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Fernsprecher Nr. 29. 88. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.
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Echwäb. Landwirt.
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Unsere SchWruM skr Jentsch-SstnW«.
Ein Gedenkblatt zu ihrem 25jährigen Bestehen: 8. Februar 1914.
In der Milte der achtziger Jahre des vorigen Iahr- hrndeets trat Deutschland in die Reiae der Kolonialmächte. Die außerordentliche Machtstellung, rvelche unser geeinigtes Vaterland sich in der Weit durch die glänzenden Siege der dei schel Waffen auf den Schlachtfeldern des Krieges l870/71 enunaen hatte, war der Baden, auf dem das Srreden nach Erlangung überseeischen Besitzes erwachsen konrte. Den W g hierfür wies der U ltemehmingsgeist des tewschcn Kaufmanns.
Schon längst halte dieser einen regen Bei kehr mit außereuropäischen Ländern unterhalten und namentlich auch an oen afrikanischen Kästen in men g erschlossenen Gebieten festen Fuß gefaßt. Was besonders Ostasrika angeht, so harre die im April 1884 begründete Grsellschast für deutsche Kolonisatioes^noch im Laufe des gleichen Jahres an der Kllsre gegenüber der Insel Sansibar eine Reihe von Erwerbungen gemacht. Für letztere erhielt sie am 27. Februar 1885 aus Verwendung des Alt-Reichskanzlers Fürsten Bismarck einen kaiserlichen Schützt» rief, das heißt, die Gebiete wurden unter den Schütz des Deutschen Re ches gestellt. Auf die nunmehrige „Deutsch-ost afrikanische Gesellschaft" ging die Ausübung der bshertgen Hohetisnchle des Sultans, die Verwaltung und die Einziehung der Zölle über. Sle stieß hierbei bald auf Schwierigkeiten, da sie nicht in der Lage war durch Ent- fvllung genügender Machtmittel den Küster bewobnern und Ambern'Achtung einzuflötz-n. So kam es, daß nach drei Jahren fortwährender Feindselig kiten außer den Aüsten- plätz-n Dagomoyo und Daressalam fast nichts mehr in deuuch r Gemalt map. Die Araber, die sich in ihr m Hvupterwerbszwkige, dem Sklavenhandel, durch die deutsche Herrschaft bedroht sahen, waren zur Auflehnung geschritten. Laut ertönte daher der Ruf nach militör scher Hllfe.
Dieses führte zur Schaffung des Stammes der heu- tigenKaiserlichenSchutztruppe, der Truppe des Reichskommissars Wtssmann: Als deren St stungsiag ist durch Allerhöchste Kabinettsorder vom 16. Seo'ember 1911 der 8 Februar 1889 festgesetzt worden. Die T uppe erhielt zuerst den Nomen „Polizeitruppe in Ostafrika", dann „D e u 1 f ck - a f r i k a n i s ch e Schutztruppe". Im gewöhnlichen Sprachgebrauch hieß sie kurzweg „W t s s m a n n 1 r u p p e". Sie zählte an Weißen 25 Osfiz ere und Arrz e, 63 Deckosfiziere und Un-
First Mon» .Deutsche Politik."
Bon
Friede. Noack (Rom.)
(Schluß.) (Nachdr. verb.)
Das Leben des Volkes mit seinen Daseinsbedü-fmfsen und seinem Schr ffensdrang. dos ist für Bülow der Mutter- dod.n. auf d m Poltt k und WüKs mkeit der Regierungen erwachstn soll. Darin l egt einer der wlhiuendsten En- d ücke der polnischen Austastung des Fü-sten, und dieser gesunde, fruchibu e Grundgedanke oe leiht s -tnem System einen echt drwokratt chen Zug. wie stark er selbst auch die konservative Richim g seiner Politik betonen mag, ohne allerdings konservativer Prrteimann sein zu wollen. In Bülow mischen sich die T adittonen des pr-uk schen Militär- und Beamtenadels mit dem freien Selbstgefühl des har seol'sch n Bürgers. Er mißt hoher auch die innere Polüik vielfach mit einem andern Maß als der preußische Ko servalioe.
Der umfangreichere Teil seiner Schrift gilt der inneren Politik. Auch bür po emrsien erricht, übt aber ungescheut eine großzügige Kritik an unfern Schwächen. Naturgemäß sagt Bülow hier man ches. was nicht a -f ollen Seiten Zu stmmrng finden wird, aber eine sta-ke Anregung zum Nachdenken findet her jeder. Auch zur Eklbstp'üs, reg; und noch dieser A chtung muß man vor ollen Dingen wünschen, daß die Sch ist wnken nö e Schon in seiner Ministenällgkeit har der Fürst die Gabe bemüht, dem G qner entschiede?- gegenüberze treten, ohne jemals zu verletzen. Diele we tve lle Fähigkeit de- kb rit» n in r«, «us- irj er io moäo rrt t uns auch tu jedem Urei ü^er Auge- lege hei en d.r inneren P l»tk entgegen und w rkt weh Haft vorb ldlich. E n reines W hlwollen !ü s ine Mttbürpe — er gebraucht dies btziere Wort gern — und ein glühendes Bmerlarrdsg-fühl klugen aus seinen Satze» herzlich onmu- tend auch da Hindu ch, wo er ernsten T d l nicht spart, und der Tadel gewinnt durch jene Beim schung est rechl
terosfiziere einschließlich Lazarettgehiifen. An Farbigen: 6 Kompanien Sudanesen, 1 Kompanie Sulus, je 100 Mann, ferner 80 Landeseingeborene, Askari genannt, und je eine kleine Abteilung Artilleristen und Schiffsleute: im ganzen 850 Köpfe. Ja der Hand der tatkräftigen Perfönlichk it Wistmanns, der namentlich auch ein Meister in der Behandlung der Farbigen war, leistete die junge Truppe von Anfang an Vortreffliches. Die hrldemnliiige Erstürmung von Buschiris Lager, die Einnahme von Saadani und Pongau, der Feldzug gegen Bona Heil, die Unterweisung des Südens, die Kämpfe am Kilimandscharo im Norden des Schutzgebietes — diese Leistungen legen ein glänzendes Zeugnis ob für die Brauchbarkeit der Truppe. Binnen Jahresfrist war durch blutiges Ringen auf vier Kriegsschauplätzen die U iierweifung der Kolonie beendet..
Durch Gesetz vom 22. März 1891 wurde die Truppe des Reichskomm'stars in den Kaiserlichen Dienst übernommen. Hierdurch trat sie als gleichberechtigtes drittesGlied der deutschen Streitmacht neben Heer ur-.d Marine. Namentlich das erste Jahrzehnt ihres Bestehen; weist eine fast ur unterbrochene Reihe von Kämpf-n einzelner Ableitungen gegen unbotmäßige und räuberische Eingeborene auf. Aber auch Unternehmungen größeren Umfanges blieben ihr nicht erspart. So als es sich darum handelte, den Aufstand zu unterdrücken, der in den Jahren 1905 und 1906 den brüten Teil des Schutzgebiets zu einer rvohloorbereilelen Empörung auiflammen ließ. Würdig der ruhmreichen Vorkämpfer der Wtstmann- zeit und' der glanzvollen Vorbilder des heimatlichen Heeres, hat bei ollen diesen Anlässen die Schutztruppe ihren Mann gestanden und den zähen, verschmitzten Gegner besiegt. Der einz'ge Rückschlag, den sie-Elill, der Kampf bei Lula in Uhehe am 17 August 1891. ist ein zwar Unglück icher, ober he den Haft du chgesührter Taa. Nach Jahre hindurch haben die inzwisch n längst unterworfenen Wahehe mit Schrecken an das Blutbad zurücbg-dacht, welches deutsche Waffen unter ihnen an diesem Tage angerichtet hatten.
Aber nicht allein mit ihrem militärischen Tun, sondern oi ch als Verbreiterin und Trägerin der Kultur hat die T uppe Hervorragendes geleistet. In dieser letzteren Beziehung gerade in der Zeit, in der olles noch im Werden war und nur die kärglichstn Hilfsmi tel zur Verfügung standen. Der Bau der Stationen, der Straßen, der Vorkehrungen zur Nachrichtenübermittlung, die Anlage von Pflanzungen, dos alles ist tost ausschließlich ihr Werk. Als dann geordnete Verhältnisse eintraten. wurde sie von der Berwallnntkarbeit entlastet, so daß sie sich nun ganz dem
militärischen Dienst widmen kann. Eine Leistung bedarf noch b soliderer Hervorhebung: das herrliche Ergebnis, welches unsere weißen Osfiziere und Unteroffiziere bei der Erziehung ihrer farbigen Mannschaften erzi.lt haben. Als die weitere Anwerbung von Sudanesen u nmöglich gemacht wurde, muß!« man auf einheimüchen Eisatz zurückgreifen. Ganz unbedenklich schien diese Maßnahme nicht. Aber dank der richtigen und namentlich der stets gerechten Behandlung der Leute durch ih e weißen B -rge- setzten haben sich die gehegten Befürchtungen als grundlos erwiesen. Dies zeigte s ch in der Haltung' der M kari während des. Aufstandes 1905/06 Mit Stelz können unsere Kameraden drüben daraus zurückblickcn, daß ihre farbigen Untergebenen in der damaligen ernsten Lage nirgends versagt naben.
Wenn man die Geschichte der ostasrikar-isch'N Echutz- trvppe in den 25 Jahren ihres Best-Hens übersieht, so ist es eine Fülle von Arbeit, Kampf und S eg, Not und Tod, aber auch von Ruhm und Ehren, die sich dem Auge bietet.
Eisenbahn und Post in Württemberg.
Stuttgart. Die Länge der württ. Eisenbahnen betrug tm Etatsjahr !9l2/l3 2098,95 km. Die Zakl der beförderten Personen berechnte sich auf 7-4883200, gegen das Vorjahr mehr 4 372 899 — 6 20 pCr. Die Einnahmen aus drm Personenverkehr belüfen sich auf 31 649 363 -4t (5,68 pCi. mehr ais im Vorjahr), wovon rund 24,1 Mill aus dem Binnenverkehr und 7,5 Mrll. aus dem Berbandsoerkchc herrührte-. Mi, den Einnahmen aus dem Gepäck- und H mdeoerkehr usw ergibt sich ein Gesamtbetrag von 33 355 824 (1 8l3 209 -4t
mehr als im Bj.) Dos Gewicht der d.förde ten Güter
belief sich aus 199509^6 (9 99 -; E .
Tonnenkilometer wurden zurückgelcgt 1 147 451680 (3.75 pCi. mehr). Die Einnahmen aus dem Güiervrrkebr mit 52 832 2!0 -4k übersteigen die des Vorjahrs rm 1 186959 Mark — 2,30 pCi. Die Gesomteinnanme» der Staatseisenbahncn betrugen 92 455 932 -4k (3 086 876 -4k mrhr), die Betriebsausgaben 65780308 -4t (2 718 597 mehr), der Betriebsüberschuß also 26 675 624 -4t (gegen den Etaifatz mehr 3 88l 247 -4t und gegen das Vorjahr mehr 368 279 ^4t). Der Rservesonds hotte am Schluß des E atsjahrs 1912/13 ein Vermögen von 14 044082 -4t. Das Gesamtanlagekapital der Bahnen belief sich am 3l. März 1913 auf838044049(815733196 -4k), und ohne den Aufwand aus Betrtebse'nnahmen im Iah es-
an Gewicht. Die Abschnitte, in denen Bülow seine Wirtschafte pol-tik, den Zolltarif von 1902 und seine Ostmarkenpolitik eingehend begründet, werden vielleicht auch heute noch, obwohl zum Teil der Erfolg schon dafür spricht, seine Gegner nichr völlig entwaffnen, aber auch diese können unmöglich taub b r>b n gegen die e-hischen Beweggründe und gegen das starke Natior alsefühl, das sich gerade in der Behandlung der Ostmarkenf oge zu einer schönen deutschen B geisterrmg erhebt. Selbst die Sozialdemokratie, gegen die Fürst Bülow cnlsä lrffenen Komps will, bis sie nieder- gerrngen oder eine andre geworden ist, wird eh licherweise diesem Gegner die Anerkennung nicht versagen können, daß er von aufrichtigem Wohlwollen für die lohnarbeitenden M tdürger, für den Teil des deutschen Volkes eriüllt, den die sozialdemokrati cke Partei mit trügerischen Zukunsts- Hoffnungen au-schließlich cn ihre Fahnen zu fiffeln bemüht ist. Es würde gewiß um d'e soziale Lage und den inneren Frieden im Reick und in Preußen besser st Herr, wenn olle Angehörigen der leitenden Alrffen von dem Geist erfüllt wären, den Bülow in den Sätzen oussprichl: „Wtr müff.n unbeirrt um die Seele uns er Arbeiter rugen". wir dürfen den Haß der Sozialdemokratie e egen die besitzenden Klaffen n ch» mir Haß erwidern, „wir ehren auch om Arbeiter Gottes Angesicht." Bü'ow sieht in der sozialdemok atischen Portei die Antithese des p kubischen S'avtce, und schon da um schließt er eine Versöhnung mit ihr aus, weil ihm die preuß sche Eig«nar1 die staotsli'der.de K ost, das Rückgrat des staatlichen L'bens in Demschland ist, welches nicht gebrochen werden darf. Wer wie der Fürst das Wohl der Gesamt'otion als dos höchste Ziel der Pol-tik delrochtet, der mrß allerdings reokttoräre Eriömungrn eberso verabscheuen w e revolutionäre. Darum gr ht er auch aufs strengste mit dem Eondergeist, mit den partiknlorisi scheu Neigungen ins Gerichr, die den nationalen Gedanken zu überwuchern drohen. Der Erbfehler des Pmtitzulori-mux ist idm der oksährl'chste Feind untrer nat onc len Z> durch, mog er sich in Stommeszwtrt acht äußern oder im Bekirn rnü dader. im Kastenoeis», Standesdünkel Klosstndoß oder Bureoukrattk- mus. Gegrn diese Auswüchse des Sonberge:strs, mögen
sie im Norden oder Süden wuchern, erhebt er mit ernst stcm Nachdruck seine Stimme und b> kämpft ihn auch als den Quell unsrer Pa teizerriff nheit. M t eimm seinen Verständnis für Bolkspsycholoo'e weist er den klcinl'ch n Pa,« teigeist als den schwcch.n Punkt im deutschen pol tuchen Wisen nach, der uns zu urchrm eignen 'chweren Sch d,n hinür die meisten großen Notieren stellt, und verlangt, daß sich das truische Volk einen kräftigen G.meir si-n erwerbe, der über das K etnliche, Trennende htnwegsieht und nur auf das große Gern infame zustrebt, der mit einem Wort das Vaterland über die Pa trt stellt. B elle-cht si ht Bülow etwas zu schwarz, wenn er fürchtet, dar deutsche Volk müsse noch bittere Erfahrungen am eignen L rbe mcchen, bis es den it m fehlenden politischen S>nn erwerbe. Er läßt sich wohl auch durch die parlamentarische G möh- rwng erlangen, die bei uns noch nicht att ist. und di rch den erzieherischen Einfluß einer starken Fühiurg in der Regierung, wie sie Bwcw dem deu scheu Volke wünscht, einer Regierung, die eine leber dige nationale Politik treib», „eine Polllik die den zahlreichen und imrmr zahlreicher werdenden Mittelstand anzirbt, erhält und stärkt, die ohne bureoukratische Porringerirmmerh it d«m Talent auch m Stoaisleken freie Bahn sä afft, e re Pr liiik. die an die besten rational n Evpfindungen appelliert", die den g>is"g regsamen T- >l des Volk s und den Lrb, ralismvs nichr ctt sti ßr.
Es lst nicht mögltck, auch nur die Kernpunkre der Slaoiswe'rhkit, die der vierte R ichskanzler in seiner Schrift niedrig legt h>». hier a- f engem Raume alle zu würdloen: noch lveni-er ist es mögl ch bu ch einen Ar ezug E 'aü zu bieten M die Lek'üre der Schrift srlbst. Di'itows „Deut'che Polittk" muß vielm-hr in olle Hände kommen und oel-sen, b< dacht und wiedergllesen werden; so kann der erf. hrene Stvoismonn zum ?rseeep>1or Oerwrmi v auf dem G diel werdkn, wo es un- Deutschen om westen frblt. Nicht olle w r^en wohl den g'eiäen Netzen daraus z»eben, oder em s Kön en wir alle ais dem ehrlich und wa-mherzio jch-te- b neu D> k? lerner: daß es keinen ber.chttcten Weg g bt, sich über d e Mitmenschen zu erheben, als indem man ihnen dient.