Leonberg, 11. Mai. Gestern starb im hies. Krankenhause der 23 Jahre alte Müllerknecht Gottlob Friedrich Züffle von Darmsheim. Derselbe erhielt vor einigen Tagen von einem Pferd einen so schweren Schlag auf den Unterleib, daß infolge Darmverletzung der Tod eintrat

Untertürkheim, 10. Mai. Vermutlich in­folge einer Unvorsichtigkeit ertrank gestern der fünf­jährige Knabe eines, hiesigen Schuhmachermeisters in dem ourch die starken Niederschläge sehr angewachsenen Neckar. Die Leiche soll heute bei Berg gefunden worden sein.

Bietigheim, 9. Mai. Seit einigen Jahren wird aus dem unmittelbar unter dem Enzviadukt ge­legenen städtischen Viehmarktplatz Sand gewonnen. Diese Ausgrabungen verschaffen der städtischen Kasse nicht nur eine schöne Einnahme, sondern es wurden dabei auch schon mehrfache Funde von Ueberresten fossiler Tiere gemacht, welche nach den Untersuchungen des Prof. Dr. Oskar Fraas dem Mammut, dem Rhinoceros, dem Urbären, Urhörch und Urpferd an­gehörten. Dieser Tage wurde das Schulterblatt eines Tieres ausgegraben, das mit dem entsprechenden Knochen eines zehn Zentner schweren Rindes verglichen, eine ganz riesige Größe gehabt haben muß; denn das ovale Knochenbecken des Fundes hat eine Länge von 25 Centimetern, während das des erwähnten Rindes eine Länge von nur 6 Centimeter aufweist.

Vom untern Brenzthal, 12. Mai. Die gegenwärtige Witterung, warmer Regen und Sonnen­schein, kommt dem Wachstum sehr zu gut. Sommer­und Wintersaaten sprossen kräftig hervor; Bohnen und Kartoffeln strecken ebenfalls die Köpfe empor und die schon in die Erde gesteckten Setzwaren wie Kohl u. s. w. haben Feuchtigkeit genug, um fortzuwachsen. Kirfchen- und Birnbäume haben reichliche Früchte an­gesetzt und die Apfelbäume stehen in so schöner Blüte, daß man hoffen darf, der heurige Obstertrag werde im Stande fein, die leeren Fässer wieder zu füllen. Das Wiesengras zeigt ebenfalls kräftigen Wuchs, so daß einem Futtermangel vorerst vorgebeugt, damit aber auch die Hoffnung auf einen Vieh- und Fleisch­abschlag geschwunden ist. Endlich stehen auch die Weinberge sehr schön und mit neuen Hoffnungen ist der Weingärtner erfüllt, nachdem ihm die drei Wetterheiligen so hold gewesen.

Baden-Baden, 12. Mai. Gestern abend hat sich auf der Station Oos ein bedauerlicher Un­lücksfall ereignet. Der Pflästerer Valentin Weiß- aupt von hier, welcher in der Bahnhofrestauration Oos war, wollte den eben abfahrenden Zug benützen und sprang, als derselbe schon im Gange war, auf denselben, glitt aber so unglücklich aus, daß er mit einem Fuß unter den Zug kam, wobei ihm der rechte Fuß unterhalb des Knies abgedrückt wurde. Der Bedauerliche, welcher Familienvater ist, wurde in das hiesige Krankenhaus ausgenommen. Gestern nacht '/-II Uhr wurde von Sinzheim ein Brand gemel­det, welcher größere Dimensionen anzunehmen schien, derselbe wurde jedoch auf den Herd beschränkt und nur 2 Häuser sind abgebrannt.

München, 13. Mai. Die von den Schrei­nergehilfen unternommene Lohnbewegung hat, gleichwie diejenige der Zimmergesellen, zum Schaden der Gehilfen geendet. Die letzteren hatten den Schreinermeistern gegenüber als letzte Bedingung den 9'/»ständigen Arbeitstag aufgestellt, aber auch diese Bedingung wurde von den Meistern abgelehnt. In einer vorgestern von etwa 2000 Gehilfen besuchten

Versammlung wurde daraufhin der Beschluß gefaßt, sich den Meistern zu fügen und auf die zehnstündige Arbeitszeit einzugehen. Doch solle in späterer Zeit d. h. unter günstigeren Verhältnissen für die Gehilfen, der Ausstand wieder begonnen werden. Die Gehilfen ivurden aufgeforoert, Beiträge an die Ausstandskasse zu entrichten, damit etwa 15000 in einem Jahr zusammenkämen. In einer Versammlung der Zimmerleute wurden von dem Einberufer die Notwendigkeit betont und bekanntgegeben, daß am 2. Pfingstfeiertage das Gründungsfest des süddeutschen Zimmermannsbundes stattfinde. An denVerband deutscher Zimmerleute", welcher den Nachweis über die zum Ausstande im April vorgeschossenen Gelder verlangte, erging die Antwort, daß der Verband seinen Verpflichtungen nicht gerecht geworden sei und deshalb selbst den Anlaß zum Mißlingen des Aus­standes, sowie auch zur Grüdung eines 'süddeutschen Bundes gegeben haben. Dem letzteren haben sich jetzt auch die Zimmerleute von Nürnberg, Augsburg, Regensburg und Landshut mit über 800 Mitgliedern angeschlossen. Der Schuhmacherausstand ist noch nicht beendet, da mehrere Meister die Forder­ungen der Gehilfen nicht annehmen. Doch haben 77 Meister die Forderungen, lOstündige Arbeitszeit und 2 °^., bezw. 2 50 -rZ Lohn, bewilligt; auch von

den übrigen 49 Meistern ist der größere Teil einem befriedigenden Ausgleiche nicht abgeneigt._

Eingesendet.

Freude an der Matur

darf und soll aus dem Auge eines jeden Menschen­kindes leuchten, das in dieser herrlichen Blüthenzeit sich Hinausgetrieben fühlt, um die Schönheiten der Gottesnatur zu bewundern, die nach der Erstarrung des Winterschlafes sich mit ihrem schönsten Kleide ge­schmückt hat, um das Wiedererwachen zu neuem Leben zu feiern. Ja gefühllos und kalten Herzens muß derjenige sein, dem sich die Brust nicht mit einer seligen Wonne füllt beim Anblick all der Herrlichkeiten, die Gottes ewig schaffende Hand über die Erde ausge­streut hat. Und wahrlich, wenn man diese Menge, groß und klein, die ein unwiderstehlicher innerer Drang Hinausgetrieben hat aus ihren vier Wänden, auf allen Wegen und Stegen sich ergehen sieht, wenn man über­all Händen begegnen kann, die gefüllt sind mit den lieblichen Erzeugnissen von Feld und Wiese, mit all den weißen, blauen und gelben Blüthen, die den be­zaubernden Schmuck unserer Wiesen ausmachen, da kann kein Zweifel mehr sein, daß alle diese mit Blüthen gefüllten Hände sich nur aus reinster Freude an der Natur ausgestreckt haben, um diese Schönheiten der Schöpfung noch näher vor das Auge zu rücken und damit die heimischen Räume auszuschmücken. Die Wenigsten freilich, die sich auf diese Weise eine kleine Freude erlauben zu dürfen glauben, haben wohl eine Idee davon, daß es eigentlich doch nicht der richtige Ausdruck für die Freude an der Natur ist, wenn man gerade das, worüber man sich freuen soll, zer­stört, wenn man sich allein für berechtigt hält, die Blüthenpracht der Wiesen zu lichten mit dem Ge­danken vielleicht, daß für die Andern doch immer noch etwas übrig sei, wenn dann gar vielleicht nach einer kurzen Spanne Zeit die rasch welk gewordenen Blüm­chen weggeworfen und auf dem Wege zertreten werden, um für den wahren Freund der Natur in ihrem Hinsterben eine stumme Anklage gegen diejenigen zu erheben die ihr junges Leben geknickt haben. Und wenn alle diese sogenannten Freunde der Natur erst bedenken würden, daß es unerlaubt ist, das üppig

-wachsende Wiesengras beim Suchen nach ein paar Vergißmeinnicht zu zertreten, daß es feldpolizei­lich strafbar ist, etwas abzubrechen, was einem Andern gehört, wenn sie die Ausdrücke des Aergers hören würden, die dem Besitzer der Wiese beim An­blick der Verwüstungen auf seinem Eigenthum ent­schlüpfen, dann glauben wir, daß die vielen zarten Hände, die sich jetzt so unbedacht und wie sie glauben, mit dem Rechte der Freude an der Natur nach all den bunten Blüthen ausstrecken, doch ein gewisses Zittern überkommen würde und daß die schönen Be­sitzerinnen dieser Hände, denn diese sind es zumeist denen diese Worte gelten doch vielleicht sich der Ueberzeugung nicht verschließen würden, daß die Schön­heiten der Natur ein Gemeingut Aller sind und daß die Freude an der Natur dann am reinsten zum Ausdruck kommt, wenn das innere Gefühl aus dem Auge spricht und man sich von dem Vorwurfe der Beraubung an dem Besitze anderer frei weiß.

Eingesendet. Am Himmelfahrtstag früh. 3 Uhr 40 Minuten, vielleicht auch noch etwas früher, begann das Abbrechen der Marktstände und die Be­wohner des Marktplatzes hatten, wie schon oft, das Vergnügen, durch das Klopfen der Hämmer und das Hin- und Herwerfen der Bretter aus dem Schlafe ge­weckt zu werden. Man erlaubt sich an die betreffende Behörde die höfliche und dringende Bitte, dieser un­nötigen , rücksichtslosen und hämischen Nachtruhestörung (oder ist es eine solche nicht?) -ein für allemal ein Ende zu machen.

Die Bedeutung eines gesunden Mutes für den

menschlichen Körper wird beim Publikum noch ganz ge­waltig unterschätzt. Man begreift nicht, daß eine sehr große Anzahl Leiden durch schlechtes, nicht gelwrig zu­sammengesetztes Blut hervorgerufen werden. Dieienigen. welche über Blutarmut, Blutandrang (Blutwallungen) Herzklopfen, Schwindclanfälle, Funkensehen, Bleichsucht,. Hautausschlag ec. zu klagen haben, sollten dafür sorgen, durch eine geregelte Verdauung und Ernährung das Blut zu kräftigen. In solchen Fällen leisten bekanntlich die Apotheker Itichard Brandt's Schweizerpillen, welche in den Apotheken s, Schachtel 1 erhältlich sind, sehr schätzbare Dienste und werden besonders auch von den Frauen wegen ihrer angenehmen Wirkung allen anderen Mitteln vorgezogen. Man verlange aber stets unter be­sonderer Beachtung des Vornamens Apotheker Aichard Brandt's Schweizerpillen. Halte man daran fest, daß jede echte Schachtel als Etikette ein weißes Kreuz in rotem Feld hat und die Bezeichnung Apotheker Richard Brandt's Schwcizerpillen trägt. Alle anders aussehen­den Schachteln sind zurückzuweisen. Die auf jeder Schachtel auch quantitativ angegebenen Bestandteile sind: Tilge, Moschusgarbe, Aloe, Absynth, Bitterklee, Gentian..

Gottesdienst

am Sonntag, den 18. Mai.

Vom Turme: Nro. 187. Vormittags-Predigt:. Herr Helfer Eytel. 1 Uhr Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr Nachmittags-Predigt (Kirche): Herr Missionar Hesse.

Kreitog, den 23. Mai,

10 Uhr Vorbereitung und Beichte.

Egsdt. Allen Arennden einer ausgezeichneten Higarre

empfehlen wir ans eigener praktischer Erfahrung als beste Bezugsquelle das Versandt-Geschäft von K. Zimmer, Ilürstenwakde bei Merlin. Tie genannte Firma hat sich durch ihre Solidität einen ganz besonders guten Ruf erworben. Ihr Geschäftsprinzip ist: Beste Ware bei billigster Preisstellung und durchaus reeller Bedienung. Wir sind überzeugt, daß ein jeder Raucher nach ein­maligem Versuch ein treuer Kunde der Firma wird, die Firma versendet Breiscourante gratis und franco.

Sie sind unglücklich, Helene?" stieß er aus.O, dann, wenn Sie selber wissen, waS es heißt, auf ein Glück verzichten zu müssen, haben Sie Mitleid mit mir! Weisen Sie mich nicht von sich für immer! Und können Sie mir nicht mehr geben, lassen Sie mir-wenigstens die Hoffnung!"

Wie Espenlaub im Morgenwinde erbebte sie.

Nicht mehr, nicht mehr!" flüsterte sie.Ich flehe Sie an, sprechen Sie nie wieder davon. Ich kann es nicht hören!"

Wie irren Blickes sah er sie an; kurz und laut ging sein Atem, während er mit sichtlicher Anstrengung hervorstieß:

Wollen Sie mir eine Frage beantworten?"

Sie neigte das Haupt.

Sprechen Sie," antwortete sie.

Noch sekundenlang zögerte er, dann-

Ist Ihr Herz nicht mehr frei?" Bleischwer rang sich jedes der Worte über seine Lippen.

Eine Pause trat ein, eine Pause, die ihm eine Ewigkeit däuchte.

Nein!" klang es dann klar aus ihrem Munde.

Wie ein Schwindel erfaßte eS ihn.

So wollen Sie nur fort von hier, um mit Ihrem Geliebten vereint zu sein?"

Ich werde niemals dem angehören, den ich liebe," flüsterte sie kaum hörbar.

Etwas wie Hoffnung leuchtete in seinen Augen auf.

Helene," sprach er zagend,selbst dem zum Tode Verurteilten wird eine letzte Gunst gewährt. Wollen auch Sie mir eine letzte Bitte erfüllen?"

Wenn ich eS kann, ja!"

Er sank vor ihr aus die Kniee.

Einen Kuß von Deinen Lippen, den ersten, den letzten!"

Sie war zu keiner Antwort im Stande. Schon schlang er den Arm um ihren Nocken und preßte einen glühenden Kuß auf ihren Mund.

Wie eine halbe Betäubung umfing es sie. Sie schloß die Augen. An ein­ander klopften ihre Herzen, in einander quollen ihre Seelen. Dies: eine Minute der Seligkeit, eine Ewigkeit voller Höllenqualen wog sie auf.

Jetzt langsam hob Helene die Lider und sah ihm mit einem einzigen Blick in die Augen, als wolle sie sich sein Bild einprägen für alle Zeiten.

Helene!"

Der eine Laut von seinen Lippen brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Sanft,, aber bestimmt machte sie sich von ihm loS. Sie erhob sich und er trat zurück von ihr. Gesenkten Blickes stand sie vor ihm.

Helene, es kann, es kann nicht sein, daß dies ein Abschied für immer sein soll!" Seiner selbst nicht mehr mächtig, entfuhren ihm die Worte.

Es muß sein!" versetzt- sie fest.-Leben Sie wohl!"

Mit Ungestüm ergriff er ihre Hand.

Helene. Helene, ich kann Dich nicht lassen!"

Sie müssen es! Lasten Sie mich gehen, meine Kraft ist zu Ende!"

Jetzt trat er zurück. Ihr totenbleiches Gesicht sprach beredter als ihre Worte.

Helene, ich werde von Ihnen hören?" brachte er nur noch gepreßt hervor.

Sie sollen von mir hören, ich versvreche eS Ihnen! Nun aber leben Sie wohl!"

Regungslos stand er, bis sie seinen Blicken entschwunden war, um dann einem Ruhelosen gleich davonzustürzen, unstät vorwärts getrieben, gleichviel, wohin. . . . -

(Fortsetzung folgt.)