Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

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Fernsprecher Nr. 29.

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88. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

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Samstag, dm 14. Kevruar

Anzeigen-Gebühr für die einspalt. Zeile aus gewöhnlicher Schrift oder deren Rauni bet einmal. Einrückung 10 ^>, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderstübchen, Illustr.- Sonntagsblati und

Schwäb. Landwirt.

1914

Amtliches.

Ll. Hbevarnt Aagoli».

Marktgeuehmiguugsgesuch.

Die Stadtgemeinde Wildberg sucht darum nach, den seitherigen Biehmarkt am 25. Juli jeden Jahres auch in Zukunft abhallen zu dürfen und zwar in den Jahren, in welchen derselb: aus einen Samstag Mt, am folgenden Montag. Einwendungen gegen dieses Gesuch sind binnen 14 Tagen hier oorzubringen.

Nagold, den 12. Febr. 1914.

Amtmann Mayer.

D e Herren Verwaltnugsaktuare und die Gemeindebehörde«

werden aus die Verfügung der K. Ministerien des Innern und der Finanzen, beir. die Reichsstempelobgabe von Be­urkundungen über Versicherungen bei der Würiiembergischen Gebäudebrandversicherungsanstalt vom 24. Jan. 1914, A.Bl. S. 38. und den Erlaß des K. Berwaltungsrats der Ge- bäudebrandversich rungsanstalt hiezu vom 31. Jan. 1914, N. 279, A.Bl. S. 40. zur Beachtung hingewiesen.

Es ist besonders auch darauf zu achten, daß die neu vorgeschriebenen Vordrucke sofort benützt werden.

Nagold, den 13. Febr. 1914.

Amtmann Mayer.

Der Wetterwart.

B-kitischc Umschau.

p Das Problem der Arbeitslosenfürsorge, das schon seit Jahren alle Instanzen durchläuft, die etwa für seine Lösung in Betracht kommen können, Einzelgemeinden und Gemrindeoerbände, Landesparlamente und Relch-parla- ment, hat seinen Weg in den letzten Ta; en auch Meder in den würit. Landtag gesunden, freilich nur, um auch daraus so ungelöst hervorzugrhen, wie es ihm bisher anderswo be- fchieden war. An und für sich stellt dis Frage ein sehr dankbares sozialpolitisches Thema, dankbar wenigstens in­sofern, als sich endlos darüber reden läßt, und dankbar für gewisse Kategorien deshalb, we l es gar leicht ist, in großen verallgemeinernden Attsjllhrungen den warm­herzigen Fürsorgepelittker zu spielen, ohne sich über die Grundlagen, aus denen sich die Lösung eines so schwierigen Problems ausbauen muß, allzuviel Kopfzerbreten zu ma­chen, ohne mit den nüchternen Zahlen zu rc ihnen, ohne die jede Finanzpolitik bankerott machen muß. und doch erfor­dern gerade die Schwankungen, die hier in ganz besonderem Maße in Frage kommen, eine äußerst peinliche Haushaltung, weil man sich sonst zu leicht ins Uferlose verliert. Sym­pathisch und am leichtesten zusagend bei der ganzen Sach­lage ist zweifellos der Gebar Ke der kommunalen Arbeits- losensürsorge mit begrenzter staatlicher Urteistützung. Aber weun es je notwendig, daß man sich bei Bereitstellung staatlicher Mittel für allgemeine Fürsorgezwecks an brauch­bare statistische Unterlagen hält, so in dieser Frage. Sta­tistiken sind gewiß oft unpraktische Bureauorbeit, die mit der Wirklichkeit manchmal herzlich wenig in Einklang steht, aber in dieser unabsehbar tiefgreifenden Frage wäre sie tatsächlich angezeigt, und wenn schon so manche Denkschrift kaum Papier und Druckerschwärze gelohnt hat. hter könnte sie doch einmal die ersten Grundzüge schaffen, an Hand deren sich die Sache weiter verfolgen ließe. Es kann dabei trotzdem eine gewisse prozentuale Beteiligung des Staates an der Arbeitslosensürsorge der Gemeinden in prooisor' e. Weise vorgesehen werden.

Während sich die Reichstagsverhandlungcn bei der zweiten Lesung des Etats des Reichmmts des Innern in ziemlich flacher Eintönigkeit dahinjftehen und kaum in den K elsen der Beruf Politiker große Beachtung finden, hat in dieser Woche eine Kundgebung des Reichsau s- schusses der Zenirumspartei die allgemeine Aufmerksamkeit aus sich gezogen. Die tiefgreifenden Differenzen namemlich in der christlichen Gewerkschaftsfrage haben wohl in erster Linie dazu grsüh t, daß in der offiziellen Erklärung des Relchsausschusies der konfessionelle Charakter des Zentrums zuriickgesttllt und der ren politi­sche als Richtlinie fixiert wird, wobei ausdrücklich betont wird, daß diejenigen Männer, die dieser Richtlinie bisher gefolgt sind, die also namentlich den gemischtkonfessionellen, den christlichen Charakter der Gewerkschaft, n gewahrt misten wollen, nicht länger ins Unrecht gesetzt werden dürfen. Die Gegensätze werden zwar dadurch nicht aus der Welt geschaffen werden, aber die Kundgebung verschafft doch denjenigen, welche bisher gegen die rxlrem konfessionellen B-strebuigen anzukämpfen halten, ohne daß sie einen

richtigen Rückhalt hatten, ein ganz anderes gedeihliches Betätigungsfeld.

Ein merkwürdiges Spiel des Zufalls hatte es gewollt, daß wenige Tage vor vorerwähnter Kundgebung in dcr badischen Kammer der Minister des Innen!, Frei­herr v. Bodmann in einer z emiich scharfen Erklärung gegen den konfessionellen Charakter des Zentrums Stellung genommen hatte und auf eine Anfrage des über diese Kampfansage überraschten Zentrums bemerkte, er erblicke eine Gefahr sür die Freiheit des D.lkes darin, daß das Zentrum alle Katholiken sür sich in Anspuck nehme und daß er die immer mehr um sich greifende Betätigung der Geistlichen aus dem Gebiete der öffentlichen Politik für schädlich halte. Aber auch die Großblocksreunde bekamen ihren Teil ab; er verurteilt Gemeinschaslspolitik von bürgerlichen Parteien und Sozialdemokratie aufs ent­schiedenste, hält den Großblock sür widersinnig uud gefähr­lich und hegt die allerdings sehr optimistische Auffassung, daß die Sozialdemokratie durch Aufklärung und den ge­sunden Sinn des Volkes überwunden werden könne und, meinte er. wenn sie die gesetzlichen Dahnen verlasse, durch die Machtmittel des Staates. Schade säst, daß Baden die Landtagswahlen aus lange Zeit hinter sich hat, sonst könnte ja die Regierung ersehen, wie wett sich ihre Mahn­ung in der Praxis wirksam erweisen würde. Gewöhnlich sind bei Wahlen die Verhältnisse aber stärker, als die stärkste Regierung.

Tages-Nerrigkeiten.

Aus Stadt uud Amt

Nagold, 14. Februar 1914

Somitagsgrdsnstrn.

Verantwortung.

Wenn du wüßtest, daß ein schwarzer Gedanke von dir oder ein glänzender selbständig sich losrrsse aus deiner Seele und außer dir anwurzelte und ein halbes Jahrhundert lang feine Giftblüie und seine Heilwurzeln triebe und trüge: o wie würdest du frommer wählen und denken!

Aber weißt du denn das Gegenteil so gewiß?

Jean Paul.

*

Es ist ein hoher, feierlicher, fast schauerlicher Gedanke für jeden einzelnen Menschen, daß sein irdischer Einfluß, der einen Aufm g gehabt hat, niemals, und wäre er der aller Geringste unter uns. durch olle Jahrhunderte hindurch einEnde haben wird! Was geschehen ist, ist geschehen, hat sich schon mit dem grenzenlosen, ewig lebenden, ewig tätigen Universum verschmolzen und wirkt hier zum Guten oder zum Schlimmen, öffentlich oder heimlich, durch alle

Zellen hindurch. Carlyle.

*

O glaube nicht, daß du nicht seiest mit gezählt;

die Weltzahl ist nicht voll, wenn deine Ziffer fehlt;

die große Rechnung zwar ist ohne dich gemacht.

Allein du selber bist in Rechnung mit gebracht.

Io. mitgerechnet ist auf sich in aller Weise;

dein kleiner Ring greift in die größten Kreise.

Riickert.

? Kiuderliederkouzert. Einen köstlichen Abend be­reitete Frl. Helene Kaust er von Reutlingen gestern im Seminarfestfaal den Gesangsfreunden und -Freundinnen von hier und der Umgegend. Kinderlieder waren es voll zarter Reinheit, voll sprudelnder Lebendigkeit, voll n eckischer Freude, voll naiver Herzlichkeit, voll beglückender Seligkeit. Und wie der Text war die Musik, die so ganz dessen Inhalt erfassend, ihn wiedergab und zu glänzenden Einzelbildern umgestaltkie mit ihren leichtfüßigen, trillernden, jauchzenden, kreischenden und auch wieder zagend.n urd klagenden Tö­nen, über welche die Sängerin mit ih'em schon von Na'ur aus glücklich veranlagten und dazu noch künstlerisch aus­gebildeten Organ ebenso universal und virtuos verfügte wie über das Instrument, das Klavier, auf dem sie sich selbst so meisterhaft, anscheinend so ganz mühelos begleiieie. Ein näheres Eingehen auf die in sechs Abteilungen wieder- gegebemn 24 Lieder oder auch nur auf einige derselben hieße den Strauß zerpflücken. Dem Konzert folgte wie schon vorher anqekündigt ein Unterhaltungsabend im Gosthof zumRößle". den Herr Pfarrer Sigwart- Emmingen mit seinem Lichtbiidervorirag künstlerisch ver­schönte und wiffenschastllch erhöhte. Bon Luzern führte n die Versamm'ung über Lugano, Mailand und Genua an die wanderbarschöne italienische Riviera und nach der Lagunenstadt Venedig, die herrlichen Landsch.fien am Mittelländischen Meere in vielen Einzelbildern ins schönste Licht rückend. Es war deswegen der Versammlung aus

dem Herzen gesprochen, als Herr Schulrat Schott nach diesen Darbietungen Frl. Kausler für ihre köstlichen Lieder, mit denen sie uns aus kurze Zeit ins Paradies der Kind­heit getrogen hat, Herrn Scmtnarrrktor Dieterle sür Uedcr- lassurg des Festsaals, Herrn Pfarrer Sigwart sür den Sonnenschein, den er um uns Verbreiter hat, dankte und auch der Fräulein gedachte, die so schön und geschickt das Gelb aus den Taschen freilich sür einen gulcn Zwick zu locken wußten und der Hände, die den Saal so sinnig dekoriert hatten.

* Bezirksrindviehschau. Die nur noch alle zwei Jahre verfallende Bezirksrindv'ehschau wird Heuer am Donnerstag dm 18. Juni vormittags 8 Uhr in Altensteig abgehalten. In Verbindung mit der Bezirksfarrensckau findet auch Heuer wieder eine Eber- und Ziegrnbcckschau mit Prämierung statt. _

jj Rohrdorf, 14. Febr. Der gestrige Lichtbilder- vortrag, dm der Sekretär desblauen Kreuzes", Herr Molitor aus Stuttgart im Schullokal hielt, hatte eine recht stotttiche Zuhörerschaft angelockt. Redner verbreitete sich zunächst in längeren populären Ausführungen über dm Alkohol". Und wirklich, man kann diesen praktischen, aus dem täglichen Leben herausgegriffenen, gehaltvcllm Ausfüh­rungen seine Zustimmung nicht versagen. Dann erst reckt nicht, wenn !Le schädliche, familkenzerrüttende Einwirkung des größten Feindes am Wähle des Volkes so drastisch wie gestern uns im Bild vor Augen geführt wird. Wlr schlie­ßen uns gern dem Wunsche an, daß die segensreichen Be­strebungen desblauen Kreuzes" auch in Zukunft mit den besten Erfolgen gekrönt sein mögen.

Aus den Rachbarbezirken.

Calw, 13. Febr. (Immer noch vermißt.) Der scll 8 Tagen von seinem Lehrherrn, einem Cannstatter Schneidermeister, verschwundene IVjähttgeSnhn eines hiesigen Postunterbrc-mten, konnte bis jetzt noch nicht gefunden werdm. Er hat sein Geld und seine besseren Kleider zu­rückgelassen. In das Bereinshaus, wohin zu gehen er seinem Leh'Herrn angab. ist er am letzten Freitag abend nicht gegangen. Man befürchtet, daß dem braven und fleißigen jungen Menschen ein Unglück zugestoßen ist.

Landesuachrlchteu.

Vom Landtag.

i' Stuttgart, 13 Febr. Die Zweite Kammer sttzte heute die Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Penfions- rechte der Körperschaftsbeamten und ihrer Hinterbliebenen fort. In Artikel 8 Ziffer 6. die die Bestimmungen über die Deckung eines etwaigen Fehlbetrags der Pensionskaffe enthäl», hatte der Ausschuß beschlossen, daß die Staatskasse jeweils ein Drittel des Defizits tragen soll. Hieran knüpfte sich eins längere Aussprache. Der Minister des Innem v. Fleischhauer wandte sich wie in der Kommission mit aller Enischiedenheit gegen die Regeluno. bei der der Staat mit einer jährlichen Ausgabe von 500 000 zu rechnen haben würde. In dm Ausgaben von Staat und Gemeinde sei eine reinliche Scheidung notwendig. Sämtliche Redner des Hauses traten dagegen sür den Ausschußantrag ein und wiesen darauf hin, daß, solange der Staat die Dienste der Gemeindebeamten sür sich in Anspruch nehme, ein solcher Staatszuschuß gerechtfertigt sei. Abg. v Gauß brachte den Eegänzungsantrag ein, denjenigen Gemeinden, die eine eigene Persionskoss? haben, einen nach der Kopfzahl der Bevöl­kerung obzustuftnden Staatsbettrag zu gewähren. Dieser Antrag wurde ebenso wie der Ausschußantrag angenommen. Zu Art. 9, der von der Z isammensetzung des Berwaltungs- rats handelte, wurden verschiedene Anträge gestellt, so von dem Abg. Hartenstein (B.). dessen Antrag von Mit­gliedern aller Fraktionen unterschrieben wor, von den Abg. Schees (B ) und Bo um ann (N). Nach dem elfteren Anträge sollen unter anderem die Vertreter der Körperschaften weder der Pensionskaffe angehören noch Staatsbeamte sein. Der htztere Antrag will, daß sie einer bei der Pensionskaffe beteiligten'pkrschast als Mitglied angehören und nicht Kaffenmitglied sind. Der Antrag Hartenstein fand die Zustimmung des Hauses, ebenso hinsichtlich des Wahlmodus sür den Berwaltungsrat. Noch längerer E'örterung entschied man sich sür die Verhältnis­wahl. Kap. 9 wurde e ledigt. Schluß der Sitzung 1 Uhr. Morgen vorm'itog 9 Uhr Fortsetzung und Landespolizei- zentwle.

Dienstaufgaben und -Rechte der Organisten

uud Kantoren.

Das neueste Amtsblatt des Kullministeriums enthält einen Konststortalerlaß, der eingehende Vorschriften über