tä­tigkeit angesehene Deutsche Werkmeister-Verband, Sitz Düsseldorf, zahlte in den 30 Fohren seines Bestehens 12 215 870 Mark Sterbegelder, 4 313 319 Mark Unter­stützungen an Witwen und Waisen, 4 273 905 Mark Un- terstützungen an Mitglieder, 202 766 Mark an stellenlose Mitglieder (die Stellenlosen-Unterstützung besteht seit Oktober 1911) und 215 072 Mark wurden für Brandschäden ge­zahlt. Der Verband zählt jetzt 65 000 Mitglieder; zur Sicherstellung ihrer Ansprüche dient ein Vermögen von 17 000000 Mark. Die Werkmeister-Sparbank verfügt über einen Einlagebestand von 10000000 Mark. Die Rechtsschutzadteilung des Verbandes steht den Mitgliedern nicht nur bei Klagen aus dem Dienstvertrag zur Verfügung, sondern auch dann, wenn durch Klagen irgendwelcher Art die Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz zu befürchten ist. In den Jahren 1912 und 1913 wurden hierfür allein 53 030 Mark ausgewendet.

r Schutz der Stechpalme. Die Foistämter erlassen wieder eine Bekanntmachung zum Schutz der Stechpalme.

Die Schultheißenämter werden angewiesen, durch öffentliche Bekannimachung wie durch ew sprechende Belehrung und Ermahnung der Schuljugend für den Schutz der Stechpalme, die immer mehr ausgerottet wird, Sorge zu tragen. Man kann dieses Vorgehen nur begrüßen.

Ans den Rachbarbezirke».

r Stammhei«, 18. April. (Wahl) An Stelle des unlängst verstorbenen Vo stands der Kinderrettungsanstalt Stammheim, Privatiers Lamparter in Calw, ist Apotheker Seeger aus Calw gewäh't worden.

Frenderrstadt, 17 April. Wie der Gr. erfährt, finden die Manöver des 13. Württ. Armeekorps Heuer im Schwarzwald statt. Größere Truppenabteilungen werden in Stadt und Bezirk Quartier beziehen.

r Glatten OA.Freudenstadt, 18. April. (Tragischer Tod.) Einem Unglückssall ist der Schreiner Roman von hier, Heizer am Elektrizitätswerk, zum Opfer gefallen. Seine Leiche wurde jetzt am Rechen des Werkes gefunden. Wie aus zuverlässiger Quelle gemeldet wird, muß sich der Unfall schon am zweiten Osterfeiertag abends zwischen 10 und 12 Uhr ereignet haben. Roman war bereits längere Zeit herzletdend. Es wird angenommen, daß der ziemlich korpulente Mann in der Dunkelheit in die Glatt geriet, wahrscheinlich gestürzt und einem Herzschlag erlegen ist. Sonst wäre bei der geringen Tiefe der Glatt Rettung leicht möglich gewesen. Der erst 39jährige Mann hinterläßt eine Witwe mit 7 Kindern.

Laudesuachrichten.

r Stnttgart, 17. April. (Die Kaiserbüste eines Stuttgarters.) Der Kaiser hat dem Bildhauer Max Bezner, einem gebürtigen Stuttgarter, der seit einiger Zeit in Paris lebt, zu einer Porträtbüste Modell gesessen und sich nach Vollendung der Arbeit sehr anerkennend über das Werk geäußert. Eine Replik der Kaiserbüste, die im PariserSalon" ausgestellt werden soll, wird aus der diesjährigen Großen Berliner Kunstausstellung zu sehen sein, die Anfang Mai eröffnet wird. Bezner ist Mitglied der Allgemeinen Deutschen Kunstgrnossenschast.

p Stnttgart, 18 April. (Don der deutschen Turnerschast). Das soeben erschienene Jahrbuch der Deutschen Turnerschast sür 1914 enthält eine Uebersicht über die wichtigsten Ereignifle auf turnerischem Gebiet. In einem Rückblick und Ausblick wird u. a. ausgesührt:Durch die Wehrvorlage ist das Heer an Zahl der Soldaten gestärkt worden, man könnte es mit geringeren Mitteln leicht noch weiter stärken, wenn man eine Körperschaft, die alljährlich 40000 Rekruten entsendet, ebenso unterstützte, wie die Kriegeroereine und die Jugendbewegung." Ueber da» Verhältnis der Deutschen Turnerschast zum Iung- deutschlandbund spricht sich Prof. Wämser-Bußbach dahin au», daßtrotz aller Fehler und Mängel, die die Turner ganz besonders noch an dem Verhältnis zwischen Iungdeuischlandbund und Deutscher Turnerschast zu beklagen haben, sich immer mehr und mehr der Gedanke durchbricht, daß da» Turnen in seinem weitesten Sinne, Wandern und

Der dritte, ein etwas schief gebauter kleiner Mensch mit zweierlei Augen, trug das zum Wein und Fleisch ge­hörige Brot, aber auch noch eine andere Last, die nur in so wenig heikler Zeit und Gesellschaft menschlichen Blicken begegnen konnte. Die beiden, die sich zufällig in der Her­berge getroffen und Kundschaft miteinander gemacht, waren auf eine sonderliche Weise zum dritten Genossen gekommen. Als sie dort mit ihrer Beute abzogen, führte sie bald her­nach der Weg an einem Galgen vorbei, der nicht weit von der Straße aus einer Anhöhe stund. Es wäre ja ein Wunder gewesen, wenn man nicht von Meile zu Meile einen angetroffen hätte, und noch ein größeres, wenn der­selbe leer gewesen wäre.Heda, komm mit!" ries der Weißkopf dem derzeitigen Bewohner zu.Verziehet nur einen Augenblick, liebe Gesellen, ich bin gleich bei euch!" erscholl es auf diese Einladung vom Galgen her. Die beiden Dagar.ten, über sclchen Spuck am Hellen lichten Tage un­mäßig erschrocken, liefen aus Leibeskräften davon und hätten den Raub schier weggeworfen, als sie Tritte, so schnell wie die ihrigen, hinter sich Herkommen hörten. Der Weißköpfig« halte zuerst Reißaus genommen und den Schwarzen mit seiner Furcht angesteckt, der sich des Davonlaufens all­mählich zu schämen begann, und, an der jähen Steige an- gelangt, gern Halt gemacht hätte, um feinen Wein nicht zu verschütten. Aber als er sich umsah, kam ihm eine Figur nachgerannt, die ihn auf« neue in die Flücht trieb. Der Kleine batte nämlich, als ihn sein Weg in die Nähe des Galgens brachte, an drm Gehängten ein paar noch gute Beinkleider jede Hose nach herrschendem Brauch

für sich besonders befestigt wahrgenommen und sich derselben zu bemächtigten gesucht. Da es ihm jedoch nicht gelang, sie von den stark geschwollenen Beinen herunterzu- streifen, so hatte er diese kurzweg abgeschnitten und war eben hinter einem Gebüsch am Galgen beschäftigt, den Kern wegzuwerfen und die Schale zu behalten, als jener Zuruf von der Straße her geschah. Er glaubte ihn an sich selbst gerichtet und beachstchtigte keineswegs mit seiner Antwort so großen Schrecken zu erregen; wie er aber die beiden lausen sah, so wurde es ihm selbst unheimlich, er befestigte geschwind die beiden immer noch bekleideten Beine mit einem Nestel aneinander, warf sie über den Kopf, daß sie zu beiden Seiten vom Halse herunterbaumelten und lies den Flüchtigen nach, als ob der Tote, dem er doch sür alle Fälle da» Gehen niedergelegt hatte, hinter ihm her­käme. Sein demütiges Nachrufen drang endlich dem Schwarzen an das schreckbetäubte Ohr und bewog ihn. Halt zu machen und sich trotz seines greulichen Auszugs von ihm verständigen zu lasten, worauf er auch dem Weiß­kopf. der kaum noch seiner Glieder mächtig war, unter großem Gelächter zurückrief und beruhigte.

So zogen sie denn langsamer, aber immer roch mit sehr beschleunigtem Schritte den Berg hinunter und durch den Paß hinaus, in welchem es ihnen nach dem gehabten Schrecken zwischen den düsteren Felsen nicht recht geheuer war. Besonder» der vorderste schien so bald als möglich ins Freie zu kommen bestrebt, was zur Folge hatte, daß dos Kleeblatt verzettelt hintereinander ging, denn der Kleine konnte nicht recht Nachkommen, und der Schwarze, der