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Fernsprecher Nr. 29.
88. Jahrgang.
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Beilagen: Plauderstübchen, Jllustr. Sonnlagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
1914
Amtliches.
K. Hkevamt Hkagokb.
A»r die Gemeindebehörden.
Allerhöchst« Anordnung gemäß soll om Donnerstag, den S8. Asedr. ds. Js. die Feier des Geburtsfestes Seiner Majestät des Königs in der herkömmlichen Weise begangen werden.
Nagold, den 20 Februar 1914. Kommerell.
Tages-Neuigkeiten.
Aus Stadt und Amt
Nagold, 2l. Februar 1914
Sonntagsgedanken.
Vergnügen «nd Freude.
Die Freude ist ein Lebensbedürfnis, eine Lebenskraft Und e.n Leb nswert. Jeder Mensch hat ein Bedürfnis nach Freude und ein Anrecht aus Freude. Sie ist gleich unentb hrlich für die körperliche, wie für die
seelische Gesundheit. W. v. Keppler.
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Jeder nach seinem Sinn wühlt seiner Freuden Ort; der Rosenküfer hier, der Mistkäfer dort. Rücken.
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Es kommt für alle Menschen eine Zeit, wo sie sich vor nichts mehr fürchten, als vor dem, was man in der
Well Vergnügen nennt. Wilh.Raabe.
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Die wahre Erholung muß auch der Seele zugute kommen.
H. Marx.
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Die wahre Freude ist eine ernste Sache. Das Vergnügen ist le cht und lau», die Freude ernst und still. Das Vergnügen kommt mit lustigem Schelle,:grläute, die Freude ist eine Feiertagsglocke in der Seele, las Vergnügen verläßt uns, je älter wir werden, die Freude wird immerreicherundtiefer. E. Gros.
r Württembergischer Kriegerbnud. In seiner Eigenschaft als Protektor des Württcmb-rgischcn Krieger- bundes hat der König die Ernennung des zurückgeirctenen Pritsidialmttglicdes. Generalmajor o.'D. o. Funk, zum Ehrenmitglied des Präsidiums und die Wahl des Direktors Dr. Hegel maier von der Württ. Bankanstalt anstelle Funds in das Präsidium genehmigt'
Der Bund für Heimatschutz iu Württemberg und Hohenzollern hat sich ein neues Oberhar Pt erwählt in der Person des bekannten riiterschasilichen Abgeordneten zur Ersten Kammer. Frhrn. Friedrich v. Gaisberg-Schök- dingen. Diese Wahl ist freudig zu begrüßen. F-Hr. v. Gaisderg-Schöckingen hui ein warmes Herz und offenen Sinn für unsere vaterländische Vergangenheit und alles h stor-sch Gewordene. _
Alteusteig, 20. Febr. (Vom Rathaus.) Inder Sitzung des G e m e i n d er a ts vom 17. d. M. wurde ein Erlaß des K. M nisti-riums des Innern vom 30. Fanuar 1914 betr. Grabgeläut ebeim Begräbnis eines Selbstmörders verlesen. Die Stadlgemeinde hatte im Februar 1912 die Verfügung über das Grabgeläuie als einen bürgerlichen Akt jür sich in Anspruch genommen, nachdem der Vorsitzende des Kiecheng-u eindcrols, sich der Ausführung des einstimmigen Desch'.iGs des Mchengemeindl. rots, einem Sclbstmördec dos volle G abgeläute zu gewähren, widersrtzt hatte. Mit diesem ihremAnspruch wurde die Stadtge- meinde durch Entscheidung der K- Kreisregierung vom 26 April 1912 zmückgewt-sen. Ein,- HIegegen gerichtete Beschwerde der Sladigemeinde wurde nun mit dem oben erwähnten Erlaß durch das K. Mi iüerium des Innern riis unbegründet überwiesen unter Ansatz einer Sportkl von 30 -4k. Hiemir Hai sich aber da; K. Ministerium nicht begnügt. Dem Gemeinderot wird h'nstchtlich des Beschlusses, das volle Grabgeläute zu gewähren, und dessen Ausführung gewalttätige Selbsthilfe oorgeworsen. Damit hätten sich der Vorsitz „de und die zustimmenden Mitglieder des Ge- mrinderats einer Verletzung der ihnen als Hüter von Gesetz, Ordnung und Frieden in der Gemeinde obliegend n Dienst- Pflicht schuldig gemacht. — Gegen diese verletzenden Vorwitze wird vom Gemeinderat einmütig und entschieden Verwahrung eingelegt und diese eingehend unter Berufung aus Gesetz und U b ing b gründet mit dem Endbemerken, daß der gme Glaube dem Gdmcinderat bei seinem Vorgehen zum mindesten nicht abgesprochen nurden könne. Der Gcmebwerot beschließt, zunächst gegenüber den verletzenden Vorwürfen bel K. Ministerium Vorstellung zu erheben und falls dies zu dem gewünschten Ergebnis nicht
süßten sollte, gegen sich die Einleitung des Disziplinarverfahrens zu beantragen.
Ans den Rachbarbezirken.
Ungerechtfertigter Konkurs. Man schreibt dem „Caiwer Tagblatt": noch in Calw ist jetzt ein Konkursverfahren über das Vermögen eines Fuhrmanns abgeschlossen worden, in dem die Summe der Forderungen 6840 ^ 62 die verfügbare Maste aber 7867 ^ 03 ^ beträgt. Nun müssen von dm 1000 Ueberschuß die Kosten des Konkurses bezahlt werden. Wer entschädigt nun den Mann für diesen Verirrst und für den erlittenen, sonstigen Schaden? Eine Reform des Konkwsrechls im Sinne der-Vermeidung solcher unaerechtseriigter Konkurse wäre wohlbegründet.
Landesuachrichteu.
Vom Landtag
x Stuttgart, 20. Febr. Za Beg-nn der heutigen 100. Sitzung der Zweiten Kammer wrudc die namentliche Schlußabstimmung über den Gesetzentwurf betr. die Besteuerungsrechie der Gemeinden vor- genommen. Der Entwurf wurde mit 72 SOmmen einstimmig angenommen. Im Einlous befand sich eine kleine Anfrage drs Abg. v. Miilberger an den Minister des Innern über die Auszahlung der für d'e Unwettergeschätig- ten in Plochingen gesammelten Gelder. Dann wurde die Anfrage der Adg. Schmidberger (Z.) und Gen. an den Minister des Inmrn betr. Befreiung der Sam- melmolkereten vom Erhitzungszwang behandelt. In seiner Begründung bezeichnte der F agesteller es als notwendig, daß die Landwirte erfahren, ob sie mit dem Erh tzungszwang zu rechnen haben oder mit der Befreiung, damit sie sich bei der Bestellung der Maschinen darnach richten können. Der Minister des Innern, Dr. von Fleischhauer, brionte. die Regierung habe sich von Anfang an der T kmulnis nichb verschlossen, daß diese strengen Vorschriften nicht bei allln Eammel- molkereien durchgesührt werden könnten. In einer Ministerialversügurg sei deshalb b-stimmt worden, daß clle Molkereien, deren Viehbestände dem Tuber kulosetilgungs- verfahren unterworfen sind, ausnahmslos vom Erhitzungszwang befreit werden. Auch habe die Regierung eine weitgehende Bef-eiung und Milderung der G undsätze für dos Tuberkulosetilgu: gsverfohren vorgesehen. Di - Vorschriften über Kälberschutz sollten nur durchgesührt werden, wenn der Biehbesitzer sich ausdrücklich damit einverstanden erklärt. Zwei Dritte! der Gesamtkosten werden aus die Staatskasse übernommen. Eine Befreiung vom Erhitzungezwang könne auch in besonderen Ausnahmefällen gewährt werden, wenn die wirtschaftlichen Be hältnisse dies als geboten erscheinen lassen. In allen Fällen wo die Durchführung des Tuberkulose ilgungkverfahrens aus besondere Schwierigkeiten stoße, werde eine Befreiung vom Milcherhitzungezwang eint eien. Die Regierung glaube damit alle irgendw'e möglichen Erleichterungen gewäh t zu hab-n. Abg. Körner (BK.) beantragte eine weitgehende Anwendung der Befreiung vom Er- httzungezwang in Sammelmolkereien und die Festsetzung der Taxe für die Untersuchung der dem freiwilligen Tuberkulose- lilgungsoerfahren unterworfenen Tiere auf höchstens 30 -4 für ein Stück. Abg. Schmidberger (Z.) stellte den Antrag auf dauernde Befreiung vom Erhitzungezwang für die Mittel- und Kleinbetriebe drr Sammeln-olkeriirn. Die entgegenkommende Haltung des Ministers, der noch de- merkte, daß ein desl-mmter Satz für die Untersuchiingsgk- b bühr nicht festgesetzt werden könne, daß man ober sehen wolle, mit 50 Pfennig pro Stück für den Tierbesitz r auszukommen. fand von den Rednern der bürgerlichen Parteien dankbare Anerkennung. Ein kombinierter Antrag Schmid- berger-Körner, der die Regierung ersucht, die in der Ministerialvcrsügung vorgesehene Befreiung vom Erhitzung«, zwang für Sammelmolkereien zu gewähren, da die durchschnittlichen wirtschaftlichen Verhältnisse eine solche Berücksichtigung. als geboten erscheinen lcsftn, wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokratie angenommen und hieraus der Antrag Körner über die Fortsetzung der Untersuchungsgebühr einstimmig genehmigt. — Ohne Ausfchußberaiung genehm'gte dos Hans noch den Nachtrag zum Hauptsinonz- etat betr. die Errichtung weiterer Landgerichtsdirektor- stellen in Hs lbronnn, Tübingen, Rottrvei! und Ravensburg.
Nächste Sitzung Samstag 9 Uhr.
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Mit Rücksicht *aus die Fastnacht und auf Königs Geburtstag wird die 2. Kammer in der nächsten Woche nur zwei Sitzungen, am Freitag und Samstag halten.
Stuttgart, 20. Febr. Seinen Verletzungen erlegen ist heute nacht im Kaiharinenhospitol der Mechaniker Theodor Kl ein kn echt, der sich zimi Schüsse in den
Kops bstgebracht hatte. Dir durch ihn schwerverletzte Kellnerin Sophie Hitler befindet sich außer Lebensgefahr.
Württemberg i« Albauieu. Der württembergiche Architekt Benedikt Grimm, der mit der Restaurierung des halbverfallenen Palastes in Durazzo beaustrogi ist, stammt aus Ktrchhetm im Ries.
Tübiugeo, 20. Febr. (Musenmsumbau) In der gestrigen MilgÜederve-simmlnrrg wurde der Umbau des neuen und alten Hauses nach den Plänen des Stadtbau- meistcrs Hang einstimmig beschlossen. Kostenvorauschlag 90000 Mark
r Tübiuge«, 20. Febr. (Langsam aber sicher.) Die Absender eines gelegentlich des Sänge festes, also im Juni vor. Js., in den Neckar geworfenen leeren Weinflasche erhielten dieser Tage, nachdem sie ihre „Post" längst verloren und verschollen wähnten, die Mitteilung, daß die Flasche .am 7. ds. Mts. bei der Insel Schiermonnikoos (einer Nachbartnsel von Borkum) gefunden worden sei.
r Vaihingen a. Enz» 19. Febr. (Eine höfliche Umschreibung.) Der Enzbote hat -in letzter Zeit h-ftige Angriffe erfahren, weil er — offenbar aus guten Gründen — die Aufnahme eines Eingesandt verweigerte. Gegen die Angriffe setzt sich der Verlag des Vir-ttes wie folgt zu Wehr: „Ob ein Artikel zur Ausnahn e iig die Zeitung geeignet ist oder nicht, entscheidet stets die Redaktion des betreffenden Blattes. Mancher, der unfähig ist, einen sachlichen Artikel zu schreiben, hält sich für ein großes Licht und schmpst, wenn der erfahrene Redakteur nicht zur gleichen Ansicht gelangt. Das Papier solcher Artikel würde aber nicht selten besser an jenen stillen Orten verwendet, welche als arganischer Uebergang zur Landwirtschaft bezeichnet werden können".
Nlm, 18. Febr. Prälat Rieq in Un'ermarchtal hat gegen das Urteil der Strafkammer Ulm, das ihn bekanntlich wegen Nachd.uckv aus den Vorlesungen des Tübinger Professor« Koch zu 50 Geldstrafe verurteilt hat, Revision ans Reichsgericht ein legen lassen.
r Geradronn, 19. Febr. (Bran d.) In den Weiler Wülkerrfelden standen heute abend 2 große Bauernhöfe in Flammen. Sie gehören den Bauern Ströbel und Aibiz. Näheres über das Feuer liegt noch nicht vor.
i' Künzelsa«, 19. Febr. (Eine Mahnung zur Vorsicht.) Vor einiger Zeit wurde von Zoisenhausen über bedeutende Verluste beuchtet, die mehrere Landwirte an ihrem Biehstand zu beklagen hatten. Die Kalamität scheint noch nicht aufhörcn zu wollen. Jetzt mußten wieder zwei Tiere, eine Kuh im Wert von über 500 -s und ein Stier im We.-t von 300 -ki notgeschlachtet und um geringen Preis verkoust werde». Auch einige jüngere Tiere stehen krank in den Ställen und sind zum Teil in tierärztlicher Behandlung. In den meisten Fällen handelte es sich um Bauchfellentzündung und Trommelsucht. Fast allgcmein wird als Ursache der Erkrankung zu kalte Tränke angenommen.
Deutsches Reich.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 19. Febr. Tagesordnung: Etat für das Reichkjustizamt. 4 Tag. Zuerst erfolgt die Ausspreche über den Fall der Witwe Hamm in Fianderebach. die wegen Be'h ife an der Ermordung ihr,« Mannes zu 14 Jahren Zuchihaus verurteilt wurde, aber unschuldig ist Zu der Angelegenheit sprechen die Abg. Dittmann (Soz), Pseisser (Zlr.), Heckscher (Lp.) und Schul tz -Rp.) Die Redner geben der Hoffnung Ausdruck, daß die Wahrheit und Gerechtigkeit zum Siege führen möge und betonen dabei die Notwendigkeit der Reform des Wiederaufnahmeverfahrens. Dann folgten die Abstimmungen über verschiedene Resolutionen. Der Antrag der Natronolliberolen und Konservativen, die von der Budgelkommision gestrichene Stelle eines 6. Reicheanwalis wiederherzustellen, wird nach kurzer Befürwortung durch den Abg. Dr. Iunck ange- nomme'. Damit ist der Iustizelat erledigt. Es folgt der Marineetat. Der Abg. Noske (Soz.) fordert eine Verminderung der Rüstuigrn und internationale Verständigung. Staatssekretär Tirpttz legt den Standpunkt der Marine- Verwaltung zu den verschiedenen angeregt-n Frggen dar und gibt dabei auch Aufklärung über die beiden Unglücksfälle der Zeppklinlusischiffe. Die Hinterbliebenen der Ber- ungkückten bekämen die höchste zulässige Pension. Nach dem Staatssekritär spricht der Abg. Erzberger, der namentlich uns r Verhältnis zu England berührt und dabei betont, daß cs eind Ve ständigung mit England um den Preis der Lruischen Scewchr aus nationalen Gründen nicht geben könne. Die Weilcrb ratung wird auf Freitag 1 Uhr vertagt. Vorher kurze > nfrogen. Cchluß 6^ Uhr.