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Deutsches Reich.

r Berlin, 20. März. Der Reichstag setzt die zweite Beratung des Etats für Südwestafrtka fort.

r Berlin, 20. März. Dem Reichstage ist von dem Adg. Bassermann (Rail.) eine Ans rage an den Reichskanzler eingereicht worden, welche Cchr.tte im In'eresse des in Rußland sestgehaltenen Ballonführers Rudolf Berliner seitens der deutschen Regierung uniernon men werden sollen.

Berlin, 19. März. Gutem Bernehmen nach steht die Versetzung des Kommandierenden Generals des 16. Armeekorps, von Deimling, von Straßburg nach Karls­ruhe bevor. An die Stelle Deimlings soll der jetzige Kom­mandierende General des 7. Armeekorps, der frühere Kriegs- minister von Einem, treten. Welche Verwendung für den gegenwärtigen Korpskommandeur von Karlsruhe, vonHuene, vorgesehen ist, wußte unser Gewährsmann nicht zu sagen.

Berlin, 20. März. Die Morgenblätter melden, daß die Ernennung des preußischen Ministers des Innern von Dallwitz zum Statthalter in Elsaß-Lothringen be- vorstehe.

Berlin, 20. März. Zu den Gerüchten über den Nachfolger oes Grasen o. Wedel aus den Statthaller­posten in Elsaß-Lothringen erfahren wir, daß eine Ent­scheidung noch nicht getroffen ist.

Karlsrnhe, 19. März. Nach dem Vorbild anderer Städte ist hier ein städtisches Nachrichtenbureau eingerichtet worden, da» unmittelbor dem Oberbürgermeister unterstellt ist, und dem in erster Linie die Abfassung und Verbreitung von Nachrichten aus der gesamten städtischen Verwaltung an die Presse, sowie Erteilung von Am Künsten usw. zufällt. Alle Mitteilungen gehen der Presse unentgeltlich zu.

Saarbrücken, 20. März. Nachdem die Grudenoer- waltung Hostenbach weitere 380 Arbeiter wegen ihrer Ver­weigerung von Ueberschichten entlassen hatte, beschloß die Beiegschaftsoersammlung den sofortigen Beginn des Streiks. Die Grubenverwaltung verharrt aus ihrem ablehnenden Stand­punkt gegenüber den Belegschaftssorderungen.

r Bremen, 19. März. Zu der Kollision des deut­schen DampfersKaiser Wilhelm der Große" mit einem Schoner wird uns mitgeteilt, daß der DampferKaiser Wil- Helm der Große" seftst-llte, daß sich die Besatzung des an­gerannten Schoner« nicht mehr an Bord befand. Nachdem der Schoner gesunken war, kehrte der DampferKaiser Wilhelm der Große" an die Unfallstelle zurück. Mit größter Wahrscheinlichkeit dürfte die Besatzung da die See ruhig war, von in der Nähe befindlichen Dampfern aufge- nommen worden sein.

Kiel, 20. März. Der Provinziallandtag bewilligte heute zur Erinnerung an die vor 50 Jahren durchgesührte Befreiung Schleswtg-Holsteins 100000 zur Förderung des Deutschtums in Nordschleswtg sowie 15000 für eine Düppel-Ausstellung und eine Beteranenfeier in Sonderbur?.

Rehme« die Geisteskrankheiten i« unserem Volke überhand? Die Zahl der ln den Irrenanstalten Preußens befindlichen Geisteskranken ist nach dem preußi­schenMinisterialblatt für Medizinalangelegenheiten" (1913 Nr. 49) im Zeitraum 19011911 in beharrlichem Wachs- tum von 73 955 auf 132 982 gestiegen. Die Frage ist umsttttten, ob diese Zahlen eine wirkliche Vermehrung de- deuten, oder ob die Steigerung nur eine scheinbare ist. Die genannte amtliche Veröffentlichung erwähnt die verschiedenen Umstände, die für letztere Auffassung geltend gemacht wer­den, fährt dann aber fort:Wenn auch diese Gründe im allgemeinen nicht in Abrede zu stellen sind, so steht es doch außer Frage, daß die moderne Kultur mit ihrem Hasten und Treiben, die größere geistige Anstrengung, dte stärkeren Aufregungen und Gemütsbewegungen, der Mißbrauch von alkoholischen Getränken und norkolischkn Mitteln rc. mehr Geisteskrankheiten zur Folge haben, als dies früher der Fall war." Werden die Nervenkranken, Morphiumsüch­tigen, Alkoholisten rc. m tbecücksichligt, so belief sich dte Zahl der Verpflegten während des Jahres 1911 auf 147143 (81342 männl.. 65 801 wetbl.) Fälle. Was speziell die letztgenannte wichtige, vermeidbare Ursache geistiger Er- Kränkungen betrifft, so wurdn im Jahre 1911 in den Irrenanstalten Preußens wegenAlkoholivmus" aufge- nommen 4747 Personen. 4413 männliche. 334 weibliche. Davon waren erblich belastet 822. Daneben sind auch bei dm übrigen Formen von Geisteskrankheiten große Prozent- sätze als Trinker angegeben, so bei Epilepsie (478 l Zu­gänge) rund 29, beieinfacher Srelenstörung" rund 21°/g.

Dr. F.

Amerikanische Lehrer als Hospitanten in Deutschland.

Zwischen d«r Stadtgemeinde München und dem Schul- buceau der Bereinigten Staaten ist ein Vertrag zustande- gekommen, wonach 30 amerikanische Lehrer nach Deutsch, land reisen, um in diesem und in jedem der drei folgenden Jahre in München in den ge verblichen Fortbildungsschulen als Lehrer-Stu!denten zu hospitieren. Sie sollen, heißt es in der Abmachung, die Methode studieren, in denen eine der leitenden Großstädte Europas auf dem Gebiete der ge- nördlichen Bolkserziehung oorgeht, ein Gebiet, auf dem in München unter Dr. Kerschensteiner, als Leiter des dortigen städtischen Schulwesens, so hervorragendes geleistet wird. Die Bereinigten Staaten haben zum Zweck der Studien­reise der 30 Lehrer einen Betrag von 60000 Mark aus Staatsmitteln vorgesehen.

Ausland.

r Petersburg, 19 März. Die Nowoje Wrrmja kommt laut Berliner Lokolanzeiger auf den ersten deutsch- russisch-n Handelsvertrag von 1894 zurück und legt dar,

daß Graf Witte als Finanzminister Deutschland nur soweit entgegengedommen sei, als die russischen Interessen es er- lavdten. Gras Witte liefert selbst zu dem Artikel einen bish-r noch nicht veröffentlichten Brief de« damaligen russischen Botschafters in Berlin Gräfin Echuwalow. Dieser erklärt den Handelsvertrag als ein erstklassiges Ereignis, das Europa mehr sichere, als die Friedensllga.

London, 19. März. Premierminister Aequith ist heute vormittag im Buckinghampalast vom König empfangen worden. Man glaubt, daß dies mit der heutigen Debatte über Homerule im Unterhaus zusammenhängt.

Odessa, 20. März. Einem hier eingegangenen Radio­telegramm zufolge, sind von 10000 Asirachaner Fischern, die einen Tag vor dem großen Zyklon ins Meer ausliefen, wie durch ein Wunder 8 00 von ihnen glücklich gelandet. Das Schicksal der übrige« SSV« ist unbekannt. Dte Zahl der auf der Atschujewsker Landzunge Ertrunkenen ist aus 3200 festgestellt.

Koustantinopel, 19. März. Julius Speidel aus Pforzheim, der aus Tasos die großen Galmeimtnen ex- ploilierl, und Schlersf, der Agent der Levantelinie, sind auf einer Motorfahrt von Tasos nach Kawalla verun­glückt. (Frks. Ztg.)

(Nach eingezogener Erkundigung scheint Herr Speidel glücklicherweise bei dem Unfall nicht in Mitleidenschaft ge­kommen zu fein; näheres bleibt abzuwarten. D. R.)

r Siansu, (Provinz Shensi), 20. März. Die Räu­berbanden des Weißen Wolf sind in die Provinz Shensi etngedrungen, nachdem sie Koitzekiang und Honan geplün­dert halten. E; ist bekannt, daß sich frühere Reoolutions- führer in Shensi beim Weißen Wolf befinden. In Siansu herrscht Ruhe.

Ein «enes Gemäße von Leonardo da Vinci entdeckt.

Wie aus Paris telegraphiert wird, befindet sich im Besitz eines einfachen Weinhändlers namens Baudry in Angouleme ein Gemälde, das, wie man annimmt, von Leonardo da Vinci stammt. Das Bild befindet sich in einem sehr guten Zustande; es stellt eine sitzende Frau dar, deren Gesicht merkwürdigerweise an das Lächeln der Mona Lisa erinnert.

S« Personen Opfer eines Dampfernnglücks. Benedig, 20. März. Der gemeldete Zusammenstoß des italienischen Torpedoboots 56 D stellt sich als folgen­schwerer heraus, als zuerst angenommen wurde. Als ein kleiner Dampfer mit etwa 80 Personen an Bord vom Lido herkam, stieß er mit dem Torpedoboot zusammen. Der Dampfer sank sofort und der größte Teil der Passagiere ertrank. Einige Personen wurden gerettet. 6 Leichen wurden in ein Hospital gebracht, darunter die des russischen Bizekonsuls Merkenski. Die Zahl der Opfer soll 50 betrogen.

r Benedig, 20. März. Sofort nach dem Zusam­menstoß des Torpedoboots mit dem Paffagierdampfer wurde der mit mächtigen Scheinwerfern ausgestattete österreichisch- ungarische Schlepper Bultan zu Hilfe gerufen. Auch ein Boot des deutschen Panzerkreuzers Göb-n ellte herbei. Ein Torpedojäger sucht mit Tauchern nach den Leichen. Es sollen nur etwa 10 Personen gerettet worden sein.

Benedig, 20. März. Es bestätigt sich, daß bei dem Schiffszusammenstoß etwa 50 Personen dar Leben einge­büßt haben. 11 Leichen sind bereits von den Tauchern geborgen worden. Auch die Kaiserliche Pacht Hohenzollern hat ein Boot an die Uuglücksstelle entsandt.

r Venedig, 20. März. Die Ursache des Dampfer- unglücks am Lido hat nach der Bofsischen Zeitung noch nicht sestgestellt werden können. Die Geretteten behaupten, daß der Bootsführer wie auch die Mannschaft unverwandt dem Fluge eines über dem Wasser erschienenen Hydroplans folgten und so das Nahen des Torpedobootes übersahen.

r Benedig, 20. Mürz. Das Gerücht daß bei dem Schiffsunglück im hiesigen Hasen auch vier deutsche Matrosen von derHohenzollern" ertrunken seien, ist unzutreffend.

Venedig, 20. März. Nachdem die ganze Nacht an der Unfallstelle gearbeitet worden war. fand ein Taucher heute morgen 5Vs Uhr das gesunkene Dampfboot. Wie er behauptet, befinden sich in dem Boot noch Leichen. Es wird versucht, dos Boot an die Oberfläche zu bringen.

r Venedig, 20. März. Der Name des Deutschen, dessen Leiche nach der gestrigen Schtffskatastrophe geborgen wurde, lautet Otto Friedrich Albing. Er war 60 Jahre alt, von Beruf Mrchaniker und stammt aus Berlin.

r Venedig, 20. März. Das gesunkene Schiff konnte bis an die Wasserfläche gehoben werden. Es wurden zwei weitere Leichen gefunden, doch konnte die Identität noch nicht sestgestellt werden. Das Schiff liegt sehr schräg und ist voller Schlamm. Man versucht dos Schiff in das Ar­senalbassin zu schleppen, wo die letzten Nachforschungen noch den Opfern des Unglücks oorgcnommcn werden sollen.

^ Nach ^ der Arbeit

liest man gern die Zeitung. Sie er- hol en unser Blatt immer pünktlich zu- gestellt, wenn Sie das A bann, ment rechtzeitig ^ erneuern. ^

r Berlin, 20 März. Das Betltner Tageblatt mel­det aus Benedig: Nach Schilderung eines Augenzeugen, der sich in der Nähe der Maschine des Dampfboots Lido befand, waren etwa 60 Passagiere an Bord. Im Augen­blick der Katastrophe verlor der Steuermann seine Geistes- grgenwart. Seine Versuche, den Zusammenstoß zu verhin­dern, waren erfolglos denn im Maschinenraum war nie­mand zugegen. Beim Zusammenstoß sprang der Maschinist und der Heizer, die ebenfalls an Deck gegangen waren, ins Wasser und suchten sich durch Schwimmen zu retten. An Bord des Torpedoboots mochte man dte größten An­strengungen, um einen Zusammenstoß zu verhü en, aber vergebens. Die Wand des Dampfers wurde glatt durch- geschnitten. DZr Dampfer begann rasch zu sinken. Die ganze Katastrophe hat nur ein paar Sekunden gedauert.

Gerichtssaal.

r Wien, 20. März. Nach mehrtäg'gen Verhand­lungen wurde heute in einem Spionageprozeß gegen neun Russen dos Urteil gefällt. Zwei Angeklagte wurden sretgesprochen, die übrigen, zu mehrjährigen Kerkerstrasen verurteilt.

Landwirtschaft, Haaßel und Verkehr.

Börsenbericht. Die Baissiers haben sich in der letzten Börsen­woche wiederum um so ausgiebiger betätigt, je geringer dir Beteiligung des ernsthaften Kapitalistenpublikums am Geschäft war. Die große Beschwichtigungsaktion in Sachen der deutsch-russischen Auseinander­setzungen hat die in weiten Kreisen herrschenden Besorgnisi« wegen einer neuen Gesährdung des Frieden» nicht zu beseitigen vermocht. Die Geldoerhältntsie sind aber andauernd günstig und wären wohl geeignet, die Unternehmungslust zu stützen, wenn nicht andererseits über die industrielle Konjunktur wieder weniger erfreuliche Berichte Vorgelegen hätten, die insbesondere auch auf starke Meinungsverschie­denheiten unter den bei dem einen oder anderen Industrieunternehmen maßgebenden Banken schließen ließen. Auch die weitere Verschlech­terung der Eisrnbahneinnahmen hat verstimmend gewirkt. Infolge­dessen ist von einer abermaligen, fast allgemeinen Ermäßigung des Kursniveaus zu berichten.1

Herrenberg, 18. März. Der heurige Eichenvrrkaus der Stadt stand ganz unter dem Eindruck: es geht kein Geschäft. Während man in vergangenen Jahren stets noch^twas über den durch eine Kommis­sion gemachten Anschlag erlöste, bracht« man es Heuer mit Mühe und Not auf 98 Prozent dieses Anschlages. Es galten I s, Eichen 102 I 1. 62.7 II » 87 II b 50.9 III » 67.6 III b 36.7 Mark. IV. 25 V. 16 >». Srsamtertös 31972

r «tuttgart, 19. März. Schlachtviehmarkt. Zugetrieden: Großvieh Kälber Schwein«

240 671 1134

Erlös aus */, Lx Schlachtgewicht.

Pfennig

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Tendenz mäßig belebt.

Verzeichnt» der Märkte der Umgegend

vom 23.28. März.

Simmersfeld 25. März Krämer- und Biehmarkt. Wildberg 25. . ,, ...

Im Muge durch die Wett

ist Scotts Emulsion gezogen, dabei aber keine vor­übergehende Erscheinung geblieben, sondern eine be­gehrte Marke geworden. In allen Erdteilen ist Scotts Emulsion scit Jahrzehnten als Kräftigungs- mittel bekannt, überall getrogen von Anerkennung und Vertrauen.

Sie habe« recht!

W> Maggi s Suppe« sind wirklich

M ganz vorzüglich. Man muß nur

M genau die Kochanweisung befolgen.

Umsonst quälen sich zaylcciche Landwirte mit dem Anbau der viel Arbeit und Kosten verursachenden Hack­früchte, weil sie versäumen, rechtzeitig an eine kräftige Thomasmchldüngung zu denken. Stallmist allein lui's nicht; denn der ist viel zu phosphorsäurearm, um damit Höchster träge zu erzielen. Durch Verstärkung der Thomas- mehldüngung aus einem Teil eines schon an und für sich kräft'g mit Stallmist, Thomasmehl, Kainit und Chilisakp-ter gedüngten Kartoffelfeldes aus gutem, lehmigen Sandboden erntete Herr Landwirt Magnus Rogg in Oberhausen 4500 kx Kanoffili im Werte von über 180 ^ mehr als auf dem übrigen Teil des Feldes, der sonst die gleiche Düngung, aber weniger Thomasmehl erholten Halle. Die Verstärkung der Düngung um 200 Thomasmehl pro Hektar halte nur 10 Mehrkosten verursacht; diese ver­zinsten sich also mtt 1700 °/i>.

Mutmatzl. Wetter am Sonntag nnd Montag.

Für Sonntag und Montag ist weiterhin unbeständiges, anfangs regnerisches, dann aber wieder ausheiterndes Wetter zu erwarten.

Hiezu das Illustrierte Sonntagsblatt Nr. 12

Illr die Redaktion verantwortlich: Kart Paur. Druck u Bei- lag der G. W. Zaiser'schen Bachdruckerri (Karl Zaisrr), Nngolr.